
82
Bruch des Waffenstillstandes durch Einmarsch bayerischer
Truppen. Schlacht bei lleukirchen am Walde. Nieder
lage der Bayern im pramwalde.
Der bayerische Kurfürst trug geringes Gefallen au dem kaiser
lichen Briefe. Schon früher hatten der Äcichtvatcr des Kaisers, der
Jesuit Lamormaini und der päpstliche Nuntius Earaffa den Kur
fürsten getadelt, dass er die Gegenreformation missbilligt und da
durch für die Zukunft dem Kaiser erschwert habe, sowie dass er
Ersatz für die Kosten der Bewältigung des Aufstandes verlange,
obgleich er dieselben anderweitig wohl dreifach hcreiubringe12<i).
Er besorgte, dass der Wiener Hof ihn aus dem Pfand besitze des
Landes verdrängen wolle.
Er wollte daher auch seinerseits die Bauern angreifen und
ertheiltc, obwohl ihm der Abschluss des Waffenstillstandes bekannt
gemacht worden war, am 12. September seinem Generalwachtmcister
Timon von Lindlo in Nied und dem Prinzen Adolf von Holstein,
der mit geworbenem Kriegsvolk in Passau.lag, den gemessenen
z Befehl, ohne Rücksicht auf Einwendungen der Kaiserlichen in Ober
österreich einzurückcn.
Der Augenblick schien günstig, denn die alten Führer der
Bauern waren gefallen oder gefangen: dass sofort neue an deren
Stelle treten könnten, wie der Berndl von Unterleiten, Pfarre Pram,
der Bauer Wilhelm Preninger aus Dorf an der Pram und der
sogenannte Student, darauf waren die Machthaber nicht gefasst.
Die Bauern hatten sich unterworfen: dennoch sollten über sie wieder
alle Leiden ergehen, welche die Einquartierung zuchtloser Soldaten
schon so lange Zeit über sie gebracht hatte. Kein Wunder,
dass der Kamp f nun verzweifelter undgransamer
wurde; denn der Bauer hatte sich gegen erbarmungslose
Feinde zu wehren.
Der Vormarsch wurde auf den 18. September, also noch
vor Ablauf des Waffenstillstandes, angesetzt. Der Herzog von Hol
stein war angewiesen, am 17. die Donau hinab nach Wescnnrfahr
zu fahren und über Neukirchen am Walde, Penerbach und Gries
kirchen nach Pram zu ziehen, woselbst die Bayern über Geiersberg
und Haag sich mit ihm vereinigen sollten.
18.
Septemb. Am 18. landete der Herzog wirklich mit 4000 Fußgängern
und 100 Reitern in 84 Schiffen zu Wescnnrfahr. Die Bauern,
welche im Vertrauen auf die Kundmachung der kaiserlichen Commissärc
mcistenthcils heimgekehrt waren, sahen sich schändlich betrogen. Nur
hundert Mann lagen noch bei St. Sixt an der Straße von Engel
hartszell' nach Ncnkirchcn unter dem Befehle des Hans Bischer,
Besitzers des Oberbaucrn- oder Fischcrgutes zu Eck, Pfarre Nattcrn-
bach. welcher für die Pfarren Natternbach, Nenkirchen und Wald-