Previous Page  79 / 188 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 79 / 188 Next Page
Page Background

75

Das kaiserliche Kriegsvolk bricht in das Land.

Allerdings hatten die kaiserlichen Commissäre sich verbürgt,

dass kein kaiserliches Kriegsvolk ins Land fallen würde, so lange

die Bauern Stillstand hielten; allein die militärische Bändigung

des Ausstandes war im vorhinein beschlossene Sache gewesen und

die Vorgänge vor Linz und vor Enns gaben den passenden Anlass

znm Einrücken.

In E n n s hatten die zwangsweise zur katholischen Confessio»

bekehrten Bürger Neigung gezeigt, sich mit den Bauern zu verständigen

und ihnen die Stadt zu übergeben. Da sie in der Aussührung dieser

Absicht von der bayerischen Besatzung von hundert Mann gehindert

wurden, so beschossen die Bauern vom Mollgraben und vom Aich-

berg auS die Stadt.

lieber kaiserlichen Befehl rückten nun die kaiserlichen Obersten

Hans Christoph Löbl und Weikhart von Auersperg mit 1662 Fuß- 23. Juli

gängern und 536 Reitern aus Niederösterreich heran. Die ahnungs­

losen Bauern wurden vollständig überrascht. In der Nacht besetzte

Löbl mit seinen Truppen die Stadt und ließ in der Früh die Reiterei

ans die Bauern los, welche in wilder Flucht auseinander stoben:

die vier Geschütze, die sie gehabt hatten, alle Munition und eine

große Menge Vieh und Getreide fiel in die Hände der Sieger. Löbl

besetzte St. Florian und Ebelsberg und ritt bis nahe an die Vor­

stadt von Linz heran, wornack er nach Enns zurückkehrte. Die

Bauern errichteten mm bei Klemmüncheu eine Schanze gegen die

Ebelsberger Besatzung. Die Soldaten streiften schon bis gegen Steyr

hin, steckten mehrere Höfe in Brand und schnitten den Bauern Nasen

und Ohren ab. Das war aber nur ein kleines Vorspiel

von dem, was die Bauern späterhin vom k a i s e r l i ch e n K r i e g s­

v o l k zu erdulden hatten.

Glockenstreich und Ansage gingen wieder von Pfarre zu

Pfarre; eine Anzahl Adeliger musste sich zu einem der Lager stellen

oder nach Wels zur Ständeversammluug begeben. Bei Steyr und

bei Neuhofen an der Krems wurden neue Lager gebildet, die Donau

oberhalb Neuhaus außer den zwei alten Ketten mit einer neuen.

eisernen, außerdem mit einem starken Seile gesperrt.

Am 28. Juli brach Wiellinger mit 2000 „schwarzen" Bauern 28. Juli

aus der Weiberan auf, um den Kaiserlichen entgegen zu treten. In

Steyr ließ er die Bürger das Gelübde der Treue erneuern und hielt ,

über sie Musterung, Widerstrebende wurden herbeigeprügelt. Noch

in der Nacht vom 29. auf den 30. wurde der Markt St. Florian

nach kurzem Kampfe mit den dort liegenden Kaiserlichen besetzt:

gegen das Kloster, das von 40 Soldaten vertheidigt wurde, unter­

nahmen die Bauern keinen ernstlichen Angriff, sondern zogen imcl)

Neuhofen ab.