Tätigkeitsbericht 1968-1971 Arbeiterbetriebsrat Werke Steyr

Tätigkeitsbericht des Arbeiterbetriebsrates der Steyr-Daimler-Puch AG., Werke Steyr 30. 6. 1968 -30. 6. 1971

Eigentümer und Herausgeber: Arbeiterbetriebsral der Steyr-Daimler-Puch AG. Für den Inhalt verantwortlich: Hans Heigl, Steyr, Schönauerstraße Gestaltung u. Druck: Hausdruckerei der Steyr-Daimler-Puch AG.

WIR GEDENKEN Wir neigen uns vor den in der Funktion speriode 1968 /71 verstorbenen Kolleginnen und Kollegen, die teils völlig unerwartet, durch kurze Krankheit oder einen tragischen Unfall, teils nach einem schweren Leiden, mitten im Berufsleben verstorben sind. Wir betrauern aber auch alle verstorbenen Pensionisten, mit denen uns ebenfalls viele gemeinsame Berufs;ahre in guter Kollegialität und gemeinsamer Zielsetzung verbunden haben Sie alle werden uns unvergeßlich sein! Sie alle waren unsere Weggefährten und haben mitgeholfen, das zu erreichen, was wir besitzen. Das wollen wir niemals vergessen!

Ohne Zweifel wird der vorliegende Tätigkeitsbericht ein anschauliches Bild von den vielfältigen Leistungen des Betriebsrates in der abgelaufenen Funktionsperiode geben. Es ist mir ein besonderes Anliegen, der Arbeitnehmervertretung an dieser Stelle für die echte und aufrichtige Zusammenarbeit zu danken, die mit dazu beigetragen hat, daß unserem Unternehmen in den letzten Jahren die Beibehaltung bzw. Erweiterung seiner bedeutenden wirtschaftlichen Stellung gelungen ist. Sicherlich können diesbezügliche detaillierte Informationen dem unter- ,______....._,~ breiteten Rechenschaftsbericht entnommen werden. Die Aufgeschlossenheit unserer Belegschaftsvertretung gegenüber sachlichen Gesprächen sowie ihre mehrfach bewiesene positive Einstellung zu bedeutenden Problemen veranlassen mich zu der Feststellung, daß eine vom Verständnis der Zusammenhänge getragene Verständigung zwischen Belegschafts- und Unternehmervertretung wohl jederzeit möglich sein sollte. Daß trotz fallweise auftretender Differenzen - die vielfach im rein Sachlichen begründet liegen - heute die Meinung vorherrscht, die betriebliche Vertretung der Mitarbeiter im Rahmen des Unternehmens sei ein unentbehrlicher Faktor, dürfte aufgrund des Gesagten nicht verwunderlich erscheinen. In der Tat scheint mir auch für die Zukunft in dem von Einsicht in die betrieblichen und wirtschaftlichen Verhältnisse getragenen Gespräch zwischen Betriebsrat einerseits, sowie Unternehmensleitung andererseits, eines der wesentlichsten Momente für eine weitere günstige Entwicklung zu liegen. Generaldirektor Dipl.-Ing. Karl RABUS Vorsitzender des Vorstandes der Steyr-Daimler-Puch AG. 3

Liebe Kolleginnen und Kollegen! In die ablaufende Funktionsperiode 1968/71, der Tätigkeit unseres Arbeiterbetriebsrates, fällt auch das 25. Jahr nach Kriegsende, des Zweiten Weltkrieges, der über weite Teile Europas ein unermeßliches Ausmaß an Zerstörung und menschlichem Leid gebracht hat. Unsere Werke, und damit insbesondere unsere Kolleginnen und Kollegen, haben in diesen 25 Jahren, buchstäblich aus dem Nichts, aus Schutt und Asche, beseelt von dem Willen eine Existenzgrundlage aufzubauen, ein Werk und damit ein Unternehmen wiedererstehen lassen, welches in aller Welt nicht nur den guten Ruf unserer Qualitätserzeugnisse wiederaufleben ließ, sondern damit auch den Namen STEYR-DAIMLER-PUCH AG zu einem Begriff machte. Wir Arbeitnehmer der Steyr-Werke, können daher mit Stolz und Genugtuung auf dieses erfolgreiche Vierteljahrhundert zurückblicken. Es war dies aber nicht nur eine Zeit des Wiederaufbaues unserer Werke, sondern auch 4

vieler gewerkschaftlicher und innerbetrieblicher Errungenschaften und Verträge, für die wir in gemeinsamer Arbeit, Kolleginnen und Kollegen, Vertrauensmänner und Betriebsräte, eingetreten sind. Wir haben damit eine Vielzahl sozialer Einrichtungen schaffen und ausbauen können und unser Realeinkommen auf ein Niveau gebracht, welches vielen Betrieben Österreichs voraus ist. Ich möchte der Berichterstattung über die Leistungen dieser Funktionsperiode nicht vorgreifen, aber doch auf ein Ereignis besonders hinweisen: Als entscheidende Besserstellung für uns Arbeitnehmer ist der am 26. 9. 1969 nach langen und schwierigen Verhandlungen, zwischen dem Österreichischen Gewerkschaftsbund und der Bundeswirtschaftskammer getätigte Abschluß eines Generalkollektivvertrages anzuerkennen, der, wenn auch in Etappen, unser seit langem gestelltes Ziel, die 40St und e n-Woc h e, verwirklicht hat. Die erste Etappe hat unsere Arbeitszeit auf 43 Stunden reduziert (in unserem Werk durch eine weitere innerbetriebliche Regelung bereits auf 421/2 Stunden), die zweite Etappe wird zu Beginn des kommenden Jahres wirksam und ab 1975 wird in ganz Österreich die wöchentliche Arbeitszeit nur mehr 40 Stunden betragen. Als Zentralbetriebsratsobmann der Steyr-Daimler-Puch AG darf ich gerade in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, daß es die Betriebsräte und Vertrauensmänner unseres Werkes waren, die dazu einen entscheidenden Schrittmacherdienst geleistet haben und auch im Zentralvorstand unserer Gewerkschaft immer wieder für diese Forderung eingetreten sind. Es war dies die Arbeit für die Kollegen in den Werken unseres Unternehmens. Unter diesem Motto steht auch der Inhalt unseres Tätigkeitsberichtes, der Ihnen sicherlich, wenn auch nur in groben Zügen geschrieben, einen Überblick über die Vielfalt sozialer, kultureller als auch unserem Einkommen dienlicher Errungenschaften geben wird. Unsere Tätigkeit steht immer wieder im Streben danach, für unsere Kollegenschaft einen besseren Lebensstandard zu erreichen. Ein altes Sprichwort sagt nicht umsonst: Viel Kleines ergibt ein Großes. Das Erreichte wieder einmal deutlich zu machen, im Gesamten aufzuzeigen, ist der Sinn dieser Broschüre, es ist dies aber auch die Bestätigung der gemeinsamen Arbeit für die Kollegenschaft in unseren Werken. Glück auf! Josef SCHMIDL Obmann des Zentralbetriebsrates 5

