
in
Der
Bacnjiei
während
der heiligen Messe lauten Streit und
Zank gegeben IUS).
Diese Reihe von Fällen zeigt, dass ein ziemlicher Theil der
katholischen Geistlichkeit im 17. nnd 18. Jahrhunderte roh, ungesittet
und habsüchtig gewesen ist und sich daher keineswegs für die Aus
gabe eignete, im Wege der sanften Belehrung der katholischen Religion
Anhänger znzuführcn und zu erhalten; die Geistlichkeit war sich
bewusst, dass ihr die weltliche Obrigkeit zu Gebote stehen müsse
und nicht leicht Widerstand bereiten könne. Was Ueberredung nicht
vermochte, musste daher die Anwendung der Gewalt erzielen. Unter
solchen Hirten kam der Ausspruch des Heilandes: „Mein Joch ist
süß und meine Bürde ist leicht" gewiss nicht zur Geltung.
Aber, wird mancher Leser fragen, die Jesuiten werden
doch reinen Herzens gewesen sein, dieselben Ordensleute, welche
mit so großer Beharrlichkeit den Kaiser zur zwangsweisen Bekehrung
oder Austreibung des evangelischen oberösterreichischcn Volkes au-
gctricbcn haben? Auch diese Frage soll den erwiesenen Thatsacheu
entsprechend lauter und ohne Rückhalt beantwortet werden.
Ter Orden der „Gesellschaft Jesu" wurde im Jahre
1540 errichtet; der Stifter, der heilige Ignatius von Loyola, fügte
den gewöhnlichen drei Gelübden der Mönche, nämlich der freiwilligen
Armulh. 'des beständigen Gehorsams und der Keuschheit, noch das
vierte hinzu, „das Leben dem beständigen Dienste Christi und der
Päpste zu weihen, nur dem Herrn und dem Papste als dessen Statt
halter zu dienen". Die Verbreitung des Christenthums unter den
Heiden war eine Hauptaufgabe des neuen Ordens, der heilige
Franz .Wmcr (t 15511 wird mit Recht der Apostel der Indier
Ib6übisl572
genannt. Aber schon der dritte Ordensgeneral Franz Borgia beklagte
den Verfall der Grundsätze und sprach die Befürchtung aus, dass
eine, Zeit kommen werde, in welcher der Orden in Ehrgeiz und
1550 Stolz ausarte; denn Papst Julius III. hatte schon bald dem
General und den Klöstern (Collegien) den Erwerb irdischer Güter
gestattet, indem er das Gelübde der Armuth auf die
bloßen Professen beschränkte. Die Jesuiten, welche sicli
im Jahre 1609 in Linz ansiedelten, erhielten vom Kaiser Matthias
1609 das vormalige Kloster Pulgarn bei Steyregg sammt allen dazu
gehörigen Untcrthanen zum Geschenke; damit hatten sie als welt
liche Grun d o b r ig ke i t in Oberösterreich festen Fuß gefasst.
Unter Kaiser Ferdinand II. waren sie fast allmächtig; denn der
Kaiser hörte vorzugsweise auf die Rathschläge seines jesuitischen
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.Juli 1624
Beichtvaters. Er sei, sagt der Kaiser in einer Urkunde, „den geist
lichen Personen mehrers als den weltlichen willig und gewogen,
sonderlich der löblichen Gesellschaft Jesu, deren Eifer und Fleiß sei,
die verlorenen Schafe wiederum zu dem rechten Hürden und Schaf
stall, der wahren reinen alleinseligmachenden katholischen Religion
zu bringen". Ueber Verwendung seines Bruders Erzherzog Leopold,