
Die Bauern erholten sich jedoch schnell von ihrem Schrecken
und warfen tausend Schritte vor dem Schlosse oben eine Schanze
aus, von welcher sie aus 12 Geschützen ein lebhaftes Feuer eröffneten.
Ein Brand, der sich von Lustenfelden (bcr sogenannten „eisernen
Hand"1 herwärts verbreitete, legte die Vorstadt in Asche; hinter
die Mauerreste aber legten sich gute Banernschützen, welche die
Posten des Statthalters eifrig und erfolgreich beschossen.
Das wechselseitige Feuern der Bauern und Soldaten dauerte
fort bis 3. Juli, an welchem Tage die Ausschüsse Penzinger und
Weingartmair mit einer Jnterimsresolution(vorläufigen Entschließung^
des Kaisers im Lager einlangten und dies auf einem Zettel den
Ständen mit dem Anträge meldeten, der Statthalter möge alle
Feindseligkeiten unterlassen. Da sich die Stände für den Stillstand
von Seite Hcrberstorss verbürgten, so giengen ans denselben auch
die Bauern unter der Bedingung ein, dass während der ganzen
Verhandlung stillegehalten werde.
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Lreistadt wird von den Bauern erobert. Lattmger
stirbt. Sein Nachfolger Achaz rviellinger.
Fattinger erlebte noch einen großen Erfolg, den Fall von
Freistadt, welches die Bauern nach einmonatlicher Belagerung am
1. Juli einnahmen. Die Stadt war bisher von 150 Soldaten unter
dem Hauptmann Sokolowsky mit Hilfe der Bürger gehalten worden.
In der ersten Wnth wurden die Häuser einiger Katholiken geplündert,
der todtkranke Bürgermeister Georg Bader verwundet und aus dem
Bette geworfen, der gräflich Megganische Pfleger Kogler, der Göt-
weiger Mönch David Korner, welcher die Bürger zu bekehren hatte,
und drei aus der Durchreise begriffene Kapuziner mit Fäusten, Füßen
und Gewehren misshandelt. Nach drei Tagen trat wieder Ernüch
terung ein, die Bürgerschaft musste dem Bunde beitreten. wogegen
die Bauern sich verpflichteten, die Einwohner jedes Bekenntnisses
unbehelligt zu lassen.
Die Stillstands-Erklärung hatte noch Fattinger gemeinsam
mit seinem Schwager Christoph Zeller, der von Ottensheim herbei
geeilt war, unterschrieben ; noch am selben Tage verschied der Ober-
hanptmann, dessen verwundeter Schenkel brandig geworden war,
zu Ebelsberg und wurde in Eferding 5nr Erde bestattet,
woselbst ihm seine Schwester schon' nach zwei Tagen im Tvde nach-
solgte. Der u n ch r i st l i ch e Sinn des Zeitalters gestattete aber
nicht einmal dem Leichnam die Ruhe an gottgcwcihtem Orte. Nach
völliger Bewältigung des Aufstandes befahl der Statthalter, seinen
und seines Schwagers Körper wieder anszugraben und in eilt
5. Juli
5. Mai 1627