Rätsel um den Kürnberg bei Linz

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ERNST FIETZ • LINZ 1967 ---- - - ----·-------· - IM EIGENVERLAG ERNST FIETZ LINZ

Alle Re·chte vorbehalten Copyright :1967 by Eigenverlag Fietz, Linz Printed in Austria. Druck: J. Wimmer, Linz.

I. DER KÜRNBERG UND DAS NIBELUNGENLIED ,,Am 30. Mai 1862 hat der Germanist Franz Pfeifer in einer feierlichen Sitzung der Wiener Akademie der Wissenschaften einen Vortrag gehalten un·d behauptet, daß das Nibelungenlied in ·der 1Kürnbergerweise' gedichtet ist. Daß das Nibelungenlied an der österreichischen Donau verfaßt worden ist, haben die gründlichen Untersuchungen des Ritters von Spaun, Holzmann und Zarncke längst außer Zweifel gestellt. Der Dichter gehört dem edlen Geschlechte an, dessen Stammschloß am Kürnberg bei Wilhering stand. Leider hat die einzige Handschrift, welche Kümbergs Lieder ent·hält, die Pariser Handschrift, seinen Vornamen nicht überliefert. Es dürfte aber Magenes von Kürnberg gewesen sein, der in einer Urkunde des Bischofs Regimar von Passau als Zeuge erscheint.'., So berichtet uns der k. k. Professor Alphons Müllner in den Geschichtlichen Miszellen XXVI des Jahres 1883. - Der Vortrag Pfeifers hatte großes Interesse hervorgerufen un-d mehrere seiner Hörer begannen mit der Suche nach der Burg des Kümbergers, also nach dem Kürnberg. Professor Müllner stellte vier Kümberge fest un·d zwar: 1. den Wilheringer Kürnberg, 2. den Kürnberg bei Eferding, einige Kilometer westlich der Stadt an ·der Waizenkirchener Straße, 3. den Kürnberg bei Behaimberg in Niederösterreich, östlich von Steyr und 4. den Kürnberg südlich von Melk. Auch ich habe versucht, diese vier Kürnberge zu werten und bin zu folgendem Ergebnis gekommen. Der Kürnberg bei Eferding, in der Österreich-Karte ,,Kirnberg'' geschrieben, 436 m hoch, 5 km westlich von Eferding, in der Nähe der Haltestelle Gstocket der Lokalbahn Eferding-Waizenkirchen, einen halben Kilometer südlich der Bundesstraße Nr. 129 gelegen, weist zwar Ruinenreste auf, di·e aber von einer kleinen Burg eines Ministerialen ·des Starhemberg stammen. Auch ist dieser Berg etwas weit vom Nibelungenstrom entfernt. Der Kürnberg bei Behaimberg in Niederösterreich, ein kleiner Ort namens Kürnberg, auf der Kuppe eines 711 m hohen Berges, 12 km östlich von Steyr und in Luftlinie 44 km südlich -der Donau gelegen, weist keine Burgstelle auf. Der Kürnberg 5 km südlich Melk ist laut Österreich-Karte kein Kürnberg, sondern ein Kühberg. Es muß also der Wilheringer Kürnberg der Gesuchte sein, der in der Österreich-Karte als Kümbergerwald bezeichnet ist und dessen höchste Erhebung mit Kote 526 sogar die Bezeichnung ,,Kürnbergburg'' trägt, was jedoch nicht 3

zutrifft. Daß aber irgendwo auf diesem Berg eine feste Burg stand und diese als Veste Kürnberg bekannt war, ist urkundlich belegt. Unbekannt ist aber bis auf den heutigen Tag geblieben, wo diese Burg gestanden ist. Die Forschung nach dieser Burgstelle erhält noch ihren besonderen Reiz durch die eingangs erwähnte Behauptung Pfeiffers, der wir schon aus patriotischen Gründen nicht widersprechen wollen. II. URKUNDEN ÜBER KÜRNBERG UND RUFLING Was sagen die Urkunden über den Kürnberg und seine Umgebung? Als beste Quelle wären die Oberösterreichischen Urkundenbücher zu nennen, aus denen .der Schloßherr von Rufling und das ausgezeichnete Dorfbuch vo~ Leonding mit der Abhandlung 9b ,,Kürnberg und die Kürnberger'' ihre archivalischen Daten geschöpft haben. Aus den Urkundenbüchern und aus anderen Quellen ergeben sich folgende Hinweise: 820 - OÖUB. 1 - p. 466. Ein Priester Odalsal schenkte sein Erbgut an die Kirche St. Stefan (in Passau). Das Erbgut lag im Orte genannt ad hrodolningon. Nach seinem Tode erhob sein Bruder Ruodolt auf den Besitz Ansprüche, indem er behauptete, ·der Besitz wäre Allod, das sein Bruder nicht verschenken durfte. Nach langer Zeit erklärte er sich aber vor Gott und den Heiligen für schuldig, gab den Besitz wieder zurück und setzte den Bischof Reginharius (von Passau) und dessen Vogt Alpkis ins Eigentum. Geschehen ist dies im Orte genannt Linza {Linz) in Gegenwart des Bischofs und des Grafen Wilhelm an einem 31. Dezember im siebenten Regierungsjahr König Ludwigs der 14. Indiktion (daher im Jahre 820). Als Zeugen des Verzichtes, die dabei (gemäß bayrischer Sitte) an den Ohren gezogen wurden, werden angeführt: Graf Wilhelm Alpkis, Slagast (wahrscheinlich von Slagastheim = Schleißheim) und Wiliheri (wohl von Wilhering). 1120 - OÖUB. 1 -p. 540. 1121 4 Otto und Hartvik (von Lengau bei Grieskirchen) schenkten dem Kloster St. Nikola (in Passau) ·eine Hube ad Rodolningen. - OÖUB. 1 - Nr. 64 - p. 476. Güteraustausch zwischen Bischof Reginmar (von Passau) un·d seinem Ministerialen Manegold von Weser, als Zeuge unter anderen angeführt l\1agenes de Churnperch.

1133 - Fantes rerum austriacarum·s - p. 49. In diesem Jahre war es, daß ein hochfreier Mann namens Maginhart dem Kloster Göttweih ein Herrengut in Rudolvingen schenkte. 1140 - OöUB. 1 - Nr. 94 - p. 554. 1154 Walther de Legno gibt drei Äcker an das Kloster St. Nikola (in Passau) als Ersatz für einen Diebstahl seiner Dienststelle. Die drei Äcker liegen bei Rodleichingen. - Archiv der Diöcese Linza. Nach einer im Kloster Wilhering befindlichen Aufschreibung gehörte ein Gut zu Rudolvingen dem genannten Stift. 1155 - OÖUB. 2 - Nr. 186 - p. 277. Tauschvertrag zwischen Kloster Wilhering und Geroldus de curenberch. Gerol-d übergab dem Abte Gebhardo ,,eandem possesionem suam coram testibus, scilicet curenberch cum omnibus pertinentiis'' und empfing dafür eine andere Besitzung ,,que vocatur waltrathart cum itidem pertinentiis''. Hievon sind unter anderen Zeugen: Adelram, Albret de oftehringen (Oftering), Heinricus, Ulrich -de trhun (Traun), Hertvicus de thenum (Thening), Ernst, Ehkar-d -de berchheim (Bergham), Heinrich de adelharthine (Alharting), Sifrid, Alram, Hagen, Nithart, Dietrich de rudolfingen (Rufling), Adalbert, Megenbret, Wigman de mulbach (Mühlbach) und Arnhold de rneiscingen (Meischingerhof). Zu diesem Tauschvertrag schreibt Stülz in der ,,Geschichte des Klosters Wilhering'' 1840 - p. 5: ,,Unter Gebhart, -dem zweiten Abt, wurde mit einem sehr störrischen und unfriedlichen Nachbar, Gerolt von Kurenberg, ein Tauschvertrag abgeschlossen, der wenigstens von dieser Seite die Ruhe sicherte. Bald sollten ihm die Brü,der des Klosters oder dessen Dienstboten oder das Vieh selbst in seinem Eigenthum Schaden zugefügt haben, worüber er nicht bloß Klage führte, sondern sich auch gewalttätig Genugtuung verschaffte. Endlich verstand er sich dazu, den Kürenberg dem Kloster ganz zu überlass'en, nachdem ihm dasselbe durch Abtretung einer anderen Besitzung in Waltrathart entschädigte." 1.159 - OÖUB. 2 -p. 292. Am 23. Juni d. J. bestätigte Bischof Konra'd von Passau zu Ebels5

