Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 35, April 1980

Alle Rechte vorbehalten Eigentümer, Herausgeber und Verlag : Magistrat der Stadt Steyr Vereinsdruckerei Steyr

Vorwort Mit der Folge 35 werden die „ Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr" fortgesetzt, einer in zwangloser Folge erscheinenden Zeit– schrift, die seit ihrer Gründung vor nunmehr mehr als drei Jahrzehnten sich immer mehr steigenden Interesses erfreut. Dieser Nachfrage wurde durch die Entscheidung des Stadtsenates Rechnung getragen , die Auflage dieser Veröffentlichungen beträchtlich zu erhöhen. Die Folge 35 bringt zwei Aufsätze zu interessanten Steyrer Themen. Das Gebiet „am Berg " in Steyr stellt einen durch seine Lage in der Nähe der ehemaligen Styraburg , durch seine Hausbesitzer und durch seine frühere rechtliche Stellung auffälligen Teil der Steyrer Altstadt dar. Die Abhandlung „Das Bummerlhaus " ist die Fortsetzung des im Heft 32 (Februar 1975) begonnenen Aufsatzes und bringt die Geschichte dieses baulich einmaligen Bürgerhauses von 1643 bis in die Mitte des 18. Jahr– hunderts. „Dises wenige Tractätl ex intimo cordis ist allen curioßen Liebhabern zu einen kleinen Divertiment gschriben / allermassen ich grundhertzig dises kleine Fasciculum in ein grössers Opus dirigirt hätte / so nicht die Tägliche Frequentierung meines Dienstes (dem ich vor andern zu incumbiren schuldig) hievon mich verhinderte " (nach J. D. Prunner, 1691). Volker Lutz

„Am Berg" zu Steyr Die Styraburg Im Jahre 1980 ist das Schloß Lamberg, die ehemalige „Styraburg", Mittel– punkt und Anlaß der Aktivitäten und Veranstaltungen der 1000-Jahr-Feier Steyrs. Um 980 scheint die Bezeichnung „Styraburg " zum erstenmal auf. Die damit genannte Befestigung ist sicherlich schon einige Jahrzehnte. wenn nicht ein Jahrhundert älter. Im Unterschied zum Spätmittelalter und der Neuzeit sind wir über die Geschehnisse der vorhergegangenen historischen Epochen mangels Quellen kaum oder gar nicht informiert, so daß auch die erste Nennung der „Styra– burg" - diese ist ja Anlaß des Festjahres - nicht genau zu datieren, son– dern in die Zeit Bischof Pilgrims von Passau, also zwischen 971 und 991 zu setzen ist. Die Historiker an den österreichischen Universitäten schränken die Notiz im Traditionsbuch des Hochstiftes Passau auf Grund verschiedener Gescheh– nisse auf die Zeit zwischen 976 und 985 ein, konnten aber keinen genauen Termin fixieren. Die Lösung dieses Problems war schließlich die Hochrechnung von der 900-Jahr-Feier. Diese Veranstaltung wurde in Steyr an zwei Tagen, dem 22. und 23. August 1880, durchgeführt. Diese Festsetzung hielt sich genau an das Horoskop des um 1530 verstorbenen Steyrer Historikers Dr. Josef Grünbeck, eine etwas zweifelhafte astrologische Expertise, die uns Valen– tin Preuenhueber und Franz Xaver Pritz überliefert hat. Der gemeinderätliche Kulturausschuß hat in seiner Sitzung vom 29. Jänner 1974 die Empfehlung beschlossen, die in der Folge vom Gemeinderat der Stadt Steyr aufgegriffen worden war, die 1000-Jahr-Feier der ersten Nen– nung der „Styraburg" im Jahre 1980 durchzuführen, weil sich kein einge– holtes Gutachten gegen diese Terminisierung ausgesprochen hat. Der Konglomeratfelsen im geschützten und strategisch gegen Osten äußerst günstig gelegenen Winkel zwischen Enns und Steyr ist ohne Zweifel schon in prähistorischer Zeit besiedelt gewesen, wenn auch beweisende Funde fehlen. Außer einigen Münzfunden besitzt Steyr keine römische Tradition. Der nächstgelegene Ort dieser Kulturepoche war bekanntlich Lauriacum, das heutige Lorch-Enns. Die „Styraburg", wie sie gegen Ende des 10. Jahrhunderts zum erstenmal genannt werden soll, hat sicherlich schon einhundert Jahre vor diesem Zeitpunkt Bestand gehabt, denn um 900 wird die Ennsburg genannt und es ist fast von zwingender Konsequenz anzunehmen, daß an einem strate– gisch unvergleichlich günstigeren Ort, nämlich am Zusammenfluß zweier Flüsse und am Kreuzungspunkt wichtiger Fernstraßen auch eine Befesti– gungsanlage, nämlich die „Styraburg ", gestanden ist. 5

Die Geschichte beider Befestigungsanlagen sowohl der Ennsburg als auch der Styraburg ist eng mit den Überfällen der Ungarn verbunden . Die Ungarn , die Angst und Schrecken über unser Gebiet verbreiteten, waren selbst Ver– triebene, die dem Druck aus dem Osten nachgeben mußten. Der erste Zusammenstoß mit diesem Volk war im Jahre 881 apud Weniam, also bei Wien. Um das Ende des 9. Jahrhunderts fanden die Ungarn in der Tief– ebene an Donau und Theiß ihr Siedlungsgebiet und gleichzeitig die Basis für ihre weiteren Angriffe gegen den Westen. Ein nach der Zerstörung des Großmährischen Reiches gegen die Ungarn ausgesandtes bayerisches Heer wurde am 4. Juli 907 bei Preßburg gänz– lich vernichtet. Dieses traurige Ereignis ging als „bellum pessimum" in die damalige Geschichtsschreibung ein und bedeutete das endgültige Aus der Karolingischen Ostmark. Unsere Heimat wurde als Durch- und Aufmarschgeb iet bei allen diesen Überfällen schwer in Mitleidenschaft gezogen . So ging das 777 gegründete Kloster Kremsmünster in Flammen auf. Ob die „Styraburg" und „Ennsburg" dem Ansturm der Ungarn standhalten konnten, oder ob die Eindringlinge diesen befestigten Sitzen aus dem Wege gegangen waren, ist nicht bekannt. Am Laurentiustag des Jahres 955 wurde in der berühmten Lechfeldschlacht durch Otto den Großen den kriegerischen Einfällen der Ungarn ein dauern– des Ende bereitet. Nach dieser Zeit hatten neben der genannten Styraburg und Ennsburg schon weitere Befestigungen wie die Wieselburg , die Herilungoburg (das heutige Pöchlarn), die Ybbsburg und die Burg Melk bestand. Kirchlich gehörte unser Gebiet damals zum Bistum Passau. Bischöfe waren Adalbert (945 bis 971) und der schon genannte Pilgrim (971 bis 991 ). Dieser Pilgrim ist als Onkel Kriemhildens aus der Nibelungensage bekannt. Bei der Kirchenversammlung zu Mistelbach ließ Pilgrim die ihm bzw. der Passauer Kirche zehentpflichtigen Orte feststellen. In dieser Urkunde wird unter anderem berichtet, daß die Siedlungen Garsten, Styraburg usw. nach Sierning zehentpflichtig seien. Nachdem das Gebiet um Steyr schon zur Zeit der Raffelstettner Zollordnung aus dem Jahre 904 oder knapp nachher Besitz der steirischen Otakare geworden war, können wir mit Sicherheit annehmen, daß ein Vertreter dieses Geschlechtes als Erbauer der Styraburg in Frage kommt. Für sie kam für die Platzwahl neben der strategisch günstigen Lage die Nähe des Kreuzungspunktes wichtiger Straßen mit der extremen Grenzlage als ein weiteres Argument dazu. Ab 976 war nämlich das heutige Gebiet der Stadt Steyr ZyVeigeteilt und lag an drei politischen Gebilden . Der Bereich nördlich des Unterlaufes der Steyr gehörte zum bayerischen Traungau, also auch das damalige Steyr– dorf. Dagegen gehörte das Gebiet der jetzigen Altstadt mit der Styraburg zur steirischen Markgrafschaft. Ennsdorf befand sich noch in der Steier– mark, denn die Grenze zur babenbergischen Grenzmark Ostarichi , dem späteren Österreich unter der Enns, war erst der Ramingbach . 6

