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Von diesen Höhen überblickt man die Sergmett des oberen
Mühlviertels von Rannarwdl bis nach St. Martin hinab und bis
gegen St. Peter hinein; von hier aus mochten Feuerbrände und
andere Verständigungszcichcn die Bauern diesseits und jenseits der
Donau vereinigen. Die Beschwerden gegen geistliche und weltliche
Herren hatten zwischen ihnen schon dreißig Jahre früher (1595) eia
festes Band geschlungen ; die Zcitläufe seither waren für die Bauern
nicht dazu angethan gewesen, dasselbe zu lockern.
Auf diefem Gebirgsstockc spannen sich jetzt die Fäden der
Verschwörung gegen die bayerische Herrschaft im Lande; denn ber
einfache Bau er fah nicht in die verwickelten Verhältnisse hinein,
er unterschied nicht zwischen dem Pfandherrn, der nur das Land
besetzt hielt, und dem Landesfürsten, welchem die Gewalt über den
Ilnterthan zustand. Dem Bauer, soweit er nicht unter geistlichen
Grundherren stand und von diesen zu Zeiten in seiner Religions
Übung bedrängt wurde, war es unter der unmittelbaren Herrschaft
des Kaisers nicht so schlecht ergangen; deshalb schob er alle
Schuld der Bedrückung durch dasKricgsvolk und in der Gewissens
freiheit auf den bayerischen P f a n d h e r r n u n d d e s s e n
Statthalter im Lande und erhoffte von der Rückkehr des
Landes unter das Gebot des Kaisers die Erlösung von den Ein-
guartiernngslastcn und in voller Unkenntnis der An
schauungen Ferdinands
II.
naiver Weise die Wieder
herstellung der evangelischen Religionsübung. Der Schlachtruf des
oberösterreichischen Bauers war daher nur gegen die „bayerische
Tyrannei" gerichtet. .Deshalb schrieben sic auch auf manche
ihrer Fahnen:
Bon Bayerns Joch und Tyrannei
Ilnd seiner großen Schinderei
Mach uns, o lieber Herrgott, frei.
Weils gilt die Seel und auch das Gut,
So folls auch gelten Leib und Blut!
O Herr, verleih uns Heldcnmuth.
Es muss sein!
Zwei Männer aus dem Stande der Grundbesitzer waren es,
in deren Häusern seit langen Wochen Besprechungen stattfanden
und in deren Hand ihre Genossen die Leitung des Aufstandes
legten, welcher um Pfingsten (31. Mai) im ganzen Lande zugleich
losbrechcn sollte: Stefan Fadinger und Christoph Zeller.
Stefan Fattinger (so
hieß er eigentlich und so wollen
wir ihn auch ferner nennen 88) fass aus dem Fattingerhofe Nr. 5
zu Parz nächst St. Agatha; ihn hatte er von seinem Vater Paul
übernommen. Er stammte ans einem alten Geschlechte dieser
Gegend: denn „die Hub zu Fatting" wird bereits im Jahre 1371
urkundlich erwähnt. Die Familie der Fattingcr lebt noch in der