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Aber manche Aussbränche schlichen sich bei den Herrschaften
doch wieder ein, wie z. B. die Bestätigungsbriefe bei der Herrschaft
Dachsberg. Die Unterthnnen der Polheim zu Puchheim wurden
beredet, ihrem Grundherrn ans eine gewisse Zeit eine Abgabe, Hilfs
geld genannt, zu reichen; nach Ablauf der Zeit aber mussten sie
sich herbeilasseu, dieselbe für immer zu leisten").
Die Rirchentremrung und die religiösen Gegensätze.
Der religiöse Zwiespalt zwischen der überwiegenden Mehrheit
der Bevölkerung, die sich zum evangelischeu Glauben bekannte, einer
seits und der katholischen Minderheit dauerte fort. Der Bischof von
Passau und die geistlichen Häuser trachteten, sich die geistlichen
Pfründen, die sie im Mittelalter besaßen, wieder zu erringen
und gingen darauf aus, überall, auch in ganz protestantischen Pfarr-
sprengeln, katholische Seelsorger einzusehen. In diesem Bemühen
wurden sie von der Regierung Kaiser Rudolfs II. und dessen Rath
gebern kräftig untcrftüht. Die neue Lehre war, wie bereits auf
Seite 21 erwähnt, rasch in Oberösterreich eingedrnngen; schon vor
dem ersten Bancrnausstande wurde sie in Steyr, Linz und an anderen
Orten verkündet. In Waizeukirchen predigte sie der dortige Gesell
Priester (Caplan) L ic'Tfi) a rFüc 1) s er, ein aus der Pfarre Raab
gebürtiger Innviertler. Bon dem Bischof nach Passau zur Verant
wortung entboten, musste er geloben, das Predigen in Waizeukirchen
zu unterlassen. Er verließ deshalb seine Pfarre und zog nach
Wittenberg, wo er den Unterricht Luthers empfieng. Bei einem
Besuche seines Vaters wurde er von dem Pfarrer von Raab, einem
Ehorherrn von Tuben, vcrrathcn und gefangen nach Passau vor den
Bischof geführt. Die Anwendung der Folter vermochte ihn in seiner
Ueberzengnng nicht wankend zu machen. Von dem geistlichen Gerichte,
in welchem auch der Prälat von Tuben saß, verdammt und der
Priesterwürde entsetzt, wurde er dem weltlichen Gerichte zur Execution
übergeben. Man fchor ihm die Haare ab und setzte ans sein Haupt
ein Spottbarett; drei Henker entzündeten den Holzstoß am Gries
zu Schärding, banden den Vernrtheilten kreuzweise auf die Leiter
und stießen ihn in die Flammen. Als die Stnke sprangen, stießen
ihn die Henker mit Hopfenstangen wieder in das Feuer, hieben ihn
zuletzt in Stücke und warfen diese in den vorbeifließenden Jnnstrom.
Das geschah am 16. August 15274
Das abschreckende Beispiel, welches mit dieser Hinrichtung der
Bisthumsverweser statuieren nwllte, hatte aber nicht die erwartete
Wirkung. Immer allgemeiner forderten Bürger und Bauern, dass
der christliche Gottesdienst nicht in der abgestorbenen lateinischen
Sprache, von welcher sie kein Wort verständen, sondern in ihrer,