Chronik von Garsten

27 des S��es, Michael Obermüllner, ausführte, der ein sehr geschickter Bildhauer war. Als sich im Jahre 1646 die Nonnen vom Orden der Augus�nerinnen von der Verkündigung Mariens in Steyr ansässig machten, wurde dem jeweiligen Abte von Garsten die Oberaufsicht über sie und die Leitung ihrer wich�geren Geschä�e übertragen. Später wurde für sie auch Kloster und Kirche erbaut. Im Jahre 1677 war in Roman I der Entschluss zur Reife gelangt, eine neue S��skirche zu erbauen. Noch in demselben Jahre wurde die alte niedergerissen. Der Abt ließ die Gebeine des hl. Berthold in die Pfarrkirche übertragen, während jene des S��ers und dessen Gemahlin bis zur Vollendung des neuen Goteshauses in der Kapelle „St. Kosmas und Damian“ au�ewahrt wurden. Bei dieser Gelegenheit öffnete man die Särge und man fand bei Otokar VI eine Halskete mit vergoldetem Kreuz, das mit Reliquien versehen war und eine Tafel von Zinn mit der Aufschri�: „IIII. K. Decemb. Otacher Fundator Loci hujus obiit et haec sunt ossa sua“ (Pritz, Seite 69). Die Gebeine der Elisabeth bedeckte eine andere zinnerne Tafel mit der Inschri�: „VI. Octobris Elisabet Fundatrix loci hujus obiit et haec sunt ossa sua“ Der Abt ließ sehr fleißig an dem Bau der Kirche arbeiten; die große Gru� war fer�g und schon reichten die Mauern bis zum Dache hinauf, als für Roman I das Jubelfest seines 50-jährigen Priestertums herannahte. Am 27. Juli 1679, am Tage des Hl. Berthold, feierte nun der ehrwürdige Greis sein Fest in Gegenwart eines zahlreich erschienenen Adels und von 12 Prälaten. Auch das Volk nahm innigen Anteil an der Feier des Jubilanten, der ihnen schon 37 Jahre ein guter Vater und ein Vorbild der Tugend und Frömmigkeit für die ganze Gegend gewesen war. Eine große Freude bereitete ihm im folgenden Jahre am 12. August auch der Besuch des Kaisers Leopold I. Nicht so schön und glücklich sollte sich jedoch der Lebensabend für den Abt gestalten. Im Jahre 1683 standen nämlich die Türken abermals vor Wien, wo sie im Juli die Belagerung begannen. Sie drangen bereits bis Amsteten vor, weshalb die Herrscha� von Steyr im Vereine mit Garsten Verhaue und Befes�gungen errichten ließ. Durch diese Verteidigungsmaßnahmen vermehrte sich erst recht der Schrecken. Die Konventualen von Garsten, ganz besorgt um ihren geliebten Abt, ließen diesen gegen seinen Willen auf einer Sän�e nach Spital am Pyhrn bringen. Die Feinde waren unterdessen über Waidhofen nach Steyr gekommen, zogen sich jedoch sofort wieder zurück, da am 12. September die Stadt Wien von den Türken befreit worden war. Diese Gefahr war also wieder vorübergegangen, doch der Schaden, welchen das Land und das Kloster Garsten erliten haten, war nicht klein. Die Weinberge und die zum S��e gehörigen Häuser in Nußdorf und Sievering waren gänzlich verwüstet; ferner ist die Herrscha� Thern von den Polen, die zur Befreiung von Wien herangezogen waren, arg beschädigt worden. All diese traurigen Nachrichten, der Schrecken, die Beschwerlichkeiten der Reise selbst haben auf Roman I so ungüns�g eingewirkt, dass er am 12. Oktober 1683 starb. Er war der erste, der in der von ihm erbauten Gru� bestatet wurde. Zwei Abte waren nun geschieden, deren Verlust unersetzlich schien. Und doch hate ihre weise Erziehung der jüngeren Mitglieder Männer herangebildet, die ihren Erziehern durchaus keine Schande bereiteten. Anselm Angerer wurde nun zum Abte

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