Aus Wissen wächst Vertrauen Der vorliegende Bericht soll neben der reinen Information über die geleisteJ-e Arbeit das Bewußtsein geben, daß die Arbeit der gesamten Arbeitnehmervertretung, vom Vertrauensmann bis zum Betriebsrat wahrlich erfolgreich war. Es wird mit diesem Bericht der schriftliche Beweis erbracht, daß wir alles getan haben, um den Lebensstandard unserer Kolleginnen und Kollegen zu verbessern, deren gesellschaftliche Stellung auszubauen und ihnen ein erhöhtes Realeinkommen zu bieten. Unsere Kolleginnen und Kollegen können aus diesem Bericht ersehen, wie ihre gewählte Interessenvertretung, der sie in so überwiegendem Ausmaß ihr Vertrauen und damit eine wertvolle Stärke gegeben haben, die ihnen gestellten Aufgaben erfüllt hat. Mit diesem Bericht sei aber auch auf die oft nicht sichtbare vielfältige Kleinarbeit hingewiesen. Wer aus eigener Erfahrung weiß, wieviele „Manageraufgaben" hinter einer einzigen Veranstaltung, Verhandlung etc. stehen, kann den Bericht und die darin enthaltenen Angaben, die erzielten Erfolge, einer richtigen Wertung unterziehen. Beim Lesen dieses Berichtsheftes werden Sie erkennen, daß unser Unternehmen ein Werk von Menschen ist, die zusammenarbeiten und zusammenhalten. Das wirtschaftliche Auf und Ab eines Unternehmens spiegelt sich im laufe der Jahre und Jahrzehnte seines Bestehens nicht nur in den Produktionszahlen wider, sondern ebenso in den Zahlen seiner Beschäftigten. Zwei Säulen sind es, die es ermöglichen, daß ein Industriebetrieb die Aufgabe, Güter zu erzeugen, überhaupt erfüllen kann: Kapital und Arbeit! Wer das Werden und Wachsen unserer Werke, besonders seit dem Jahre 1945 an sich vorüberziehen läßt, wird zu der Erkenntnis kommen, daß es nicht nur unternehmerische Kräfte waren, die die Aufwärtsentwicklung schufen, es wirkten auch das berufliche Können, die Erfahrung, Zuverlässigkeit, Treue und Pflichterfüllung von tausenden Arbeitnehmern mit, die seit vielen Jahrzehnten durch die Tore unseres Werkes strömten und noch strömen und innerhalb ihres Pflichtenkreises garantieren für die Qualität der Arbeit, die Zuverlässigkeit der Produkte und damit auch für den Ruf des Unternehmens sind. Die starke Bindung an seine Umgebung hat dem Werk zu allen Zeiten einen Strom zuverlässiger Mitarbeiter gesichert, eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufstieg, der sich in unseren Werken vollzogen hat. Zahlen der Belegschaftsentwicklung vermitteln aber nur ein äußeres Bild. Sie bekommen erst dann Leben, wenn man ihnen die Betriebsverbundenheit der Belegschaft gegenüberstellt. Das findet seinen Niederschlag in der Tatsache, daß derzeit über 650 Werksangehörige mit mehr als 25 Dienstjahren in unseren Werken in Steyr arbeiten. 6

Betriebsratsobmann Hans Heigl Diese Betriebstreue wird durch die Zahl der 1660 Werkspensionisten, die mehr als 25 Dienstjahre aufweisen, bekräftigt. Die sich daraus widerspiegelnde Werksverbundenheit ist eine nicht zu unterschätzende Grundlage für die Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens und gibt uns eine Berechtigung davon unsere Ableitungen für die soziale Sicherheit, für einen gerechten Lohnanteil, für bessere Arbeitsverhältnisse zu treffen. Die Auftragslage und damit die Beschäftigungssituation in unseren Betrieben war besonders während des nun ablaufenden Berichtszeitraumes gut und hat sich in den vergangenen Jahren geradezu zu einer Hochkonjunktur, wie wir sie noch nie hatten, entwickelt, die eine Erhöhung des Personalstandes um 1482 gegenüber dem Jahre 1968 mit sich brachte. Als Obmann des Betriebsrates, war ich mit meinen Betriebsratskollegen und den Vertrauensmännern immer wieder bestrebt, eine sinnvolle Einkommensbildung und die soziale Sicherstellung als Ziel für unsere Kolleginnen und Kollegen zu stellen. Die Erfolge blieben nicht aus! Wir konnten in Fortsetzung unserer zielführenden Betriebs- und Gewerkschaftspolitik auch in dieser Funktionsperiode das uns zu deren Beginn erarbeitete und gestellte Arbeitsprogramm verwirklichen, ja sogar darüber hinausgehende Verbesserungen erreichen. Mit der Vorlage dieses Tätigkeitsberichtes, möchte ich gleichzeitig allen Kolleginnen und 7

Kollegen, für ihr Ve rt rauen, das sie unserer geschäftsführenden Betriebsratsfraktion gegeben haben und allen Betriebsräten und Vertrauenspersonen für die geleistete gemeinsame Arbeit danken. Nach den allgemeinen wirtschaftlichen Voraussagen, wird die Zukunft sicherlich auch in unseren Werken eine Konjunkturabflachung bringen. Umsomehr wird es an Ihnen liegen, wieder Betriebsräte zu wählen, die nicht nur bereit sind ihre ganze Kraft und Einsatzbereitschaft zu geben, sondern in bisher bestens bewährter Weise, eine geschulte und verläßliche Arbeitnehmervertretung verkörpern. Nur als Gemeinschaft werden wir bestehen, nur als Gemeinschaft können wir Vertrauen in die Gegenwart und Hoffnung in die Zukunft haben! Hans HEIGL Obmann 8

STEYR-DAIMLER-PUCH-KONZERN Diesem gehören als Stammunternehmen die STEYR-DAIMLER-PUCH AG an, mit den Werken Steyr, Graz und Wien (vormals Saurer-Werke.) Als Organgesellschaften die KROMAG AG HIRTENBERG. Weitere Beteiligungsgesellschaften sind: ENZESFELD CARO METALLWERKE AG STEYR-FIAT Autoservicegesellschaft Wien AUTO RÜHL, Wien AUTO JOKISCH, Linz, DEUTSCHE STEYR-DAIMLER-PUCH AG Ges. m. b. H., Freilassing, STEYR-DAIMLER-PUCH (Great Britain) Ltd., Nottingham, Schweizer Vertriebs-AG der ST. D. P., Spanische AVELLO S. A., Gijon, Gasteiner Hotel- und Kuranstalten-Gesellschaft, The Antifriction Bearings Corp. Ltd. in Lonavla, Indien, die NUOVA C. 1. A., Mailand, die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Steyr und die Baugesellschaft für Arbeiterwohnhäuser Wiener Neustadt. Das Aktienkapital unserer Gesellschaft beträgt 800 Millionen Schilling. Dem Vorstand und Aufsichtsrat gehören an: Vorstand Generaldirektor Dipl. Ing. Karl RABUS - Vorsitzender Generaldirektor-Stellv., Dipl. Kfm. Dr. Hans ROESLER Direktor Dipl. Ing. Dr. Techn. Fritz ERHART Direktor Kommerzialrat Friedrich PULZ Direktor Kommerzialrat Dr. Walter ZAKRAVSKY Aufsichtsrat Vorsitzender: Dr. Theodor TREICHL, Generaldirektor der CA Wien Vorsitzenderstellv.: GD-Stellv. Johann HOLZER, CA Wien Dipl. Kfm. Dr. jur. Wolfgang FEYL, Vorst. Dir. Aufsichtsratmitglieder: Bergrat h. c. Dr. mont. et techn. Hans MALZACHER Dr. Hans LEHNER, Präsident der Österr. Landwirtschaftskammer 9

