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Der ehrwürdige Chorherr Franz Kurz von St. Florian

spricht sich in seiner Geschichte des Bauernkrieges über den grauen­

vollen Vorfall in folgender Weise ans: „Dieses ganz rechtswidrige

Verfahren (ohne Ilrtheil und Recht) musste nothwendig schlimme

Folgen nach sich ziehen. Ohne Verhör 17 aufheuken lassen,

i st ungerecht und grausam Handeln. Es mögen unter den­

selben allerdings einige gewesen sein, die sich beim Aufstand etwas haben

zu Schulden kommen lassen ; aber dass eben alle Richter, Rathsfrennde

und Achter des Galgens sollten würdig gewesen sein, wer wird es

glauben können? Wurde der Pfleger für die zwei, denen Herberstors

das Leben schenkte, wohl ein Fürsprecher geworden sein, wenn sie

des Aufstandes Urheber gewesen wären

?

Ohne feine Fürbitte wären

sic aber schon deswegen gehenkt worden, weil sic Mitglieder des

Rathes zu Frankcnburg und Vöcklamarkt waren und beim Würfeln

verspielt hatten. Dass sie den Aufstand hätten verhindern sollen, ist

wohl eine gerechte Forderung, nur sollte der Statthalter auch gefragt

haben, ob sie dieses zu bewirken imstande waren. Hat doch er selbst

mit allen schien Soldaten die Empörung im folgenden Jahre nicht

verhindern können"81).

Eine alte Säule aus dem Jahre 1627 am Orte der Unthat

ließ der Gutsbesitzer Hermann Hoppichler in der Klingcrau im

Jahre 1881 erneuern und mit einer Inschrift versehen, welche

pietätvoll die Namen der Hingerichteten Bürger und Bauern ver­

zeichnet. Das Umschlagbild des BncheS zeigt die Linde, wie sie noch

vor einigen Jahrzehnten vegetierte.

Das ReformaLiouspcrtent.

„Schuldigen Mann geht's Grausen an", sagt ein altes Sprich­

wort. Herberstors täuschte sich nicht über die zunehmende Gährung

unter den Bauern, welche sich vernehmen ließen, sic wollen sich eher

zu Stücken zerhauen lassen oder aus dem Lande ziehen, ehe sic

katholisch würden. Er verlangte und erhielt vom Kurfürsten eine

Verstärkung der Besatzung auf 5 Fähnchen und 100 Krobaten,

wozu er später noch 2 Fähnchen anwerbcn ließ.

Der Kaiser dagegen wollte nicht sehen, dass die Gegen­

reformation den Adel und im Verein mit. den neuen Steuern, mit

dem Garuisonsgelde und den Lasten der Soldatcueiuquarticruug

auch die lluterthauen schwierig mache. Er ernannte im August eine

Eommissivn zur Durchführung der Gegenreformation, an der Spitze

den Statthalter. Diese Eommissivn ließ am 10. October das

Refo r in a t i o n s - P a t e u t knudmacheu. Dasselbe enthielt in aller

Schärfe folgende Bestimmuugeu:

1.

Evangelische Prediger (Prädieanten) und nnkatholische

Schulmeister bleiben abgeschasst; Abhaltung von Predigten, Eouvcu-