Man kann die uns allen bekannte Entstehungsgeschichte von Steyr mit den beiden uru die Platzwahl der Styraburg kämpfenden Brüder als Wan– dersage der Entstehung Roms durch Romulus und Remus bezeichnen. Doch ist es meiner Meinung nach naheliegender, diese Überlieferung mit dem Gegensatz Steiermarks und Bayerns am Unterlauf der Steyr zu erklären . Selbstverständlich hatte die Styraburg zur Zeit ihrer Erbauung und der späteren ersten Nennung nicht die Ausdehnung und das Aussehen des heutigen Schlosses. Der erste Bau auf dem Felsen war sicherlich nur ein Wachtturm am äußersten Felsensporn . Die Hofterrasse besitzt gegen den Enns- und Steyrfluß schützende Abbrüche. Lediglich gegen Südwesten waren Befestigungen notwendig. Dort wurde der noch bestehende Burg– graben ausgehoben, die Hauptburg errichtet, der Übergang durch eine Brücke mit einem massiven Bergfried, dem sogenannten „ Römerturm " geschützt. Die Verbindung zum genannten Wachtturm waren zunächst hölzerne Palisaden auf Erdwällen an den Rändern der Terrasse, so daß der dreieckige Grundriß der mittelalterlichen Styraburg entstand , der auch für den großen Umbau nach dem Brand von 1727 verbindlich war. In unmittelbarer Nachbarschaft der Styraburg errichtete man die Siedlung gleichen Namens, die im heutigen Schloßpark zu lokalisieren ist. Die Höhenlage, der Schutz durch die Burg und die Sicherheit gegen Hochwasser waren bestimmend. Die Ansiedlung bei der Styraburg dehnte sich mit dem Wohngebiet der Otakarischen Dienstmannen „ am Berg " vor allem im Bereich der nörd– lichen Berggasse (Hofgasse) und später als Burguntersiedlung in der unte– ren Enge aus. Später wurde die Enge das bevorzugte Wohngebiet. Die weitere Gesch ichte der Styraburg kann und soll hier nur gestreift werden, weil sie nicht zum eigentlichen Thema gehört. Die Bedeutung der Styraburg wurde geschmälert, als diese ab 1122 nicht mehr Regierungssitz war und vor allem als die Otakare 1192 mit dem vierten Träger dieses Namens ausstarben. Die ehemaligen Di~nstmannen der Otakare kamen freiwillig in die Jurisdik– tion der im Handel aufblühenden Eisenstadt und fungierten dort von nun an als Stadtrichter und Ratsherren . Als die Styraburg an die Babenberger und später an die Habsburger kam , diente sie vor allem als Morgengabe für die königlichen Gattinnen, bzw. dann als Witwensitz, so für Elisabeth, der Witwe nach Albrecht 1. und Elisa– beth, der Gattin Albrecht V. Im 15. Jahrhundert erlitt die Burg durch kriegerische Handlungen großen Schaden. 1489 wurde der Schloßpark angelegt. Die Styraburg diente auch als Gefängnis für politische Häftlinge, so für Herzog Johann Friedrich von Sachsen, gestorben 1595, für den Woiwoden der Moldau (gestorben 1601) und im Juli 1626 für die kaiserlichen Kommissäre als Gefangene der auf– ständischen Bauern . 7

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts erwarb Johann Maximilian von Lamberg Burg und Herrschaft als Eigentum, nachdem er diese schon früher als Pfand der sich immer in Geldschwierigkeiten befindlichen Habsburger inne– gehabt hatte. Der große Brand von 1727 war das Ende der Styraburg. Diese Katastrophe veranlaßte die Besitzer, die stark beschädigte und funktions– los gewordene Wehrburg durch ein repräsentatives Barockschloß, nämlich das Schloß Lamberg, zu ersetzen. 1938 ging der Lamberg'sche Besitz zunächst an das Land Oberösterreich über. Das Schloß wird derzeit von den österreichischen Bundesforsten verwaltet. Eine der wichtigsten Veranlassungen für das Festjahr war die Renovierung und Erhaltung des Schlosses Lamberg . Durch eine gemeinschaftliche Aktion des Bundes, des Landes Oberösterreich und der Stadt Steyr wurde eine langjährige Forderung des Denkmalschutzes endlich verwirklicht. Die vom Land Oberösterreich veranstaltete große Exposition „Die Hallstatt– kultur - ein europäisches Phänomen" setzt für diesen geschichtsträchtigen Gebäudekomplex einen neuen Beginn. Die für die Ausstellung adaptierten Räume werden weiterhin Platz für kulturelle Aktivitäten bringen. Doch diese Abhandlung soll weniger in die Zukunft, als in die Vergangen– heit der Styraburg, vor allem des unmittelbaren Umkreises dieser Feste sehen, denn die Styraburg war nicht nur Mittelpunkt einer Markgrafschaft, bzw. Residenz der Otakare, sondern auch mit der um 1275 erstmals genann– ten Pfarrkirche eine der Entwicklungszellen der rasch aufblühenden Han– delsstadt Steyr. Die Styraburg hat überdies die nächste Nachbarschaft in rechtlicher und baulicher Hinsicht stark geprägt und beeinflußt. ,,Am Berg" entstand so ein Stadtviertel, das räumlich zwar zur Stadt Steyr gehörte, jedoch noch lange Zeit der Styraburg und nicht der Jurisdiktion des Stadt– richters unterstand. 8

Die „Hofgasse" Der südlich der Styraburg gelegene Stadtteil hat bis in die ersten Jahr– zehnte des 16. Jahrhunderts eine besondere rechtliche Stellung innerhalb der Stadt Steyr eingenommen . Die im 10. Jahrhundert zum erstenmal genannte Styraburg war sicherlich mit einer befestigten Ansiedlung in ihrer unmittelbaren Nähe verbunden, die um die heutige Berggasse und im Schloßpark zu lokalisieren ist, denn die Bezeichnung „ Burg " bedeutete damals nicht nur den befestigten Her– rensitz, sondern darüber hinaus die durch diese Befestigung geschützte benachbarte Siedlung (1). Dieser Ansicht schließt sich auch Adalbert Klaar an, der die älteste Sied– lung im Südwesten der Styraburg, im heutigen Schloßpark, vermutet. Gegen eine damalige Siedlung unter der Burg spricht die hohe Gefahr durch Hochwasser der beiden Flüsse (2). F. Berndt ist dagegen der Ansicht, die Enge sei der älteste besiedelte Teil der Stadt gewesen (3) . Valentin Preuenhueber schließt sich der Annahme hinsichtlich einer hoch– gelegenen Burgsiedlung in Steyr an , wenn er schreibt, daß sich bei der „anmutigen lieblichen Gelegenheit ... eine Menge Volks nach und nach niedergelassen, welche anfangen ihre Häuser und Wohnungen zu bauen und wie aus den alten Briefen abzunehmen (ist), so seien anfänglich die Häuser vom Schloß um den Berg herum, folgend die Ober-Zeill in der Stadt gebauet" worden (4). Josef Ofner ist der Meinung, daß sowohl der Bereich der Hofgasse - nörd– licher Teil der Berggasse - und das Gebiet der unteren Enge am linken Ennsufer als die ältesten Teile der Altstadt anzusehen sind. Ofner meint, daß das ehemalige Steyr-Tor und die Mühle in Zwischenbrücken (Nr. 3 und Nr. 4) zur gleichen Zeit wie die Styraburg errichtet worden seien , denn als wichtiger Punkt mußte Zwischenbrücken befestigt sein, andererseits waren die Mühlen für die Versorgung notwendig (5). Ein zweiter Siedlungskern, der aber nicht in das Thema dieser Betrach– tung fällt, war im Bereich des Pfarrberges und des Grünmarktes (6). Also war die Siedlung „ Styraburg" die oder eine der Entwicklungszellen der Stadt Steyr. Steyr wird 1082, 1170, 1192 und 1213 als „urbs" bezeichnet. (?,). · Nach einer raschen Aufwärtsentwicklung wird Steyr 1255 als „ civitas " ge– nannt (8). Nachdem sich die Stadt als Burguntersiedlung weiterentwickelt hatte, blieb der Bereich der nördlichen Berggasse Wohngebiet der Dienstmannen der in der Styraburg residierenden Otakare (9). Diese Ministerialen waren an der Entwicklung der städtischen Siedlung rege beteiligt. So wird 1305 eine ,,Gemain der Ritter zu Steyr " genannt (10). 9

