Chronik von Garsten

16 Der Abt von Garsten, der nicht ganz mit Unrecht dadurch einen Schaden für sein S�� und für seine Jurisdik�on, die er in der Stadt besaß, befürchtete, erhob dagegen entschieden Einsprache. Die Strei�gkeit kam zu Ohren des Papstes. Doch das Ende dieses Streites erlebte Berthold nicht mehr, denn er starb 1473. Und so wurde denn der ganze Streit unter dem folgenden Abt Benedikt I. vom Papste dadurch beigelegt, dass dieser dem Kloster Garsten „ewiges S�llschweigen in dieser Sache auferlegte“ (Pritz, Seite 37). Doch stand dieses im guten Verhältnis zum Papste, da er 1483 die Privilegien von Garsten bestä�gte. Benedikt I. vollendete einige von seinen Vorgängern begonnene Gebäude und vermehrte durch neue Gütererwerbungen die Einkün�e des S��es (Pritz, Seite 36). Da den Abt 1488 plötzlich der Tod ereilte, folgte ihm Leonhard II. Damals war für diese Gegend eine unruhige Zeit; die Ungarn, die bei Ernsthofen eine große Schanze errichtet haten, machten Raubzüge nach Steyr und kamen dabei auch nach Garsten. 1492 entschied Kaiser Friedrich III., dass die Untertanen von Garsten am rechten Ufer der Enns „ihre Landesanlagen nur nach ob der Enns zu zahlen häten“. Abt Leonhard II. starb am 21.Oktober 1493 eines unnatürlichen Todes. Zwei Neffen (einer davon war sein Kammerdiener) und sein Schwager bereiteten ihm ein schreckliches Sterben. Da sie immer in Geldverlegenheit waren - ihr Geschä� war „Schatzgraben und Teufelsbannen“ - und ihnen der Abt nur sehr wenig gab, erschlugen sie ihn mit einem Prügel, legten seinen Leichnam an das untere Ende einer S�ege, um damit den Anschein zu erregen, er sei über die S�ege hinuntergefallen (Pritz, Seite 38). Sie erbrachen den Geldschrank im Zimmer des Abtes und nahmen mit, was sie fanden. Sie begaben sich nach diesem Verbrechen nach Steyr und verbreiteten da das Gerücht die Mönche von Garsten haben ihren Abt ermordet. Bald kam man auf diesen Schwindel und alle drei wurden mit dem Schwerte hingerichtet (Pritz, Seite 38). Zum Abte wurde nun Georg I. gewählt. Da die Fischarche in Lahrndorf schon schadhaft geworden war, ließ sie der Abt niederreißen und baute eine neue, die bedeutend größer war als die erste und heute noch erkennbar ist (Pritz, Seite 23). Am 1. November 1494 brannte ein Teil des Stiftes nieder. Am 21.Mai 1494 fuhr Georg mit einem Flosse auf der Enns hinab. In der Nähe des Schlüsselhofes war sein Schiffchen nahe daran, an einen Felsen zu stoßen, weshalb er an Land springen wollte; er aber erreichte es nicht, sondern fiel ins Wasser und ertrank sein Leichnam wurde später aufgefunden. Die Mönche wählten nun einen geborenen Steyrer, namens Praunauer, zu ihrem Abte; es war Ulrich IV. Er war sehr tä�g und in den verschiedenen Geschä�en ein gewandter und beschlagener Mann. Die Besitzungen des Klosters vermehrte er durch 40 neu gewonnene Höfe; von seinem Bruder Georg, einem Ratsherrn von Steyr, kau�e er die Herrscha� Biberbach in der Pfarre Kematen im Traunkreise. Unter seiner Leitung s�eg die Zahl der Mitglieder des S��es auf vierzig, denen er ein weises und frommes Oberhaupt war (Pritz, Seite 39). Als ein Großteil der Bürger sich gegen den Magistrat erhob, wurde er zur Beilegung des Streites zum königlichen Kommissär ernannt. Bei den Ratswahlen 1508, 1511 u.s.w. war er ebenfalls als solcher zugegen. Im Jahre 1511 erweiterte und vollendete er die Filialkirche in St. Ulrich. 1513 erhielt er vom Papst Leo X. die Bestä�gung aller Besitzungen und der einverleibten Pfarrkirchen.

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