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ntuiS ihm in den Weg kam; unter den niedergebrannten Ortschaften

befanden sich der Markt OffenIjaiijcit58) und das Dorf £>eft 5<J) in

der Pfarre Gaspoltshofen. Gaspoltshvfner Bauern waren es gewesen,

welche den Bayern das Vorrücken zu wehren versuchten; 500 bis

600 Mann stark, darunter 50 Schützen und Musketiere, waren sie

unter Anführung des Achatz Wielliuger vom Gatterhofe bei Haag

ans die vorzeitige Kunde, dass Kriegsvolk im Anzuge sei, auf den-

Geiersberg gezogen; das Schloss Starhemberg, bereits im Pfand­

besitze des Bischofs von Passau, erlitt durch sie eine Plünderung,

als ihnen die verhasste Pflegerin Maria Finkin nur wenig Pulver

und Waffen an^tiefertc00).

Hätten die protestantischen Stände die Stimmung der Bauern

benützt und für eine Abwehr des Angriffes einige Vorsorge getroffen,

so würden dem Heere der katholischen Liga wohl ernstliche Hinder­

nisse im Wege gestanden sein. Auf Unterhandlungen ließ sich Herzog

Maximilian nicht ein, obwohl bei ihm in Haag als Wortführer

der Stände die Prälaten Anton Wolfrad von Kremsmünster und

Georg Grüll von Wilhering erschienen waren und Unterwerfung

versprochen hatten, sofern es nicht gegen das Gewissen, die Ehre

und die Landesfreiheiten sei, freilich aber die Huldigung erst nach

Bestätigung der Freiheiten Kaiser Maximilians II. in Aussicht

stellten.

Ohne auf weiteren Widerstand zu stoßen, zog der Herzog am

'20. August in Linz ein. Nach längerem Zögern leisteten zuerst die

Prälaten, dann die weltlichen Stünde die Huldigung, worauf

Maximilian ihnen den Freiherrn Adam von Herberstorf als Statt­

halter vorstellte, der in seinem Namen die Negierung tut Lande zu

führen habe. Die ständischen Truppen mussten zu den bayerischen

stoßen, Kriegsvorräthe und Waffen wurden nach Linz geschafft.

Die Häupter der Stände: G. E. von Tschernembl, Jörger, Hans

Ortolf Geumann von Gallspach und Andreas Ungnad hatten sich

rechtzeitig geflüchtet.

Maximilian rückte sodann weiter nach Böhmen, wo die sieg­

reiche Schlacht am weißen Berge der Rebellion in jenem Lande

ein Ende machte. Das Schicksal Böhmens war ein höchst trauriges.

Die Raublust der Soldaten machte sich in der furchtbarsten

Weife geltend. Zwar hielten die Bayern ziemliche Mannszucht, aber

b'c Kaiserlichen, denen nie ihr Sold ausbezahlt wurde, waren eine

zügellose Bande und der Officicr nicht besser als der gemeine

Soldat. Neberall wurde geplündert und Geld erpresst: das kaiser* liehe Kriegsvolk verfuhr in Prag und draußen ans dem Lande mit

/taub, Plündern und Nothzüchtignng der Frauen und Jungfrauen

in einer Weise, dass ein allgemeiner Aufstand der Uüterthanen

befürchtet wurde. Ein grauenvolles Strafgericht crgieng über jene

Betheiligten, welche sich nicht durch die Flucht gerettet hatten: 27

verfielen dem Henkersschwerte oder endeten am Galgen, einem wurde

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1620

8. Novemb.

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