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ebenfalls bedrückten Bauern sich die Lehre Luthers von der „evan­

gelischen Fre.hcit" wörtlich auslcgtcn und nicht blos die Verkündung

des „reinen" Wortes Gottes nach Sage der Evangelien, sondern

auch Mäßigung oder Aufhebung der neu aufgebrachten, ooer ihnen

unbillig scheinenden Herrenfordcrungcn verlangten. Es ist leicht zu

begreifen, dass unter solchen Verhältnissen in kurzer Zeit sich fast

die gesammte Bevölkerung der Städte und des flachen Landes der

neuen Lehre zuwandte und die weltlichen Stände (d. i. Herren und

Ritter, dann die sieben landesfürstlichen Städte Linz, Steyr, Wels,

Freistadt, Gmunden, Enns und Vöcklabruck) begehrten, dass „das

heilige Evangelium lauter und ohne einigen Zusatz" geprediget werde.

Die beiden ersten Bauernaufstände.

Zündstoff war zur Genüge vorhanden; d i e über m ä ß i g e

Hegung deS Wildes, namentlich in den Revieren des Kaisers

Maximilian I., brachte die Bauern, die ihre Gründe nur durch

Einfriedung auf eigene Kosten zu schützen wussten, zur Verzweiflung.

Auch in den meisten anderen Ländern des deutschen Reiches hatte

das Landvolk über vermehrte Lasten, Schmälerung der Rechte und

Verlust der Freiheit zu klagen. Mochten auch manche Anforderungen

durch den Verlauf der Zeit in den Angen der Herrschaften zu

Rechten geworden sein, so kann doch der steigende Druck, welchen

geistliche und weltliche Grundobrigkeiten ausübten, nicht geleugnet

werden. Die Geschichte der Bauernaufstände muss noch einmal

geschrieben werden; denn die Vergleichung einiger Urbare ist unge- •

nügend, weil dieselben nur die Rechtsansprüche der Herrschaften

enthalten, erst die Verhandlungsacten und zumal die vertraulichen

Schreiben der Obrigkeiten selbst, die noch in den verschiedensten

Archiven ruhen und ganz dnrchstudiert werden sollten, geben den

richtigen Ausschluss. Der Bauer hat bei seinen Beschwerden viel

weniger übertrieben, als er bei den Verhandlungen ein-

g e s ch ü ch tert worden ist.

Der Einfluss der Lehre Luthers, der ja erst im Jahre 1517

hervortrat, auf den großen deuffchen Bauernkrieg und ans den

ersten Bauernaufstand in den österreichischen Ländern wird viel

zu s e h r in den Vordergrund gerückt; denn Bauernaufstände gab

cs.schon vor dem Jahre 1517 und die Ursache derselben waren

lULL die Bedrückungen der Unterthanen. So erregte schon im Jahre

1372 eine schwere Steuer, „die Weichsteuer", welche Erzbischof

Burkhard den Salzburgern auferlegte, einen heftigen Ausstand

in Pongau, Pinzgau und Brixenthal: der Erzbischof wurde unter

Vermittlung des HerzogsLudwig von Bayern—Landshnt gezwungen,

uachzugeben^o). Im Jahre 1515 begann ein Bauernansruhr fast

1472

1515