1161 - 1215 berg einen Tausch, den das Kloster Wilhering mit dem Pfarrer von Schön·ering abgeschlossen hatte. Das Kloster erhielt dabei einen Teilrehent in den Orten Wilhering, Bergham und Edramsberg, gab dafür einen kleinen Hof zu Straß·ham ab. Der andere Teil des Zehents aus den genannten Orten war an den Markgrafen von Steyr verliehen worden. Um auch diesen Teilzehent zu erwerben, gab das Kloster einen Besitz in der Umgebung von Rudolphingen ab. OÖUB. 2 - Nr. 213 - p. 313. In ·diesem Jahr erwirbt ;das Kloster Wilhering von Heinrich von Rotel um 11 Mark Silber ein Gut in Edramsberg. Zeuge unter anderen Gvaltherus de Curnberg. OÖUB. 2 - p. 481. Unter dem Abt Chunrad schenkte eine Frau namens Willibirg, eine Waxenberger Untertanin„ dem Kloster Wilhering einen Hof zu Rudolfingen, den sie von ihrem Gatten als Wiederlage für ihr Heiratsgut erhalten hatte. Ihr Gatte Chunrad und ihr Sohn wurden erschlagen. Hierauf erhob ein junger Verwandter ihres Gatten, Dietmar von St. Florian, Anspruch auf den geschenkten Hof. Nach Erhalt von 8 Mark Silber erklärte er sich befriedigt. In St. Florian verkaufte ein Mann namens Heinrich Steinbrunner seinen Besitz dem Stifte Wilhering. 1226 - OÖUB. 2 - p. 481. Papst Innozenz ·bestätigt dem Kloster Wilhering seinen Besitz zu Rudolfingen. 1234 - OÖUB. 3 - p. 21. Herzog Friedrich von Österreich hatte ein ihm zustehendes Einkommen von jährlich 18 Schilling, Weisat genannt, ·das vom Kloster St. Florian zu zahlen war, an Ulrich von Zierberg als Lehen au·sgegeben. Das Kloster wünschte sich von dieser Abgabe freizumachen und überließ dem Herzog als Entgelt drei Güter in Rudolfingen, eine ehemalige Schenkung für Männer. Der Herzog verlieh nun diese Güter als Entschädigung für den Entfall des W·-eisatlehens dem Ulrich von Zierberg. 1280 - Wilhering Totenbuch. Heinrich der Jetzinger (vermutlich ein Li,nzer Bürg-er) schenkte dem Kloster Wilhering einen Besitz in Rudolfingen, wogegen ihm das Kloster einen J ahrtag versprach. 1280 - Archiv Lichtenstein in Wien. Die Brüder Heinrich und Otto von Lonsdorf verkaufen dem Chun6

rad von Kapellen, der auf der Burg Kürnberg saß, einen Hof zu Rudolfingen und eine Hube, auf der Gottfried der Schur aufsaß. 1286 - OÖUB. 4 - p. 50, Beitrag zur Landeskunde von Oö. 1842 -p. 1.10. Bischof Wernhart von Passau bekräftigt in einer am 18. Oktober 1286 zu Ebelsberg ausgestellten Urkunde einen Tausch zwischen dem Pfarrer Heinrich zu Linz und Chunrad von Capellen. Die Pfarrkirche von Linz besaß nächst der Burg Kürnberg zu Rudolfingen ein Widum (gewidmetes Gut). Dieses entlegene Gut, welches von nun an Lehen von Passau sein soll, gab Pfarrer Heinrich dem Chunrad von Capellen gegen ein anderes nächst der steinernen Brücke in d·er Gegend von St. Peter, das Chunrad bisher als passauisches Lehen besaß. 1287 - Auf der gleichen Seite der Landeskunde wird in einer weiteren Urkunde Chunradus capellarius de churnberch, ministerialis Ducis Austriae genannt, der dem Kloster Wilhering sein Eigen zu Porce bei Geren·bach (Dörnbach?) gibt. - VI. Musealbericht - p. 112. Am 8. Juni 1291 wurde zu Kürnberg eine Urkunde ausgestellt, wonach Dietrich ·der Piber an Chunrad von Kapellen das ,,Gut in dem Holz.(', welches er von Otto von Perneck gekauft hat, verkauft. Auch aus dieser Urkunde geht hervor, daß Chunra·d von Kapellen die Veste Kürnberg ·selbst bewohnt hat. 1296 - OOUB. 4 - p. 260, Beitrag zur Landeskunde von OÖ.1842-p.114. Im Vertrag zu Passau am 19. Februar 1296 bestätigt Bischof Wemhart von Passau, daß -der Pfarrer Maquard von Schönering dem Chunrad von Kapellen für eine bequemer gelegene Besitzung einen Baumgarten und eine Wiese beim castrum Kürnberg übergibt. 1296 - Beitrag zur Land-eskunde von Oö. 1842 - p. 122 - Stülz. Die Genealogie des Geschlechtes der Herren Capeller bestätigt, daß der in ·den Urkunden vom 18. 10. 1286, 23. 7. 1287, 8. 6. 1291 und 19. 2. 1296 angeführte Chunrad (1.) von Capellen, der jüngere Bruder Ullrichs III., auf der Veste Kürnberg saß un,d mit -dem Landgerichte Donautal belehnt war oder daß ihm das Landgericht verpfändet war. Seine Gemahlin war Minzla, die Tochter Ottos von Volkerstorf. Elisabeth, die Tochter J anus von Capellen, war in erster Ehe mit Heinrich von Weleschnig vermählt, dem ihr Vater 300 Mark Heiratsgeld auf der Veste Kürnberg versichert h~be. Dem Janus von Capellen war nämlich nach dem Aussterben der Nachkommenschaft Ullrich I. ein großer Teil des Besitzes dieser Linie, namentlich Kürnberg und die Herrschaft Peilstein, zugefallen. 7

1301 - OÖUB. 4 - p. 96. 1302 Am 24. Juni 1301 macht der oft genannte Chunrad von Kapellen einen Tausch mit dem Kloster Wilhering. Er gab ab: ,,seiner hoef zwen, einen zu apprechtsperg (Appersberg), den anderen ze tenen (Thening) und ein Lehen in dem ter~pach'' (Dörnbach) mit allem, was dazu gehört. Das Kloster gab dagegen der ,,hoef zwen, di da ligent in dem Dorf ze rudolfing'' und ein Lehen daselbst. - Fontes rerum austriacarum 8. Daß die etwas unerklärliche Schenkung im Jahre 1133 eines Herrengutes in Rudolvingen an das Kloster Göttweih Tatsache war, bestätigt die im Urbar des Stiftes Göttweih aufscheinende Hube, Wiese und Gilte mit -dem Flurnamen traunfeld. 1307 - OÖUB. 5 - p. 528. Am 27. Juni 1307 verleiht der Abt von Wilhering dem Ulrich Prenn ein Gut zu Dörnbach zu Landsiedelrecht. Als Zeugen: Heinrich der Hubner von Rudolfing, Heinrich Snitchnerht, Merich und Otto von Katzing, Hertel von Mühlbach. 1346 - Linzer Volksblatt 1884 - Nr. 110. Im Jahre 1346 bezeugen Wernhard und andere, ·daß sie ihre Güter ,,aines ze ternpach bei churenberch, do der Phlüegel aufgesezzen ist'' und eines in Roewtt (Reut) an Abt Hermann zu Wilhering verkaufen. 1349 - Linzer Volksblatt 1884 - Nr. 110. Im Jahre 1349 wird ein Burggraf zu Kürnberg erwähnt. Es tauscht ,,Rueger de Chrempstorffer ze den zeiten purgraf ze Chürnberch.,., eine Besitzung mit Wilhering. 1398 - Beitrag zur Landeskunde von Oö. 1842 - p. 155. Am 1. Mai 1398 freit Eberhard von Capellen das Gut und den Zehent zu Praitenbrunn in der Pfarre Heresing, Lehen der Veste Kürnberg, seinem Diener Christian dem Schick. 1388 - Beitrag zur Landeskunde von OÖ. 1842 - p. 156. In den Jahren 1388 bis 1426 erscheinen diverse Pfleger zu Kürnberg als Beamt-e der Kapeller auf. 1404 - wie vor und Linzer Volksblatt 1884 -Nr. 1.10. Am 17. April 1404 schenkt Eberhart von Capellen dem Kloster Wilhering zum Seelgerät das Lehensrecht einiger Zehente in Ternbach in der St. Ulrichs Pfarre unter dem Kürnberg. 1505 - Kaiser Maximilian I., Tagebuch von 1505 bis 1.508. Hier schreibt der Kaiser, daß der Karniberg bei Linz und Wels, der 8

