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Noch am 26. März 1626 wurde bem_ Marktrichter und dem
ganzen Rathe von Waizenkircheu eine Geldstrafe von 30 Reichs-
thalern auferlegt, weil sie gegen das bestehende Verbot einen luther
ischen Marktschreiber ausgenommen hatten, und dem Markte und
der Pfarrgemeinde Peuerbach, welche um Belastung bei der alten
Religionsübung gebeten hatten, wurde bedeutet, die Bittsteller folleit
sich neunen. Diese beiden Märkte hatten sich also nicht gefügt84).
In der Regel aber wichen die Bürger dem unerträglichen Zwange
der Soldateuexecntion; anfangs Mai galten Linz, Wels und
R o h r b a ch als wieder ganz katholisch. S e l l> st v e r st ä n d l i ch
war die durch Gewaltanwendung erzwungene Be
kehrung eine rein äußerliche: die Bekehrten blieben in
ihrem Innern dem alten Glauben zugethan und der Bürgerschaft
von Linz misstraute Herberstorf bei der Belagerung der Stadt auf
das äußerste.
Aus den Reihen des Adels erfolgten zwei Uebertritte: jener
des Herrn Erasmus von Rödern zn Berg nächst Rohrbach und
jener des Grafen Georg Achaz von Lofenstein ans Losensteinleithen.
Der Erstere hielt 14 Unterthanen so lauge eingesperrt, bis sie den
Uebertritt zusagten85); der letztere hatte zu Lichtmess seinen Unter-
thaneu zur Bekehrung eine Frist von vier Wochen gesetzt, doch
bekehrte sich, wie der Pfarrer Wenzel Jacob Rulaud von Sierning
dem Grafen schrieb, in den Ortschaften Pichlern und Neuzeug trotz
allem gütlichen Zureden und auch der Drohung der Belegung mit
Soldaten kein einziger, sondern „verhielten sich alle trutziglich" 86).
Der Prälat von Spital forderte alle seine Unterthanen
auf, sich zur österlichen Beicht und Communion einzustellen,
widrigens er die Bürger an Leib und Gut und die Herbergsleute
anderweitig strafen werde. Die Jesuiten zu Pulgarn suchten
die Halsstärrigen, darunter zwei hochbejahrte Greife, mit harter
Haft und Geldstrafen heim. Die Prälaten von Lambach und
von Schlägl warfen Widerspünstige in den Kerker. Herb er
st o r f selbst ließ die Schiffleute seiner Herrschaft Ort einsperren, weil
sie einer wie der andere erklärt hatten, sie wollten weder katholisch
werden noch auswaudern87).
Unter den geschilderten Verhältnissen war es begreiflich, dass
der Bauer, der mit Vorliebe an seinem Grund und Boden hängt,
selbst die ärgsten Quälereien über sich ergehen ließ und nicht aus
wandern wollte; aber eben so sicher ist, dass die Bauern immer
mehr darauf dachten, Gewalt mit Gewalt abzuwehren, sowie dass
fic_ die Organisation, welche aus Den früheren Aufständen noch
bestand, noch weiter vervollkommteu.
Der Statthalter entschloss sich, drei Tage nach Ostern, die
Bauern und Bürger entwaffnen zu lassen; er forderte
ihnen unter dem Vorwände, er wünsche das Land von der über
großen Last der Besatzung und des Garnisonsgeldes zu befreien,
„Ter Bancrnkrirg in Obrröstcrrcich."
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1626
11 März
15. April