Chronik von Garsten

14 Es gehörten auch noch neun Häuser und ein Wirtshaus dazu. Das Schloss besaß außerdem sehr viele Freiheiten und Privilegien. Anfangs übergaben es die Abte anderen als Lehen „des größeren Nutzens halber“; einmal hieß der Lehensträger Rosner, von dem es den Namen Roseneck bzw. Rosenegg erhielt. Vom Herzog Albert beau�ragt, lässt der Pfleger von Steyr im Jahre 1392 auf der Enns in Unterlahrndorf eine „Fischarche“ schlagen (geschriebene Annale). 1397 fand die große Untersuchung über die Waldenser stat deren Leitung Petrus, der Provincial der Cöles�ner aus Böhmen, führte (Pritz, Seite 32). In Garsten sollen drei dicke Bände gewesen sein, die die Akten darüber enthielten. Petrus starb in Garsten und wurde daselbst begraben. Abt Nikolaus schied nach einer langen und klugen Leitung seines S��es im Jahre 1399 aus diesem Leben. In seiner Würde folgte ihm Florian I. 1400 geschah in der Kirche zu Garsten der Klosterfrevel der Juden. Diese verscha�en sich mit Hilfe der Mesnerin „gegen“ Geld konsekrierte Hos�en aus dem Tabernakel, die sie auf alle mögliche Weise misshandelten, zerbrachen und schlugen, sodass wunderbares Blut daraus sich in das Velum ergoss, in welches sie gewickelt aus der Kirche gebracht wurden (heute noch zeigt man in Garsten in einem Reliquienschreine von Blut beträufelte Teile dieses Velums). Wegen dieses Frevels wurden die Juden aus ganz Oberösterreich, vor allem aus Steyr ausgewiesen. 1402 wurde der päpstliche Nun�us in der Gegend von Weyer gefangen genommen und beraubt (Pritz, Seite 32). Es wurde daher den Bewohnern dieser Ortscha� und dem Kloster Garsten „bei Strafe des Bannes“ befohlen, diese Verbrecher aufzusuchen, damit sie die Gewaltat sühnten und Genugtuung geleistet würde. Näheres von diesem Ereignis ist nicht bekannt (Pritz, Seite 110). Da der Weg für die Bewohner der Ortscha�en am rechten Ufer der Enns o� sehr weit und beschwerlich, ja bei den nicht seltenen Regengüssen die Überfahrt über die Enns sehr gefährlich und o� unmöglich war, baute Abt Florian (1411) eine größere Kapelle zu Ehren des hl. Ulrich, wo jeden Sonn- und Feiertag eine hl. Messe gelesen und eine Predigt gehalten wurde. Der Abt mag wohl auch den Zweck im Auge gehabt haben, die Bewohner gegen die Waldenser zu schützen. Es herrschten schon lange Strei�gkeiten hinsichtlich Gastern in Niederösterreich zwischen Garsten und dem Pfarrer von Thaya (Pritz, Seite 33). Dieser wollte sich nämlich dort die Kirche, die samt der Herrscha� nach Garsten gehörte, ihre Einkün�e und Verwaltung zueignen. Deshalb schloss Abt Florian im Jahre 1412 einen Vergleich, demzufolge er dem Pfarrer von Thaya erlaubte, die „Seelsorge und die pfarrlichen Rechte“ in Gastern auszuüben, wofür er die Einkün�e der Kirche beziehen sollte. Doch blieb die ganze Herrscha� samt Kirche dem Kloster Garsten untergeordnet. In der Kirchenversammlung zu Konstanz (1419) setzte es Herzog Albrecht V. durch, dass Papst Johann XXIII. eine allgemeine Visita�on der Benedik�ner- und Augus�nerklöster in seinen Staten, die der Diözese Passau angehörten, vornehmen ließ. An der Spitze der Prüfungsbehörde standen:

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