jetzt von den Leuten Kornberg genannt wird, ein Berg ist, den ein tiefer in uralter Zeit geschaffener Graben von allen Seiten umgibt und auf dem später ·die christlichen Sachsen eine Burg gegen die heidnischen Hunnen erbaut haben. - Im Index des Stiftes Wilhering ist mit 20. März 1518 ein Brief des Kaisers Max aus Innsbruck vermerkt mit der kurzen Inhaltsangabe, daß der Kaiser den Abt von Wilhering ersucht, nach Ostern durch seine Leute auf die gewöhnliche Lieferung von 200 Fuhren Stein zum Bau nach Saxenburg führen zu lassen von Kürnberg aus. Die Angabe 200 Fuhren Stein ist sehr undeutlich geschrieben. Es könnte gerade so gut heißen: 300 Fuhren Stam (Holz). Diese Saxenburg ist ein Jagdschlößchen für Nied-erjagd in den Traunauen, das sich der Kaiser im heutigen ,,Neubau'' von Hörsching erbaute. Von diesem Schlößchen ist nur mehr vorhanden: das Forsthaus, der Brunnen und vom Jagdschlößchen ein kleines bäuerliches Wohnhaus, das an ·-der Eingangsseite eine Konsole zeigt und eine Tafel mit der Inschrift trägt: SAXNBURG BIN ICH GENANT VOR TAUSNT JARN AM KORNPERG WOL PEKANT Soweit urkundliche Hinweise. Man kann aus ihnen entnehmen, daß bereits im Jahre 1121 ein Geschlecht -der Kürnberger existiert hat, einen festen Wohnsitz und Güter am Kürnberg hatte, daß ihre Burg wahrscheinlich in oder bei Rufling stand, daß ·die Kürnberger von den Kapellern abgelöst wurden und daß es eine Burg Kürnberg noch im Jahre 1426 gegeben hat. Nun gibt es meines Wissens im Kürnberger Wald nur drei Ruinenstellen: die eine liegt im Wäscheneck (Abb. 1 Ziffer 28) bei der Einmündung des Hirschleitenbaches in die Donau und ist ein römischer Wachtturm gewesen. Die zweite ist eine Burgruine (Abb. 1 Ziffer 31) an der Südseite des Kürnbergs gegenüber dem Bauernhaus Schneiderbau·er in Rufling. Diese Burgruine ist aber nicht ·die gesuchte Burg, sondern Schloß Seerberg, wie eine Wandkarte im Landesmuseum einwan·dfrei beweist. Diese Landkarte zeigt die Besitzverhältnisse in Rufling. Ganz entzücken·d ist der Hinweis für den Beschauer, wo Rufling zu finden ist. In der linken oberen Ecke sind vier Weltteile gezeichnet, Europa, Asia, Afrika und Australia, und der fünfte Name auf dieser Übersicht ist Rufling. Schloß Seerberg ist, in Vogelperspektive dargestellt, deutlich zu sehen und der Name Seerberg kommt dreimal auf der Karte vor. Schloß Seeberg wurde 1804 auf Abbruch verkauft. Und die dritte Ruinenstelle ist am nör·dlichen En,de ·des Kürnbergma·ssivs, am Nordwestrand des Rosenfeldes am Höferberg. Sie ist die Burg Wilhering (A'bb 1. Ziffer 30) gewesen, von der aus das Kloster Wilhering im Jahre 1146 gegründet wurde. 9

Infolgedessen muß die Burg der Kürnberger und Kapeller in einem heute noch bestehenden Gebäude versteckt sein. Hiefür kommen in Frage: das Schloß Rufling, das Schloß Bergham und der ,,Jäger im Kürnb·erg'' ! III. LITERATUR ÜBER DEN KÜRNBERG Bevor wir -dies·e Frage untersuchen, wollen wir noch 'hören, was in der Kürnbergliteratur zu les·en ist. 1824 - Kurz und Pillwein, Abhandlung ,,Linz und Umgebung''. Auf der Felsenspitz·e des Kürnbergs seien die Trümmer einer Feste Wilhering und nicht der Grafen von Kirnberg. 1840 - ,,Heinrich von Ofterd·ingen und das Nibelungenlied" von Anton Ritter von Spaun. 1.880 - 1.883 - 10 Spaun behauptet, daß das Nibelungenlied in der zweiten Hälfte des 1.2. Jhdts. geschri·eben wurde und sucht nahezu überzeugend nachzuweisen, daß Heinrich von Ofterdingen, :bekannt vom Sängerkrieg auf der Wartburg, der Verfasser des Nibelungenliedes sei, daß er nicht nur das Nibelungenlied, sondern auch die Heldenklage, Piterolf und König Laurin, gedichtet habe. Die Vorlage hiefür sei die verdienstvolle Sammlung der Trümmer der Heldensagen durch den Bischof Piligrin von Passau. Daß ein solches Buch zu Passau im 1.3. Jhdt. vorhanden war, geht aus einem in dem codex pataviensis vorkommenden V·erzeichnis des Otto von Lonstorf, Bischofs von Pas1sau, hervor. Die Länder Österreich-Ungarn II. B·d., OÖ. - p. 99. Dr. Friedrich Umlauft sieht am rechten Donauufer im Fichtenwald die Trümmer der Helfenberg oder Kirnberg, des Stamm·hauses der ehemaligen Herren von Linz, der Herren von Kirnberg. G·eschichtliche Miszellen XXVI 1883. Professor Alphons Müllner, ein Schüler Pfeiffers, den wir eingangs bereit·s kennengelernt haben, sch~eibt im Aufsatz ,,Der Kürnberg'', daß er persönlich der Meinung sei, ,daß ein Geistlicher, vielleicht ein Mönch, der in oder bei Passau lebte, unter d·em Bischof Reginmar von Passau das Nibelungenlied schrieb, 150 Jahre nach der großen Vemichtungsschlacht deutscher und heunischer Völker bei St. Florian und Enns, wofür die 6000 Totenschädel in der Unterkirche von St. Florian Zeuge sind.

' Legende: 1 Ringwall. .2 ,,Sachsenwall'' 3 ,,Bajuwarenwall'' 4 ,,Gugerl'' s. ,,Burdtecke'' 6 ,,Bannwall'' \ \ 1r' Mrillbada 7 Bis 20 namenlose Wälle 21. ,,Kanzel'' .22 ,,Geiernest'' 2.3 ,,Reingrub'', bronzezeitliches Gräberfeld 24 und 2 5 Prähistorische Wohngruben 26 Keltischer Ziegelofen unter Straßenniveau 27 Römischer Spitzgraben in Sandgrube 28 Römischer Burgus 29 Römischer Ziegelofen mit Kastell unter Ackererde 30 Ruinenspuren Burg Wilhering 31. Ruine Schloß Seerberg 32 Bauernhaus Schneiderbauer 3 J ,,Forstner am Kürnberg'' 34 ,,] äger im Kürnberg'' 35 Steinzeitliche Werkbank 96 ,,Gschloß'' prähistorische Wälle 37 und 38 Hochäcker 1.00 :101 ,SiiO 0 tttttii C Lehner Scnloßhügel Ver,nutlich markomannisc:he Verteidigungsanlagen Abbildung 1 C • i C l fl : ' • m 2000„ ◄ 11

