Chronik von Garsten

9 Ihr Geschlecht war ausgestorben, ihr großer und herrlicher Besitz in andere Hände gekommen, nämlich in die der Babenberger, doch das Andenken an die Otokare starb in Garsten nicht aus. Der schönste Dank des S��es für die vielen Wohltaten bestand in ihrer guten Verwendung, in dem ununterbrochenen Streben, den schönen, edlen Zweck der S��ung zu verfolgen und zu erreichen durch Kul�vierung des Landes, durch Verbreitung des religiösen Sinnes unter den rauen Bewohnern dieser Gegend, wo o� noch viele wilde Tiere hausten, und durch Beispiele der Tugend und Frömmigkeit. In welchem Rufe und in welcher Achtung das S�� in diesen Zeiten stand, hat die Geschichte bereits gezeigt; hate es doch Männer, die würdig und fähig waren, auch anderen, größeren Klöstern vorzustehen. Von der Gelehrsamkeit in der damaligen Zeit kann wohl noch nicht gesprochen werden, wo die Mönche in Sturm und Regen auf den Feldern arbeiteten, Sümpfe trockenlegten, das Land bebauten und die übrige Zeit im Gebete verbrachten, wo ja auch erst die Morgenröte der Wissenscha�en am Firmamente aufging. Und doch entstand in dieser Zeit schon eine Biografie Bertholds I., von einem Konventualen geschrieben; es mag vielleicht auch im Laufe der Zeit so manches verloren gegangen sein, sodass wir davon nichts wissen können. Auf dem felsenfesten Grundstein, den das erste Jahrhundert gelegt hate, bauten die nächs�olgenden weiter. Die Leitung des Klosters Garsten wurde im Jahre 1200 auf Berthold III. übertragen (Pritz, Seite 21). Unter ihm wird Neus�� schon als eine Pfarre erwähnt, mit welcher ein bedeutender Teil von Großraming verbunden war. Er starb schon 1204 und sein Nachfolger als Abt, Konrad II., folgte ihm auch noch in diesem oder am Anfang des folgenden Jahres im Tode nach; denn in einer Urkunde vom Jahre 1205, da�ert am 2. Juli, erscheint schon Abt Hadamar I., dem Leopold VII. von Osterreich den Besitz des Gutes Thern bestä�gte; Gozwin von Oberensteten (Steten bei Ulrichskirchen, nördlich von Korneuburg), seine Schwester Adelheid und ihre Enkelin Adelheid von Ulrichskirchen übergaben dasselbe zur Zeit dieses Abtes dem S��e. Dieses Thern, bestehend aus Ober- und Unterthern, von denen der eine Teil Götweig, der andere Garsten untertänig war, gehörte immer unter das Patronat und unter die Vogtei von Garsten, war aber damals eine Filiale von Weikersdorf, dessen Seelsorger jeden zweiten Sonntag dort den Gotesdienst hielten und die pfarramtlichen Angelegenheiten besorgten; man bezog dafür den Zehent von Thern und alle zwei Jahre wurde in Garsten Kirchenrechnung gehalten, die für Garsten meist schlecht ausfiel, da jene Gegend o� durch Überschwemmungen und Brände verheert wurde. 1210 trat an einem Sonntag in Garsten so außerordentlicher Schneefall ein, dem ein starker Regenguss folgte; die Folge davon war, dass viele Menschen hier zu Grunde gingen (geschriebene Annale des S��es). Um diese Zeit hate Düring von Ternberg auf dem Gotesacker in Garsten mehrere Personen ermordet (Pritz, Seite 22). Doch zeigte er dann große Reue und beschloss, zur Buße nach Rom zu pilgern. Abt Hadamar, der bei Herzog Leopold von Osterreich in hoher Gunst stand, beredete diesen, als er (1213) in die Stadt Steyr kam, mit ihm nach Jerusalem zu ziehen, was er auch tat. Nach seiner Rückkehr von Paläs�na wurde er Abt in Melk.

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