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seinem Besitze und die Pfleger-Rechnungen des Kriegsjahres weisen

ans, dass die Bauern nicht im Allgemeinen die Abgaben verweigerten.

Noch größere Rücksicht erwiesen sie dem kaiserlichen Salzkammergutc

nnd dem Eisenwesen; für die Gebiete von Weyer, Gaflenz und

Neustift, wo unter dem Einflüsse des Klosters Garsten als mächtigstem

Grundherrn ein guter Theil der Bewohner dem katholischen Bekennt­

nisse anhing, nahm schon Fattinger das Aufgebot zurück. Für die

Maut zn Engelhartszell erließ Fattinger zu Gunsten des kaiserlichen

Staatsschatzes einen Schntzbrief: die Schifffahrt auf der Donau

ging fort, bis sie von den Bayern gesperrt wurde. Nur den

Briefverkehr überwachten die Bauern aufs strengste und brachten

mehrere Träger von Briefen, die vom Statthalter herrührten oder

an

ihn gerichtet waren, grausam um. Sie unterließen es auch, ihre

Standesgenossen in den Nachbarländern aufznreizcn.

Damit sind die Anklagen, welche die Bauern als eine mord-

lnstigc Bande hinstellen, aus das w a h r c Maß zurückgeführt; wenn

auch einzelne Gewaltthaten verübt wurden, so sind die Bauern doch

erst in Folge der Greuel, welche die kaiserlichen Soldaten

f

"bei ihrem Eindringen in das Land verübten, grausam und zerstörunqs-

lustig geworden

°7).

Leerwesen der Bauern").

Die Bauern bildeten gleich nach dem Ausbruche des Aufstandes

eine größere Anzahl von Lagern, wovon jene am Tobelhof west­

lich von Pe» erb ach'und in der Weiberau bei Weibern gegen

Bayern gerichtet waren, eines um Freistadt, eines zn Oticus heim

und aus diesem gebildet jene» in Ursahr, jenes von Steyr,

welches nach Ebelsberg und Linz vorrückte, und das wieder von

letzterem gebildete Lager vor E n n s. In allen größeren Orten

lagen Bauernbesatznngen und an den Grenzen standen in dichter

Kette Wachen; auf Glockenstreich oder Feuerzeichen eilte die ganze

Umgebung herbei.

Im Lager in der Weiberau stellten sich zur Zeit des Ober-

eommaudos Wiellingers ein alle Bürger von Schörfling unter Haber­

korn, von Vöcklamarkt unter dem Richter Wolf Kreitterer, von

Vöcklabruck unter Sebastian Miller, von Gmunden unter Kessel,

ein Theil der Bürger aus St. Georgen im Attergau unter dem

Richter Reitinger; dann Reiter über 20 aus Schwanenstadt unter

Wagner und Hammel (einem Katholiken), 4 aus Schörfling. 5 aus

Vöcklamarkt, 8 aus Vöcklabruck, 8 aus Gmunden, 6 ans St. Georgen.

Die Welser Bürger lagen zn Kremsmünster und St. Florian

mit 50 Mann und 10 Pferden, die Steyrer vor Enns, die Eser-

dinger und Aschacher an der Kette bei Neuhaus an der Donau