Mitteilungen der Anthr. Gesellschaft Wien, Bd. XIV 1884 -p. 7. Professor Dr. Franz Wieser aus Innsbruck, ein Schüler Pfeiffers, bezeichnet als erster die Wälle auf der Kuppe des Kürnbergs als urgeschichtlichen Befestigungsbau in seinem Artikel ,,Der Burgwall auf dem Kürnberg bei Linz'J'. Mitteilungen der Anthr. Ges. Wien, Bd. XV 1885 - p. 75, un·d Linzer Volksblatt. Hier bestätigt Professor Alphons Müllner die Feststellung Wiesers, vermutete aber die Kürnburg in den Burgresten gegenüber Schneider im Kürnberg in Rufling. F. X. Wöber der k. k. Hofbibliothek ,,Die Reichersberger Fehde und das Nibelungenlied'', Meran 188 5. Wöber, auch ein Schüler Pfeiffers1 glaubt, daß Magenes de Churnperch1 Heinrich von Stein, Heinrich von Kürnberg und Heinrich von der Etzelnburg (Eschlberg) ein und dieselbe Person seien und zwar bekannt als Heinrich von Ofter·dingen, Sprosse der Familie der Trauner1 der Sänger des Nibelungenliedes. Wöber war auch Archivar der Grafen von Traun. 1889 - Julius Strnadt hatte sich schon längere Zeit mit dem Kürnbergproblem beschäftigt. 12 Strnadt bestreitet in seiner Abhandlung ,,Kürnberg bei Linz und der Kürnberg-Mythos'' die Existenz des Geschlechtes •der Kürnberger, weil die Kapeller Besitzer oder Lehensträger des Schlosses Kürnb€rg waren. In seinem Artikel ,,Zur Kritik des Kürnberg·ers'' behauptet Strnadt, daß Magenes de Churnperch am Kürnberg bei Altötting in Bayern zu suchen sei. Karl Karning, der Verfasser d·es Leondinger Dorfbuches, meint: Geroldus de Curenberch war ein Gemeinfreier. Gvaltherus de Curnberg war ein Bruder des Chonrat de Choringperge. Die Feste Kürnberg ·bestand am Anfang des 1.2. Jhdts. und befand sich seit den ältesten Nachrichten im Besitze derer von Traun. Die Herren von Traun hatten um Pasching und Rufling großen Besitz. Aber erst als die Enkel Bernhards I. von Traun, namens Heinrich und Ernst, gegen Ende des 12. Jhdts. herzogliche Ministerielle und dann später selbst Lehensträger der Herren von Schaunberg wurden, erscheint die Feste Kürnberg im Besitz der Herren von Traun, und zwar im Besitz .d·es Bruders Heinrichs von Traun, namens Ernst II., welcher auch Ernst von Kürenberg genannt wird. Strnadt führt in einem Vortrag in Linz an: Die lehensweise Übertragung des Landgerichtes im Donautal und

die Weiterleihe 'des Gerichtes durch die Herren von Schaunberg an Ernst von Traun war die Veranlassung zur Erbauung der Feste Kürnberg gewesen. Die Feste wurde auf der Wasserscheide zwischen Donau und Traun erbaut. Zweck der Feste war der Schutz der Landgerichtspflege im westlichen Donautal und östlichen Traungau. Die Burg von Kürenberg wur·de nicht vor 1205 gebaut. Die Nachfolger der Trauner waren die Kapeller. Die Existenz·berechtigung verschwand, als nach dem Tode Chunrats von Kapellen (nach 1303) die Gerichtsverleihe nicht mehr wiederholt wurde. stud. phil. J. Hurch, Linz. bekämpft in einer Broschüre Müllner und Stmadt und b·ehauptet, die Burg war am Gipfel. Kunsthistorischer Atlas I, Abt. Tafel LXXXIV. Dr. Matthäus Much bringt in der Fig. 8 eine Strichzeichnung der Wallburg am Gipfel des Kürnbergs. Linzer Topographie 1901 Nr. 461-48 von Benedikt (Deckname für Ludwig Benesch) ,,Das KümbergRätsel"". Linzer Topographie 1907 Nr. 33 von Benedict ,,Das neueste Kürnberg-Rätsel''. 1910 - Museum J. F. C. Jahresbericht Nr. 68 -1910-p. 145-187. Ludwig Benesch ,,Zur Lösung des Kürnberg-Rätsels''. Mit diesen Arbeiten hat sich Benesch derartige Verdienste erworben, daß er posthum ausgezeichnet werden sollte. Seine Skizzen von allen Bauten und Wällen und Veränderungen, die von Menschenhand auf dem Kürnberg stammen, sind bewundernswert und bieten eine ausgezeichnete Grundlage zu weiterer Forschung. Die Forschung nach alten Burgstellen und Wällen hat er übrigens auch auf das Donautal und das Mühlviertel ausge·dehnt. In ausgezeichneten Skizzen mit Maßangaben macht uns Benesch mit den diversen Wällen und Verteidigungsanlagen, mit den Hügelgräbern und den Wo·hngruben bekannt. Benesch hielt zwar die Wallanlagen nicht für gleichaltrig, glaubte sie aber zu einem einheitlichen Zweck, nämlich dem der Verteidigung, zusammenfassen zu können, und zwar zu einer Volksburg jenes Typus, wie von den Sachsen in ihren Kämpfen gegen Karl den Großen errichtet, also zu einer Sachsenburg, beschrieben von C. Schuchard ,,Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen in Niedersachsen VII, 1902 ''. Die Burgreste gegenüber dem Schneider im Kürnberg hält er für eine Sperrfeste, eine alte Talsperre, die dem Landesfürsten gehörte, der diese später ausbauen ließ, um dort s·eine Verwaltungsorgane 13

zur Pflege des Landgerichtes residieren zu lassen, wohl beeinflußt durch J. Strnadt, da er selbst die Lage der Burg als unpa1s·send für eine Burg bezeichnet: in einer Talmulde gelegen, keine Möglichkeit zur Fernsicht. Aus seiner Fig. 5 über diese Burg ist zu entne-hmen, daß ,die eigentliche Burg ein Areal von nur 1350 m2 hat, also ziemlich klein ist. In Fig. 9 hat Benesch die Spuren der Burg Wilhering festgehalten. Auch diese Burg hält Benesch für eine alte Sperrfeste, die unter König H·einrich I., 909-936, zu einer mittelalterlichen Burg gegen die Ungarn ausgebaut wurd,e. Sie i-st nach Fig. 9 zirka 16.000 m2 groß. In den Figuren 10, 11, 12, 13, 15 und 16 sind die größeren Randfesten dargestellt, die ein Ein1dringen auf den Berg vom Mühlbachtal und vom Süden her verhindern sollten. ErstmaiJig macht Benesch auf das sogenannte ,,Gschloß'', eine -sehr interessante Wallanlage östlich der Mündung des Hainzenbaches in die Donau aufmerksam und hat sie in Fig. 17 gut dargestellt. - Wr. Prähistorische Zeitschrift X, 1923. Oswald Menghin, Wien, behauptet in seiner Broschüre ,,Grabungen am Kürnberg'' im Gegensatz zu Benesch, daß die Kürnberger Wallanlagen dem Typus der Sachsenburgen gar nicht entsprechen und meint, daß am Kürnberg mehrere Sie·dlungsphasen vorliegen, zwischen denen eine Kontinuität vor-derhand nicht nachzuweisen ist. Die älteste wird vom Hügelgräberfeld in -der Reingnib repräsentiert, wo Benesch 22 Grabhügel mit ein·em Durchmes,ser meist um 12 m konstatierte, sie aber nicht als prähistorische Tumuli zu bezeichnen wagte. Da aber im Herbst 1922 Professor Dr. P. Leopold Schiller vom Stiftsgymnasium Wilhering mit seinen Schülern einen Grabhügel zum ersten Male öffnete, zeigte sich in seinem Innern die typische Steinpackung bronzezeitlicher Tumuli. Um die Zeitstellung noch mehr aufzuklären, wurde am 1.. Mai 1.923 ein zweiter, etwas größerer Tumulus angeschnitten. Es zeigte sich ein ähnliches Bild wie beim Grabhügel vom Vorjahr, aber auch die Gewißheit, daß eine Beraubung aus unbekannter früherer Zeit vorlag. Als Datierung konnte die Bronzezeitstuf·e B angenommen werden, ebenso die Vermutung, daß zu dieser Zeit ·die Kuppe des Berges besiedelt war. In der Abb. 1 hat die Nekropole die Ziffer 23. Zur zweiten Siedlungsperiode am Kürnberg rechnet Menghin den ältesten Teil des erhaltenen Befestigungssystems, das ist nach seiner Meinung der zirka 7 km lange Wall und Grabenzug, dessen Entstehung mit den weltgeschichtlichen Ereignissen der letzten vorchristlichen J ahrhunderte zusammenhängt: einerseits mit d-em steten Vordringen der Germanen nach Sü=den, andrerseits mit den Eroberungsabsichten

