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im Nachstehenden nach den Acten geschildert werden, bekräftigen

im Gegentheile die Glaubwürdigkeit der erhobenen Klagen. Eine

„häßliche" Behandlung, kein Märchen, finden die Leser in An­

merkung -o?) verzeichnet. Außerdem bemerkt ein Originalbrief des

Urban Ganßlmayr dclo. Hermannstadt, 28. August 1784 an den

Leinweber Johann Hofstätter zn Tastelberg ausdrücklich: „Es werden

auch einige an ihre Freund hinansschreiben von ihrem guten Wohl­

stand und dass sie mehr Wein als Wasser trinken, bedenken aber

nicht, dass auch viele Arme hier sind, welche recht kümmerlich leben

müssen." Auch gebe es in Siebenbürgen viele 9uittbci’,J08).

Ein Verzeichnis der nach Siebenbürgen deportierten evan­

gelischen Obcrösterreicher, freilich nur ein Bruchstück ans einigen

Acten, ist vor den Anmerkungen eingeschaltet; der Leser kann ans

demselben manche bekannte Orts- und Familiennamen entnehmen.

Die nachstehenden drei „Verschickungen" zeigen, dass bei

diesen Exemtionen keine Rücksicht beobachtet wurde.

Sebastian Hofer, Besitzer der R a m e k m n h l e unter der

Herrschaft Loscnsteinleiten, welcher wegen Irrglaubens verhaftet

werden sollte, entwich im Jahre 1765 mit Zurücklassung von Weib

und Kindern, wurde jedoch zwei Jahre später aufgegriffen und doch

nach Siebenbürgen verschickt.

Thomas Zachhuber, Besitzer des oberen oder großen Zach-

hubcrgutes, Pfarre Wo lfern, wurde durch volle 26 Jahre wegen

seiner religiösen Ueberzengung gequält. Von dem Hofrichter von

Kremsmnnster im Jahre 1753 wegen Irrglaubens angezcigt, wurde

er vom Pfarrvicar Leopold Stantzingcr verhört; da er sich weigerte

das katholische Glaubensbekenntnis abzulegen, wurde er arrestiert

und mit dem ersten Transport von 70 Köpfen, der aus dem Traun­

viertel abgieng, nach Linz geliefert. Auf dem Weitertransportc wurde

er in Ibbs von dem dortigen Commissär zurückbchalten; Zachhnber

war weltklüger geworden und hatte sich bereit erklärt, katholisch zu

werden. Vier Jahre wurde er unter Aufsicht behalten, dann nach

Hanse entlassen. Rach weiteren 13 Jahren konnte er sogar als

ein eifriger katholischer Christ, gegen welchen weder die Mission

noch die Obrigkeit die mindeste Klage habe, geschildert werden.

Dennoch wurde nenn Jahre darnach bei ihm eine Visitation gehalten

und ein lutherisches Buch entdeckt; dafür wurde über ihn ein drei­

tägiger Arrest „jedoch ohne Eisen" verhängt. Zachhnber erlebte

bald darauf teilte Befreiung von der Gewissensmarter; er und sein

gleichnamiger Sohn waren unter den ersten Traunviertlcrn, welche

nach dem Erscheinen des Toleranzpatentes ihren Uebertritt zur

lutherisch-evangelischen Kirche anmcldetcn

Am allerbedanernswcrtesten aber war das Schicksal, welches

den Joses Stadlhnbcr, einen gebürtigen L a a k i r ch n e r, traf, der mit

seiner Ehefrau Magdalena, einer Bergbauern Tochter, auf dem

Hüller gute am Weg wirtschaftete; er wurde, weil er nicht vom

1765

1757

1770

1779

1782