
Die Erregung der aus das Aenßerste gebrachten Massen nun
allerdings unbeschreiblich ; lieber wollten sie sterben, a (v
sich von Geistlichkeit und Soldaten quälen lassen.
Dieser Entschluss .verlieh ihnen Todesmuth und machte sie den
Herrschenden gefährlich, obwohl sie nur zu einem geringen Theilc
mit Buchsen, Pistolen, Hellebarden, langen Spießen und Schwertern,
meist aber nur mit Hanshackeln und Prügeln d. i. langen Stöcken,
an deren Spitze sich ein faustgroßer mit Nägeln besetzter Knopi
besaud, bewaffnet waren, obwohl es ihnen an Geschützen gebrach
und sie an Munition steten Mangel litten.
Den katholischen Geistlichen, welche den Gewissensztvang zur
Geltung brachten und diejenigen, die sich nicht bekehren lassen wollten,
der Obrigkeit zur Bestrafung anzeigten, waren sie natürlich feindlich
gesinnt: sie plünderten überall die Psarrhöse und nahmen die Geist
lichen. sofern sie nicht das Weite gesucht hatten, gefangen. Aber
außer den ersten Mordthaten, die in den ersten Tagen des Aufruhrs
verübt wurden, lässt sich nur die am 24. Juni erfolgte Niedermetzelnng
eines Pfarrers, als dessen Pfarre das nach Kirchdorf gehörige
Mickildörs angegeben wird. Nachweisen. Ter Psarrviear in Kalham
und der Pfarrer in Altmünster konnten selbst die Seelsorge aus
üben. Die Klöster wurden zu starken Lieferungen und Ablieferung
der Waffen angehaltcn, bedeutendere Gewaltthätigkeiten aber nur
V gegen die Klöster L a m b a ch und Schlägl, die mit besonderer
Strenge ihre evangelischen Unterthanen zu bekehren suchten, und
gegen Pnlgarn, das den verhaßten Jesuiten gehörte, ausgcübt:
bic Klöster Gleiuk und Baumgartenberg wurden erst bei dem Ein
brüche kaiserlicher Kriegsvölker geplündert und Garsten trotz Bor
enthaltung von Waffen schonend behandelt. Die Soldaten, „bic
Bluthunde des Statthalters", wurden entweder umgcbracht oder in
Gefechten vorangestellt oder zum mindesten eiugekerkert. Auch einigen
verhaften Beamten erging es übel; während der vom Frankenburger
Blntgerichte her bekannte Pfleger Grünpachcr nach Ried entkam,
wurde der Steueransschläger im Mühlviertel, Zacharias Wicrer.
der sich in seine Heimat Nenkirchen am Walde begeben hatte, zu
Tode< geprügelt.
Äußer der Angabe Herberstvrfs, dass am 20. Mai vier
Bauernhöfe angezündet worden seien, liegt kein weiteres Zeugnis vor,
dass die Bauern die Androhung des Abbrennens ausgeführt hätten
höchstens wurden Häuser und Felder geplündert und die Wider
setzlichen fortgejagt, ttur in Ort, das dem Statthalter gehörte,
und in dem Schlosse der erstürmten Freistadt hausten die Bauern
übel; was von Plünderung oder Zerstörung anderer Schlösser
berichtet wird, ist entweder erfunden oder unverbürgt oder auf
Rechnung der eindringenden kaiserlichen Soldaten zu setzen oder
geschah erst beim Kampfe gegen die letzteren. Den Adel, unter welchem
die meisten Mitglieder ihre Glaubensgenossen waren, schonten sie in