Im nördlichen Teil der Berggasse - von der jetzigen Mayrstiege an - waren die Behausungen der Ministerialen. Ihre Häuser waren „ freie Häuser". Dort hatte weder der Burggraf, noch der Stadtrichter "zu gebieten oder zu schaffen". Die Bewohner dieses Stadtteiles unterstanden direkt dem Lan– desfürsten (11). Ein signifikantes Zeichen der Trennung der früheren Hofgasse vom übrigen Stadtgebiet war eine Mauer, die mehrfach durchbrochen, noch immer zu erkennen ist. Wie andere städtische Siedlungen war auch die Stadt Steyr verwaltungs– technisch in Viertel eingeteilt. Hier in Steyr waren es vier: 1. Oberes Viertel - Obere Zeile (Haus 1 bis 69; Bindergasse 6 bis Stadt– platz 20/22, bzw. Berggasse 35/37, heute Sparkasse). 2. Unteres Viertel - Obere Zeile (Haus 7 bis 93, Stadtplatz 18/Berggasse 33 bis Enge Gasse 2 / Berggasse 1). 3. Oberes Viertel - Untere Zeile (Haus 117 bis 145; Grünmarkt 28 [Neutor] bis Stadtplatz 15). 4. Unteres Viertel - Untere Zeile (Haus 146 bis 179, Stadtplatz 13 - Hir– schenhaus/Kreisgericht - bis Zwischenbrücken 4 [Mühle und Schleifen]). 5. Um das Jahr 1525 kam das fünfte Viertel zur Stadt: Das Viertel „Am Berg": Haus 94 bis 116, Schloß Lamberg (Berggasse 2) bis Haus Berg– gasse 28 (Benefiziatenhaus der Flößerzeche) (12). 1. Manfred Brandl, Zu den Anfängen und der früheren Entwicklung von Steyr. Jahresbericht des Bundesgymnasiums u. Bundesrealgymnasiums 1964/65, S. 14 ff. 2. M. Brandl, a. a. 0. S. 15 3. Friedrich Berndt, Die bauliche Entwicklung der Stadt Steyr, Manuskript, Nr. 346, ohne Jahresangabe; StA. 4. Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740, S. 6. 5. Josef 0fner, Die Eisenstadt Steyr, Steyr 1956, S. 17. - Manfred Brandl , a. a. 0. S. 16. 6. Eva Bak, Stadtgeographie von Steyr, phil. Diss. Wien 1958, S. 23. 7. Urkundenbuch des Landes ob der Enns 1, Wien 1852, S. 116. - UB. II, S. 344, S. 433, S. 574. 8. UB. 111, S. 184 f. 9. Josef 0fner, Die Eisenstadt Steyr, S. 17. 10. UB. IV, S. 478. 11. F. Berndt, Am Berg in Steyr. Steyrer-Zeitung, Unterhaltungsbeilage, Nr. 29 vom 21. Juli 1960. 12. Nummern der Häuser 1. Krenn , Häuserchronik der Stadt Steyr. Berggasse Nr. 4 Das Haus Berggasse Nr. 4 gehörte nicht zum Komplex des Zölestinerinnen– klosters, trotzdem soll hier seine Bau-, bzw. Besitzergeschichte kurze Behandlung finden. Die Begründung liegt darin, daß die Zölestinerinnen nach der Aufhebung ihrer ursprünglichen Niederlassung zwei Jahre lang im Hause Berggasse Nr. 4 eine zweiklassige Mädchenschule führten (1). 10

Das schulische Wirken der Zölestinerinnen war sehr kurz, da später die Schule vom Religionsfonds übernommen und von weltlichen Lehrern unter der Führung eines Oberlehrers geführt wurde. Anläßlich seines letzten Besuches schenkte Kaiser Maximilian das ihm gehörige „Hauss am Berg, nechst an der hölzern Brucken , vor der Burg gelegen, darinnen je zu Zeiten die Rentmeister ihre Wohnung gehalten, in der jüngsten Brunst aber gantz verdorben ist, daß nichts dann der ge– mauerte Stock geblieben war, samt dem Brunnen " am 6. Dezember 1518 der Stadt Steyr (2). Den genannten Schaden scheint der Stadtbrand von 1511, bzw. 1518 ver– ursacht zu haben (3) . Diese Brandstätte wird später als Standort des „Wasserturmes " genannt. 1782 war dieses Grundstück wahrscheinlich den Zölestinerinnen zur Er– bauung der schon genannten Mädchenschule überlassen worden . Zwei Jahre später fiel das Objekt dem Religionsfond anheim, bis es 1850 von der Stadt Steyr erworben wurde (4). Diese Schule in der Berggasse war die erste Mädchenschule in Steyr. Vor– her war Theresia Pöschl, eine „ledige Weibsperson " mit „hochwürdigem Ordinariatskonsens" berechtigt gewesen, Mädchen zu unterrichten. Sie hatte durchschnittlich 15 Schüler, mußte sie im Lesen, Schreiben , in der „ christ– lichen Lehre ", im Stricken, Nähen und Spinnen unterweisen. Das Schul– geld war pro Kind und Vierteljahr ein Gulden. Zehn Schülerinnen waren von der Bezahlung befreit (5) . Nachdem die Exzölestinerinnen 1782 ein Schulhaus auf dem Areal Berg– gasse Nr. 4 errichtet hatten und mit Beginn des Winterkurses begannen, Mädchen Unterricht zu erteilen , wurde der Theresia Pöschl der Unterricht verboten. Diese Entscheidung wurde am 6. September 1782 von der Landes– regierung bestätigt, und die Stadt Steyr bewilligte am 4. Oktober 1782 der Pöschl eine Pension von sechzig Gulden (6). Am 1. Juni 1784 wurde das Kloster endgültig aufgehoben und das ein– gezogene Klostervermögen am 11. Juni dem Religionsfonds überwiesen. Die Übernahme des Unterrichtes durch weltliche Lehrer erfolgte unmittelbar darauf. Deren Besoldung war aus dem Religionsfonds zu bestreiten (7). Die Schule war dann dreiklassig, ab 1840 wurde die erste Klasse in zwei getrennten Abteilungen und nach der Umorganisation der Elementarklasse ab 1856 vierklassig geführt. Die Anstalt wurde zur Musterschule erhoben und stand somit im Range einer Hauptschule. 1831 konnten nur jene Mädchen unterrichtet werden , die zur Trivialschule am Berg eingeschult worden waren. Im Jahre 1834 wohnten dem Nähunter– richt nur schulentlassene Mädchen bei. Angaben über den Schülerstand sind sehr spärlich. Im Jahre 1826 wurde die Schule von rund zweihundert Mädchen besucht. 1846/47 waren es zwei– hundertsechsundsechzig und 1848 knapp über dreihundert. 1870 traten neue Schulgesetze in Kraft und die k. k. Mädchenschule wurde in eine fünf– klassige Mädchenvolksschule umgewandelt (8) . 11