der Römer in Gallien und Germanien. Da für die Kelten der Donauländer diese G·efahren erst seit dem Ende d·es 2. Jhdts. v. Chr. anbrachen, darf man die Erbauung der keltischen Volksburg am Kürnberg wohl in den Anfang ·der Spät-La-Tene-Zeit verlegen, etwa 100 v. Chr. In die gleiche Zeit passen übrigens am ehesten auch die großen wohngrubenartigen Löcher unterhalb der Bergkuppe vornehmlich am Südosthang. In der Abb. 1 hat der Keltenwall die Ziffer 6, und die Wohngruben sind durch die Ziffern 24 und 25 gekennzeichnet. Zur dritten Siedlungsperiode rechnet Menghin den doppelten Wall um die Bergkuppe (Abb. 1 Ziffer 1) und die zwei mächtigen Wälle (Ziffern 2 und 3), gibt aber gleichzeitig zu, daß sie sich sehr schw·er datieren lassen. Da es in ·den er·sten fünf Jahrhund-erten nach Chr. während der römisch·en Herrschaft keinen einheimischen Festungsbau gab, so kommt an diesem Platz nur die merowingische oder die karolingische Z·eit in Frage. Am wahrscheinlichsten ist es, daß wir es hier mit einer Wallburg aus der Zeit des 8. ;bis 10. Jhdts. zu tun haben. Endgültige Entscheidung können nur künftige Grabungen bringen. A·bschließend ·bezeichn·et Menghin das ·sogenannte ,,Gugerl'' (Ziffer 4) und die Motte E außerhalb ·des Walles (Ziffer :;) als hochmittelalterliche Hausberge, ebenso das ,,Gschloß'' (Ziffer 36). 1.924 - Wr. Prähistorische Zeitschrift XI -1924. Erwin Theuer, Schloßbesitzer in Fischlham, der zusammen mit Oswald Menghin sich sehr für die Grabungsarbeiten Prof. Dr. P. Schillers interessi-erte, berichtet hier eingehend über die gefundenen Gefäßscherben, insbesondere über die unikale Zylinderhalsurne, die er aus reichlich großer Anzahl von Bruchstücken in monatelanger Arbeit doch zusammensetzen konnte. Auch erzählt er, daß nacheinander noch acht Grabhügel untersucht wurden, doch zeigten sich bei allen schon in geringer Tiefe deutliche Anzeichen von Beraubung. 1.925 - ,,Urgeschichte Oberösterreichs'' von Erwin Theuer. Hier erwähnt·e er Funde, denen zufolge die Mondseekul~r am Kürnb,erg bei Wilhering vertreten war. 1929 - Linzer Volksblatt 1929 - Nrn. 204, 205, 207, 210 und 212. Dipl.-Ing. J. Mes·senböck bringt hier unter dem Titel ,,KürnbergLützelberg-Freinberg'' ·einen lesen·swerten Beitrag zur Lösung des Kürnbergrätsels. Er führt er·stmalig aus, daß der Ursprung der Wälle auf der Bergkuppe in erster Linie kultischen Zwecken diente, daß die von B·enesch erwähnten 15 Rampen keineswegs zum leichteren Ersteigen des Innenwalles, sondern wahrscheinlich Unterteilungen zur Aufbewahrung -der von Tacitus erwähnten Stammesheiligtümer der einzelnen Sippen dienten, daß ·diese umwallte Hochfläche 'der

1932 16 heilige Hain war, von dem Tacitus schreibt: ,,secretum illud, quo sola reverentia vident'", ·daß diese 6,5 ha große Innenfläche kein gewöhnlicher Halgadom, sondern wahrscheinlich ein Gauheiligtum war, wo man Rat pflegte und Recht sprach. Daß hier Recht gesprochen wurde, könnte der sogenannte Runenstein, zehn Schritte nördlich -des Trigonometers, beweisen, den 1906 der Buchhalter Johann Weibold entdeckte. Das Zeichen auf ·diesem Stein ist aber eine Glyphe, die das alte germanische Recht symbolisiert, und der niedere Stein, auf dem seitlich die Glyphe eingemeißelt - heute schon zum Teil verwittert -, könnte ein Altarstein sein, auf dem das heilige Feuer mit dem Quirl, dem Feuerbohrer, auf Holz gerieben wurde. W~iters heißt der alte Zugang zum Wallinnern auch heute no,ch Rotes Tor. Und ruot = rot ist die Farbe ,des Rechtes. Sehr interessant ist noch, was Mes·senböck über das ,,Gschloß'' und über den ,,Lützelberg'' schreibt, aber das ist nicht mehr Gebiet des Kürnberges. - Bilderwoche der ,,Tages-Post'' vom 24. April 1.932, Nr. 17. Ottilie Fürböck 'bringt hier einen bebilderten Artikel ,,Der Kürnberg bei Linz an der Donau'". Sie schreibt in anmutiger Weise und bezeichnet die Ringwälle auf der Bergkuppe als Fliehburg, woselbst zu Notzeiten die Rettungsuchenden aus dem tiefen Tal und vom südlichen Gelände mit Kind und Vieh, mit Hab und Gut kamen. In den letzten Jahrhun·derten v. Chr. war die Fliehburg auf dem Kürnb·erg auch der Zufluchtsort für die ersten Linzer. Damals bestanden nämlich auch schon am rechten Donauufer unter dem Freinberg die sauberen keltischen Fischerhütten, deren Bewohner immer bereit sein mußten, ·bei Hochwasser und bei Feindesgefahr ihre Heimstätten fluchtartig zu verlassen. Diese Fischerhütten waren der bescheidene Beginn für unsere Landeshauptstadt. Als im letzten Jhdt. v. Chr. von Norden die Germanen und von Süden die Römer vordrangen, wurde ·die Fliehburg durch den niederen sieben Kilometer langen Wall erweitert, der fast den ganzen Kürnberg umschloß. Im Jahre 15 v. Chr. konnten die Kelten den Angriffen der Römer nicht mehr länger Widerstand leisten. Das edelfreie Volk wurde unter fremdes Joch gebeugt und seine völkische Eigenart vernichtet. Die Fliehburg aber blieb bestehen. Auch der Ansturm der Völkerwanderung ging nicht verwüstend über den langgestreckten Bergwall hinweg; die mit Roß und Wagen ziehenden Scharen nahmen ihren Weg südwestwärts. Im 6. Jhdt. nahmen die Bajuwaren den Berg in Besitz, setzten ihn wieder in verteidigungsfähigen Zustand und verstärkten die Wehr-