Dipl. rer. oec. et techn. Carl Friedrich RUEGER Richard RYNAR (verst. 28. 5. 71) Dr. Norbert SCHIDL Dr. Rudolf WEBER GD Dr. Fritz GEIST, ÖIAG Dr. Kurt GRIMM, CA Wien Vom Betriebsrat delegiert: BRO Hans HEIGL, Steyr BRO Paul HAMMERL, Graz Die Werke Steyr setzen sich wie folgt zusammen: HAUPTWERK (Fahrzeug- und Waffenfabrik), Werk Letten und dem Ni-Werk St. Valentin Techn. Werksdirektion: Direktor Dipl. Ing. Anton HRUBY Kfm. Werksdirektion: Direktor Dr. Hans KURZ WÄLZLAGERWERK (Kugel- und Rollenlagererzeugung) Techn. Werksdirektion: Direktor Dr. Dipl. Ing. Friedrich WIELAND Kfm. Werksdirektion: Direktor Dipl. Kfm. Alfred HERZIG REPARATURWERKSTÄTTEN: Direktor Dr. Ernst FEIZLMAYR, Bereich West: Direktorstv. Ing. Rudolf ROCKENSCHAUB Der gesamte Belegschaftsstand umfaßte: Ende 196712.923 Arbeiter und Angestellte, davon 8.500 in Steyr Im Durchschnitt 1971 17.157 Arbeiter und Angestellte, davon 10.543 in Steyr. Zusätzlich des Belegschaftsstandes der Konzernbetriebe waren 1970 durchschnittlich 18.049 Arbeitnehmer beschäftigt. Die Wirtschaftslage Die Steyr-Daimler-Puch AG, der größte Privatbetrieb Österreichs, der auf ein mehr als 100-jähriges Bestehen zurückblicken kann, hat gute und schlechte Zeiten erlebt, Zeiten blühenden Aufstiegs aber auch wirtschaftlicher und kriegsbedingter Krisen. In den letzten drei Jahren war die wirtschaftliche Situation sehr gut, was sich auch in einer wesentlichen Erhöhung des Beschäftigtenstandes auswirkte. Die Nachfrage nach unseren Produkten war größer als das den gegebenen technischen Möglichkeiten angepaßte Erzeugungsprogramm. Besonderen Anklang fanden die Erzeugnisse der PLUSSERIE am LKW- und TRAKTOREN-Sektor, dadurch stiegen sowohl der Umsatz im Inland als auch der Export. 10

Die Technik entwickelt sich immer hektischer und wollen wir mit dieser Schritt halten, wird es notwendig sein, daß wir uns immer wieder den neuen Gegebenheiten anpassen und versuchen, neue und moderne Produkte auf den Markt zu bringen. Ein Nichtschritthalten würde einen Absatzrückgang und damit eine Gefahr für unsere Arbeitsplätze bedeuten. Troktorerzeugung Der inländische Traktormarkt wurde in den letzten Jahren, besonders 1970, von verschiedenen Faktoren beeinflußt. Dies bedingte eine regional differenzierte Entwicklung des Traktorenabsatzes. So waren - unabhängig von dem allgemein erkennbaren Trend zum stärkeren Gerät - erhöhte Zulassungen bei STEYR-TRAKTOREN vorwiegend in forstwirtschaftlich genützten Gebieten bzw. in solchen mit starker Viehhaltung zu verzeichnen, während in ausgesprochenen Agrar- bzw. Getreidebaugebieten leichte Markteinbußen in Kauf genommen werden mußten. Dieser Umstand und die steigende Preiskonkurrenz der ausländischen Mitbewerber führten zu einer um rund 1 % verminderten Neuzulassung von Steyr-Traktoren gegenüber 1969. Der Marktanteil konnte dennoch auf einer beachtlichen Höhe von ca. 51 % gehalten werden. Die ,,Steyr-Plus"-Modellreihe wurde durch den Hackfruchttraktor 540h weiter ausgestaltet. In dieser Sparte konnten auch die Exporte bedeutend gesteigert werden, vor allem nach Jugoslawien, Italien, Schweiz, Griechenland und Belgien. Der stückzahlmäßig größte Einzelauftrag wurde für TUNESIEN ausgeliefert. Durch den gemeinsamen Auslandsvertrieb der schweren „Steyr-Dutra"-Allrad-Traktoren konnte die Zusammenarbeit mit den ungarischen Partnern weiter ausgebaut werden. LKW-Erzeugung Die „Steyr-Plus"-DIESEL-LASTKRAFTWAGEN wurden durch Allradversionen der Typen 790, 990, 1290, 1490, durch zwei Spezialausführungen des Typs 790 sowie Schneeräumvarianten der Typen 990 und 1290 erweitert. Insgesamt konnte die LKW-Produktion im Geschäftsjahr 1970 um 50 % gesteigert werden. Zufolge der guten österreichischen Konjunkturlage widmeten nahezu alle für uns maßgeblichen Wirtschaftszweige einen großen Teil ihrer Investitionsmittel dem Erneuerungs- bzw. Nachholbedarf von Nutzfahrzeugen. Dies galt besonders für die Bauwirtschaft, das Frachtgewerbe, sowie die durch die Holzpreisentwicklung begünstigten Forstbetriebe bzw. den Holzhandel. Aber auch der Lebensmittelgroßhandel hatte - im Vergleich zu 1969 - einen wesentlich erhöhten Transportraumbedarf. In Konsequenz dieser Entwicklung wurden 1970 im Inland rund 22 % mehr Steyr-Nutzfahrzeuge zugelassen. Unser Marktanteil bei Lastkraftwagen in den Klassen über 3 t Nutzlast betrug im Vorjahr 31 %• Die LKW-Exporte konnten, wie oben angeführt, gegenüber dem Jahr 1969 beträchtlich ausgeweitet werden, wobei auch neue Märkte, wie Norwegen und Finnland, erschlossen wurden. 11

