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vor der Enthauptung die Hand abgehaucn, einem zweiten die Zunge-

snsgeschnitten ; über Befehl des Kaisers wurde ihnen -vor dem Tode

nicht einmal der Zuspruch von Priestern ihres Glaubens gestattet.

Die Vermögens-Einziehungen in Böhmen wurden ans 30 Millionen

Gulden geschätzt, der wirtliche Wert betrug aber wohl 9.0 bis 100

Millionen, nach heutigem Gelde bei 500 Millionen. Die katholische

Geistlichkeit mtb die Günstlinge des Kaisers (Eggenberg, Tilly,

Waldstein, Maradas, Lobkowitz, Meggan, Brenner, Trautinannsdorf,

Khevenhiller, Slawata, Martiniz, Stadion) wurden reichlich bedacht;

aber von den 25 Millionen, welche noch in den Staatsschatz flössen,

verschwand ein großer Theil in den Taschen der Regimentsobcrstcn,

welche dem Kaiser für die geworbenen Regimenter nngehenere

Summen anrechneten

61).

Das Land Oberösterreich verpfändete der Kaiser

dem b a y c r i s ch e n Herzoge bis 311111 Ersätze der Kriegslasten,

doch behielt er sich die Landeshoheit bevor, weshalb von seiner

Entschließung auch die Bestrafung aller derjenigen abhicng, welche

an der Empörung betheiligt gewesen waren. In letzterer Richtung

hatte daher der bayerische Statthalter die Befehle des Kaisers

ansznführen.

Herberstorf

war ein gebürtiger Steiermärker, welcher als

Protestant sein von Ferdinand II. katholisch gemachtes Heimatland

verlassen hatte, bis cs den Jesuiten zu Nenburg an der Donau

gelang, ihn zum Glaubcnswcchscl zu bewegen. Bekehrte find gewöhn­

lich eifriger als jene, die in demselben Glauben geboren find, viel­

fach aber nicht aufrichtiger und sehr häufig nur ans weltliche Vor­

theile bedacht. Auch Herberstorf, welcher die Katholifierung des

1623 Landes mit großem Eifer betrieb und vom Kaiser in den Grafen­

stand erhoben wurde, wusste seinen Vortheil sehr wohl wahrzunehmen.

Die böhmischen Gütereinziehungen benützte er zur wohlfeilen Er­

werbung von drei Herrschaften, vom Kaiser kaufte er die Jörgerh'che

Herrschaft Pernstein. sowie Ort im Traunsee zu billigen Preisen,

von den verschuldeten Polheimern die Herrschaft Puchheim bei

Attnang. Die Herrschaft Staus zu Aschach hätte er gerne um

40.000 Gulden eingelöst, obwohl sie auf 203.000 Gulden bewertet

war e~); ebenso wenig fand er Gehör beim Hochstifte Passau, von

welchem er die Herrschaft Haslach erlangen tooütec3). Der

Segen Gottes ruhte aber nicht aut diesem Ver­

mögen: als Herberstorf starb, musste seine Witwe alle Güter

veräußern, damit nur die vielen Gläubiger befriediget werden .

konnten C4). Den gedemüthigten drei oberen Ständen begegnete er

mit ausgesuchter Grobheit. Beim Ausbruche des Bauernkrieges hatte

er das 4L Lebensjahr überschritten, zwei Jahre daraus ist er zu

Ort gestorben. Den Bauern war er aus das äußerste verhasst und

war in ihren Augen der „Bluthund", welcher allein das Franken­

burger Blutgericht aus seinem Gewissen hatte; in Wirklichkeit