
121
sich, am eifrigsten erwies sich der Stadtpfarrer von Gmunden,
welcher den Pflegern d-e Bedenklichen anzeigte und HauSdurch-
fuchnngen verlangte, wie z. B. beim Moosbauer zu £yöttmglyT). 1723
Der Puchhennische Untertiteln Georg Pennthuber wurde wegen
Irrglaubens vorn Raspachergnte abgestiftet, eben deswegen der
1715
Schneiderbursche Cgidi Renner olmeweiters unter das Militär
1712
gestecktlu8).
Im Salzkaminergute hatte Aufmerksamkeit erregt, dass
70 Personen, ganze Familien und Jünglinge, ihr Eigenthnm tier-
fauft und. wie mau später herausbrachte, nach Nürnberg gewandert
waren, um frei vom Gewissenszwangc leben zu können. Man ver- 1712
binderte, dass ihnen andere nachfolgteu, indem man sie nicht mehr
-gehen ließ. Denn so weit war man höheren Ortes doch schon zur
Einsicht gekommen, dass es der Volkswirtschaft znm Nachtheile
gereichfleißige Unterthanen zu verlieren; man wollte sie dem
Reiche erhalten, indem man sie in die ungarischen Länder verpflanzte.
Jetzt hieß es, dass „seelische" Zusammenkünfte in St. Agatha statt
fänden und die Evangelischen daselbst einen Prediger einführen
wollten. Der Salzamtmann Gras von Seean ließ überall nach
lutherischen Büchern suchen und jene cinsperren, die sie nicht heraus
geben wollten. Der wegen seiner Ueoergrifse in der Stola und im
Zehent ohnehin gehaßte Psarrvicar in Goisern war so unklug, eine
überaus heftige Predigt gegen die Ketzer zu halten, so dass ein
Anslauf entstand. Er war überhaupt der Ansicht, mit Güte sei nichts
ansznrichten, die weltliche Obrigkeit müsse mit Strenge dareinsahren;
den Pfleger Johann Lidl von Wildenstein (Lausen) zeigte er wegen
Läßigkeit in der Religion an, weshalb demselben vom Salzamtmanne 17. Juli
1717
anbesohlen wurde, mit gutem Beispiele vorzngehen
Die Visitationen nach nnkatholischen Büchern giengcn fort. Sie
ergaben namentlich im Khevenhiller'schen Herrschaftsgebiete im Attcrgau
eine ganz unverhoffte Ausbeute. Bei 8 Unterthanen der Herrschaft
Frankenburg wurden 10, bei 43 Unterthanen der Herrschaft
Kammer 50, bei 72 Unterthanen der Herrschaft Kogl sogar 106
Bücher gesunden. Die Betroffenen mussten als Strafe für jedes
Buch 12 Tage roboten oder für einen Taglöhner täglich 9 Kreuzer
zahlen (das Pfund Rindfleisch kostete damals nur 3 Kreuzer). Die
Summe der eingegangenen Strafen betrug 289 Gulden 12
Kreuzer""").
Dann wurden sie erst wegen Verdachtes der Ketzerei von den
katholischen Seelsorgern examiniert, zur Ablegung des katholischen
Glaubensbekenntnisses genöthigt oder im Falle der Weigerung nach
Linz in den Wasserthnrm abgeliesert.
Es zeigte sich daraus, dass das „verführerische teuflische 3.Juli 1716
Glaubens-Exereitiurn", wie der Pfleger Muttersglcich von Pnchberg
Die evangelische Religivnsübnng nannte, noch immer nicht aus
gerottet war.
.