Auf dem Landmaschinensektor waren beim Hauptprodukt Selbstladewagen Produktionsund Umsatzausweitungen zu verzeichnen. Dennoch weist der im Vergleich zu den meisten anderen Sparten des Unternehmens unterdurchschnittliche Umsatzzuwachs von etwa 6 % im Inland und 8 % im Ausland unverkennbar auf eine beginnende Marktsättigung für dieses Produkt hin. In Erkenntnis dieser Tatsache wurde daher im Spätsommer 1970 eine der geänderten Nachfragesituation angepaßte Typenreihe, deren Schwerpunkt auf kleineren Modellen liegt, herausgebracht, wodurch zusätzliche Bedarfsträger angesprochen werden. Die übrigen für den Agrarbereich erzeugten Produkte, vorwiegend landwirtschaftliche Zusatzgeräte, entwickelten sich im allgemeinen produktions- und umsatzmäßig überdurchschnittlich; vor allem konnten die Auslandlieferungen wesentlich erhöht werden. Waffenerzeugung In unserer Waffenerzeugung sind derzeit rund 200 Arbeitnehmer beschäftigt, wobei der Jagdwaffenerzeugung besonderes Gewicht zukommt. In der Militärwaffenfertigung wird zwar vom Verteidigungsministerium ein kontinuierlicher Auftrag erteilt, dieser ist jedoch gegenüber dem letzten Berichtszeitraum stark rückläufig. Damit verbunden ist eine Auslastung unserer Waffenfertigung in Frage gestellt. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß bei der Weltmeisterschaft im militärischen Fünfkampf in BUENOS AIRES die Mannschaft des österreichischen Bundesheeres den beachtlichen 3. Platz erzielen konnte. Maßgeblichen Anteil daran hatten die von uns zur Verfügung gestellten Steyr-Mannlicher-SSG-Matchgewehre, mit welchen die bestehende Weltbestleistung im Schießen eingestellt und mit 196 Ringen ein neuer Weltrekord aufgestellt wurde. Weil wir schon beim Aufzeigen von Rekorden sind, möchten wir im Hinblick auf unsere Traktorenerzeugung auch anführen, daß allein im Jahre 1970 von insgesamt acht österreichischen Landesmeisterschaften im Leistungspflügen sieben mit Steyr-Traktoren gewonnen wurden. Bei der entsprechenden österreichischen Bundeskonkurrenz wurden sogar die ersten vier Plätze belegt. Ebenfalls ein Leistungsbeweis dafür, daß sich unsere Produkte bestens bewähren. Werk Letten Die Spiralbohrerfertigung erfolgt im Werk Letten. Es werden dort monatlich ca. 500.000 Spiralbohrer hergestellt. Dazu wurde ein neues Drallwalzwerk angekauft und eine Reihe moderner Maschinen. Die Maschinenfabrikation des Werkes Letten wurde fast zur Gänze eingestellt und wird dem Maschinenbau Steyr eingegliedert. Hauptreparaturwerkstätte Steyr Die neue Anlage der Hauptreparaturwerkstätte Steyr zählt zu den modernsten Österreichs, der schöne Neubau ist in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt und eine 12

Repräsentation unserer Werke. Der Umsatz ist ausgezeichnet, sodaß die sehr großzügig angelegte Werkstätte bereits wiederum zu klein zu werden droht. Wälzlagerwerk Die Kugel- und Rollenlagererzeugung des Wälzlagerwerkes konnte gegenüber den früheren Jahren wesentlich erhöht werden und liegt derzeit bei rund 16 Millionen Lagern jährlich. Der bestehende KNOW-HOW-VERTRAG mit der Schwedischen Kugellagerfabrik SKF, dem größten Kugellagerproduzenten der Welt, mit rund 67.000 Beschäftigten und 55 Werken in Europa, hat auch unserem Wälzlagerwerk einen wertvollen Impuls gegeben da der Wälzlagerbereich bereits im Jahre 1969 bei starker Reduzierung der Lagerbestände mit Lieferzeiten bis zu 14 Monaten bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit ausgelastet war, konnten in dieser Sparte trotz der großen Nachfrage nur wertmäßige Umsatzsteigerungen von 11 Prozent erzielt werden. Der Ausfuhranteil bei Wälzlagern lag mit 67 % im Spitzenbereich unserer exportintensiven Erzeugnisse. Die Exporte gingen in Europa vorwiegend nach DEUTSCHLAND, SPANIEN, ITALIEN, ENGLAND und in die SCHWEIZ, aber auch nach SÜD- und NORDAMERIKA und ASIEN; insgesamt in 93 Staaten. Es liegt im Bestreben des Werkes, durch entsprechende Rationalisierungsinvestitionen die derzeit sehr langen Lieferfristen auf ein Normalmaß zu reduzieren. Gerade im Wälzlagerwerk ergibt sich unserer Meinung nach die Möglichkeit, die Produktion noch mehr auszuweiten um damit mehr Arbeitskräfte in den Arbeitsprozeß eingliedern zu können. Wenn früher seitens der Arbeitskollegen immer wieder Klage darüber geführt wurde, daß die Verdienste im Wälzlagerwerk niedriger wären, so können wir dazu berichten, daß es uns gerade in den letzten Jahren möglich war, die dortigen Verdienstmöglichkeiten wesentlich zu verbessern und gleiche Ausgangsbasen wie im Hauptwerk zu schaffen. Zusammenfassend können wir die erfreuliche Feststellung treffen, daß die wirtschaftliche Situation derzeit gut ist, daß es aber trotzdem notwendig sein wird, durch Strukturverbesserungen und weitere Modernisierung unseres Maschinenparks die wirtschaftliche Entwicklung weiter auszubauen, um damit der beginnenden allgemeinen Konjunkturabflachung entgegenzuwirken. Der Vorstand unseres Unternehmens war auch auf diesem Gebiet nicht untätig und hat die Aktiengesellschaft für Industrieplanung und die Organisation PLAUT beauftragt, eine STRUKTURPLANUNG für unsere Werke durchzuführen, deren Vorarbeiten nunmehr abgeschlossen wurden. Nun wird es an unserer Unternehmensleitung liegen, diese ausgearbeiteten Pläne einer Realisierung zuzuführen, um durch zielführende Investitionen einen rationalisierten Produktionsablauf zu erreichen und dadurch gegenüber anderen Erzeugnissen wettbewerbsfähiger zu werden. 13

1.000 MILL l----- - - ---l-------1----------1-------f-----F,.;l\l:-..}a:\- - -----l 900 MILL l--------+-------1--------+-------t---t;-;lll""l!l;-tll- - --1 800 MILL 1---------+-------1--------+------- 700 MILL 600MILL 500MILL 400MILL 300MILL 200MILL 100 MILL 1600 1500 1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400 300 200 100 IN MILLIONEN SCHILLING UMSATZENTWICKLUNG 1966 1967 1968 1969 JAHRESDURCHSCHNITT BELEGSCHAFTSSTAND 1970 IIJlrRAKTOREN[IB ZWEIRÄDER !:::;:;:;:;JLKW „ WÄLZLAGER 90% r-----+----+-----f----1 80°/0 11 - 1=11 ::e 1 "-' 11 !aJlflUllllhq,-..nai..-.... llllifiiiiQ T ■III 70% r-----+----+-----!-----i 60% r-----+----+-----!-----i 50% i---i-------,i-----i------, 40% 1-----1----+----+-- --l 30% 1-----1----+----+----l 10% 1--- --t--- - -+----+-- --t 1966 1967 1968 1969 1970 ANTEILIGE ENTWICKLUNG ffllillillill ARBEITER ~ .. ~ ANGESTELLTE LEHRLINGE

Mitglieder des Arbeiterbetriebsrates Funktionsperiode 1968/71 Die am 28. und 29.11.1968 durchgeführte Wahl des Arbeiterbetriebsrates ergab: Wahlberechtigte .......................... 6.490 Abgegebene Stimmen ...................... 6.429 Ungültige Stimmen.... .. ..... . . . . . ....... . . 112 Gültige Stimmen .......................... 6.317. Davon entfielen auf die SOZIALISTISCHE FRAKTION IM ÖGB CHRISTLICHE GEWERKSCHAFTSFRAKTION GEWERKSCHAFTLICHE EINHEIT FREIHEITL- GEWERKSCHAFTER 5.510 Stimmen = 23 Mandate 464 Stimmen = 1 Mandat 277 Stimmen = 1 Mandat 66 Stimmen = - Mandat 6.317 Stimmen = 25 Mandate 15

