
112
Zurückkehrende sollen m Arrest genommen werden, die Pfarrer füllen
darauf achten mtb sogleich Anzeige von solchen Fallen an die Obrig
keiten erstatten; diesen wurde jedoch ausgetragen, die vom Kaiser
nnlängst den Grnndobrigkeiten überlassene (lOperzentige) Nachsteuer
nur von dem nach Abzug der Schulden verbleibenden reinen Ver
mögen einzuhebcn. Großjährige Kinder dürfen mit ihren Eltern
aisswandcrn, minderjährige sollen nach Möglichkeit zurückbehalren
und im katholischen Glauben erzogen werden. Gegen Personen,
welche Krankhcits- oder Alters halber nicht transportiert werden
können, ist mit der Abschaffung inne zu halten und höhere Weisung
einzuholen; dasselbe gilt bei schwangeren Weibern und Kindbetter
inen. Un ka t ho l i s ch e Weiber, katholischer Männer sollen bis
auf weiteres geduldet werden: geben sie Acrgcrnis. so sind sie ab-
zustrasen. II ukathvlif ch e M ä n n e r mit katholischen Weibern
sind abzuschaffen: die Weiber können auf den Hänfern Zurückbleiben,
doch dürfen sie ohne Erlaubnis der Reformations-Eommission n i cf) t
a b- u 11 b z ureisc n. Un katholische Dienstboten sind ab
zuschaffen ; wer solche hält, wird bestraft. Tic Obrigkeiten sollen ein
besonderes Augenmerk richten aus das hochschädliche Postill-
L c s e n und h e i m l i ch e Z u s a m in e n k ü n f t c; verdächtige Häuser
oder Orte sollen eni- oder zweimal visitiert werden; im Falle der
Erfolglosigkeit solle mau unversehens visitieren und suchen, besonders
die Leser aus frischer That zu ertappen, die gefundenen unkatholischcu
Bücher sind sammt Bericht nach Linz einznsenden. Die Olr
r i g k e i t e n haben den Pfarrern mit der iv e l t! i ch e n
G c w a l t b e i z n st e h e n. Damit die Geistlichen nicht mit Beicht
Hören überhäuft werden tind die Beichtkinder gehörig Zeit zur
Vorbereitung hätten, soll die Beichte, wie es eben den Pfarrern
passte, von Amt zu Amt (wie heute noch von Dorf zu Dorf
verkündet, so damals; ungesagt werden. Die Obrigkeiten. Pfleger,
Verwalter, Schreiber selbst sollen ein frommes erbauliches Leben
führen, mit ihren Angehörigen fleißig, besonders an Festtagen zu
Gottesdienst und Beichte gehen und bei jeder Gelegenheit die Unter-
thauen zu Gottesfurcht und Kirchengcing aneifern l7v).
Wenn der Kaiser das langsamere Fortschreitcn des Bekchrnugs-
werkes der Nachsicht der Grnndobrigkeiten, die wahrlich eine geringe
war. beimnss, so übersah er ein Haupthindernis, das er nicht
erkannte imb ihm auch niemand zur Kenntnis bringen konnte, ohne
unter den obwaltenden Verhältnissen seine Stellung, ja sein Ver
mögen zu gefährden und als Feind der katholischen Religion
betrachtet zu werden. Welche Behörde hätte es gewagt, die im acht
zehnten Jahrhunderte 1'<Jb) einmal von Wien aus gestellte Frage zu
bejahen, ob es wahr sei, dass die Jesuiten zu Traunkirchen, welche
das große Herrschaftsgebiet des vormaligen Frauenklosters besaßen,
über dem Trachten imef) irdischem Gut das Seelenheil ihrer Unter-
thancu vernachlässigten ? Dieses H anpthiudcrni s war die