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Unterhandlungen der Stände mit den Bauern.
Mit größter Hast suchte Herberstors Unterhandlungen mit den
Bauern anzutnüpsen, um ihren Siegeslauf zu hemmen und für die
Werbung van Kriegsvolk Zeit zu gewinnen. Es war ein frevel
haftes Spiel, das er mit den Bauern trieb; denn er wusste
im vorhinein ganz genau, dass der Kaiser um jeden
Preis zur 11 u terd r ü cku n g d e s ev au g e l i f ch e it G l a 11 b e it s
entschlossen s e i und dass der Kurfürst nicht ohneweiters das
ihm verpfändete Land herausgeben werde.
Durch die Stände, die er auf den 24. Mai einbernfeu hatte
und die von da au tu seiner Gewalt waren, ließ er die Bauern 25. Mai
dringend entladen, einen Ausschuss von friedliebenden Leutett nach
Linz zu senden und ließ den Bauern versichern, er sei int vollen
Werke, es beitn Kaiser und beim Kurfürsten dahin ztt richten,
dass man sich der Freistellung der Religion und des
Gewissens und der Abstellung der tveltlicheit Beschwerden un
zweifelhaft zu getröste n habe, sie sollen diese große Gnade
nicht ausschlagen. Dem Hans Niclas Sigmar gab er einen Brief
mit, worin er sagte, er bezeuge vor Gott und der Welt, dass ihm
nichts mehr am Herzen liege, als die Unruhe zu stillen, damit der
Untergang des ganzen Landes und der Bauernschast verhütet werde.
Auf Zureden Sigmars ließen sich die so oft hinters Licht geführten
Bauern wirklich herbei, einen Attsschuss für Unterhandlungen zu
wählen, welche itt Wels gepflogen werden sollten; sic wurden ganz
vertrauensselig, fielen Sigmar, den sie als ihren Netter betrachteten,
um den Hals und meinten vor Freude. Fattinger selbst verehrte
demselben den Schimmel, auf welchem er zu reiten pflegte. Herber-
Korf bat nun den Kaiser und den Kurfürsten mit schleunigste Ab
ordnung von Eommissarien.
D e r B a u e r it a u s s ch u s s zögerte n i ch t, die Be
schwerden und Forderungen z n überreichen. Die 29. Mai
B c j c(j werden betrafen die Religions-Reformation, welche der
Statthalter (wie die Bauern meinten) angefangen habe, die hohen
Stolgebüren, die übergroße Nachsteuer für die Glaubens halber
Auswanderndett, das Frankenburger Bltttgericht, das Garuisonsgeld
und die anderen Leistungen für die Soldaten, dann die Äus-
fchreitungeu des Kriegsvolkes gegen Bauern und Bürger. Gefordert
wurde, dass man evangelische Prediger und Lehrer nicht blos da,
wo sie früher umreit, sondern int ganzen Lande uneingeschränkt
znlasse und volle Religionsfreiheit gewähre, dass man den Ständen
ihre eiugezogenen, für Kirchen- und Schuldienst gewidmet gewesenen
Einkünfte und Güter zurückstelle, dass die Besatzung alsbald ohne
Waffett aus dem Lande geführt und das Garnisonsgeld aufgehoben
werde; dass weder der Kaiser noch der Kurfürst den Aufstand
„Ter Bauernkrieg in Obcrösterreich."
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