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evangelischen Glauben, in welchem ihn seine Eltern erzogen hatten,

2754

lassen wollte, im Jahre 1754 nach Siebenbürgen verschickt: sein

katholisches Weib und drei Kinder blieben zurück, ein viertes wurde

erst einige Monate nach seiner Transportierung geboren. In Hermann­

stadt brachte er sich mit Krautschneiden, Bauern- und Tagtöhner-

arbeit sort. Pach 20 Jahren wollte er endlich wieder sein Weib

und seine Kinder scheu, machte sich mit seinen geringen Ersparnissen

aus den Weg in die Heimat, wurde aber nahe am Ziele bei der

Potstermühle vom Gcrichtsdiener von Ort angchalten und eingesperrt.

Im Schlosse Ort saß er nun, ohne nach menschlichen Begriffen das

Mindeste verbrochen zu haben, vom 22. September 1774 bis zum

26. Mai 1775. Ter Psleger erstattete von dieser heimlichen Rückkehr

allerhöchsten Ortes Bericht. Tie Kaiserin vcrorducte am 29. April

1775, dass Joses Stadlhnber, weil er in seinem Irrglauben immer

verharrt und davon nicht abzubringen ist, nochmals nach Sieben­

bürgen znrückznbringen und ihm zu bedeuten sei, dass er. wenn er

in seinem vorigen Jrrthnm beharre und nochmals znrüctkehren sollte,

flehen ihn mit der gewöhnlichen Strase vorgegangcn werden mürbe.

So geschah es auch, er wurde znm Weitertransporte am 26. Mai

in den Wasserthnrm nach Linz abgeschickt: seine Ersparnisse von

108 Gulden 12 Kreuzer (25 Kremnitzer Tucateu. 2 Zwanziger,

2 Kreuzer) wurden verwechselt, hiervon die Kosten seiner Perpsleguug

mit Ncbengebüren bestritten, wornach der kleine Rest von 36 Guldau

55 Kretizer verblieb, welcher für ihn nach Siebenbürgen eingeschickt

wurde21 °).

Am 29. November 1780 starb die Kaiserin Königin, die lehre

Tochter Habsburgs. Ter erste Lothringer, Kaiser Io) es ll., trat

die Negierung an, und in ihm verkörpert der Geist der Menschen­

liebe und des wahren Fortschrittes. Im r ich tigert Zeit­

punkte hatte die göttliche Vorsehung den edelsten

der Für sr c it den ö st e r r e i ch i s rh e n L ä n d e r n g e s a u D t.

Konnten auch kurze zehn Jahre nicht ansreichen, die Ricseuausgabe,

allen alten Schutt auszuräumen, zu vollenden: so haben sich doch

die Einrichtungen, welche der Kaiser mit kräftiger Hand ins Leben

eiusührle, zu den heutigen socialen Verhältnissen enttvickclt.

Schon am 11. März 1781 stellte der Kaiser die Missionen

ab ,JU;: am 2. April hob er die Religious-Eonnnissäre und die gemischte

Commission (sogenannter Consessnsjiu Religionssachen bei der Landes­

regierung ans, verbot sernere Verhängung von Geldstrafen und

erklärte es für unstatthaft, dass jemanden das ordentliche (kirchliche)

Begräbnis verweigert werde, ausgenommen derselbe sei von seinem

Bnchos nach voransgegangener Untersuchung und Entscheidung als

uukatholisch oder ketzerisch erklärt und von der Gemeinschaft der

Kirche ausgeschlossen morbcit 212). Am 16. September verbot er die

Wegnahme von Büchern und versügte. dass dem gemeinen Volke

eine jede katholische Bibel zngclassen werden sollte2'^). Am 13.