Es wurden folgende Mitglieder des Arbeiterbetriebsrates gewählt: Konstituierung des Betriebsrates am 18. 12 1968 Vorstand bzw. Permanenzbetriebsrat: HEIGL Johann SCHMIDL Josef STOCKENREITNER Fritz KINZELHOFER Konrad BARTLHUBER Josef Obmann Ob man nstellvertreter Ob man nstellvertreter Kassier Schriftführer Sozialistische Fraktion im ÖGB Schmid! Josef Schlosser Heigl Johann Werkstoffprüfer Kinzelhofer Konrad Schweißer Stockenreitner Fritz Werkzeugschlosser Huber Walter Modelltischler Baumann Alfred Schweißer Wührleitner Bruno Maschinenarbeiter Ba rtl hube r Josef Lackierer Platzer Ernst Härter Schneeberger Walter Dreher Schartner Oskar Monteur Nechtelberger Rudolf Schlosser Majer Rudolf Schlosser Burgholzer Alois Gußwerkarbeiter Wirleitner David Schmied Kienesberger Walter Schlosser Dutz Josef Sattler Pistek Karl Elektriker Pachinger Franz Spengler Holzinger Josef Schlosser Leithenmayr Hermann Kfz. Schlosser Luksch Rudolf Dreher Spitzl Johann Gußwerkarbeiter 16 Hauptwerk Hauptwerk Hauptwerk Wälzlager Hauptwerk Hauptwerk Wälzlager Reparaturwerkst. Hauptwerk Werk Letten Hauptwerk Hauptwerk Wälzlager Hauptwerk Hauptwerk Hauptwerk Hauptwerk Hauptwerk Hauptwerk Wälzlager Hauptwerk Hauptwerk Gußwerk II

Christliche Gewerkschaftsfraktion Frühauf Franz Gewerkschaftliche Einheit Mascher August Rev. Dreher Schweißer Hauptwerk Hauptwerk Während der Funktionsperiode schieden die Kollegen MAJER Rudolf / WW und HUBER Walter / HW aus beruflichen Gründen aus dem Betriebsrat aus und rückten die Listennächsten Kollege Hasenleitner Ernst / Wälzlager und Kollege Mayr Rudolf/ Hauptwerk als aktive Mitglieder des Betriebsrates nach. Besprechung in der Kanzlei des Arbeiterbetriebsrates 17

Außerdem wurden für die einzelnen Sachgebiete Kommissionen bzw. Ausschüsse erstellt, - die sich jeweils aus 3-10 B~triebsräten formieren. Wohnungsausschuß Kantinenausschuß Kü ndig ungsaussch uß Lohn- und Akkordausschuß Kulturausschuß Unfallverhütung Lehr! ingsaussch uß Prämienkommission Kassakontrolle Vors.: Platzer Ernst Vors.: Kienesberger Walter Vors.: Kinzelhofer Konrad Vors.: Heigl Johann Vors.: Schmid! Josef Vors.: Kinzelhofer Konrad Vors.: Bartlhuber Josef Vors.: Bartlhuber Josef /HW Vors.: Hasenleitner Ernst /WW (Haberfellner Josef, angestellt), Brillinger Erwin, Weiermayr Viktor Wahl des Zentralbetriebsrates der Steyr-Daimler-Puch AG am21.2.1969 Abgegebene Stimmen ungültige Stimmen gültige Stimmen Davon entfielen auf die 109 1 108 SOZIALISTISCHE GEWERKSCHAFTSFRAKTION FRAKTION CHRISTL. GEWERKSCHAFTER LISTE DER GEWERKSCHAFTLICHEN EINHEIT 85 Stimmen = 17 Mandate 16 Stimmen = 3 Mandate 7 Stimmen = 1 Mandat 108 Stimmen = 21 Mandate Damit wurden aus den Werken Steyr folgende Arbeiterbetriebsräte in den Zentralbetriebsrat gewählt: SCHMIDL Josef HEIGL Johann STOCKENREITNER Fritz KINZELHOFER Konrad NECHTELBERGER Rudolf PLATZER Ernst KIENESBERGER Walter Die Konstituierung des Zentralbetriebsrates bestätigte wiederum unseren Kollegen Josef SCHMIDL zum Obmann des Zentralbetriebsrates. In den Aufsichtsrat des Unternehmens wurde wiederum Koll. Hans HEIGL berufen. 18

Lassen wir Taten sprechen! Schtittweise Verkürzung der Arbeitszeit auf derzeit 42 1/2 Stunden, ab 1.1.1975 Verwirklichung der 40-Stunden-Woche! Wesentliche Steigerung unserer Verdienste, kollektivvertraglich, wie auch innerbetrieblich! Anrechnung der Vordienstzeiten für alle Sozialleistungen Prämierung von Verbesserungsvorschlägen - Betrieb!. Vorschlagswesen Erhöhung der Abfertigung mit Anspruchsberechtigung ab 10 Dienstjahren Dienstjubiläum: 1-3 Monatsbezüge Stammpersonal (Besserstellung) Verbesserte Freizeit bei Dienstverhinderung, über den KV hinausgehend Fahrtkostenvergütung (auch für Schichtarbeiter) Erhöhte Firmenpensionszuschüsse mit Wertsicherung (Dynamik) Brennstoffzuteilung (jährlich 1.000 kg Kohle) Weihnachtszuwendung für Kinder: pro Kind S 100, - Erhöhung der Geburten- und Heiratsbeihilfen, Begräbniskostenbeihilfe Zuschuß zum Krankengeld Soziallohn bei gesundheitsbedingter Überstellung Erhöhter Zusatzurlaub für Invalide Verbesserung des Firmenzuschusses während der 12-wöchigen Schutzfrist bei Entbindung Günstigere Überstundenregelung, ab 80. Überstunde jährl. zusätzl. Prämie Umwandlung der Gewinnprämie in Treueprämie (jährl. S 310,- bis S 2.000,- Zuschuß bei Inspektion/Instruktion wehrdienstpflichtiger Arbeiter Siedlerkredite, jährlich 1 Million, minimale Verzinsung Abschaffung der Samstag-Arbeit im 3-Schichtbetrieb Kostenlose Erholungs- und Kuraufenthalte (Vasoldsberg und Bad-Gastein) Ermäßigte Hauspreise für werkseigene Produkte Verbilligtes Kantinenessen Werkseigene Unfall- und Zahnstationen dienen unserer Gesundheit Gut eingerichtete und neu renovierte Werksbücherei Paul Götzl-Fond-Verlosung Zuschüsse für Weihnachtspaketeaktion für IC.inder und Pensionisten, sowie für die Urlaubsaktionen des Betriebsrates mit Beistellung von kostenlosen Autobussen·, jährliches Kontingent 60.000 Km Sicherung der Existenz durch mehr Mitbestimmung 19

