Previous Page  66 / 188 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 66 / 188 Next Page
Page Background

62

Der Statthalter schiebt die Stände vor zu Unterhand«

lungen mit den Bauern. Fortschritte des Ansstandes.

Fattinger rückt nach Wels, Kremsmünster und Steyr.

Zwölf- bis fünszchntauscnd geworbene Soldaten hielt Herber­

ltorf znr Bewältigung des Ansstandes erforderlich. Aber weder der

Kurfürst noch der Kaiser konnten eine solche Macht so eilig, als

es die Umstände erfordert hätten, auf die Beine bringen, da ihr

ganzes Kriegsvolk in Norddeutschland gegen den König von Dänemark

und dessen Verbündete im Felde stand. Es hieß daher Zeit

gewinnen, um dem Statthalter Lnft zu verschaffen. Herberstorf,

der Mann, welcher von den Bürgern und Bauern im Attergau vom

Zerbrechen ihrer Glieder mit dem Eisenrad gesprochen und sie dann

„aus Gnade" hatte henken lassen, wusste sehr wohl, dass ihm die

Bauern nicht den geringsten Glauben schenken würden, wenn er

versuchen würde, mit ihnen zu verhandeln. Er schob daher jene

V er ordneten der Stände vor, welche gerade in Linz an-

ivesend waren und die er zum Schutze für seine Person nicht inehr

aus der Stadt ließ. Es begann damit der alte Tanz, der

stets mit den aufständischen Bauern anfgeführt wurde und noch

immer zu ihrem Verderben geendigt hatte: sie so lange Hin­

halten, bis genügend Kricgsvolk beisammen war,

um sie niederringen und dann in grausamer Weise bestrafen zu können.

Die beiden ständischen Verordnetcn Wolf von Gera und

Hans Niclas Sigmar richteten im Aufträge Herbcrstorfs un Namen

der gesummten Vcrordneten ein Patent an die Bauern, welches

dieselben zu Verhandlungen mit der Verheißung cinlud, der Statt­

halter wolle ihnen Sicherheit geben, dass nicht nur ihren Be­

schwerden abgeholfen, sondern auch die Religions-Beschwer­

den in einen anderen Stand gesetzt und, wie die

Ver­

handlung mit sich 'bringen

werde, niemand w i d e r sein

Gewissen beschwert werden solle, der Statthalter wolle

den Kurfürsten durch offene Schreiben ersuchen, während der Ver­

handlung das anrückende Kriegsvolk zurückzuhalten und er selbst

wolle dafür sorgen, dass kein Soldat sein Quartier verlasse und

Feindseligkeiten gegen die Bauern ausübe. Herberstorf schlug in

seinem eigenen Patente einen anderen Ton au: er drohte

zuerst mit dem Angriffe bayerischer, salzburgischcr und kaiserlicher

Truppen, bot jedoch Einstellung der Feindseligkeiten und Ver­

zeihung an und sagte nicht nur gebürendc Abstellung der allgemeinen

Beschwerden zu, sondern vermehrte auch, obwohl er sich hütete,

ein

bestimmtes

Versprechen abzugeben, die Hoffnung auf die von

den Ständen in Aussicht gestellte Einstellung der Gegenreformation

dadurch, dass er

diese

allein als die

Ursache

des Aufstandes

Gezeichnete. Zugleich richtete der Statthalter an den Kurfürsten