Previous Page  35 / 188 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 35 / 188 Next Page
Page Background

31

ständischen Böhmen kein Hehl, bet ihre Beschwerdeschrift wegen

Verletzung der gemachten Zugeständnisse feine günstige Beantwortung

fand. Der oberösterreichische ständische Ausschuss bemächtigte sich

der ganzen Landesverwaltung, verweigerte dem Thronfolger

Sl\

Ferdinand die Huldigung und erklärte ihm, dass sie die eoetje

der Böhmen als eine gerechte bis 311111 letzten Blutstropfen ver-

tbeidigen würden; sie setzten demnach auch die Trnppenwerbungeu

fort und schlossen gemeinsam mit den Niederösterreichern ein

Bündnis mit den Böhmen gegen alle Feinde, welche die Privilegien

und Rechte der Stände und die Religion derselben angreifen würden,

sowie zur Beseitigung der bestehenden Beschwerden.

Drei Tage später erklärten die böhmischen Stände sich aller

Pflichten gegen Ferdinand II. ledig und los, weil er als Zögling

der Jesuiten ein Haupt- und Erzfeind der evangelischen Religion sei,

die böhmische Krone nur aus unrechtmäßige Weise und durch

Drohungen und Bestechungen an sich gebracht und die eingegangeueu

Beipflichtungen nicht erfüllt habe. Am 26. August wurde der Kur­

fürst Friedrich von der Pfalz auf den böhmischen Thron erhoben,

zivei Tage darnach in Frankfurt am Main Ferdinand II. zum

römisch-deutschen Kaiser und zwar auch mit der Stimme Friedrichs

gewählt^").

Der neue Herrscher Ferdinand II. war (so schildert

ihn der neueste Geschichtsschreiber Oesterreichs Hofrath Alfons

Huberts unfähig zu selbständigen Entschlüssen; über Einschlag

seines Beichtvaters, den er in Graz hatte, fügte er sich, 11111 feine

Gewisfensscrupel zu haben, am liebsten der Ansicht, welche die

Mehrzahl seiner Rüthe hatte, wenn nicht etwa sein Günstling Eggen­

berg oder fei:*: Beichtvater der Jesuit Wilhelm Lamormaini seine

Meinung umstimmten. In der Verwaltung ließ er die Dinge ihren

bisherigen Lauf gehen; für militärische Angelegenheiten hatte er

weder Interesse noch Berftändnis. Mit dem Gelde wusste er nicht

haueznhaltcn; selbst in den Zeiten der größten Noth schränkte er

die Ausgaben für seine Hofhaltung, für Jagd und Musik nicht ein

und in besseren Zeiten vertheilte er Güter und Einkünfte mit vollen

Händen an seine Günstlinge, an kirchliche Anstalten und neue

Klostergründnngen. N 11 r i n k i r ch l i ch e n Frag e 11 k a n 111 c

er feine Nachgiebigkeit Er war von seiner Mutter, der

bayerischen Prinzessin Maria, in strengkatholischem Geiste erzogen

und von den Jesuiten in Ingolstadt herangebildet worden. Wie er

selbst den Rathschlägen eines Jesuiten folgte,' so ließ er auch seinen

Thronfolger «Ferdinand III. y 1657) durch einen Jesuiten erziehen.

Schon jung äußerte Ferdinand II.: „Lieber würde ich Land und

Leute fahren lassen und im bloßen Hemde davonziehen, als zu

Bewilligungen mich verstehen, welche der katholischen Religion nach­

theilig sein könnten". Demgemäß hat er auch Jnnerösterreich gewalt­

sam zum Katholicismns bekehrt. Hierzu bewog ihn ebenso sehr die