Näherbringung der Zielsetzung: Gleiche Entlohnung für Frauen und Männer bei gleicher Arbeit Verbesserte Zulagen Regelung und Verbesserung der Vorarbeiter- und Einstellerentlohnung Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen zur Vermeidung von Arbeitsunfällen und zur Erhaltung der Gesundheit Mitsprache im Sport-und Kulturfond sowie Unterstützungsfond Verwirklichung größerer Wohnbauvorhaben Vorarbeiten für analytische Arbeitsplatzbewertung mit der Zielsetzung einer gerechten Entlohnungsform! Früchte unserer Arbeit l Der Betriebsrat und die Vertrauensmänner treten immer wieder dafür ein, daß die Arbeitnehmer unserer Werke die Früchte ihrer Arbeit erhalten: Gerechten Lohn, Anständige Arbeitsbedingungen und Sozialen Schutz! Niemand bestimmt heute seinen Lohn selbst, der Lohn basiert auf dem Kollektivvertrag, der zwischen Gewerkschaft und Unternehmerverband abgeschlossen wird. Der Kollektivvertragslohn setzt eine Mindestnorm fest, die von den Unternehmern nicht unterschritten werden darf, - ein Schutz gegen Willkür und Ausbeutung! Meist wird der Kampf um den Lohnschilling am Verhandlungstisch ausgetragen. So bemühte sich der Lohn- und Akkordausschuß unseres Arbeiterbetriebsrates immer wieder, die von der Gewerkschaft erzielten Löhne durch Verhandlungen auf innerbetrieblicher Ebene weiter zu verbessern, was uns auch in dieser Funktionsperiode voll gelungen ist. Die Lohnverhandlungen, für die zwar die wirtschaftliche Entwicklung ausschlaggebend ist, werden aber nicht allein dadurch beeinflußt, sondern sind auch die Struktur unserer Wirtschaft und Gesellschaft ein ausschlaggebender Faktor, mit dem nur ein starker Betriebsrat mit klarer Zielsetzung zurecht kommen kann. Die Risken zu erkennen und sie auf ein Mindestmaß zu beschränken, die Chancen zu sehen und zum Wohle unserer Dienstnehmer zu nutzen, ist Aufgabe unseres Lohnausschusses. Akkordlohn Im Jahre 1966 wurde in unseren Werken der Zeit-Akkord eingeführt, wonach sich der Lohn für eine im Akkord vergebene Arbeit aus dem Produkt von Vorgabezeit und Minutenfaktor ergibt! 20

Die Festlegung der Vorgabezeit erfolgte unter Zugrundelegung der Normalleistung nach REFA-Grundsätzen, im Beisein des Vertrauensmannes bzw. Betriebsrates. Der Ve rtei lze itzu sch Iag - die sachliche Verteilzeit wurde auf Grund der gegebenen Arbeitsbedingungen festgelegt. Die persönliche Verteilzeit beträgt mindestens 5 Prozent! Der Automationszuschlag - dieser wird bei Tätigkeiten an Maschinen gewährt, die nur eine geringfügige Beeinflussung zulassen. Dieser Zuschlag konnte in dieser Funktionsperiode wesentlich erhöht werden und wird im Wälzlagerwerk und Hauptwerk verschieden gehandhabt. Die Gewährung dieses Zuschlages wird nach bereinkommen, aufbauend auf Wertigkeit der Arbeit und den in den verschiedenen Werksbereichen üblichen Durchschnittsverdienstes vorgenommen. Verdien sta bfa 11 - Sollte der innerbetriebliche Akkordrichtsatz ohne Verschulden des Arbeitnehmers nicht erreicht werden, so wird auf diesen ergänzt. Die Au sfa l lze it - (Maschinenreinigung, Einstellen von Maschinen etc.) Ausfallzeiten werden mit dem Akkorddurchschnitt vergütet! Leistu ngsg rod - Der Leistungsgrad wird sofort bei der Akkordaufnahme festgelegt. Die Normalleistung beträgt 100 Prozent. Für die Einhaltung bzw. Schlichtung von Unstimmigkeiten ist eine Akkordkommission zuständig, die sich paritätisch zusammensetzt. Prämienlohn Dieser wird in Verbindung mit Zeit- oder Leistungslohn als Sondervergütung bezahlt. Die Ausgangsbasis ist das innerbetriebliche Lohnschema. Zeitlohn Hier gelang uns im Jahre 1966 der Abschluß eines Lohnschemas, welches sich in 13 Lohngruppen gliedert und sich weiters aus 3 Leistungslohngruppen zusammensetzt. Für die Einreihung in die einzelnen Lohngruppen ist die Gesamtschwierigkeit der ausführenden Tätigkeit maßgebend und beruhte diese auf einer damals durchgeführten Globalschätzung. Im Jahre 1971 soll dieses Globalschema durch eine analytische Arbeitsplatzbewertung geändert werden. Neben diesen Lohnverträgen haben wir noch ein umfassendes Vertragswerk für die Einsteller und Vorarbeiter. Demnach soll sich der Vorarbeiter- und Einstellerlohn aus einem Ausgangslohn (Höchstlohn des KV + einem Steigerungsbetrag + Vorarbeiter- und Einstellerzulage zusammensetzen. Bisher gab es bei 328 Vorarbeitern und Einstellern 168 verschiedene Löhne, die nun auf 8 Lohngruppen zusammengefaßt werden konnten. Erstmals wurden in dieser Periode seitens der Direktion die Vorarbeiter mittels eines Dekretes offiziell als solche ernannt und damit 201 Vorarbeiter offiziell als solche bestätigt. 21

Entwicklung der Kollektivvertragslöhne und der innerbetrieblichen Regie- und Akkord-Löhne Lohngruppe der Arbeitnehmer über 18 Jahre Spitzenfacharbeiter Qualifizierte Facharbeiter Sonstige Facharbeiter KollektivvertragsLöhne: 1968 1971 Erhöhung s s % 17,60 23,00 30,7 15,00 19,60 30,7 13,70 18,00 31,3 Bes. qualifizierte angel. Arbeitskräfte 12,50 16,00 28,0 Qual. angelernte Arbeiter 12,06 15,30 26,8 Sonst. angelernte Arbeiter 11,10 14,30 28,8 Hilfskräfte für schw. Tätigkeiten 11,90 15,20 27,7 Hilfskräfte für leichte Tätigkeiten 11,00 14,10 28,1 Angelernte Arbeitskräfte m. Qual. 10,70 13,40 25,2 Sonst. angelernte Arbeitskräfte 10,40 13,00 25,0 Hilfskräfte mit höh. Anfordg. 10,10 Hilfskräfte mit gering. Anfordg. 10,00 Werksdurchschnitt: Lohn Akkord 1968 1971 Erhöhung 1968 1971 Erhöhung s s - % s s % 24,47 34,11 39,4 24,56 34,74 41,4 23,37 32,91 40,8 25,28 34,41 36,1 21,14 29,55 39,8 25,11 33,93 35,1 20,48 29,03 41,5 25,30 34,38 35,9 18,05 25,71 42,4 26,68 34,21 28,5 18,88 26,13 38,4 24,33 33,79 38,8 17,55 23,74 35,3 22,55 31,32 38,9 16,76 24,06 43,5 21,08 30,30 43,7 Gesamtdurchschnitt Akkord und Regie: 1968 = S 22,36 = 38,1 % 1971 = S 30,88

Mit diesem Vertragswerk i~t uns auch für die Vorarbeiter- und Einsteller eine zufriedenste! lende Entlohnungsform gelungen. Verschiedene Zuschläge kommen noch zu den Grundlöhnen.,.u. a. der Nach·tschichtzuschlag. Dieser konnte in diesem Berichtszeitraum von S 2,70 auf S 3,50 erhöht werden. h11111, 111111111111111111111 111111 11111111111111111111 11111111 1111 11 S 18.00 S 22.36 S 10.50 S 12.50 1971 Werksdurchschnitt Männer und Frauen l 111111 l1111111111 li111l!II 111111 S 30.88 S 16.00 Kollektivvertragslohn der besonders qualifizierten angelernten Arbeiter 23

