Chronik von Garsten

24 Garsten musste damals in sehr gutem Rufe gestanden sein, denn es wurden, wie es auch früher schon ö�ers geschah, 2 Mitglieder des S��es zu Äbten in anderen Klöstern gewählt; 1610 wurde Kaspar Plauz, Doktor der Theologie und Philosophie, nach Seitensteten und 1612 Dr. Georg Falb nach Götweig berufen. Abt Wilhelm erbaute 1604 das sogenannte Kastnerhaus an der Straße nach Steyr und ein anderes im eins�- gen Buchenwäldchen auf jenem Hügel, um den die Enns in Garsten die S-Schlinge zieht (mit diesem Haus ist wohl das sogen. Hochhaus im heu�gen Buchholz gemeint). Im Jahre 1613 besuchte Kaiser Mathias mit seiner Gemahlin und dem Hofstaate auf seiner Reise nach Regensburg das Kloster Garsten und brachte dort auch eine Nacht zu. Als der Abt am 27. Dezember des Jahres 1614 sein Namensfest feierte, zu dem viele Bürger und Gäste aus Steyr gekommen waren, traf ihn plötzlich bei Festafel der Schlagfluss und er starb am folgenden Tag. Seine Leichenfeier wurde sehr pompös abgehalten. Nachdem das S�� auf einige Zeit von einem der Mönche bloß verwaltet worden war, wählten sich die Garstner im Jahre 1615 den Prior von Melk, Anton II, Spindler von Hofegg, zum Abte. Er entstammte jener Familie, die ohne dies dem S��e Garsten einen tüch�gen Vorsteher in der Person des Abtes Johann I gegeben hate. Anton II darf mit Recht zu den vorzüglichsten Prälaten des Klosters gerechnet werden. Nur ein Mann wie Anton war, von lebendem Eifer für das Gute, für sein S�� und die katholische Religion, unermüdlich, geduldig und vertraut mit den schwierigsten Angelegenheiten, konnte in jenen schweren Zeiten die Leitung des S��es führen, wo die Stürme des dreißigjährigen Krieges das Land durchtobten und die Wut der Bauern der katholischen Religion und den Klöstern den Todesstoß versetzen wollte. Ein Jahr nach seinem Regierungsantrite nahm er die Angelegenheit von den protestan�schen Spital- und Bruderhauskirchen auf, indem er dem Magistrate von Steyr erklärte, er werde den katholischen Gotesdienst in diesen beiden Kirchen wieder einführen (Pritz, Seite 62). Die Behörde widersetzte sich energisch; doch der Abt machte kurzen Prozess. Er ging selbst nach Steyr und hielt in der Bruderhauskirche am 29. Juli 1616 den ersten katholischen Gotesdienst ab und setzte auch einen Priester ein. Darüber entrüstet, erhob der Magistrat dagegen Protest. Der Abt kümmerte sich nicht darum, sondern zeigte an, dass der am Feste des hl. Michael auch in der Spitalkirche den Gotesdienst halten werde. Die Bürger setzten ihm jedoch große Schwierigkeiten entgegen, so dass er sich nach Wien an Kaiser Mathias wandte, der nun zurückschrieb, er solle nur die Spitalkirche eröffnen. Und so las er denn auch in Gegenwart des Burggrafen am 24. Oktober 1617 darin die erste hl. Messe. Viel arbeitete Anton II auch für die Errichtung eines Kapuzinerklosters in Steyr. Er Gab Geld, Materialien und den Grund dazu her, worüber er sich aber das Eigentumsrecht für den Fall einer Au�ebung des Klosters behielt. Der Abt hate natürlich darüber die Jurisdik�onsgewalt. Im Mai 1618 erhoben sich in Prag die Protestanten gegen den Kaiser. Dieser starb aber, bevor der Sturm beschwich�gt worden war. Ferdinand II übernahm die Regierung der Länder. Der Aufstand griff immer weiter um sich, selbst die österreichischen Stände schlossen sich an die Böhmen gegen Ferdinand an.

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