Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 35, April 1980

2. Bei diesem Bau handelt es sich um die Hauskapelle des Dr. Johann Joachim Anomaeus, der wie Jakob Zetl in seiner Steyrer Chronik berichtet, vor 1630 „eine schöne Kapelle in seinem Haus am Berg" erbaut hat. Diese Kapelle wird der Überlieferung nach im Hause Berggasse 6 und 8, dem heutigen Kreisgerichtlichen Gefangenenhaus, lokalisiert, was dem tatsäch– lichen Fundort der erwähnten Kapellenreste jedoch widerspricht (16). 3. Es handelt sich bei den gefundenen Resten um die ehemalige Loretto– Kapelle, die 1681 fertiggestellt, 1727 durch den Brand zerstört, aber im gleichen Jahr wiederhergestellt worden war. Dagegen spricht aber die Datierung der Baureste. Zieht man nun die Prämisse aus diesen Folgerungen, so käme man zu folgendem Schluß, bzw. zu der Annahme: Im Hause Berggasse 12, das bis zum Jahre 1542 dem reichen und einfluß– reichen Bürger Hans Fuchsberger und seiner Gattin Lukretia gehört hatte, bestand eine Hauskapelle, die den genannten Hausbesitzer als Stifter hatte. Für diese Zeit sprächen die stilkritischen Einzelheiten an den aufge– fundenen Bauresten. Bauteile dieser Kapelle wurden 1680/81 von den Zölestinerinnen nach Ankauf des Hauses für die Errichtung der Loretto-Kapelle verwendet oder sind nach Umwidmung oder Umgestaltung der Lorettokapelle zu Wohnzwecken nach 1784 wiederum ans Tageslicht getreten . Die daraus resultierende Lokalisierung der Loretto-Kapelle deckt sich mit dieser in der Häuserchronik von lnge Krenn, die bei der Argumentation zunächst nicht in Betracht gezogen war. Der Bestand einer Kapelle findet seine Bestätigung in den Stadtansichten, die .vor der Gründung des Zölestinerinnenklosters datieren . Die Grundsteinlegung des Zölestinerinnenklosters fand im Jahre 1662 statt. Die Ansichten der Stadt, die vor dieser Zeit entstanden sind, waren das Bild in der Weltchronik von Hartmut Schedel aus dem Jahre 1493, die Ansicht von Hans Heinrich Lautensack 1554 und die von Wolfgang Hauser um 1611, ein Kupferstich um 1640, die Ansicht von Matthäus Merian und die Vedute von Georg Matthäus Vischer, die zwar erst 1670 entstanden ist, aber die Merian'sche Ansicht zum Vorbild hatte. Auf den Darstellungen von Schedel (1493) und der Lautensack'schen Ansicht von 1554 ist das Gebiet „am Berg" nicht einzusehen. Einzelheiten gibt der Kupferstich von Wolfgang Hauser (um 1611) wieder. Dem äußeren Anschein nach stammt der in diesem Bereich dargestellte Turm aus der gotischen Zeit. Dies würde die Annahme einer Hauskapelle der Wallseer im Objekt Berggasse 6 und 8 vor 1490 stützen . Die „Erbauung " einer Kapelle durch Dr. Anomaeus vor 1630 würde eine Wiederinstandset– zung dieser abgekommenen Kapelle darstellen . Auch auf dem um 1640 zu datierenden Kupferstich sowie auf der Merian'– schen Ansicht von 1649 ist dieser Kapellenturm zu sehen. Auf dem Kupfer– stich ist der Turm nicht genau dem genannten Areal zuzuschreiben, auf der 38

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