Previous Page  91 / 188 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 91 / 188 Next Page
Page Background

87

mehr als 2000 Köpfe, wurde zunächst in den Markt Altheim gelegt;

mancher Bürger erhielt daher 50 oder mehr Gäste, und konnte er

denselben nicht schaffen, was sie begehrten, wurde er misshandelt

und geplündert. Allmählig wurden die Soldaten in die umliegenden

Dörfer gelegt, wo sie den Bauern das Vieh wegtrieben und auch

das Wildpret in den kurfürstlichen Waldungen abzuschießen ansingen.

Endlich liefen 600 Innviertler Bauern in der Nähe von Ried zu­

sammen und trieben ihre Peiniger mit Gewalt aus den Quartieren.

Dem Kurfürsten gelang es, einen tüchtigen Feldherrn, den

Freiherrn GottsriedHeinrichvonPappenheim, Stiefsohn

Herberstorfs, zum Austritt aus den spanischen Diensten zu bewegen:

er ernannte ihn zu seinem Generalwachtmeister und drang betraut,

dass schleunigst das nnbändige Kriegsvolk aus

Bayern abgeführt werde. Das geschah auch, um es

über das unglückliche Oberösterreich herfallen zu

raffen129).

Die vereinigte Kriegsmacht der Bayern und der Kaiser­

lichen rückt gegen die Lausruckviertler. Schlachten

Lei Emling, bei Gmunden, bei Vöcklabruck und bei

wolfsegg.

Der letzte Act des großen Trauerspiels begann, welches die

Geschichte den oberösterreichischen Bauernkrieg genannt hat. Dem

muthigeü, wenn auch hoffnungslosen Nerzweiflungskampf seiner

Vorfahren wird kein Oberösterreicher das tiefste Mitgefühl vertagen

und aufrichtige Anerkennung der hohen Ueberzeugungstreue vorent­

halten können. Wo die nunmehr entschleierten Thatsachen so laut

sprechen, wird auch von voreingenommener Seite nicht der Vorwurf

einseitiger Verherrlichung erhoben werden können; hat doch ein aus­

gezeichneter katholischer Kriegsmann. Pappenheim selbst, der Tapfer­

keit der oberösterreichischen Bauern das ehrendste Zeugnis ausgestellt.

Auch für Verkannte gibt es noch eine Gerechtigkeit auf

Erden, sie wird, wenn auch oft in späten Tagen, von der partei­

losen, voraussetznngslosen Geschichtswissenschaft als Richterin geübt.

Pappenheim ließ über die Richtung seines Einmarsches falsche

Gerüchte ausstreuen, als ob er ans der Donau nach Linz oder gegen

Gmunden Vorrücken würde. Die Bauern eilten daher theils nach

Gmunden, theils zur Donau, an welcher sie in dichter Reihe von

Engelhartszell bis Aschach Wache hielten. In Passan vereinigte sich

die Armee Pappenheims, welche aus 2940" Fugkuechten und 700

Reitern bestand, mit den tausend Manu des Herzogs von Holstein,

schiffte am 31. Oktober nach Hafnerzell und gelangte nach einem

£dotier