Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 35, April 1980

Stephan Grafhaider Im Spätsommer des Jahres 1651 kam das Haus an Stephan Grafhaider. Die Stadt ratifizierte den Kauf vom 11. September, verlangte aber die Zah– lung der noch ausständigen Abgaben (1). Stephan Grafhaider war Bäcker und Gastgeb und hatte von 1635 bis 1651 das Haus Grünmarkt Nr. 11 inne und wahrscheinlich auch dessen Neubau veranlaßt. Darüber hinaus war Grafhaider Bierbrauer, hatte aber im Jahre 1637 sein Brauhaus am Laichberg geschlossen und im Stadtteil ein neues errichtet (2). Stephan Grafhaider, der sich am 3. Februar 1641 in zweiter Ehe mit Anna Maria Gsellhofer vermählt hatte, gehörte zu den wohlhabendsten Bürgern seiner Zeit. Er starb am 26. April 1663 im Alter von sechzig Jahren (3). Neben seinen vielen Beschäftigungen erklärte sich Grafhaider am 8. Sep– tember 1639 gewillt, auf seinem Grund im Vogelsang, wo er auch seine neue Brauerei errichtet hatte, eine Rohrschmiede zu erbauen. Dieses Grund– stück war identisch mit dem , auf dem fünfzig Jahre früher der Handels– mann Gottlieb Hoffmann eine Werkstätte der Rohr- und Büchsenhandels– gesellschaft errichtet hatte. In der Folgezeit schlossen der Landeshauptmann und dessen Vizedom mit Stephan Grafhaider einen Liefervertrag auf zwei Jahre ab. Durch seine vielen Professionen kam Grafhaider mit der Stadtverwaltung in Gegensatz. Nach Ansicht der Ratsherren war er nicht berechtigt, größere Handels– geschäfte durchzuführen, weil er nur ein Handwerkerbürger war, doch Grafhaider erfreute sich der kaiserlichen Gunst und blieb ungeschoren. Doch wurde im Jahre 1640 des Ansuchen, das Stadtwappen auf den von ihm hergestellten Musketen schlagen zu dürfen, abgelehnt. 1651 wurde er zu einer hohen Geldstrafe von einhundert Reichstalern verurteilt, weil er Feilen ohne Mautgebühr ausgeführt hatte (4). Nach seinem Tode am 26. April 1663 ging die Grafhaider'sche Rohrschmiede mit den dazugehörigen Anlagen und das Haus Stadtplatz 32 an Hans Albrecht Kleinhans über (5). Das Testament des Gastwirtes Stephan Grafhaider vom 28. Februar 1660 ist uns in zwei Exemplaren erhalten geblieben. Er setzt seinen letzten Willen auf, um „wegen nit vorhandener testamentarischen oder anderen Dispositionen sich gar zwischen Kindern und Eltern des zeitlichen Verlas– ses halber große Disputation, Unkosten ... und allerhand Verbitterung der Gemüter und Feindseligkeiten" zu vermeiden. Stephan Grafhaider war bekanntlich zweimal verheiratet gewesen. Die erste Hausfrau, die ihm zwei Kinder, Stephan und Susanne, hinterließ, war die Tochter des Gotthard Seidl (Pfarrgasse Nr. 5). Seine zweite Gattin war Anna Maria Gsellhofer. Diese gebar ihm die Kinder Sebastian, Matthias und Agnes. In seinem letzten Willen wünschte Grafhaider bei seiner ersten 54

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