
29
fürst jederzeit Privilegien, die er ertheilt habe, wieder aufheben
föitnc49). .
In Oberösterreich versuchte damals der Landeshauptmann
Löbl die Sperrung der Pfarrkirchen Penerbach und Natternbach,
welche mit evangelischen Pfarrern besetzt waren, dnrchzufetzen. Der
kaiserliche Landrichter wurde abgcordnet, die Schlüssel an sich zu
nehmen. Als er aber mit der Executionsmannschast vor dem Markte
Peuerbach erschien, fand er die Thore versperrt; aber am nächsten
Tage liefen tausend Burger und Bauern zusammen, deren Stellung
nahme ihn bewog, unverrichteter Sachen wieder abzuziehen. Gewalt
anwendung hätte vielleicht gleich damals einen Bauernaufruhr
erregt, denn es hieß, dass in ein paar Tagen dreitausend Männer
zur Stelle sein würden und dass Ansager bereits über die Donau
geeilt seien, um die Mühlviertler
aufzubieten").
Nur die Zwietracht im Kaiserhause selbst war es, welche
das weitere Fortschreiten der Gegenreformation, wie man die
gewaltsame Bekehrung des Volkes zum katholischen Glauben nannte,
für den Augenblick vereitelte.
Der Bruderzwist im Lause Labsburg, die Uebermacht
der Stände.
Kaiser Rudolf, von Natur aus melancholisch, hatte sich auf
fernem Schlosse zu Prag immer mehr abgeschlossen ; seine krankhafte
Reizbarkeit steigerte sich nach und nach zu förmlichen Wuthausbrüchen
und zum Verfolgungswahne. In seinem Misstrauen sah er in
seinem Bruder Erzherzog Matthias nur einen Nebenbuhler, der ihn
vom Throne stürzen wolle. Unverdiente Zurücksetzung trieb diesen
endlich den unzufriedenen Stünden in die Arme; mit ihrer Hilfe
rückte er mit einer Armee in Böhmen ein und zwang den Kaiser,
ihm die Regierung von Ungarn, Oesterreich und Mähren abzutreten.
Die oberösterreichischen Stände unter der Führung des Frei
herrn Georg Erasmus Tschernembl von Schwertberg benützten die
Abdankung Rudolfs, nahmen die Stadt Linz und das Schloss in
Besitz und setzten den Landeshauptmann ab. Die protestantischen
Herren, Ritter und Städte von Ober- und Niedcrösterreich schlossen
sich zu einem Bündnisse zusammen, wornach sie sich verpflichteten,
dem Erzherzoge Matthias erst nach Bestätigung ihrer Privilegien
und Wiederherstellung der freien Religionsübung die Huldigung
zu leisten. Nach langem Zögern erkannte Matthias die landcsfürst-
lichen Städte und Märkte als vierten Stand an und versprach ihnen
die Erhaltung ihrer Freiheiten, sprach zugleich ans, dass Katholiken
und Evangelische einander in der Religion nicht stören sollten.
3. Jänner:
1605
1608