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Die Verhandlungen giengen bei dein gegenseitigen Misstrauen

nicht vorwärts. Gegen die Stände hegte Herlierstorf großen Verdachts

obwohl er sich ihrer zur Beschwichtigung des Landvolkes so gerne

bedient hatte, begriff er nicht, weshalb dieselben gegen die Bauern,

die ihre Landsleute und Glaubensgenossen waren, eine so rücksichts­

volle Sprache führten.

Der Kaiser ernannte zur Einleitung neuer Verhandlungen

zu Commissüren außer den Reichshosräthen Fuchs und Grünthal

seinen Obersthofmeister den Grafen Leonhard Helfried von Meggau 112)

und seinen Kammerpräsidenten beit Prälaten Anton Wolfrad von

Kremsmünster. Diese erließen von Mölk aus eine Kundmachung;

Oberst Auersperg gab dem Boten eine schriftliche Versicherung mit,

dass das kaiserliche Kriegsvolk den Stillstand beobachten und sich

des Plünderns enthalten werde. Die Bauernausschüsse forderten die

Bauern zur Wahl eines neuen Ausschusses und zur Ueberreichung

der Einzelnbeschwerden auf. Wiellinger ersuchte die Eommissäre,

dann den Obersten-Löbl selbst um Abführung des Kriegsvolkes und

Bürgschaft vor Angriffen. Herbcrstorf dagegen drang auf rascheste

Hilfe, weil die Stadt vollständig eingeschloffen sei, Lebensmittel

und Munition auf die Neige giengen und die rothe Ruhr aus­

gebrochen sei.

Die Regierung war ohnedies entschlossen, unverzüglich mit

Waffengewalt vorzugehen, als noch ein Ereignis eintrat. Zwei

Boten, welche zu den katholischen Unterthanen des Klosters Krems­

münster das Aufgebot getragen hatten, waren von diesen erschlagen

worden. Als Rächer erschienen ans dem Weiberauer Lager 1500

bis 2000 schwarze Bauern unter Hanptmann Alexander Treiber,

welche die Bewohner von fünf Pfarreien (darunter Steinerkirchen,

Pettenbach, Viechtwang) umzingelten, sie nöthigten mitzuziehen, die

Dörfer plünderten und die Piarrhöfe zu Pettenbach und Viechtwang

niederbrannten.

Die kaiserlichen Eommissäre beschlossen anfangs August den ver­

einten Angriff durch bayerische und kaiserliche Truppen. Da jedoch

die Kriegsvölker des Kurfürsten noch entfernter standen, so erfolgte

der Einfall nur durch die Truppen Löbls und jenes Kriegsvolk,

welches unter Oberst Brenner noch Mitte Juli aus Böhmen an die

Grenze des Machlandviertels gerückt toctr113).