anlage noch durch die hohen, jetzt noch gut erhaltenen Kniewälle am Süd- und Südwesta;bhang. Die letzte Ausgestaltung zur hochansehnlichen, frühmittelalterlichen Befestigungsanlage geschah im 9. Jhdt., als Karl der Große nach 3ojährigem Krieg (772-803) die Sachsen endlich unterworfen hatte und mehrere Sippen zum Verlassen der Heimat zwang. So kamen auch Sachsen nach Oberösterreich: Saxberg bei Ried/Riedmark, Sassingen bei Frankenmarkt, Saxenau bei Wels, Saxen bei Grein, Saxegg ·bei Perg und noch andere mehr. Die rührigen Sach·sen halfen mit Rat un,d Tat, alle während des lang-en Krieges an ihren heimatlichen Verteidigungsstätten erprobten Verbesserungen an der kürnbergischen Anlage anzuwenden, was für 1die Zeitgenossen bestimmend war, ·dem ganzen Befestigungssystem den Namen ,,Sachsenburg'' zuzusprechen. Zu den Neuerungen der Sachsen gehörten auch die außerhalb der Wälle liegenden Abschnittswälle. Es wurden Warttürn1e errichtet, um größere Fernsicht zu erreichen. Im 10. Jhdt., als die rasch aufeinanderfolgend·en Einfälle der Magyaren ein stän·diges Verweilen der Besatzung in den Wehranlagen notwendig machten, wurden die Warttürn1e zu Holzburgen ausgebaut. Diese Holzburgen waren die Anfänge späterer Herrensitze. Als im 1.1.. Jhdt. allerwärts ·die Städte befestigt und auf den Bergen wehrhafte Ritterburgen gebaut wurden, war die Bestimmung der Volksfliehburg überholt. Der Dornröschen·schlaf ·begann und dauerte bis zum Ende -des 19. Jhdts. Sie anerkennt die großen Verdienste von Bene·sch und schreibt: ,,Noch ist dem Heimatforscher Ludwig Benesch, gest. 1916, die geziemende Anerkennung für seine selbstlose Arbeit versagt geblieben. Wie wird die Stadt Linz, wie das Land Oberösterreich ihn ehren?'' 1932 - Heimatgaue, 13. Jg. 1932, Schlußheft. ,,Zwei Schalensteine am Kürnberg'' von Karl Kar11ing. Nach seiner Meinung ist der ,,z'klobne Stoa'' im Hirschleitengraben ein Schalenstein, ebenso die Steinkonsole d·er ,,Kanzel'', 1.40 Schritte westlich der Fliehburg. Kaining ist ebenso wie Benesch ein ·sehr verdienstvoller Forscher, und ich widerspreche ihm nur ungern. Aber hier muß ich es tun: Der z'klobne Stoa ist ein sehr großer kugelförmiger Stein von viereinhalb Meter Durchmesser, ungefähr in der Mitte gespalten, mit einer Mulde 46 X 30 cm groß un,d 12 bis

1933 18 o cm verlaufend tief. Dieser Stein ist vermutlich vom westseitigen Hang des Hirschleitentales herabgestürzt und beim Aufschlag gespalten. Die Mulde und eine zackige Kerbe sind wahrscheinlich Verletzungen vom sprungartigen Herab kollern. Die Schale auf der obersten Steinplatte der Kanzel ist eine kleine p f erdefußgroße Vertiefung, ein verwitterter Gnei-sschiefereinschluß im Granit. - Heimatland 1933 Nr. 26. ,,Kürn;berg bei Linz'' von Karl Karning. Er schildert hier, wie die großen Quarzsandlager am Kürnberg und in Allharting entstanden sind, daß der Kürnberg im Miozenen-Meer eine Insel war, und glaubt, daß in der Eiszeit der Traungletscher die Spuren einer Gletschermühle am Fuße des Kürnbergs zwischen Rufling un·d Bergham hinterlassen hat. Weiters berichtet er in Kürze die Ergebnisse der bi-sherigen Literatur. Sein eigene·s unbestrittens Verdienst ist aber die Sammlung der Flurnamen des Kümbergerwaldes. Den unterhalb der Bergkuppe ent·springend·en Bach hat Benesch ,,Kühbecke'' genannt, Kaming aber behauptet, daß der Bach im Volksmund ,,Fischkaltwasserbachi' heißt. Der Heinzenbach soll seinen Namen von den Heinzelmännchen, d. h. vom Volke der ,,Hainzen'' haben, das ein,st hier gehaust haben soll. Der Heinzenbach ist durch den ,,Altweg'' mit dem Hirschleitnergra·ben verbunden. Beim Hirschleitnergraben mün·det der ,,Schwarzgraben'' und weiter oben liegt die ,,Kohlgrub'' und der ,,Friedgraben''. Am oberen Ende des Hirschleitnergrabens stand einst der ,,Hirschenstadel'', das seinerzeitige Jagdhaus des Kaisers Maximilian. Der letzte Jäger, der den Stadel bewohnte, war der Oberförster Kollerbauer, ·der nach dem Tode ·des Oberförsters Forstner das Forsthaus (Jäger im Kürnberg) beziehen mußte. Der Hirschenstadel verfiel. Bei den Hügelgräbern liegt die ,,Reingrub''. Der Gipfel des Berges heißt die ,,Burg'', der Osthang des Berges ,,Renzing'', zu dem auch die ,,Drei Bergen'' und der ,,Hamadgraben'' gehörten. In der ,,Renzing'' v-erläuft der ,,,Diebsgra·ben'', ein Name, der an die Zeit erinnert, in der die Donau bei der Anschlußmauer durch eine Kette gesperrt war, so daß die Kaufleute sich die Weiterfahrt ihrer Schiffe durch Zahlung einer Maut erkaufen mußten. Um dieser Zahlung zu entgehen, wurden die Schiffe bei der Mündung des Heinzenbaches au,sgeladen und die Waren durch Träger auf heimlichen Pfaden (Diebsgraben) um Linz herum zur Traunmündung gebracht und dort wieder auf die leeren Schiffe verladen.

Das zweite J agdhau-s des Kaisers ist das Bauernhaus ,,Holzsepp'' in der Nähe d·es ,,Schneider am Küm,berg''. Eine Hofjagd auf Hirsche erzählt uns der Leondinger Pfarrer Lindemayr vom Jahre 1680. Der große Wildstand dieses Reviers mag den Bauern wohl manche Sorge bereitet haben, denn im Stifte Wilhering erliegt auch eine kaiserliche Resolution vom Jahre 1568 über eine Beschwer-de der Stände und Untertanen am Kürnberg wegen der dortigen Wildschäden. Es gibt ein ,,Broa·dneck'' (Breites Eck), einen ,,Roßsumpf'', ein ,,Rotes Tor"', eine ,,Kanzel'' und eine ,,Kapuze''. Auch zählt uns Karning die Namen der am Kürnberg liegenden Häuser auf, in der Reihenfolge beim Forsthaus ·beginnend: Neuhauser in Bergheim, Holzsepp, Binder in Schaberg, Hackl in Berg, Wagner in Berg, Einsiedler, Stiedl und Neudecker. Die Mühlen von Katzing angefangen heißen: Brausmühle, Oagnmühle, Brudermühle (dem Kloster gehörig) und Neumühle. Die Tages-Post berichtet vom 5. Jänner 1936, daß in ·der Sandgrube des Landwirtes Gleiß in Allharting beim Abräumen der Lößschichte ein Schädel und drei Tongefäße gefunden wurden. Im Lan-desmuseum wurde festgestellt, daß es sich um ein Skelettgrab ·der älteren Bronzezeit handelt und daß am Grabe ·selbst ein Totenmahl abgehalten wurde, ein wesentlicher Zug des urgeschichtlichen Totenkultes. Minnesänger aus Österreich von Philipp Blitters·dorf. In der Einführung schreibt Blittersdorf: In Österreich, der alten Ostmark, hatte sich der deutsche Heldengesang und ·die altheimische Volkslyrik am längsten erhalten. Selb,st noch zu Beginn des 12. Jahrhun-derts, als die Wellen des romanischen Kultureinflusses West- und Mitteldeutschlan-d schon überflutet hatten, blühten bei uns noch letzte Ausläufer einer unberührten volkstümlichen Liebeslyrik, ja man kann mit Recht sagen, daß unsere ältesten Minnesänger weniger aus fremder Kunst und Sitte schöpften denn aus den h-eimischen Spielmannsliedern und den heldischen, tief im Volke wurzelnden Motiven, die jene besungen hatten. Man kann für diese Zeit geradezu von einer Blütezeit der altösterreichischen Lyrik sprechen. Der ,,wünnecliche'' Hof der Babenberger Herzoge zu Wien war damals der Sammelpunkt -der Dichter und Sänger, wie ihn der Stricker, ein Zeitgenosse Walthers von der Vogelweide, in einem Liede preist. In Österreich strömte alle Kunst zusammen, am Babenberger Hofe herrschte frohes Treiben, das ganze Land war in großem Wohlstande, der Herzog

