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J2S

Asylrechtund dieGerichtsbarkeit der geisltichen Ober­

behörden über den Clcrus, welcher nun bei allen nicht rein

religiösen Vergehungen der staatlichen Gerichtsbarkeit unterstellt

wurde; nachdem schon Kaiserin Maria Theresia im Jahre 177f>

das geistliche Asylrecht zahlloser geweihter Plätze ans die Seelsorge

platze beschränkt und für schwere Verbrecher ganz aufgehoben hatte,

weil das Verbot, dass der weltliche Richter die Uebertreter

bev

Gesetzes aus geistlichen Häusern und Orten nicht herausholen durfte..

zu grobem Unfug missbraucht worden war.

„Kaiser Joseph" — schreibt der ehrwürdige Theologie-Pro­

fessor Franz Pritz, Chorherr von et. Florian — „ausgewachsen

in einer Zeit, wo viele alte morsche Formen brachen und entstürzten,

wo die wohlthätigen Wirkungen neuer Gesetze und Einrichtungen

deutlich vor Augen standen, seine Völker liebend, überall

das Gute wollend, int Drange Grosses zu leisten, vom Zcit-

geiste dah'ngerissen, oft glänzenden Theorien folgend, wollte die*

aber aus einmal umgestalten, schnell vollenden, was Maria Theresia

erst begonnen und schnell beginnen, wo sie noch gezaudert . allein

die Völker standen noch zu weit zurück, konnten vieles nicht fassen,,

sahen in den großartigen Reuetungcn überall mir Verletzungen ihrer

Rechte, Beeinträchtigung ihrer Interessen, ihrer altgewohnten Bedürf­

nisse und zur Natur gewordenen Gewohnheiten, zäher hiengen

sie an Vorurtheilen, als am Wahren und Vernünf­

tigen . . D u m m h e i t, U n d u l d s a m k e i t, S ch c i n h e i l i g k e i t,

Trägheit und Eigennutz setzten sich dem Kaiser ent­

gegen . . . Nirgends ist sein guter Wille zu verkennen, er hatte

die edelsten Absichten, die Größe und Macht des Staates und das

Wohl seiner Unterthanen zu befördern ... Er erregte große

Hoffnungen im In- und Auslande, aber auch Furcht bei Mauchen,

welche schon den Sturm gegen sich, ihre Interessen und Vornrthcile

herankommcn fühlten ... Er hatte die große Idee, gleiche Ver­

waltung und gleiche Rechte überall einzuführen, aber deutsche

Sprache als die höher gebildete sollte in den Gesetzen und in

den öffentlichen Verhandlungen herrschen".

Josef II. war der erste Monarch, welcher deutsch und öster­

reichisch zugleich fühlte und handelte, welcher die Förderung des

Wohles feiner Volker mit gänzlicher Hintansetzung des eigenen Ich

als seine höchste Aufgabe betrachtete, tut Gegensätze zu seinen Vor­

gängern, welchen solche Ideen fremd waren, welche sich in den Fragen

der äußeren und der inneren Politik häufig von den Rücksichten

aus das eigene Hans und auf die eigene Familie bestimmen ließen.

Genaue Wiedergabe der wirklichen Vorkommnisse, ohne Ver­

schweigen und ohne Beschönigung, ist die oberste Forderung wahrer

Gefchichischreibung. „Kritik (bemerkt Max Huber, Mitglied der

Gesellschaft Jesu, in Der Linzer theologischen praktischen Qnartal-

schrift -19) ist freilich eine eine mühsame Arbeit und der Geschichte-