Chronik von Garsten

22 „Wegen seiner Tugenden und Gewandtheiten in Geschäften“ wurde er von Kaiser Rudolf II und dem Bischof Urban von Passau zum Abte des damals verwaisten Klosters Kremsmünster bestimmt (siehe Pritz, Seite 51). Am letzten April nahm er von Garsten Abschied und am 1. Mai des Jahres 1589 reiste er mit seinem Gefolge durch Steyr und Sierning nach Kremsmünster, wo ihm ein herrlicher Empfang zuteilwurde. Er starb am 31. Mai 1600. Die Garstner und Steyrer bedauerten den Verlust dieses friedlichen und guten Abtes, der den Grundstein zur Gegenreformation gelegt hatte. In Garsten wurde durch 2 Jahre hindurch keine Wahl vorgenommen. Die Verwaltung des Stiftes besorgten der Prior Michael Angerer und P. Martin Alopitius. Als aber jener 1590 Abt zu Baumgartenberg wurde, führte P. Martin allein die Verwaltung weiter, bis ihm am 21. Mai 1591 die Würde eines Prälaten übertragen wurde. Auch er stellte sich die Aufgabe, den Protestantismus von dieser Gegend zu verdrängen. Und er war darin glücklicher als seine Vorgänger. Zuerst reinigte er so viel als möglich sein Kloster von den protestantisch gesinnten Mitglieder, von denen viele sich bekehrten, manche aber vor der Strenge des Abtes flohen und zum Protestantismus übergingen. Er wachte über die Reinheit der katholischen Lehre und über die Beobachtung der Disziplin und sorgte, dass der Gottesdienst würdig gehalten wurde. Hernach begann der Abt auch in den Pfarreien den Katholizismus wieder herzustellen. Er verjagte den Pfarrer von Weyer, Petrus Prenner, der Protestant war und verpflanzte die Lehre der Kirche auch in die anderen Orte, indem er fromme Seelsorger dorthin schickte. Besonders aber hatte er sein Augenmerk auf die benachbarte Stadt Steyr gerichtet, denn er wusste wohl, dass dies, wenn er hier eine völlige Umwandlung zustande brächte, einen großen Einfluss auf die Umgebung ausübte. Bei seinem Unternehmen begünstigte ihn Kaiser Rudolf II; dieser ordnete an, dass die Gegenreformation strenger durchgeführt werde (Edlbacher, Seite 216). Er verlangte ausdrücklich, dass katholischen Patronen die Kirchen wieder übergeben und mit katholischen Priestern besetzt werden (Pritz, Seite 52). Zu Garsten gehörte nun die Stadtpfarrkirche in Steyr, wo Pfarrer Wolfgang Lampel und vier Prediger ganz protestantisch waren. Diesen befahl der Abt, die Pfarre zu verlassen. Sie und die Bürger von Steyr sträubten sich sehr dagegen und so berichtete der Prälat alles dem Landeshauptmann nach Linz, der dann im Jahre 1598 „den Magistrat und sechs von der Gemeinde“ nach Linz vorlud. Den 2 erschienenen Ratsherren trug er im Namen des Kaisers auf, die Kirche sogleich zu schließen und die protestantischen Prediger fortzuschaffen. Da die Steyrer sich auch diesem Befehle noch nicht fügten, wurden sie von Kaiser Rudolf II zu einer Geldstrafe von 8000 Dukaten verurteilt. Endlich gaben sie nach. 1599 zogen die Prediger mit ihren Familien fort; Pfarrer Lampel begab sich nach Wittenberg. Der Abt nahm nun Besitz von der Stadtpfarrkirche und ernannte provisorisch ein Mitglied seines Stiftes, Augustin Schwarzhanns, zum Pfarrer, nachdem er am 21. Februar 1599 die Kirche konsekriert hatte. Dies war die letzte Tätigkeit Martins I; er wurde dann in das Kloster St. Lambrecht versetzt. Für Garsten wurde der damalige Abt von Wilhering, Alexander I vom See, bestimmt, der zu Lugano 1552 in der Schweiz geboren worden war, in Rom studiert hatte und Doktor der Theologie war. Seine geistliche Würde trat er erst später an, da die päpstliche Dispens erst anfangs 1600 einlief; er bedurfte dieser nämlich, da er vom

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