Der Zuschlag für gesundheitsgefährdende Arbeiten konnte von S 1,20 auf S 1,45 angehoben werden. Montagevertrag Der für unser Werk gültige Montagevertrag sieht bei Abwesenheit des Arbeitnehmers von mehr als 3 Stunden einen Zuschlag von von 6-9 Stunden einen Zuschlag von von 9-12 Stunden einen Zuschlag von über 12 Stunden einen Zuschlag von S 24,-, S 48,-, S 72,-, S 96,- vor. Die Montagezulage konnte damit in diesem Zeitraum um 25 Prozent erhöht werden. Außerdem wurden die innerbetrieblichen Zulagen vereinheitlicht und auf S - ,80 und S 1,20 festgelegt. Es gibt aber auch noch eine Öl- und Hitzeprämie. Die Ö Iprä m ie wurde im Berichtszeitraum 1968 auf 1971 von S 200, - auf S 350, -, die Hitzeprämie von S 50,- auf S 100, - monatlich erhöht. Für die Reparaturwerkstätten wurde ein gesonderter Lohnvertrag abgeschlossen. Dieser hat eine Akkordausgangsbasis von S 22,35, die Einstufung der einzelnen Verdienste liegt zwischen S 19,- und S 27,25, wobei dieser Einstufungslohn bis zu 25 Prozent überschritten werden kann, das ergibt Effektivverdienste zwischen S 24,- und S 33,70. Mit diesen Ausführungen wollen wir uns auf die Feststellung beschränken, daß unsere gemeinsame Arbeit für die Verbesserung der Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen als gesellschaftsverändernde Kraft wirkt und daß sie wiederum erfolgreich war. Wir wissen, daß wir alle Wünsche und Forderungen nicht in Einern und zur gleichen Zeit durchsetzen können. Aber wir haben doch wieder schöne Erfolge erzielt. Daher gilt es, den beschrittenen Weg fortzusetzen, das heißt vor allem, Beibehaltung unserer aktiven Lohnpolitik, die zur Stärkung der Kaufkraft für eine stabile Wirtschaftsentwicklung Voraussetzung ist. Neben diesen Effektivlöhnen gibt es noch den freiwilligen und gesetzlichen Sozialaufwand. Zu den wichtigsten gesetzlichen Leistungen gehören das URLAUBSENTGELT, der URLAUBSZUSCHUSS, die WEIHNACHTSREMUNERATION, das KRANKENENTGELT und die STEUERN und ABGABEN. In diesem Berichtszeitraum konnten sowohl der Urlaubszuschuß als auch die Weihnachtsremuneration auf 4 1/3 Wochenlöhne erhöht werden! Die freiwilligen Sozialleistungen konnten wir großteils in unserer 24

Arbeitsordnung verankern und diese im abgelaufenen Jahr einer Novellierung bzw. Verbesserung zuführen: Sie wird unserer Kollegenschaft in den nächsten Monaten ausgefolgt werden. Die neue Arbeitsordnung, mit ihren zahlreichen Verbesserungen, wurde 1970 wirksam. In unserer Arbeitsordnung, deren umfassenden Wortlaut wir natürlich nicht wiedergeben können, konnten wir u. a. folgende, in unzähligen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung verwirklichte und verbesserte freiwillige Sozialleistungen absichern, die wesentlich dazu beitragen, unser Realeinkommen zu erhöhen und eine verbesserte soziale Sicherheit gewährleisten. Dienstzeitanrechnung Für die Berechnung der Dienstzeiten, für das Dienstjubiläum, für die Höhe der Weihnachtsremuneration und für die Arbeiterabfertigung, konnten wir erreichen, daß alle im Unternehmen effektiv zurückgelegten Dienstzeiten zusammengerechnet werden, für die Abfertigung jedoch nur insoweit, als die Zeiten nicht bereits abgefertigt wurden. Für die Bemessung des Urlaubsausmaßes und für das Krankenentgelt bzw. Krankengeldzuschuß liegt die Berechnung der Dienstzeiten etwas anders, doch konnte auch hier eine Verbesserung insofern erreicht werden, als nunmehr auch diesbezüglich eine Dienstzeitanrechnung nach bestimmten Richtlinien durchgeführt wird. In jenen Fällen, wo der Dienstnehmer sein Dienstverhältnis aus eigenem Entschluß beendet und die Kündigungsfrist eingehalten hat, wird dieser bei Wiedereintritt hinsichtlich der Zusammenrechnung der Dienstzeiten so behandelt, als ob das Dienstverhältnis vom Unternehmen gelöst worden wäre. Dies gilt jedoch nicht in jenen Fällen, in denen der Beschäftigte das Dienstverhältnis mehr als einmal gelöst hat oder aus disziplinären Gründen entlassen oder gekündigt wurde. Die vor der einmaligen Unterbrechung liegende Dienstzeit im Unternehmen wird nur dann angerechnet, soweit sie nach dem 31. 12. 1939 verbracht wurde und wenn nach diesem Zeitpunkt mindestens eine einjährige Dienstzeit im Unternehmen zurückgelegt worden ist. Der Dienstnehmer muß ferner seit seinem Wiedereintritt mindestens die doppelte Zeit der Unterbrechungszeit wiederum im Werk arbeiten. Betriebliches Vorschlagwesen Unsere AO sichert jedem Dienstnehmer die Möglichkeit zu, Vorschläge zu machen, die geeignet sind, innerhalb des Unternehmens etwas zu verbessern, zu verbilligen oder zu vereinfachen. 25

Die Höhe der Prämiierung angenommener Vorschläge sowie die sonstigen Richtlinien des Vorschlagwesens sind in einem vom Vorstand mit dem Betriebsrat erarbeiteten Statut festgelegt. Gute Ideen machen sich bezahlt, vor allem dann, wenn ein Verbesserungsvorschlag die Höchstprämie von S 20.000, - erreicht. Von 1968 bis zum 30.6.1971 wurden von unserer Kollegenschaft insgesamt 857 Verbesserungsvorschläge eingereicht, davon 357 mit einer Prämie bedacht. Es wurde dafür ein Gesamtbetrag von S 727.880 aufgewendet. Die diesbezüglichen Prämiierungen werden von einer Arbeitnehmer-Arbeitgeberkommission durchgeführt, der seitens des Arbeiterbetriebsrates die Kollegen BARTLHUBER Josef und STOCKENREITNER Fritz angehören. Das betriebliche Vorschlagwesen wurde über Initiative des Betriebsrates in unseren Werken im Jahre 1968 eingeführt. Seine Aufgabe ist es, die natürliche und fachliche Intelligenz der Werksangehörigen aller Bereiche auf die Dinge ihrer täglichen Arbeit zu lenken, und zwar mit dem Ziel, herauszufinden, wo und wie etwas verbessert werden kann. Diese Anstrengungen sollen sich nicht nur auf die Verbesserung der Qualität, sondern auch auf Material- und Zeitersparnis, die Verminderung von Ausschuß, Abfall, Leerlauf und Unfallgefahren aber auch auf Arbeitserleichterungen konzentrieren. Für die Firma geht es dabei um Kostensenkungen, für die Werksangehörigen vor allem um eine Prämie, gemeinsam aber darum, - und das ist wohl das Wertvollste - durch eine qualitativere und produktivere Verbesserung unserer Produkte, eine Absich er ung unserer Arbeitsplätze zu erreichen. Abfertigung für Arbeiter Dazu weist unsere AO darauf hin, daß für die Abfertigung der Arbeiter der Kollektivvertrag der Metall- und Bergarbeiter anzuwenden ist, unter Zugrundelegung unserer Bestimmungen für die Dienstzeitanrechnung. Die Kollektivvertragsverhandlungen vom 1. 1. 1971 haben auch auf dem Sektor der Abfertigung für Arbeiter verbesserte Bestimmungen gebracht. Die bis dahin festgelegten Abfertigungsbeträge, nach 15 Dienstjahren 3 Wochenlöhne, nach 20 Dienstjahren 4 und nach 25 Dienstjahren 6 Wochenlöhne wurden wie folgt verbessert: Nach 10 Dienstjahren 2 Wochenlöhne, nach 15 Dienstjahren 4 Wochenlöhne, nach 20 Dienstjahren 6 Wochenlöhne, nach 25 Dienstjahren 8 Wochenlöhne! Diese A bferti g ung gebührt nach 10-jähriger Dienstzeit bei Kündigung durch den Arbeitgeber, bei unverschuldeter Entlassung, bei Austritt mit wichtigem Grund oder bei Erreichung des 65. (Männer), des 60. (Frauen) Lebensjahres, unter Einhaltung der kollektiv26

