Chronik von Garsten

28 gewählt, der seine Vorgänger sogar noch übertraf (Pritz, Seite 71). Er war am 31. März 1647 zu Steyr geboren, besuchte zu Garsten die lateinische Schule und war vor der Abtwahl Subprior. Er besaß die herrlichsten Eigenscha�en; mit den großen Fähigkeiten seines Geistes verband er eine rastlose Tä�gkeit. Bei der Verherrlichung seines S��es sowohl durch vortreffliche Gebäude als besonders durch religiöse und wissenscha�liche Bildung der Mitglieder stand ihm sein lebendiger Sinn für das Schöne und Edle zur Seite. Seine erste Bautä�gkeit war, die begonnene S��skirche zu vollenden; die Mauern wurden noch zu ihrer notwendigen Höhe ergänzt, das Dach aufgesetzt und 1684 beide Türme in ihrer schönen Form vollendet. Johann Bap�st Carlone, ein Italiener war der Baumeister. Der Hochaltar wurde von Carl Anton Carlone und Marian Ri�nger, einem Laienbruder des S��es, aus schwarz poliertem Holze verfer�gt und kostete 8598 Gulden; der Tabernakel wurde zu Nürnberg um den Preis von 280 Gulden hergestellt. Der Bau der Kirche war im Jahre 1685 so weit, dass sie der Abt am 5. Oktober eröffnen konnte. Aber das Innere der Kirche, besonders die Seitenaltäre waren damals noch lange nicht vollendet. Gewiss ist sie vor allem dadurch ausgezeichnet, dass in ihr Meisterwerke verschiedener Künstler weteifern; jedes Altarbild stammt von einem anderen Meister. Zur Ausfer�gung des Hochaltarbildes berief Abt Anselm I den berühmten Franz de Neuve aus Antwerpen (das Hochaltarbild stellt die Himmelfahrt Mariens dar). Für die Seitenaltäre malten im Au�rage des kunstsinnigen Abtes: Joachim von Sandrart den hl. Benedikt im Sterben (der Kopf ist von ungemeiner Schönheit); beim Skapulieraltare Innozenz Turriani eine Mutergotes mit einem Antlitz voll lieblicher Zartheit; Petrus Strudel, ein Schüler des Venezianers Loth und Vorsteher der Wiener Akademie, die hl. Kunigunde mit nackten Füssen auf dem glühenden Pflugeisen unverletzt einhergehend, während ihr Gemahl, Kaiser Heinrich, von seinem Throne zusieht (Pritz Seite 73); Karl von Reslfeld den hl. Berthold und oberhalb am Bild, wie dessen Sarg auf den Schultern der Engel zu Grabe getragen wird; Johann Andreas Wolf in München den Tod des hl. Josef, ein Bild, das die bisher genannten Meisterwerke an Wirkung vielleicht noch übertri�; von diesem Bild wurden 1000 Abdrucke in Kupfer gemacht. Der edlen Eifersucht der Augsburger Maler Rechnung tragend, berief Abt Anselm I aus ihrer Gilde den Johann Heyss, der das Bild der hl. Gertrud malte. Neben der schönen erhabenen Bauart zeichnet sich die Kirche besonders durch ihre herrlichen Stuckaturarbeiten von Johann Carlone und durch die Freskomalereien der drei Brüder Grabenberger und Reselfeld aus. Die schöne Kanzel verfer�gt der Bildhauer Jakob Pocorni, Steindorfer vergoldete sie um 1130 Gulden. Im Jahre 1686 ließ der Abt die Gebeine des S��ers Otokars und seiner Gemahlin Elisabeth in einen neuen Sarg samt den im früheren Sarge aufgefundenen Sachen und Tafeln einschließen und in die Kirche übertragen. Der Sarg ist geteilt: oben liegt Otokar, unten Elisabeth. Es wurde auch eine Plate aus Zinn hineingegeben mit der Inschri�: „Ossa fundatoris et fundatricis, quae Michael Abbas Garstensis 1347 in veterei ecclesia renovato tumulo honoravit, eadem hisce loculis inclusa huc transulit Anselmus ejusdem loci Abbas 1686“.

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