20 :;~)•'•,❖X❖t•:❖ •'• . :,: .......... :,,,. ;,,•,:,:-: :,:, :,•,: ~-: -~: ~~t }l}lJ!1- .. . .. . i -~ ' .:s . , :•· ., I f / I ,/ I '•'•'• • ' ' •. 'X.• •• ..,.•.••..,._ ;:::~:~..~-::·:::;:~::~-:::~:.~::.:::::·: •:::;;~;:::::::::,. -~~:;:.:$:~~❖ .. ❖-~ .... ·:.. .:.~ . Minnesänger aus Österreich Nach der Buchmalerei • in der Manessischen Handschrift Abbildung 2

galt als einer der mächtigsten Fürsten des ·deutschen Reiches. Er wurde als ,,die Sonne deutscher Lan,de'', als der Hort der Sänger und Künstler gepriesen. Hier in der Ostmark fand die deutsche Held-ensage noch dankbare Zuhörer, als man sich am Rhein und in vielen deutschen Gebieten schon ganz dem französischen Einflusse ergeben hatte, in der Ostmark fand das -deutsche Nationalepos, die Nibelungen, seinen redaktionellen Abschluß und seine uns heute bekannte ·dichterische Gestaltung. Ein österreichischer Ministeriale, wahrscheinlich -der Kürnberger, faßte ,die vielverzweigte Heldensage, vielleicht zum Teil in Wien, zu dem unsterblichen Ganzen zusammen, das ein Schatz unserer Literatur bleibt. In Wien spielt sich die glänzende Hochzeit König Etzels vom Hunnenlande mit Kriemhilde, der Witwe Siegfrieds, ·des Drachentöters, ab, mit den vielen Ortsnamen längs der österreichischen Donau weckt der Dichter ein gutes Stück heimatlicher Erinnerungen, er weiß als ritterlicher Herr genau Bescheid Ü'ber ·das festliche Hofzeremoniell, ·die Stadt Wien bevorzugt er vor allen anderen Orten, kurz, alles ·deutet darauf hin, daß der Verfa·s·ser des Ni,belungenliedes ein Adeliger aus der babenbergischen Mark war. Da das Lied außerdem in ·der auf die ersten Anfänge des Minnesanges weisen·den, vom Kürnberger erstmalig gebrauchten Strophenfo1·1n ged·ichtet ist und in jener Zeit kein Dichter ·die Strophe eines anderen entlehnen durfte, ohne ,,Tönedieb'' gescholten zu werden, so ergibt sich eigentlich kein anderer als folgen-der logischer Schluß: Unser Kümberger, ,dessen Geschlecht auf dem noch heute ,,Kürnberg'' genannten prächtigen Waldrücken zwischen Linz un·d Wilhering seine Burg hatte und das in Urkunden des 12. Jahrhunderts schon aufscheint, hat das deutscheste Epos von der Treue Kriemhildens und der Not ,der Nibelungen auf Grund uralter, von fahren,den Spielleuten gehörten Heldenlieder zu einer Zeit (um 1160) geschaffen, da ,,·sonst in Deutschlan·d, am Rhein, in Schwaben und Mitteldeutschlan·d, deutsches Sinnen und Singen, deutsche Sitte und Treue ,dem romanischen Geschmacke und romanischer Geiste·sbildung in allen Zweigen des realen und geistigen Lebens ber·eits gewichen war''. An solche einfache Spielmannsgesänge der nationalen Heldendichtung, denen der Kürnberger seit seiner Jugend gelauscht hatte, denkt er wohl, wenn er, zu ihrer Erzählung schreitend, sein Epos mit den herrlichen Worten beginnt: ,,Uns ist in alten Mären Wunders viel gesagt, Von lobelichen Helden, von Kühnheit unverzagt, Von Freuden, Hochgezeiten, von Weinen und von Klagen, Von kü·hner Recken Streit·en mögt ihr nun Wunder hören sagen. II 21

22 Wahrlich, wir Österreicher können stolz sein auf unsere schöne Heimatlyrik un1d beson,ders auf unseren Kürnberger, den Sänger von deutscher Lie·be und Treue. Er verdient unseren Dank als der nationalste Dichter und als der älteste 1deutsche Lrebeslyrik·er. Im weiteren bringt der Verfas,ser auf 1dem Deckblatt eine Darstellung, die in Ab·b. 2 wiedergegeben ist. Blitters·dorf fü·hrt au1s: Sie stellt den Ritter von Kürnberg in reicher Tracht im Gespräch mit seiner gekrönten ,,Herrin'' dar, eine Wiedergabe nach der ·sogenannten Heidelberger Liederhandschrift, die aus dem 14. Jahrhun;dert stammt. über dem Bil,d des Ritters schwebt sein Wappenschild (·darin ,deutlich ein Mühlstein) und daneben erscheint der Helm mit der Schildfigur. Das Wappen muß also als ein ,,redendes'' bezeichnet werden, denn ,,Kürn'' bedeutete im Mittelhochd·eutschen nichts an·deres wie ,,Mühlstein'', und ,,Kürnberg'' demnach ,,Mühlsteinberg''. In den ältesten oberösterreichischen Urkunden (1.1.30 und 1132) wird der Berg wie -das Geschlecht ,,Chumperg'' geschrieben. Vom Kürnberger, der aller Wahrscheinlichkeit nach von diesem Geschlecht un,seres Lan.des stammte, von ·dessen Lebenslauf wir aber nicht •da·s geringste überkommen ha·ben, sind 1. 5 Lieder erhalten, ·die ältesten Proben deutschen Minnefrühlings-Gesanges, die ,durch ihre Unmittelbarkeit der Empfindung, ihre Frische und Würze wohltuend von den Minneliedern der späteren Zeit abstechen. In ihrer prägnanten Kürze und Anschaulichkeit, in ·der erstmaligen Einfügung von Frauenstrophen, bei denen ,die Frau ihrer S·ehnsucht in Wechselrede mit d-em Geliebten Aus·druck gibt, wirken sie persönlich und ergreifen den Leser. Am bekanntesten ist folgende Frauen·strophe: ,,Ich stund ·des kbend's späte auf einer Zinne: Da hört ich einen Ritter viel wohl singen In Küren·berges Weise mitten aus der Menge (;des Gesindes). Er muß mir das Land räumen oder ich erfreue mich seiner (Liebe) ." Der Geliebte, niemand anderer als der Kürnberger selbst, ruft a·ber stolz 1dem Knappen zu: ,,Nun bring mir her viel balde mein Roß, mein Eisengewan,d!'', ·denn er will sich von seiner Herrin nicht zur Minne zwingen lassen. Herrlich un·d in die ganze Weltliteratur eingegang·en ist auch des Kümbergers Falkenlied, ,de·ssen aus 1dem Lyrischen ins Tragische übertragene Motiv wir zu Anfang des Nibelungenliedes im Traume Kriernhil1dens wied·erkehren finden. Die Geliebte klagt, ·daß ihr Falke, ·d·en sie mehr denn ein Jahr gezähmt und mit Gold geschmückt habe, ihr in ein fernes Land entflogen sei. Sie sah ihn