1. Krenn. H. 105. 2. Preuenhueber, S. 207. 3. Preuenhueber, S. 199 und 207. - Pillwein , Osterreich ob der Enns II , S. 453. 4. Krenn , H. 105, Anm . 2 ff. 5. Josef Ofner, Zur Geschichte des Schulwesens der Stadt Steyr im 18. und 19. Jahrhundert (1774 bis 1869) , ein Beitrag zur oö. Schulgeschichte, S . 7. - RP. 1882/33. 6. Ofner a. a. 0 ., S. 7 und S. 32 ff. - Ofner, VKSt 1949, S. 32. 7. Ofner a. a. 0., S 32 ff. 8. Ofner, a. a. 0 ., S. 33 ff. - A. Zieg\er, Kurze Geschichte des Volksschulwesens im Stadtschulbezirk Linz. S. 46. - Ofner, a. a. 0. , S. 34. - Als Oberlehrer an dieser Schule werden genannt: Von 1796 bis 1826, Michael Menzinger ; von 1853 bis 1872 Philipp Zitter\ ; a1s Lehrer ab 1830 Gottlieb Almhofer; ab 1844 Michael Sommer; ab 1848 Joseph Ganse\mayr ; als Schulgehilfen ab 1795 Johann Fabich ; an der Mädchenschule von 1816 bis 1822 Joseph Schwedianer; um 1825 Kaspar Hrab ; 1840 bis 1844 Kajetan Prohaska ; 1853 Leopold Hell ; 1862 Wenzel Nodes ; 1863 bis 1868 Anton Ehrenecker ; dann die als Strick- und Nähmeisterinnen bezeichneten Handarbeits– lehrerinnen Anna Maria Haichlinger 1795 ; Theresia Schmidt 1795; Theresia von Radler 1804; Anna Menzinger um 1805 und 1827 ; Elisabeth Menzinger 1812 und 1838; Theresia Hallmayr 1827, bzw. 1869; Karo\ine Mayr 1869 u. Maria Mayr 1869. Berggasse Nr. 6 und 8 (Handel-Mazzetti-Promenade Nr. 3) Auf diesem Areal, das später zum Zölestinerinnenkloster kam und auf dem sich heute das Kreisgerichts- und Polizeigefangenenhaus befindet, standen im Mittelalter vier getrennte Häuser. Die Dienstmannen der Otakare, die durchwegs dem rittermäßigen Adel angehörten , bewohnten Häuser in der Nähe der Styraburg im Bereich der nördlichen Berggasse, der damaligen Hofgasse (1 ). Noch im 15. Jahrhundert ist der hohe Rang der dortigen Hausbesitzer dadurch zu erklären . So wird im Haus „ am Berg" nächst dem Schloß Rein– precht von Wallsee als der erste genannte Besitzer genannt. Reinprecht von Wallsee war Burggraf von Steyr und Hauptmann von Enns (2). Dann folgte Kaiser Friedrich III. und ab 1490 wird die Stadt Steyr als Besitzer ausgewiesen (3). In den Siebzigerjahren des 16. Jahrhunderts war der Kürschner Georg Käs– berger Inhaber des Hauses (4). Im Februar 1575 ging das Haus bis 1601 an den Stadtschreiber Melchior Heber von Wolfsegg über. Heber wird in den Annalen Lindners und Preuen– huebers genannt. Heber hat wahrscheinlich das Haus neu errichtet (5). Von den Gerhaben der Kreuss'schen Tochter kam das Haus 1612 an Hans Christoph Drummer (6); von dessen Erben dann an die nach Wolfgang Kreuss, im gleichen Jahr an die Witwe Maria Wolf, die nach 1652 das Haus ihrem Sohn Adam Wolf vermachte (7). Dann wurde dieses Haus um den Preis von 1100 Gulden der neuen klösterlichen Niederlassung einverleibt (8) . Der nördliche Teil des Areales Berggasse Nr. 6, das Wolfische Haus, war 1656 an die Zölestinerinnen gekommen . Noch im gleichen Jahr wurde zwischen dem Magistrat und den Nonnen ein Revers bezüglich der besseren Verwahrung des Hauses usw. abgeschlossen. 12

Dieser vom 11. September 1656 datierte Vertrag nennt die „Behausung am Berg nächst dem kaiserlichen Schloß". Die letzte Bezeichnung beweist, daß das Haus Berggasse Nr. 6, bzw. Nr. 8 das letzte oder das erste der west– lichen Zeile „am Berg " gewesen war und daß damals das Haus Berg– gasse Nr. 4 keinen Bestand gehabt hatte (9). Das Walfische Haus war gegen den Stadtgraben hinaus durch Öffnungen ungeschützt, auch durch den angebauten „ Gemainer Stadtturm " war dieses Areal offen . Das Untergeschoß des Turmes wurde nunmehr vermauert, die Öffnungen durch starke Türen gesichert und die dazugehörigen Schlüssel im Stadtkammeramt deponiert. Am 21. April 1662 suchte die Priorin des Klosters Maria Christina beim Magistrat an, das Walfische Haus baulich verändern zu dürfen , weil dieses sehr unbequem und eng sei und die „ bessere Luftschöpfung " verhindere. Die Klosterschwestern baten um Genehmigung und teilten die Absicht mit, das Walfische Haus abzubrechen und den Grund zur Errichtung eines ,, Klösterls" zu verwenden . Noch im gleichen Jahr wurde zwischen dem Magistrat und den Zölestine– rinnen ein Vergleich bezüglich der Abgaben vom Walfischen Hause ge– schlossen. Dieser wurde dann hinfällig , als später der gesamte Besitz des Klosters für abgabenfrei erklärt wurde (10). Am 16. August 1673 traf die damalige Priorin Maria Anna Eleonora bezüg– lich der Senkgrube einen Vergleich mit der Stadt. Wiederum wurde der Turm genannt, der es ermöglichte, in die Klausur der Klosterfrauen zu sehen (11). Ähnlich dem Walfischen Haus waren auch bezüglich des angekauften Wöt– zingerischen Hauses - Berggasse Nr. 12 - Regelungen notwendig. Dieses Haus, auf dem die Nonnen beabsichtigten , die Lorettokapelle zu errichten , wurde wie die anderen von Steuerabgaben befreit (12) . Darüberhinaus wurden die Nonnen verpflichtet, auf ihren Besitzungen keine bürgerlichen Hantierungen zuzulassen . 1681 wurde die Schwester Maria Anna Gabriela Theresia als Priorin genannt (13). Das zweite Haus auf diesem Areal gehörte bis 1465 Georg Scheck vom Wald. Die Schecken waren ein altes Steyrer Geschlecht, die als Burggrafen in der Stadtgeschichte eine große Rolle spielten . Georg Scheck vom Wald , Besitzer von Aggstein und Ottenschlag, hatte das „Haus auf dem Berg zu Steyr an der Stadtmauer, das dritte Haus von der Hofbrucken " im Jahre 1465 seinem Diener Stephan Hasiber geschenkt. Das Haus konnte nur das dritte sein, weil das Wallseeische Haus noch keinen Bestand hatte (14) . Georg Scheck vom Wald war Kammermeister Herzog Albrechts. Beim Leichenkondukt Kaiser Albrechts II. in Wien hatte er 1439 den Schild des Römischen Reiches getragen (15). Der Diener des Schecks Stephan Hasiber und seine Gattin besaßen das Haus bis zum Jahre 1489. Deren Kinder Hans, Sebastian, Margarete und Ursula verkauften im letztgenannten Jahr das Haus am Berg dem Mert 13

Fuchsberger. Das Ende der Besitzerschaft des Mert Fuchsberger auf diesem Haus konnte noch nicht eruiert werden. Als nächster Besitzer scheint Julius Graf Hardegg auf, der am 14. Mai 1524 das Haus dem Hans Fuchsberger und seiner Gattin Barbara verkaufte (16) . Das letztgenannte Haus vereinigte Hans Fuchsberger nach 1524 mit den beiden anderen zu einem Komplex (17). Fuchsbergers Witwe Lukretia Ecker von Neuhaus ehelichte Michael Pfeffer!, brachte ihm dieses und auch die anderen Häuser, unter anderem Stadt– platz Nr. 20 und 22, in die Ehe mit (18). Michael Pfeffer! entstammte einem Tiroler Geschlecht aus dem Lechtale und war von 1557 bis 1559 Bürgermeister der Stadt Steyr (19). Er starb am 21. April 1559. Sein Renaissance-Grabmal in der Turmkapelle der Stadt– pfarrkirche ist erhalten geblieben . An derselben Stelle ist auch seine Gat– tin Lukretia Ecker - gestorben am 21 . November 1556 - und sein Sohn - gestorben am 24. November 1597 - beigesetzt (20). Von Michael Pfefferls Erben ging das Haus durch die Heirat der Pfefferl'– schen Tochter Potentiana an den Gastgeb und Eisenhändler Wolf Händl zu Ramingbach über (21) . Wolf Händl stammte aus dem bedeutendsten Bürgergeschlecht der Stadt Steyr des 16. Jahrhunderts. Ab 1561 wird Wolf Händl aus Ratsbürger in Steyr genannt. In den Jahren 1571 bis 1575, 1577 bis 1578, 1582 bis 1583 sowie 1587 bis 1589 wurde er zum Bürgermeister gewählt. In seinem letz– ten Amtsjahr verfaßte er sein erhalten gebliebenes Testament (22). Händl war dreimal verheiratet gewesen. Sabine Leroch , Anna Schwab und Potentiana Pfeffer!. Letztere brachte ihm bekanntlich unter anderem das Haus Berggasse Nr. 6, bzw. Nr. 8 in die Ehe mit. Aus letzterer Verbindung stammen sieben f<inder : Berchtold , Michael (gestorben 1621), Erasmus, Wolf (gestorben 1625), Potentiana (verehelicht mit Hans Fenzl), Lukretia (ver– ehelicht mit Hans Strasser, dem Jüngeren) und Katharina (verehelicht mit dem Stadtrichter Hans Reischko). Wolf Händl starb am 7. Dezember 1595 (23) . Händls Witwe Potentiana hatte dann das Haus Berggasse Nr. 6 und 8 bis 1599 inne. Der Besitznachfolger war ihr erstgeborener Sohn Berchtold . Dieser starb am 1. Jänner 1625 in Steyr und wurde in Dorf/Enns begraben . Er war mit Ursula von Grünthal verheiratet gewesen. Durch Heirat ging das Haus an den Protestanten Dr. Johann Joachim Ano– mäus über. Anomäus hatte in seinem Haus eine Kapelle errichtet, nachdem , wie Jakob Zetl kündet, Anomäus ein halbes Jahr vor seinem Tode am 14. Dezember 1630 katholisch geworden war (24). Am 12. Mai 1635 kaufte der Handelsmann Martin Ernst Plautz das Haus von den Gläubigern seines Vorbesitzers. Plautz stammte aus einer Gewer– kenfamilie aus Oberkrain und war der Sohn des in Steyr ansässigen Matt– hias und der Enkel des Kaspar Plautz. Er selbst wurde 1627 Bürger zu Steyr und übte hier das Handelsgewerbe aus. Dem Rat der Stadt machte er durch sein gewalttätiges Verhalten oft zu schaffen (25). 14

