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und die tut Quartier liegenden kaiserlichen Kriegsvölker; die nnge-»

ordnete Aushebung Vott 12.000 Rekrnteu in Bayern für die kaiser­

liche Armee in Ungarn und Italien und die neuerliche Stellung

von 4000 Mann; die Schleifung der bayerischen Festungen; der

Wunsch der Bauernschaft, sich von der Obrigkeit mehr unabhängig

zu machen und die Steuerlast auf den Staitd vor dreißig Jahren

zurückzusühren; die Anhänglichkeit an das Wittelsbachische Fürsten­

haus ; die Besorgnis wegen Abführung des Kurprinzen nach Oester­

reich ; die Aufreizung durch französische Cendlinge und bayerische

Veteranen. Als „Hauptrebell" wird der Student Johatm Georg

Meindl ans Weng bei Altheitn bezeichnet. Schon am 29. November

zogen 20.000 Bauern in die eroberte Festung Braunau ein, am

4. December musste sich ihnen Schärding ergeben. Ans die Köpfe

Meindls, seines Feldschreibers PLinganser, Hofmanns und anderer

Führer setzte die österreichische Negierung Blutvreise ans: doch

? -inner entkamen nach der Niederlage der Bauern bei Aidenbach alle bis

i'Uti auf Hofmann, der auf dem Schaffot endete.

Der hochwürdige Prälat Konrad Vteiudl von Reichersberg

nennt in seiner Lebensbeschreibung Meindls1!,i) deujclben „das

Haupt des Volkskrieges". Gewiss in der Ausdruck „Volkskrieg"

für den bayerischen Bauernaufstand ein zutreffender und ebenso

zutreffend dürfen wir fürderhitt den ober ö st e r r e i ch i s ch e n

Bauernkrieg einen Volkskrieg nennen, für welchen die Ursachen

in einem noch weit höheren Grade als für die bayerischen Bauern

vorhanden waren.

In Obervsterreich herrschte Ruhe, die evangelische Lehre schien

ausgerottet. Aber viele Familien, hauptsächlich ans dem Lande,

bekannten sich ztvar äußerlich zum katholischen Glauben, besuchten

den katholischen Gottesdienst, giengen zur Beicht und Eommuuion,

hielten die Fastengcbote, schlossen sich den Processionen an. schickten

ihre Kinder in die katholischen Schulen, hielten jedoch zu Hause an

dem Glauben ihrer Voreltern fest. Da kein evangelischer Prediger

das Land betreten durfte und der Besuch von Ortenburg beschwer­

lich, außerdem mit hohen Strafen bedroht war, so luctrat sie darauf

beschränkt, sich und ihre Kinder sowie Jene, welche des Lesens

unkundig waren, durch Lesen und Vorlesen evangelischer Predigten

und Auslegungen der heiligen Schrift in ihren religiösen Grund­

sätzen zu stärken und zu diesem Zwecke auch größere Zusamnten-

fünrtc in Verschwiegenheit zu haltet!. Eine solche wurde im Mair-

17U5 gute zu Tnfseltsham bei Schwanenstadt gehalten, jedoch entdeckt,

tvormtf eine große Anzahl von Landleuten unter der Anklage der

Ketzerei verhaftet und nach Linz in den Wasserthurm ein geliefert

tr-urbe196). Diese Entdeckung spornte die Thätigkeit der Pfarrer und

der Pfleger aufs Neue an. Die nnvermuthetcn Visitarionen nach un-

tatholischen Büchern, welche die standhaften Bekenner tu den abge­

legensten Winkeln und in Wäldern zu verbergen suchten, mehrten