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Das kaiserliche Kriegsvolk bricht in das Land.
Allerdings hatten die kaiserlichen Commissäre sich verbürgt,
dass kein kaiserliches Kriegsvolk ins Land fallen würde, so lange
die Bauern Stillstand hielten; allein die militärische Bändigung
des Ausstandes war im vorhinein beschlossene Sache gewesen und
die Vorgänge vor Linz und vor Enns gaben den passenden Anlass
znm Einrücken.
In E n n s hatten die zwangsweise zur katholischen Confessio»
bekehrten Bürger Neigung gezeigt, sich mit den Bauern zu verständigen
und ihnen die Stadt zu übergeben. Da sie in der Aussührung dieser
Absicht von der bayerischen Besatzung von hundert Mann gehindert
wurden, so beschossen die Bauern vom Mollgraben und vom Aich-
berg auS die Stadt.
lieber kaiserlichen Befehl rückten nun die kaiserlichen Obersten
Hans Christoph Löbl und Weikhart von Auersperg mit 1662 Fuß- 23. Juli
gängern und 536 Reitern aus Niederösterreich heran. Die ahnungs
losen Bauern wurden vollständig überrascht. In der Nacht besetzte
Löbl mit seinen Truppen die Stadt und ließ in der Früh die Reiterei
ans die Bauern los, welche in wilder Flucht auseinander stoben:
die vier Geschütze, die sie gehabt hatten, alle Munition und eine
große Menge Vieh und Getreide fiel in die Hände der Sieger. Löbl
besetzte St. Florian und Ebelsberg und ritt bis nahe an die Vor
stadt von Linz heran, wornack er nach Enns zurückkehrte. Die
Bauern errichteten mm bei Klemmüncheu eine Schanze gegen die
Ebelsberger Besatzung. Die Soldaten streiften schon bis gegen Steyr
hin, steckten mehrere Höfe in Brand und schnitten den Bauern Nasen
und Ohren ab. Das war aber nur ein kleines Vorspiel
von dem, was die Bauern späterhin vom k a i s e r l i ch e n K r i e g s
v o l k zu erdulden hatten.
Glockenstreich und Ansage gingen wieder von Pfarre zu
Pfarre; eine Anzahl Adeliger musste sich zu einem der Lager stellen
oder nach Wels zur Ständeversammluug begeben. Bei Steyr und
bei Neuhofen an der Krems wurden neue Lager gebildet, die Donau
oberhalb Neuhaus außer den zwei alten Ketten mit einer neuen.
eisernen, außerdem mit einem starken Seile gesperrt.
Am 28. Juli brach Wiellinger mit 2000 „schwarzen" Bauern 28. Juli
aus der Weiberan auf, um den Kaiserlichen entgegen zu treten. In
Steyr ließ er die Bürger das Gelübde der Treue erneuern und hielt ,
über sie Musterung, Widerstrebende wurden herbeigeprügelt. Noch
in der Nacht vom 29. auf den 30. wurde der Markt St. Florian
nach kurzem Kampfe mit den dort liegenden Kaiserlichen besetzt:
gegen das Kloster, das von 40 Soldaten vertheidigt wurde, unter
nahmen die Bauern keinen ernstlichen Angriff, sondern zogen imcl)
Neuhofen ab.