1937 1937 1937 seither oftmal·s in ·der Luft und erkannte ihn an den seidenen Riemen am Fuße und an ·dem Gold im Gefieder. ,,Ach, sende Gott ·die zusammen, die sich lieb und hold sind!'' seufzt sie zum Schlusse. Kriemhilde ihrerseits träumte, daß ihr gezä·hmter Falke von zwei Adlern entführt worden, und als sie das ü·ble Traumgesicht ihrer Mutter Ute erzählte, offenbart diese, der Falke, den sie heranziehe, s,ei ein edler Mann, und •sie ·schließt mit dem ähnlichen Wunsche wie in obigem Falkenliede: ,,Ihn wolle Gott behüten, ,daß er nicht Leid gewänn!'' Die Neue Zeit, Nr. 19 vom 21.1.1937. ,,Wo stand die Sachsen·burg am Kürnberg?'' von K. Karning. Dieser Artikel befaßt sich hauptsächlich mit d·em J ag·dschlößchen des Kaisers Max in Neubau, das den Titel ,,Sachsenburg'' trägt. Tages-Post vom 26. 6. 1937. Professor Dr. M. Fankhauser ,,Neue Römerspuren am alten Kürnberg''. Hier berichtet Fankhauser über den von mir ausgegrabenen römischen Wachtturn1 bei der Mündung des Hirschleitnergrabens in die Donau. - Heimatland, XIV. Jg. Heft 7 und Heft 8. ,,Wege und Flurnamen am und um den Kürnbergf' von Karl Kaming. Hier untersucht Karning die Wege und Wegenamen rund um ,den Kürnberg und stellt unter anderem fest, ·daß die amtlich bezeichnete Ochs-enstraße von der Bahnübersetzung unweit Jetzing bis Untergaumberg diesen Namen zu Unrecht führt, weil die Bezeichnung Ochsenstraße aus via Augusta entstanden ist, welche eine wichtige Römerstraße war und Lorch mit Passau verbunden hat. Diese römische Straße führte aber über Reith nach Hart und an die Traun. Im Gemeindegebiet von Leonding wird im josefinischen Lagebuch von Rufling der ,,Pa·schinger-Linzer-Geh-und-Fußweg'' auch Hochstraße g·enannt ·und manche Grundstücke tragen einen mit Hochstraß zusammenhängenden Flurnamen. Der von Rufling nach Dörnbach un1d weiter durch •das Mühlbachtal nach Wilhering führende W-eg hieß früher ,,Dietw·egff, ,,Thietweg''. Die ,,Hörgasse'' kommt aus der Richtung Kleinmünchen nach Hart. Ihr Name bedeutet wohl Heerstraße. Bemerkenswert ist, daß an dieser Straße„ gleich an der Bahn bei Wegscheid beginnend und gegen Doppl hinüberziehend, mehrere Wälle deutlich sichtbar sind und •daß ein größeres Grundstück an der Straße zwischen Rufling nach Dörn'bach, nahe der Haltestelle Rufling der elektrischen Lokalbahn, ,,Piburg'' heißt, wo ebenfalls ein kurzer, aber starker Wall 23

vorhanden ist. Unklar ist die Bedeutung von ,,Woschlur'' und ,,Urschlur''. Weiters ist diesem Auf·satz Karnings eine Skizze mit zirka 100 Flurnamen beigefügt, die sehr int·eressant und aufschlußreich sind. Im Fortsetzungsartikel im Heft 8 weist Karning darauf hin, daß das Geschlecht der Kümberger einen Mühlstein im Wappen führte, daß aber der im Jahre 1933 im Purgstall, in einer Sandgrube ausgegrabene alte Mühlstein nicht aus einem Steinbruch des Kürnbergs, sondern aus der Gegend des Pfenningberges stammt. Auch bringt er hier eine Skizze über die Wallanlagen, Wohngruben, Hügelgräber und Hochäcker sowie über die markierten Wanderwege und Wanderzeiten. 1937 - Radiovortrag am Linzer Sender über ,,Geheimnisse -des Kümberge·s bei Linz'' von Dr. P. Gebhart Rath am 14. November 1937. 24 Der Vortrag ist sehr umfassend und beginnt mit der Gründung des Klosters Wilhering durch das hochfreie Brüderpaar Ulrich und Cholo von Wilhering und der Ausstattung des Klosters durch Schenkung ihrer Burg Wilhering mit ihren Äckern und Wiesen sowie dem Wald. Als Grenzen erscheinen die Donau, der Helimbach bis zur Burchecke, die Verbindung Burchecke-Linberg-Mühlbach und der Mühlbach selbst bis zur Burg Alt-Wilhering. Dieses Waldstück ist der Wilheringerwald. Erst 1749 wurde der größere Kümbergerwald von Maria Theresia erkauft. Der Kürnbergerwald war im Besitz der steirischen Ottokare, damals Herren des Traungaues. Ihnen folgten 1192 die Babenberger im Erbwege und ·diesen die Habsburger über Przemysl Ottokar im Besitzrecht. Dann folgen Erklärungsversuche über die Entstehung des Namens Kürnberg, die darin gipfelten, daß die slawische Bevölkerung in der Umgebung, nachweisbar in der Puchenauer Urkunde von 827, den Berg gora oder krn nannten. Den Bajuwaren war diese Bezeichnung unverständlich, und sie fügten die Silbe ,,bergff hinzu. Den Wortverbindungen mit Burg gesteht Rath die untrüglichen Kennzeichen vorgeschichtlicher oder römischer Befestigungen zu, wie Burchecke und Burchheim. Burchecke ist prähistorischer Wall, und Burchheim ist bei der Mündung des Mühlbaches gelegen, schon 833 genannt, und hat sich auf Grund der Grabungen im Herbste 1934 und 193.5 als römisch-ärarisches Bauwerk erwiesen. Wer der Kürenberger war, in dessen Weise die fragmentarische Handschrift des Nibelungenliedes aus dem 14. Jhdt., die unser Landesmuseum 1837 erworben hatte, geschrieben wurde, will Rath nicht entscheiden und verweist auf die Meinung Prof. Müllners von 1883.

Die Arbeiten von Benesch lobt auch Rath mit anerkennenden Worten. Die Forschungstätigkeit nach dem ersten Weltkrieg erwähnt er im Sinne der diesbezüglichen literarischen Hinweise. Den Zweck des römischen Wachtunns am Ausgang des Hirschleitengrabens läßt er zwischen Sicherung des römischen Handelsschiffsverkehrs auf der Donau und vorgeschobenem westlichem Stützpunkt des Ka·stelles Lentia schwanken. IV. DIE BURG DES KÜRNBERGERS Mithin sind die mir bekannten literarischen und mündlichen Hinweise zu Ende, die unter anderem zur Klärung der Frage nach dem Standort der Veste Kürnberg dienen sollten. Seit Benesch, also ·s·eit 1910, geben sich alle Forscher der Meinung hin, -daß die gesuchte Burg gegenüber dem Schneider in Rufling zu finden sei. Diese Stelle ist, wie ich schon durch die Wandkarte im Landesmuseum beweisen konnte, das Schloß Seerberg. Auch ist diese Burg zu klein, liegt in einem Tal, hat mithin keine Fernsicht, hat nur wenig Zufahrtswege. Der ihr südlich vorg-elagerte Berg heißt heute noch Sehen:berg und ist 375 m hoch. Diese Kleinburg kann kaum dem Schutz des Landgerichtes gedient haben, weil sie versteckt liegt und nicht von allen Seiten Zugänge hat. In der versteckten Lage aber wird nach meiner Überzeugung ihr Daseinszweck zu suchen sein. Von hier aus gingen die zwei großen Hohlwege, Schluren genannt (Wo- und Urschlur), bergauf zu den schützenden Wällen. Von Dörnbach aus führte der Urschlurweg in der Mulde zwischen Sehenberg und den Hängen des Dörnbacher- un-d Mayerwaldes, gegen Fernsicht gut geschützt, zu den rettenden Schluren. Diese zwei Rettungswege mußten gedeckt werden. Benesch hat insoferne recht, wenn er von einer Sperrfeste spricht. Wahrscheinlich ursprünglich ein hölzerner Wachturm auf dem Hügel, auf dem die heutige Ruine liegt, später erweitert und um dem Verfall vorzubeugen, aus Steinen erbaut, die aus -dem gegenüberliegenden Steinbruch gewonnen wurden. Die Raubzüge der asiatischen A varen und anschließend der Ungar11 dauerten doch von 600 bis zur Schlacht am Lechfeld 955. E·s hieß also jederzeit bereit sein. Seerberg scheidet also als Kürnbergerburg aus. Schloß Bergham, Freisitz von Tischingen, dürfte das gleiche Schicksal erleiden, weniger darum, weil es in den angeführten Urkunden und in der Kürnbergliteratur nicht genannt erscheint - Seerberg ist auch nicht genannt un-d trotzdem triumphierend als die Burg des Kürnbergers gefeiert worden sondern vielmehr darum, weil dieser Bau vom Wasserschloß Traun nicht direkt eingesehen werden kann, genau so wenig wie die Sperrre Seerber·g. Hatten doch die Herren von Traun, die in dem heute noch gut erhaltenen Wasserschloß saßen, bei Rufling großen Besitz. Als sie gegen Ende de·s

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