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nicht verstehe, cs wäre gut, wenn sic aus ihnen heraus einen Aus­

schuss machten, mit welchem er reden könnte und welcher dann das.

was gesprochen worden sei, den anderen mittheilcn könnte. Mit diesen

trügerische n Worten ließ er jede Pfarrgemcinde abgesondert

sich stellen, begehrte dann zuerst die Richter und Rüthe von den

Märkten heraus zu gehen, welchen von jeder Pfarre die Achter,

Vierer und Zechleute folgen sollten, was auch geschah. Alsbald

ließ er die Ausschüsse von den Soldaten umringen. Sodann ritt er

in den Kreis der Gemeinden, hielt ihnen die Frevelhaftigkeit ihrer

Handlungsweise vor, welche verdient hätte, sie den Soldaten preis-

zugebcn; er wolle sie jedoch begnadigen, wenn sie geloben würden,

dem Befehle des Kaisers, katholisch zu werden, sich zu fügen, die

katholischen Priester nicht zu behelligen und deren Gottesdienst an

Soun- und Feiertagen zu besuchen, wogegen er sie mit Beichten

imb Communicieren nicht übereilen und ihnen zur Auswanderung

eine angemessene Frist ausctzen werde, innerhalb welcher sie ihre

Häuser verkaufen imb abzichen könnten. Wer Rädelsführer zur Ver­

haftung bringe, dem soll Hab und Gut des Verhafteten zufallen.

Zuletzt aber erklärte er, da die Haupträdetsführer cn t-

kommen seien, müssten Anderen zum Beispiel und

A b s ch e u die nächst jenen Meistschuldigcn gestraft werden : das

seien aber Richter und Räthe von Frankenburg sowie die Vierer,

Achter und Zechpröpste der Pfarren, denn diese Hütten ihrer Amts­

pflicht zuwider nichts gcthan, um den Aufstand zu hindern, ja sich

sogar als Ausschüsse gebrauchen lassen und versäumt, bei seinem

Heranrücken die Rädelsführer zn verhaften; sie müssten also

a n st a t t dieser büße n und Niemand dürfe von der Stelle gehen,

bis es geschehen sei.

Die waffenlose Menge fiel erschrocken auf die Knice nieder,

bat um Gnade und gelobte, den an sie gestellten Anforderungen

nachzukommen, dankte für ihre Verschonung und stimmte unter diesem

Zwange zu, dass cs billig sei, dass die Schuldigen allein leiden.

Hierauf ritt Hcrberstorf wieder in den Soldaten-Ring, in

welchem die Ausschüsse bewacht wurden, hielt denselben ihre Untreue

vor, sagte, dass sie Leib und Leben verloren hätten, auch wert

wären, dass er sie sümmtlich auf dasRad legen ließe; weil er

ihnen aber Gnade versprochen habe, so solle ihnen dieselbe dergestalt

widerfahren, dass sie, statt lebendig gerädert und gespießt zu werden,

„z n r G n a d e" g e h e n k t w ü r d e n. Obendrein wolle er der Hälfte

von ihnen das Leben schenken, sie sollen m i t e i n a n d e r w ü r f e l n

und nur diejenigen seien dem Tode verfallen, welche die geringere

Zahl von Augen werfen würden.

Zur Grausamkeit fügte der Statthalter noch den Hohn; was

galt denn damals den Machthabern ein Banernlebeu!

Alsbald wurde unter dem grünenden Lindenbaume ein schwarzer

Mantel äusgebreitet; Paar um Paar von den unglücklichen 3f>