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ins Herz getroffen, fiel lautlos verscheidend ans den Rücken. Herber-

storf brachte durch Geschützfeucr auf Urfahr das Schießen von

dorther zum Schweigen, trieb durch einen Ausfall die Bauern in

der Vorstadt zurück, so dass es um 6 Uhr abends gelang, mit

geringem Verluste die Soldaten und die Tchisfsladnng in die Stadt

zu bringen ll°).

Bestürmung der Stadt durch die Bauern.

Den Bauern war nun klar geworden, dass nur Gewalt die

Landeshauptstadt in ihre Hände bringen könne. Ein neues Auf­

gebot hatte ihnen aus dein Mühlviertel und aus der Weiberau

bedeutende Verstärkungen zugesührt, die katholischen Untcrthanen

üoit Kremsmünster, welche dem Aufgebote nicht folgen wollten, trieb

Wieüinger durch Drohungen herzu. Der Sturm ans die Stadt nach

den Anordnungen der Hauptleute Andreas Hamel von Schwanen-

stadt und Hans Ruprecht von Waizenkirchen wurde für die Nacht

2L Juli des 21. Juli beschlossen.

• Kurz vor 10 Uhr griffen die auf das rechte Ufer über­

gegangenen Donaubauern „den Truzbauer" an; Herberstors begrüßte

sie aber mit einem so heftigen Geschützfener, dass sie sich wieder

znrückzogeu. Augenblicklich sielen nun andere Scharen das Schuler-

thörl an und stürmten ununterbrochen bis 3 Uhr morgens; erst

nach Verlust von tausend Mann ließen sie ab. Etwa fünfzig, die

alle verwundet waren, wurden gefangen; der Statthalter ließ sie

verbinden und erquicken und sandte sie mit dem Aufträge wieder

hinaus, ihren Gefährten zu berichten, wie der Graben voll von

Tobten liege, dass er an ihrem Blute keine Freude habe, sie sollen

lieber die Gnade des Kaisers und des Kurfürsten aurufen ln).

Die Bauern trauten, wie wohl natürlich, dem Anerbieten

22., 23. Juli Herberstorfs nicht, ließen vielmehr neue Aufgebote ergehen. Auf '

ein Patent der Linzer Stünde gaben sie die Erklärung ab, dass sie

zwar zu weiteren Verhandlungen bereit seien, aber vor Abschluss

der Friedensverhandlungen sich nicht heimbegeben könnten; die

Ctäuoe möchten daher es sich angelegen sein lassen, dass der Still­

stand und die Verhandlungen ins Werk gesetzt würden und die

Balicrn wieder das helle, klare Wort Gottes, einen Ein

zigen Herrn und ein von den blutdürstigen, aus­

saugenden Soldaten befreites Land bekämen. Es wurde

bestimmt, dass die Ausschüsse am 25. Juli in Straßfelden (vor­

mals Herrenhaus, setzt kausmänuisches Vereinshaus) durch einen

Trompeter abgeholt werden sollten.