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stieg ihr Fußvolk den Berg hinan gegen die Bauern, welche unbe­

weglich den Feind erwarteten, und brannte gegen dieselben gleich­

zeitig alle Musketen ab. Bevor die Soldaten aber wieder zn laden

vermochten, warfen sich die Bauern, welche nur mit Hand­

beilen und Prügeln bewaffnet waren, auf sie. Die

Reiterei, welche Lindlo eingreifen lassen wollte, ergriff im Schrecken

vor dem wilden Mnth der Angreifer die Flucht; vergeblich ver­

suchten mit den Säbeln sie die Osficiere znrückznhalten. Auf letztere

richteten die Bauern hauptsächlich die Angriffe; ein Oberst, ein

Oberstwachtmeister, sieben Hauptlentc, ein Capitänleutenant, fünf

Lentcnants, vier Fähnriche und einundvierzig Unterofsiciere deckten

das Schlachtfeld. Bald suchte auch das Fußvolk sein Heil in der

Flucht und ebenso die gar nicht ins Gefecht eingetretene Landwehr;

alles eilte, die kaum eine Stunde entfernte bayerische (jetzt Inn­

viertler) Grenze zu erreichen, ein Landwehrinann lief sich sogar zn

Tode. 770 Knechte lagen erschlagen auf der Walstatt, Lindlo selbst

wurde verwundet. Die sechs Geschütze, 40 Centner Pulver, 60 Eentner

-unten und mehr als 2400 Musketen, welche die Erschlagenen

getragen oder die Fliehenden weggeworfcn hatten, wurden erbeutet.

Der Schrecken, den diese Niederlage der Bayern verbreitete,

war groß, sogar ans Ried hatten viele Bürger sich geflüchtet und

feilt Innviertler Bauer ließ sich mehr zn den Wachen am Geicrs-

berg bewegen. Tie Bauern aber bewiesen Mäßigung, sic enthielten

sich eines Eindringens nach Bayern, sogar die bayerische Besatzung

von 60 Musketieren ans Haag ließen sie abziehen. „Sie sahen ; •

nicht weit genug — bemerkt der Geschichtsschreiber der Bauern, ■

Dr. Stieve, — um zn wiss en, dass die Sch onung Dksre r

Feinde nur ihre eigene erbarmungslose Vernich­

tung zeitige" 1125)

weitere Erfolge der Bauern. Der Aufruhr wird ins

Mühlviertel getragen.

Die siegreichen Bauern wollten nun allerdings nichts mehr

von einer Unterwerfung wissen; sie hofften, es werde sich wieder

das ganze Land erheben und ließen daher allenthalben aufbieten. •

Der bestürzte Kurfürst ließ das eigenmächtige Einrücken seiner

Truppen beim Kaiser entschuldigen. Dieser wollte sich mit seinem

Bundesgenossen nicht Überwerfen und ließ die Sache auf sich beruhen,

wenn er gleich bemerkte, er hätte nicht gedacht, dass trotz dem fried­

lichen Erzeigen der Bauern und der Benachrichtigung vom Waffen­

stillstände ein Einrückcn erfolgen würde.

Da das Aufgebot der Hausruckvicrtler in den anderen Theilcn

des Landes nicht gleiche Wirkung übte, so hofften die kaiserlichen