Von Ernst Martin Plautz ging die Behausung im Jahre 1644 durch Kauf von 1900 Gulden an die Zölestinerinnen über. Plautz starb 1659. Im Jahre 1665 waren alle vier Häuser auf dem Areal Berggasse Nr. 6 und 8 in den Händen der Klosterfrauen (26). Eine genaue Lokalisierung der einzelnen Häuser bzw. Trennung auf dem genannten Areal gestaltet sich äußerst schwierig. 1. Ofner, Die Eisenstadt Steyr 1956, S. 17. 2. Preuenhueber, S. 418. 3. Kaufbrief Nr. 4021 vom 11. Februar 1490. - Krenn, H. 177, Anm. 9; mit dem genannten Kaufbrief von 1490 ging auch die Mühle und Schleifen in Zwischen– brücken an die Stadt Steyr über. Das heute der Steyr-Daimler-Puch-AG gehörige Areal wird schon in einer Urkunde von 1287 genannt. Es gehörte bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts den jeweiligen Landesfürsten, dann aber für kurze Zeit bis 1463 dem Wolfgang Pandorfer; Preuenhueber, S. 98; im letztgenannten Jahr kaufte die Mühle Herzog Albrecht IV.; Preuenhueber, S. 150; die weiteren Besitzer waren Georg von Stein - 1463 bis 1465 - Preuenhueber, S. 115 und 150; von 1458 bis 1478 der Bürger Wolfgang Kappenfuß; Preuenhueber, S. 115 und S. 120 ; von 1478 bis 1484 die Stadt Steyr; Kaufbrief Nr. 4006, StA ; von 1484 bis 1490 Wolfgang Wiener und ab 1490 wiederum die Stadt Steyr; Kaufbrief Nr. 4021 StA. 4. StB 1567, BI. 15. 5. RP. 1575/323. - Lindner, Annales, S. 51 . - Preuenhueber, S. 330. - RP. 1608/ 15 vom 27. Februar. - RP. 1612/192 v vom 20. Juli. 6. StB. 1635, S. 33. - Kaufbrief Nr. 4067 StA. - StB. 1684, S. 24. 7. Krenn, H. 106, Anm. 5 ff. 8. Pritz, S. 300. - Krenn , H. 106. - RP. 1659/87 v., RP. 1662/86 und 99, RP. 1668/83, 102. 9. Original vom 11 . 9. 1656 und kollationierte Abschrift vom 16. 9. 1747, StA, K. XI, L. 34, Nr. 1. 10. Schreiben vom 21 . 4. 1662, K. XI, L. 34, Nr. 2, 3 und 6. 11 . Schreiben vom 16. 8. 1673, K. XI, L. 34, Nr. 8. 12. Schreiben vom 28. 3. 1680, K. XI, L. 34, Nr. 9. 13. K. XI, L. 34, Nr. 10. 14. Preuenhueber, S. 24. 15. Preuenhueber, S. 26. - Krenn, H. 106, Anm. 12. und 14. - Krenn, H. 69. 16. Kaufbrief vom 14. Mai 1524, K. III , L. 40, Nr. 6. 17. StB 1543, BI. 14, 7 und 7 v. 18. Pantz, Grabdenkmale, S. 5. 19. Preuenhueber, S. 277. - Krobath VKST 17/1957, S. 34 f. 20. Preuenhueber, S. 274. 21 . StB 1567, BI. 16 und 18v. - StB 1573, BI. 20 und 11 v. - Familiengeschichte der Pfeffer! bei Krenn, H. 69 und H. 141 . - StB 1673, BI. 20 v und 9 v. - Familien– geschichte Wolf Händl bei Krenn, H. 61. - Krobath VKST 19/1959, S. 43 ff. - Lutz, Das Bummerlhaus, 1. Teil, VKST 32/75, S. 46 ff. 22. Preuenhueber, S. 314. - Krobath VKST 19/1959, S. 43 ff. - Pritz, S. 85. - Bür– germeisterwahl, Mittelkasten, L. 12, Nr. 970. - Testament vom 8. Jänner 1589, K. XI, L. 14. 23. Preuenhueber, S. 314. - Heiratsvertrag vom 18. 7. 1561. - Krobath VKST 19/ 1959, S. 58, Anm. 126. - StB 1620, S. 43. - RP. 1599/243. 24. Lindner, Annales, S. 258. - Zettl, S. 113. 25. Pantz, Gewerken, S. 241. - RP. 1635/56/ 12. 5. - Steueramtsrechnungen 1639, Nr. 51. - Krenn, H. 106, Anm. 25. - RP. 1647/259, 243 f. - RP. 1648/325. 26. Pritz, S. 294. - Krenn, H. 106. - Berndt, Das St.-Anna-Spital oder der Plauzen– hof. Manuskript 1939, Nr. 357. 15

Berggasse Nr. 10 Das Areal des späteren Hauses Berggasse Nr. 10 gehört zu den interessan– testen in diesem Bereich. Der Bogen seiner Geschichte geht von einer besonderen Stellung als „ Freihaus" über die Errichtung der Kirche des Zölestinerinnenklosters bis zur Verwendung als Theater. Als erste Besitzer des Hauses wird das Geschlecht der Pracken und dann Philipp und Margarete Kling genannt. Der Besitznachfolger ist die bedeu– tendste Bürgerfamilie der damaligen Zeit, die Wiener. So ist auf diesem ,,Freihaus" bis 1465 Wolfgang (II) Wiener als Besitzer angeschrieben. Das Privilegium eines Freihauses, das in Steyr verhältnismäßig selten war, ist wahrscheinlich auf die persönliche Bekanntschaft von Wolfgang Wiener mit Friedrich III. zurückzuführen, denn auch auf kaiserlichen Befehl ist der Familie Wiener die Mühle „zwischen den Brücken" im Jahre 1484 zuge– sprochen worden, bis diese schließlich 1490 von der Stadt erworben wurde (1). Zwischen 1494 und 1502 scheint die Familie Prandstetter ein Recht auf diesem Hause besessen zu haben, denn in den urbariellen Aufzeichnungen des Bürgerspitales heißt es: „ Die Prandstetterin dient von des Wieners Haus zunächst an des Hans Fuchsbergers Haus, das gehört den armen Leuten zur Besserung der Pfrün– de 1 Pfund Pfennig" (moderne Schreibweise) (2). Im Steuerbuch von 1543 wird der Wert des Hauses mit 40 Gulden ange– geben. Im Steuerbuch von 1567 war eine Abgabe von zwei Gulden ver– zeichnet. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war das Privilegium eines Frei– hauses erloschen (3) . Das Geschlecht der Wiener kann seit 1400 in Steyr nachgewiesen werden. Mit Wolfgang 1., Wolfgang II. und Wolfgang III. stellte es für eine Reihe von Jahren auch Stadtrichter (4). Wolfgang II. Wiener war Richter der Jahre 1440 bis 1442. Er hatte das Stadt– gericht von Königin Elisabeth in Pacht genommen. Seine Tochter Barbara ehelichte den Stadtrichter Thomas Lueger. Ein weiteres Amtsjahr konnte Wolfgang II. Wiener 1448 anschließen. Das Haus „auf dem Berg" ging 1465 an seine Söhne Wolfgang II. und dessen Gattin Ursula, an Hans Wiener und dann durch Kauf an Hans Lueger bis 1506 über. Von dem Übergang des Besitzes von Lueger an Hans Fuchsberger im Jahre 1506 sind wir durch die kaiserliche Bestätigung vom 3. Jänner 1518 zu Linz genau infor– miert. In dieser Urkunde wird die Lage des Hauses beschrieben und alle Vorbesitzer genannt (5). Hans Lueger war ein Vertreter des berühmten Geschlechtes, das schon längere Zeit in Steyr ansässig gewesen war und der Stadt mehrere Richter gestellt hatte. Dieser Hans Lueger war der Sohn des Stadtrichters Thomas Lueger und seiner Gattin Barbara, geborene Wiener (6). Von den Fuchsberger'schen Erben kam das Haus am Berg um 1567 an die Gläubiger des Mert Tuchrainer und um 1573 an den Tischler Leonhard Resl (7). 16

