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2i()p’t im Jahre 1716 wurde der Lichtenegg'sche Unter; inm

Pdam Cbcrnmir zu Pcrnthal, ^fnrre Dttnmtg, mit Weib tmb iUra»

zwange-wcisc nach Ungarn Uci-id)icft-01a), aber zur Einleitung einer

regelrechten Verfolgung der heimlichen Prote

stauten in den österreichischen Alpen ländern gab erst

die im Jahre 1731 erfolgte Austreibung der salzbnrgischcn Prote­

stanten den Anstoß. Tic Bewohner des Salzkam mcrgu tes

vom obern Trannsec bis unter dem Dachstein waren in ihrem Erwerb

von jeher von der Waldwirtschaft und dem Salinenbetriebe des

Otnatec- abhängig, denn der schmale Thalgruud war nur als Wiese

und Weide verwendbar und nur ausnahmsweise zu Aclerbau

geeignet "or(£3 lliar wahrhaftig ein hartes Dasein, welches den

Holz- und Salinenarbeitern bcschieden war; aber die Hoffnung auf

ein besseres Ieuseito erhielt die einfachen fleißigen Leute zufrieden.

Um so begreiflicher, dass sie die Religion, in welcher sie geboren

und erzogen waren, als ihr theucrstes Gut anfaheu, wenn sie auch

zum Scheine katholische Gebräuche mitmachtcn. um nicht ans dem

rauhen, geliebten Vatcrlaude vertrieben zu werden. Zu dieser Zeit

baten nun die Evangelischen im Salzkammergute das

Corpus

Evangelicorum d. i. die von den evangelischen Reichssräudeu in

Regcnsburg nicdergesetztc Commission zur Wahrung der Interessen

ihres Glaubens, ihnen bei Kaiser Karl Religionsfreiheit oder doch

Duldung ihrer Religiousubung zu vermitteln. Dieser Schritt wurde

ihnen damals ebenso wie unter Maria Theresia sehr verargt, wobei

man in der Voreingenommenheit ganz übersah, dass sie sich nur au

ihre Glaubensgenossen innerhalb des deutschen Reiches, zu welchem

auch die österreichischen Erbländer gehörten, gewendet hatten. Auf

die Fürbitte der deutschen Fürsten ordnete der Kaiser in der Thar

eine Erhebung über die Zahl der Protestanten an ; im Salzkammer­

gute forderte der Salzamtmann die Bergarbeiter auf, ihren wahren

Glauben zu bekennen und nicht einen andern zu heucheln, und

stellte ihnen in Aussicht, dass sie auswandcru könnten, wohin sie

wollten, wenn sie auch nicht im Kammergute geduldet werden konnten.

Zum höchsten Erstaunen des Kaisers meldeten sich aber 1200 Per­

sonen, welche sich zur evangelischen Lehre bekannten. Missionäre,

welche ihnen gesandt wurden, hatten keine Vekehrnngoerfolge. Der

Kaiser verweigerte den Evangelischen die Auswanderung ins Reich,

die sie angestrebt hatten, und gestattete ihnen eine solche nur nach

Ungarn und Siebenbürgen. Diese Eröffnung war ein Donncrschlag

für die Betroffenen, es kam zu Unruhen, welche mit Militürgewalt

niedergehalten wurden. Diejenigen, welche sich erklärten, wieder

katholisch werden zu wollen, konnten in ihrer Heimat verbleiben,

die „Halsstürrigcn" mürben mit Gewalt auf die Schiffe gebracht

und unter Begleitung eines Eommissärs nach Siebenbürgen ver-

1734

schafft. Ein erster Transport brachte 263 Personen (47 Familien),.

1735

ein zweiter 38 Personen, ein dritter 61 Personen an die walachische