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So mau bie Lage der Dinge im Lande beschaffen, als der

Kaiser beschloss, in Ausübung des damals herrschenden Fürsten­

rechtes: „Wem das Land gehört, dem gehört auch die

Religion!" seine bedrängten Untcrthanen mit Gewalt zum

katholischen Glaubensbekenntnisse zurückzuführen.

Die Austreibung der evangelischen Prediger, lieble

Eigenschaften der katholischen Priester. Auftaus zu

Natternbach.

Lange hatten die oberösterrcichischen Stände an keine ernste

Gefahr geglaubt; sie baten den Kaiser nicht um Verzeihung und

wollten auch nicht die zur Rücklösung des Landes geforderten

Steuern bewilligen. Erst als der Kaiser mehrere Adelige verhaften

ließ und zur Untersuchung und Aburtheilung aller Betheiligtcu eine

Strafcommission eiusetzte, boten sie ihm eine jährliche Geldsumme

zur Verzinsung der Geldschuld an den Kurfürsten von Bayern an,

verlangten jedoch die Bestätigung ihrer Religionsfreiheit. Hieraus

gieng Ferdinand II. nicht ein. ließ vielmehr die Stünde ansfordern,

sich binnen sechs Wochen bei der Strafcommission in Linz eiu-

zufinden, woselbst ihnen verkündet wurde, dass sie als Majestäts­

Verbrecher Leben und Gut verwirkt hätten. Nun unterwarfen sich

die Stände unbedingt, also auf Gnade und Ungnade, dem Kaiser,

welcher ihnen — mit Ausnahme der Flüchtigen und der bereits in

Haft befindlichen — unter der Bedingung, dass sie durch eine

Deputation kniefällig Abbitte leisten, Verzeihung gewährte, wogegen

sie binnen 3 Jahren ein Strafgeld, das nachträglich ans 600.000

Gulden ermäßigt wurde, zu zahlen, ihm ihre Privilegien zur, be-

licbiaen Bestätigung vorzulegen und ihm die alleinige Entscheidung

in Religionssachen zn überlassen, auch die ständische Casse mit den

dazu gehörigen Einkünften ansznlicfern haben; auch die Lehen und

die geistlichen Vogteicn behielt sich der Kaiser bevor.

Trotz wiederholter Abmahnungen von Seite des Kurfürsten,

welcher den richtigen Zeitpunkt noch nicht für gekommen erachtete,

ließ sich Ferdinand II. nicht abhalten, das fast ganz evan­

gelische O b e r ö st e r r e i ch wieder katholisch zu machen. Der

Schlag fiel, er traf aber am härtesten nicht die Schuldigen,

den Adel, sondern die schuldlosen Bauern; wieder einmal

bewährte sich die Richtigkeit des Ausspruches des alten römischen

Dimters: „Was die Hohen verbrechen, muss das gemeine Volk

ausbaden" (entgeltend. ~