Um 1620 ging es schließlich an den Handelsmann Gottlieb Hoffmann über, nachdem es die Zö lestinerinnen angekauft hatten, ließen es diese 1676 niederreißen. Die Eintragung im Ratsprotokoll vom 19. Mai , bzw. 2. Juni 1660 lautet: ,,Die Klosterjungfrauen haben das Gottlieb-Hoffmannische Haus am Berg nächst ihrer Kapellen gekauft" (8). 1. Schreiben Kaiser Friedrichs III. an die Stadt Steyr vom 12. November 1484, gege– ben zu Linz. - Kaufbrief Nr. 4021, Schreiben Kaiser Friedrich III. vom 11 . Fe– bruar 1490. - Krenn H. 107. 2. Bei dieser Prandstetterin kann es sich nur um die Witwe Apollonia nach dem 1490 verstorbenen Ratsbürger und Erbauer des Bummerlhauses Georg Prand– stetter, handeln. - Volker Lutz, Das Bummerlhaus, 1. Teil, VKST. 32/1975, S. 39 ff. - Preuenhueber, S. 151 . - Krobath VKST. 15/1955, S. 52, Anm. 48. 3. StB. 1543, BI. 14. - StB. 1567, BI. 16. 4. Krenn, H. 107. - Pantz, Gewerken, S. 384. - Pantz, Grabdenkmale II, S. 18. - Preuenhuebe~ S. 86. 5. Freibrief Nr. 5 vom 3. Jänner 1518, StA. - Testament des Hans Fuchsberger und der Barbara vom 14. November 1522, StA. - Testament des Hans Fuchsberger vom 7. Mai 1540, StA. 6. Preuenhueber, S. 68. 7. StB. 1573, BI. 20 v. - StB. 1569, BI. 25 v. 8. RP. 1660/75 und 87. - StB. 1694, S. 25. - Ofner, VKST. 30/1972, S. 67. - Krobath, VKST. 24/ 1963, S. 16. Berggasse Nr. 12 Das Areal , auf dem die Zölestinerinnen später die Lorettokapelle und etwas abgesondert vom Kloster das „ Meßnerstöckl" errichteten, war Berggasse Nr. 12. Der frühestbekannte Besitzer war Hans Fuchsberger und seine Gattin Lukre– tia (1 ). Von seinen Erben ging das ehemalige „ Leibgedinghaus " an den Tischler Paul Chuenz über (2). Der Tischler Gallus Mesner besaß dann das Haus bis zum Ende des 16. Jahrhunderts (3). Der Glasermeister Christoph Luthring starb am 10. Dezember 1626 im 55. Lebensjahr. Seine Gattin Maria mußte als Protestantin Steyr verlassen (4) . Um 1635 wird Georg Luthring - wahrscheinlich der Sohn - als Besit– zer genannt (5). Nach dem Glaserer Carl Rainer (1648 bis 1650) fiel das besitzerlose Haus der Stadt Steyr zu, die es am 3. Juli 1665 dem Schuhmachermeister Michael Schaur weiterverkaufte (6). Nach 1669 erwarb es dessen Berufskollege Matthias Wötzinger (7). Im Jahre 1680 kauften die Zölestinerinnen das Objekt um zweihundert Gulden. Der Bauplatz sollte für die Errichtung der Lorettokapelle dienen (8). Wie alle anderen Besitzungen des Klosters wurde auch die 1681 erbaute, 1727 abgebrannte und um vierhundert Gulden wiedererrichtete Loretto– kapelle vom Religionsfonds eingezogen (9). Schon zwei Jahre später erwarb es die Stadt Steyr (10) . 1833 wurde das Areal aufgeteilt. Die Lorettokapelle verblieb bei der Stadt, während das „Meßnerstöckl" an Private veräußert wurde. Mit dem Kauf17

vertrag vom 11 . Februar 1833 ging dieses „ Neben- oder Meßnerstöckl, das vom Exzölestinerkloster ganz abgesondert steht, anstoßend an die Theater– garderobe " an Anton Wittenberger über. Eine eigene Grundbuchsnummer wurde eröffnet, und das Wiederverkaufsrecht der Stadt Steyr eingeräumt, falls der Religionsfond das ganze Exzölestinergebäude wieder einlösen sollte (11). Die nächsten Besitzer waren Peter und Viktoria Amon (1838 bis 1846), die Witwe Viktoria Amon (1846 bis 1856), Karl und Anna Tomitz (1856 bis 1859), Franz und Aloisia Tomitz (1859 bis 1862) sowie Andreas und Maria Geyer (1862 bis 1875) (12). 1. StB. 1543, BI. 14 v. und 7. 2. StB. 1567, BI. 16 v. - StB. 1573, BI. 20v. - .,Leibgedinghaus": Dienstleistung an das Bruderhausamt. Vom durch die Stadt verwalteten Bruderhausamt hat Fuchsberger dieses Haus als „ Leibgedinge" , das ist Pacht auf Lebenszeit, be– kommen. Es ist anzunehmen, daß sich das Leibgedinge auch auf die Erben erstreckt hat (Fuchsberger, gestorben 1543. - Vgl. StB. 1543 und StB. 1567). 3. StB. 1583, BI. 21 . - StB. 1598, BI. 25v. 4. StB. 1620, S. 44. - Emigranten 1627, BI. 25 v. - Totenregister 1. 5. StB. 1635, S. 34 6. Urbar 1641 bis 1644. - StB. 1648, S. 19. - StB. 1649, S. 12. - StB. 1651 , Nr. 86. - RP. 1665/132/3. Juli. - RP. 1665/133/3. Juli. - Hausbeschreibung 1669, Nr. 43. 7. RP. 1675/36/23. Februar. - RP. 1680/8/ 13. Jänner und 28. v. / 26. Februar. - Urbar Bruderhaus 1680. 8. Krenn, H. 108. 9. Krenn, H. 106, Anm . 27. 10. Hofkanzleidekret vom 5. September 1786 : Klosterkirche, Kapelle und zwei Holz– behältnisse um dreitausendfünfhundert Gulden. 11 . GB. 1833, Bg. 143 a. - Kaufvertrag vom 11. 2. 1833. 12. Kaufvertrag vom 1. 9. 1833. - Einantwortung vom 11 . 7. 1846. - Kaufvertrag vom 7. 1.1856. - Kaufvertrag vom 24.4. 1859. - Kaufvertrag vorn 10. 7. 1862. Berggasse Nr. 14 Das dem Areal des Zölestinerinnenklosters benachbarte Haus ist einer näheren Betrachtung wert, wird es doch bis 1792 als „ Gemainer Kasten " bezeichnet und fungierte es doch über zwei Jahrhunderte lang als Schul– gebäude. Initiator dieses Baues war der Mönch Calixtus (1 ). Calixtus kam 1525 nach Steyr und verließ die Eisenstadt zwei Jahre spä– ter (2). Calixtus wird von Karl Eder als der „Mann an der Bruchlinie der alten und neuen Zeit" bezeichnet (3) . In der Adventpredigt des Jahres 1525 kritisierte er scharf die Zeremonien , die Seelmessen, die Jahrtagsfeiern und das überhandnehmen des Ablaßwesen. In Anlehnung an Luthers Traktat „Von der Freiheit des Christenmenschen" empfahl Calixtus den Steyrer Bürgern die Errichtung eines „Gemainen Kastens". Am 20. April 1526 wurde die Errichtung dieser von Protestanten geschaffenen karitativen Einrichtung - eine Art Armenkasse - nach Antrag der Stadt Steyr vom Landesfürsten bewilligt (4). Der „ Gemaine Kasten" wurde in der Eisenstadt ein so großer Erfolg, daß andere Städte diesem Beispiel folgten. 1525 errichtet, gehörte der „ Gemaine 18

