Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 35, April 1980

Der Olberg in Steyr Ein überaus interessantes Gebiet „am Berg " , das auch einer weiteren Untersuchung wert wäre, stellt der sogenannte „ Ölberg" dar. Die Herkunft dieser Bezeichnung, die schon Preuenhueber kannte, konnte bisher nicht geklärt werden . In den Archivalien ist der „Ölberg" erst 1719 nachzu– weisen (1). Herzog Albrecht hatte im Jahre 1287 das „große Privilegium " an die Stadt Steyr vergeben. Er erteilte u. a. den Bürgern das Recht zur Errichtung von Fleischbänken . Doch sollte es verboten sein, auf dem Stadtplatz Vieh zu schlachten . So fiel die Wahl auf den Ölberg , einem damals noch unver– bautem Gebiet im Stadtkern! (2) Die Fleischbänke waren das heutige Areal Ölberggasse Nr. 10. Dies beweist die Eintragung im Lagerbuch 1788 (3) . Weitere interessante Objekte im Nahbereich sind die Häuser Ölberggasse Nr. 4 bis Nr. 8. Das Objekt Ölberggasse Nr. 4 wird im Urbar der Herrschaft Steyr 1477 genannt. Aus der Eintragung ist jedoch nicht ersichtlich, ob es sich hiebei schon um ein Haus oder um eine noch unbebaute Fläche handelte. Dies gilt auch für die Nennung im Jahre 1532. Wahrscheinlich erst unter dem Handelsmann Hans Schwingenhammer wurde eine Behausung errichtet (4) . Im Testament der Witwe nach Matthäus Wirsing Barbara vom 14. Okto– ber 1583 wird das Objekt als Behausung „am Berg zunechst des hof– thürls . .. " liegend benannt. Die Lage „am Hoftürl" wird 1626 bestätigt (5) . In einer Eintragung des Ratsprotokolles aus dem Jahre 1719 wird das Haus Ölberggasse Nr. 4 „nächst dem Oellberg " bezeichnet (6) . Ölberggasse Nr. 6 wird 1632 als „haus underm gsloss " der Herrschaft Steyr genannt. Ab 1543 ist dieses Objekt in den städtischen Steuerbüchern zu finden (7) . Das Objekt Ölberggasse Nr. 8 war das „Haws auf dem Perig gelegen gegen der hofprucken vber" (Berggasse Nr. 17). Dieses Haus steht an der Schloß– mauer „negst der Aufziehpruggn ", die auch mit „ gwelb gegen den Schloß– graben hinaus " bezeichnet wird (8). Die Ölberggasse war bis zur Schulstiege die Grenze zwischen der Herrschaft Steyr und der Stadt Steyr. Der die Styraburg schützende Graben dehnte sich früher bis zum Ölberg aus. Dort stand auch das Schloßtor, von welchem eine hölzerne Schlagbrücke über diesen Graben niedergelassen werden konnte. Im Jahre 1576 wurde dieser Übergang zum Ölberg „zum bestän– digen Nutz und auch der Zier wegen" untermauert. Ein Gewölbe dieser Brücke ist heute noch über einen kleinen Hofraum des Hauses Berg– gasse Nr. 17 (Ölberggasse Nr. 8) zugänglich. Das Tor und die Brücke waren strategisch gesichert. Dies beweist eine Schießscharte im Sockel– bereich der Nordfassade der Bergschule (9). 24

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