Chronik von Garsten

25 Da sich nun die Äbte mit ihren Klöstern in einer sehr traurigen Lage befanden, schickten sie den Abt von Garsten, der damals ständischer Verordneter war, zu Kaiser Ferdinand, um von ihm Verhaltungsbefehle einzuholen. Dieser gestatete ihnen, alles tun zu dürfen, wodurch sie den Untergang ihrer Klöster verhindern könnten. Besonders gefährlich sah es für Garsten aus, denn die benachbarte Stadt Steyr hate sich auf die Seite der aufrührerischen Stände gestellt. Plötzlich aber änderte sich die Lage. Ferdinand, im August 1619 in Frankfurt zum Kaiser ausgerufen, schloss mit dem Herzog von Bayern ein Bündnis, demzufolge dieser 1620 mit einer Armee in Osterreich einrückte und die Stände zur Huldigung zwang. Graf Adam von Herberstorff ließ er als Stathalter zurück. Somit waren die Katholiken gegen die Protestanten geschützt. Der Abt von Garsten verlangte jetzt vom Magistrate, dass die ausgebliebenen Kirchenrechnungen nachgeholt werden (Pritz, Seite 64). Weil dieser wiederum nichts tun wollte, wandte sich Anton an die bayrische Regierung und bat für diese Sache um Kommissäre, welche auch 1623 mit dem Abte auf das Rathaus nach Steyr kamen und dort durch 8 Tage, ungeachtet des Protestes des Magistrates, eine genaue Untersuchung der Rechnungen vom Jahre 1554, wo der Protestan�smus in Steyr öffentlich eingeführt worden war, bis 1621 vornahm und die Angelegenheit in Ordnung brachten. Mit dem Jahre 1624 setzte allgemein die Gegenreforma�on ein (Mayer II, Seite 135). Die lutherischen Prediger und Schullehrer mussten das Land verlassen und die Protestanten sich zur katholischen Lehre bekehren. Zur Vollziehung dieser Befehle wurden der Graf von Herberstorff, der Abt Georg Fall von Götweig u.v.a. als Kommissäre eingesetzt. Diese zogen im Lande umher und setzten katholische Geistliche, Bürgermeister und Räte ein. Sie erließen auch im Oktober 1625 ein Patent, das allen Einwohnern die Annahme des katholischen Glaubens befahl. Bei der Einsetzung von katholischen Pfarrern kam es überall zu Aufläufen, welche der Stathalter Graf Herberstorff mit kalter Grausamkeit unterdrückte, wodurch er im Mai d.J. ein Aufstand der Bauern hervorrief, der alle Bemühungen fruchtlos zu machen drohte. Es brach nämlich der schreckliche Bauernkrieg unter Stefan Fadinger im Mai dieses Jahres aus. Die Bauern schlugen die Truppen des Stathalters und rückten immer weiter (Pritz, Seite 64). Sie benahmen sich sehr grausam gegen die Priester und Mönche, weshalb der Abt von Garsten mit seinen Mitgliedern aus dem Kloster floh, als am 31. Mai jene einzogen. Noch am selben Tage kamen sie auch nach Garsten, plünderten alles und nahmen Pferde, Vieh und Wein mit sich fort. Am 28. Juli begab sich Neumüller, ein Anführer der Bauern, in das S�� und suchte daselbst nach Waffen. Er fand tatsächlich solche und verteil te sie unter den Bauern. Am 22. August säuberte endlich der kaiserliche Oberst Löbel Steyr und Garsten von den Bauern, worauf auch der Abt mit seinen Konventualen in das geplünderte S�� zurückkehrte. Da nun wieder Ruhe im Lande eingekehrt war, arbeitete der unermüdliche Abt Anton mit neuem Eifer weiter. Nachdem er 1628 vom Papste Urban VIII auf 5 Jahre das Privilegium erhalten hate, Kirchenaltäre zu konsekrieren, weihte er viele ein, da sehr viele zerstört oder entweiht worden waren.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2