Kasten" bis zum Übergang in private Hände im 18. Jahrhundert zum Bruder– haus und wurde von dessen Verwaltern beaufsichtigt (5). Die Vermutung liegt nahe , daß das Grundstück oder das Gebäude dazu , bzw. die Kosten der Errichtung eines neuen oder des Umbaues eines bestehenden Objektes von der Familie Fuchsberger bestritten worden waren. Erstens gehörte der ganze Bereich „ am Berg " dieser wohlhabenden Bür– gerfamilie, zweitens stifteten die Fuchsberger fast zur gleichen Zeit die Kapelle des Bruderhauses in der Sierninger Straße (6) . Die Predigt des Galixtus war hinsichtlich des „ Gemainen Kastens " bei den Steyrern auf fruchtbaren Boden gefallen. In vielen Testamenten schienen in der Folgezeit bedeutende Legate für die Vollendung und Erweiterung, bzw. für die Erhaltung dieser karitativen Einrichtung auf. Die erste überlieferte Stiftung für den „New angefangenen gemain Gasten der armen lewt zu Steir" machte der Bürger Veit Pfeffer! im Jahre 1527, als er sein nicht zu lokalisierendes Haus zwischen dem Bogner Michael Gruber und dem Tischler Hans Rössler „am Perig" übergab (7). 1530 vermachte der Zimmermann zu Krems Georg Vasl seine Behausung .. underm Schaurstein " in Steyrdorf dem „Gemain Gasten" (8) . 1531 stellte der Zinngießer Mert Steinmaurer zugunsten der Neugründung einen Schuldbrief über siebzehn Pfund Pfennig aus. In diesem Schreiben werden die ersten „verordneten " Verwalter des „Gemainen Gasten " ge– nannt: Georg Bischof, Hans Schwab und Wolfgang Freinberger (9). Georg Bischof wird 1532 als auch Verantwortlicher bei der Abrechnung der Baukosten genannt. Das Ausmaß von einhundertneunzig Pfund beweist den Neubau (10). Vom Weber Wolfgang Gruber stammte 1535 ein Legat über zwanzig Pfund Pfennig (11 ). Auch Hans Lueger, einer der „ fundatores " der Bruderhaus– kapelle förderte den Kasten durch reiche Geschenke (12). Als der Domherr zu Passau Johann von Schönburg die Besitzerschaft des Kastens hinsichtlich eines von Fuchsberger gestifteten Weingartens in Möd– ling anzweifelte, kam es 1543/45 zum ersten Rechtsstreit (13) . Kaiser Ferdinand wollte nicht nachstehen und übergab am 16. Dezember 1549 mehrere Güter an das Bruderhausamt (14) . Nach Pfingsten 1550 folgte der Steyrer Bürger Hans Pitschko mit einem Legat von zwanzig Pfund. Aus dem Fenzlschen Vermögen kamen als Stif– tung eintausend Gulden hinzu. Die Nennung der Stiftungen, nicht nur von Steyrer Bürgern , könnte weiter fortgesetzt werden. Andererseits kündet ein dickes Faszikel von Ansuchen, daß von dieser Einrichtung reichlich Gebrauch gemacht worden war (16) . Um 1530 machte das Schulwesen in Steyr eine grundlegende Wandlung durch . Aus der mittelalterlichen Stadtschule ging neben der Evangelischen Lateinschule auch die „Teutsche Schule" hervor. Einer der ersten deutschen Schulmeister - Deutschschreiber - war Wolfgang Perger (17). 19

Diesem Wolfgang Perger wurde, nachdem er schon seit 1530 in der Stadt Unterricht erteilt hatte, ein Zimmer im „ Gemain Casten " als Unterrichtslokal zur Verfügung gestellt (18). Nach dem Steuerbuch aus dem Jahre 1576 ist der „ Gemain Gasten " oder, wie er später genannt wurde der „ Bruderhauskasten " , das heutige Haus Berggasse Nr. 14 (19). Dieses Schullokal ist aber nicht zu verwechseln mit der „ Schule am Berg " , die im Hause Berggasse Nr. 46 bestanden hatte (20). Im Jahre 1573 war Wolfgang Perger schon zweiundachtzig Jahre alt, versah noch immer den Schuldienst (21). Nach ihm folgte für kurze Zeit Hans Prunner (22). 1574 mußten sofortige Maßnahmen gesetzt werden , da das Schulhaus vom Einsturz bedroht war (23) . Der nächste Lehrer Ch ristoph Fraidler starb 1575. Für den vakanten Posten an der „Deutschen Schuell auf dem Gemainen Gasten " fanden sich vier Bewerber: Amandus Gruntler aus Waldneukirchen , Bartholomäus Eder aus Enns und die Söhne Hans und Christoph des ver– storbenen Christoph Fraidler. Kurz wa r der junge Hans Fraidler im Amt. Über Empfehlung des Rechenmeisters Kaspar Thierfelder wu rde dessen Landsmann aus dem sächsischen Freiberg Christoph Ullmann im Mai 1576 Schulmeister (bis 1593) (24). Von 1593 bis 1617 wurde im „ Gemain Gasten " kein Unterricht erteilt, da dieser dem damaligen Stadtphysikus Dr. Wolfgang Ortner zu Wohnzwecken überlassen worden war (25) . Kaspar Sändig war Sohn des Marktschreibers vom Eisenerz und wurde im März 1616 als Lehrer aufgenommen . Im Oktober 1615 war Dr. Ortner ver– storben. Ab Frühjahr 1617 wurde in dessen Wohnung wieder unterrichtet. 1624 quittierte Sändig den Schuldienst, 1628 verließ er Steyr (26). Das Dienstende und die wahrscheinl iche Emigration Sändigs war durch dessen Anhängerschaft zum Luthertum begründet. Sein Nachfolger Her– mann Kämpel besaß seit 1613 das Bürgerrecht, war seit 1621 Schulmeister in Ennsdorf und rechtzeitig zum Katholizismus übergetreten. Kämpel unter– richtete schon ab 1626 an der Schule im „ Gemain Gasten " (27). 1647 mußten am Kasten Erneuerungsarbeiten vorgenommen werden. 1681 1 82 wurden das Eingangstor, die Fensterstöcke, das Dach und die Toiletten erneuert und 1701 die Stiege repariert (28). 1640 war Kämpe! an die Neutorschule versetzt wo rden (29). Gregor Bayr (ab 1640) kam aus Mondsee. Er wurde 1643 verhaftet, aus dem Schuld ienst entlassen und bekam ein Jahr darauf den Abschied aus der Steyrer Bür– gerschaft (30). Nach einem ku rzen Zwischenspiel mit Johann Bortler war zwischen 1647 und 1662 Johann Gärtler Schulmeister. 1669/70 war dann Johann Gärtler an der Neutorschule tätig (31 ). 20

