Chronik von Garsten

20 Auf Grund dieser traurigen Erfahrungen ließ Ferdinand der eifrig für die innere Kräftigung der katholischen Kirche bedacht war, eine Reform an Haupt und Gliedern ausarbeiten. Und dass es mit dem Großteil der Mönche nicht weither war, bestätigten uns die 2 Kapläne, die 1562 nach Steyr kamen, da sie beide verehelicht waren und dem Luthertum huldigten (Pritz, Seite 46). Es dauerte gar nicht lange, da schieden sich die Stiftsmitglieder von Garsten in zwei Konvente, in einen protestantischen oder äußeren, die der Versorgung halber das Stift nicht verließen, und in einen katholischen oder inneren; (Edlbacher, Seite 293) die sich in dieses Lager gestellt hatten, diese lebten noch nach den Regeln des Ordensstifters und bildeten gewissermaßen den Samen, der später wieder einmal herrliche Früchte zeitigen sollte. Besonders arg trieben es die protestantischen Adeligen (Pritz, Seite 46). Diese rissen nämlich Kirchengüter an sich und verschleuderten sie wieder, unterstützten die Mönche, die sich auf ihre Seite gestellt hatten, während sie den katholischen Priestern spärlichen Unterhalt ließen und sie sogar verfolgten. Wie diese aber bestraft wurden, zeigen heute 2 Gemälde in der Kirche zu Garsten (2. Seitenaltar auf der Evangelienseite). Es ist dargestellt, wie einige rohe Leute eine Marienstatue aus Holz, die sie aus einer Kapelle an einer der Straßen von Garsten nach Steyr herausgenommen haben, nicht zerschlagen können. Sie wollten nun das Bildnis der Gottesmutter verbrennen, was aber ebenfalls nicht gelang. So warfen sie die Statue in die Enns, in der sie stromaufwärts schwamm und sich in Garsten dem Ufer näherte, wo sie dann ein Mönch herausnahm (die Statue steht heute noch beim genannten Altare). Bestimmte Nachrichten gibt uns das „Decennium Abbatis Anselmi“. Was den ökonomischen Zustand des Klosters Garsten betrifft, hat Abt Antonius I. ihm eine empfindliche Wunde geschlagen; er trat nämlich ohne Einwilligung des Kapitels den großen Wald Damberg, die ursprüngliche Stiftung Ottokars V., für immer dem Burggrafen von Steyr, Adam Hofmann, ab und behielt sich bloß die eine Erlaubnis vor, jährlich darin einige Bäume fällen zu dürfen (Pritz, Seite 46). Gewöhnlich erhielt das Stift für den einst unbeschränkten Gebrauch des Waldes hundertsechzehn Bäume, zwei Hirsche und vier Hirschkühe. Ferner übergab der Abt auf eigene Faust dem Burggrafen einen großen Teil des Mollnertales. 1563 verlieh er dem Diener Kaiser Maximilians II., Andreas Bruckner, das Schloss Rosenegg, welches damals zu einem adeligen Sitz erhoben wurde (geschriebene Annale). Was den Abt zu solchen Verschwendungen des Klostergutes bewog, zumal ohnedies die Klöster noch ungeheure Auslagen hatten, ist unbekannt; höchstwahrscheinlich erwartete er sich vom Burggrafen schützenden Beistand, da er sich in seiner Stellung schon unsicher fühlte. Trotzdem nützte ihm dies nichts, da er „wegen seiner Grundsätze und Verwaltung vom Kaiser seiner Würde als Abt 1568 förmlich entsetzt wurde“; über sein weiteres Leben ist nichts mehr bekannt. Der Kaiser berief den Abt Georg II. (Lochmayr von Gleink) nach Garsten, unter dem sich der Zustand des Stiftes in religiöser Hinsicht noch verschlimmerte (Pritz, Seite 48). Persönlich war jener beinahe ein Protestant, kümmerte sich wenig um den katholischen Gottesdienst und noch weniger um die Klosterzucht.

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