Der nächste Schulmeister Hans Georg Rigl war geborener Steyrer (1662 bis 1668). Er wechselte aber von der Erziehung der ihm anvertrauten Schüler zur „ Kramerei mit weißer War " über. 1670 wollte er wieder seinen früheren Beruf ausüben (32). Stephan Präntl war Kanzlist, ,, notarius publicus " und von 1669 bis 1681 auch Schulmeister. Im letzgenannten Jahr trat er in Garsten als Frater Amandus ein (33) . Nach Christian Lackner (1681) war bis 1709 Wolf Goldensteiner Schulmeister. Er war 1676 aus Freistadt gekommen und hatte seit 1678 an der Schule in Ennsdorf unterrichtet. Dann folgten seine Söhne Peter Paul Golden– steiner (1710/11) und Daniel Goldensteiner (1711 bis 1732). Daniel Golden– steiner war dann bis 1739 an der Neutorschule tätig, bis er wegen „ lieder– licher Führung " entlassen wurde (34). Der letzte Lehrer an der Schule am „ Gemainen Kasten " war von 1732 bis 1738 Johann Georg Dorn. Der aus Sierninghofen zugewanderte Lehrer hatte vorher von 1727 bis 1732 die Neutorschule geleitet (35) . Der „ Gemaine Kasten " des Bruderhauses hatte zwei Gewölbe und einen Keller ebenerdig und je drei große und zwei Nebenzimmer im ersten und zweiten Stockwerk zu vergeben (36). Die Stadt als Vogtobrigkeit des Bruderhausamtes verkaufte das Haus des ,, Gemainen Kasten " am 23. Oktober 1792 an die Schiffmeisterswitwe Fran– ziska Stöger. Damals scheint das benachbarte Haus (Berggasse Nr. 12) kurzfristig als städtische Fleischbank benützt worden zu sein (37). Am 21. Februar 1820 wurden Haus, Garten und Grund im Stadtgraben um viertausend Gulden an Matthias und Anna Maria Dirnberger verkauft. Ein Besitz, der dann 1829 bis 1853 an den zweiten Gatten Wieser kam. Anna Maria Dirnberger-Wieser überlebte auch diesen Gatten und war dann Allein– inhaberin bis 1858 (38). Der erste Brunnen auf dem kleinen Platz vor dem Hause Berggasse Nr. 14 dürfte 1577 errichtet worden sein (39) . Laut Kontrakt vom 9. März 1731 lieferte der Steinmetzmeister Max Loidl aus Steinbach ein „ Brunnkar" und das dazugehörige Fundament um zwei– hundert Gulden (40). Der „ Theaterbrunnen " wurde 1796 und 1836 renoviert. Den Brunnkorb lie– ferte 1836 der Steinmetz Johann Haider aus Mitteregg (41) . 1. Preuenhueber, S. 227. - Eder, Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns, 525 bis 1602, Studien zur Reformationsgeschichte, Band 2, Linz 1936, s. 36. 2. Neumann , VKST. 1952, S. 16 und S. 23. - Preuenhueber, S. 226 und S. 233. 3. Eder, Glaubensspaltung , S. 26 und S. 62. 4. K. Bergthaler. Die Bruderhausstiftung in Steyr und ihr Besitzstand in der ge– schichtlichen Entwicklung, Steyr, 1946, S. 6. - Krobath VKST 16/1956, S. 22, Anm. 12. - Ofner, Deutsche Schulen, VKST 1951 , S. 11. - Ansuchen an den Hofrat zu Wien, 1527, Fasz. Bruderhausakten 1527 bis 1616, Nr. 21, K. III , L. 28. 5. Pre-uenhueber, S. 231. - Friederike Bodingbauer, Das Bürgerspital von seinen Anfängen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, phil. Diss. Wien 1966, S. 64, f. 21

6. Bergthaler, S. 11. - Friedrich Berndt, Das Bürgerspital in Steyr, Steyr 1939, Manuskript, StA. Nr. 349. 7. StA. Bruderhausakten 1527 bis 1616, Nr. 1, K. III, L. 28, weiterhin zitiert Bruder– hausakten. 8. Bruderhausakten Nr. 2. 9. Bruderhausakten Nr. 3. 10. Bruderhausakten Nr. 4; Gesamtsumme ca. 190 Pfund Pfennig; scheint ein Neubau gewesen zu sein. 11 . Bruderhausakten Nr. 5. 12. Bruderhausakten Nr. 5, Pergamenturkunde vom 19. 12. 1541. 13. Bruderhausakten Nr. 8. 14. Bruderhausakten Nr. 9. 15. Bruderhausakten Nr. 10 und Nr. 11. 16. StA. Bruderhausakten 1527 bis 1616, K. III, L. 28. - Bruderhausakten 1618 bis 1771 und Bruderhausakten/ Nachtrag 1545 bis 1770, StA. K. III , L. 29. 17. J. Ofner, Die deutschen Schulen der Stadt Steyr, VKST 1951 , S. 11. - Normal– und Lateinschulen 1537 - 1777, K. XI, L. 36, Nr. 27. 18. RP 1576, S. 1.-. 19. F. Berndt, Alte Häuser in Steyr, Steyrer Zeitung 1929, Nr. 14, K. Eder Glaubens– spaltung und Landstände in Österreich ob der Enns, 1525 - 1602, S. 62. - K. Eder, Das Land ob der Enns vor der Glaubensspaltung, S. 415. 20. J. Ofner, Die deutschen Schulen der Stadt Steyr, VKST 1951 , S 12. ff. 21 . Ofner, Die Deutschen Schulen der Stadt Steyr, VKST 1951 , S. 20. - Anm. 16. - StA. 1573. 22. RP. 1571 /321 /448. - A. Rolleder. - E. Pillewitzer, Die Schulden der Stadt Steyr in der Reformationszeit, Beiträge zur österreichischen Erziehungs- und Schul– geschichte, herausgegeben von der österreichischen Gruppe der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgesch ichte, Heft XVII I, 1918, zitiert als Rol– leder-Pillewitzer. Seite 38. 23. RP. 1574/363. 24. RP. 1576/33. - RP. 1576/168 v. - 1589/516. - 1592/29. 25. RP. 1593/ 156 - vgl. RP. 1576/1. - J. Ofner, Zur Geschichte des Steyrer Sani– tätswesens im 16. Jahrhundert, VKST. 1950, S. 5. 26. Rolleder-Pillewitzer, S. 50. - RP. 1616/49 u. 57, 203 v. - RP. 1617/442 v. - RP. 1624/ 444. - RP. 1628/125. 27. Ofner, Die Steyrer Stadtschulen von der Gegenreformation bis in die Zeit Maria Theresias, VKST 17 (Nov. 1957). - RP. 1625/64. - RP. 1626/27. - Kinder Käm– pels: Margaretha 1615, Katharina 1625, Anna Maria 1627, Barbara 1636. - Katholische und evangelische Taufmatriken im Stadtpfarramt. 28. RP. 1647/299 und 301. - RP. 1681 /220, RP. 1701 /211 . 29. Ofner, Die Deutschen Schulen, S. 16. - RP. 1640/16, 21, 41 . 30. RP. 1639/229. - RP. 1640/15 und 16. - RP. 1643/96, 112 und 168. - RP. 1644/62. 31 . RP. 1647/299 und 301 . - RP. 1662/280. - RP. 1668/ 290, 329. - RP. 1670/63. - RP. 1653/ 137. - RP. 1668/329. - RP. 1670/83, 134 und 187. 32. RP. 1662/212. - RP. 1668/307 und 319. - RP. 1669/5. - RP. 1670/172. - RP. 1674 /195. 33. RP. 1667/193 und 255. - RP. 1668/132, 290, 307, 316. - RP. 1670/275. - RP. 1670/ 275. - RP. 1673/ 114. - RP. 1681 /216. - RP. 1682/72. 34. RP. 1709/ 174. - RP. 1710/ 7, 22 und 31 . - RP. 1711 /84, 115. - RP. 1731 /26. - RP. 1739/35. - RP. 1741 / 122. 35. RP. 1727/ 271, 287. - RP. 1732/284. - RP. 1733/55. - RP. 1734/66. - RP. 1738/6b und 103. 36. Krenn, H. 109, Anm. 9. 37. GB. 1773. - Kaufvertrag vom 23. 10. 1972. - GB. 1833, Bg. 82. 38. Einantwortung vom 8. 4. 1829 für Anna Maria, verwitwete Dirnberger, verehelichte Wieser. - Einantwortung vom 28. 8. 1853. - Kaufvertrag vom 27. 4. 1858. 39. Ofner VKST. 31 /1974, S. 17. - RP. 1577, S. 563. 40. Fasz. Bau- und Straßensachen, StA. K. III , L. 19, Nr. 4454. 41. Ofner, VKST. 30/ 1972, S. 39. 22

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