vertraglichen Kündigungsfrist. Bei Tod eines Arbeitnehmers gebührt den gesetzlichen Erben, zu deren Erhaltung der verstorbene Arbeitnehmer verpflichtet war, die Hälfte des Abfertigungsanspruches. Dienstjubiläum Die AO sichert auch unsere Regelung bezüglich des Dienstjubiläums ab. Demnach erhalten Dienstnehmer bei einer effektiven Dienstzeit von 25, 35 oder 45 Jahren im Unternehmen ein Jubiläumsgeschenk mit folgender Staffelung: nach 25 Dienstjahren einen Monatsbezug, nach 35 Dienstjahren zwei Monatsbezüge, nach 45 Dienstjahren drei Monatsbezüge. Eine weiters erzielte Verbesserung dazu stellt die Festlegung dar, daß die Ju bi I a re am Tag des Jubiläums mit voller Weiterzahlung der Bezüge arbeitsfrei sind. Zusammenfassend können wir dazu berichten, daß seit den Nachkriegsjahren bis einschließlich 1971 folgende Werksangehörige ein Dienstjubiläum feiern konnten: SO-jährige Betriebszugehörigkeit 37 Dienstnehmer, 45-jährige Betriebszugehörigkeit 13 Dienstnehmer, 40-jährige Betriebszugehörigkeit 464 Dienstnehmer, 35-jährige Betriebszugehörigkeit 294 Dienstnehmer, 25-jährige Betriebszugehörigkeit 3.370 Dienstnehmer. 4.178 Dienstnehmer. Diese große Zahl dokumentiert sehr deutlich, daß wir ein großes Stammarbeiterpotential haben. Stammpersonal Dienstnehmer, die mindestens 15 Jahre im Betrieb ununterbrochen zufriedenstellend tätig sind, werden in Fragen der Erhaltung des Arbeitsplatzes und bei Bewerbung um einen angestrebten höherwertigen Arbeitsplatz, wenn im übrigen gleiche Voraussetzungen vorliegen, bevorzugt behandelt. Freizeit bei Dienstverhinderung (Verbesserung zu den Voraussetzungen des KV) Hiefür gelten im allgemeinen die gesetzlichen bzw. kollektivvertraglichen Bestimmungen, mit nachstehender Begünstigung: a) Bei Tod eines Mitgliedes seines engsten Familienkreises, u. zw. Eltern, Gatte(in) oder Kinder, erhält der Dienstnehmer, auch wenn der Verstorbene nicht im gemeinsamen Haushalt gelebt hat, anstelle der kollektivvertraglich vorgesehenen Freizeit von 1 Tag, eine solche von 3 Tagen. b) Fallen die im KV vorgesehenen Freizeiten von 1 Tag oder mehr, auf Urlaubs- oder arbeitsfreie Tage, so wird die Freizeit anschließend gewährt. 27

Fahrtkostenvergütung Dienstnehmern werden die S 15. - pro Woche übersteigenden Fahrtkosten für Fahrten mit einem Massenverkehrsmittel zwischen Wohnort und Arbeitsort vergütet. (ausgenommen innerstädtische Verkehrsmittel). Diese Regelung gilt für Schichtarbeiter auch dann, wenn sie mangels eines öffentlichen Verkehrsmittels ein Privatfahrzeug benützen. Altersversorgung von Arbeitern Firmenpensionszuschuß wurde bisher nach 25-jähriger Dienstzeit gewährt. Das in dieser Periode verbesserte Pensionsstatut für Arbeiter sieht vor, daß ab 31. 12. 1972 bereits ab 20 Dienstjahren ein Anspruch auf den FPZ besteht. Die diesbezügliche Regelung erfolgt in Etappen, d. h. mit 22 Dienstjahren bis 31. 12. 70, mit 21 Dienstjahren bis 31.12.1971. Diese Anordnung trat mit 1.1.1970 in Kraft. Der Firmenpensionszuschuß wird ab dem 60. (Männer) bzw. 55. (Frauen) Lebensjahr gewährt, oder auch bei Invaliditäts- bzw. Berufsunfähigkeit. Der FPZ beträgt nach einer Dienstzeit von 20 Jahren S 210.-, mit einem Steigerungsbetrag von je S 5, - bis zum 35. Dienstjahr, bzw. von je S 10, - vom 36. bis 40. Dienstjahr. Dies ergab im Jahre 1970 einen Maximalzuschuß von S 335,- monatlich. Nachdem wir unserem FPZ auch eine Dynamisierung (Wertsicherung) zugrundelegen konnten, ergab diese mit einer Aufwertung von 7,1 % (Aufwertung der gesetzlichen Pension) im Jahre 1971 bereits einen Mindest-FPZ von S 225,- bzw. Höchstpensionszuschuß von S 360, -. Der davon abgeleitete FPZ für Witwen betrug im Jahre 1970 S 170,-, 1971 S 185,- . Der FPZ gelangt 13 mal jährlich zu Auszahlung. Mit der Neufestlegung des Firmenpensionszuschusses mit gleichzeitiger Dynamisierung ist uns eine wesentliche Verbesserung bzw. Wertsicherung der Firmenpensionszuschüsse für Arbeiter gelungen und stellt dies damit eine unserer wertvollsten Sozialleistungen dar. Brennstoffzuteilung Die AO sichert uns auch eine Brennstoffzuteilung im Ausmaß von 1.000 kg Braunkohlenbriketts (Kostenanteil des Arbeitnehmers= 27 % bzw. mindestens S 200,-) für Haushaltvorstände und alleinstehende, außerhalb eines Familienverbandes lebende Dienstnehmer. Alle übrigen erhalten die halbe Quote zum halben Kostenanteil. Den Dienstnehmern steht es frei, auch eine andere Brennstoffart oder eine Bargeldablöse (dzt. S 600, -) zu wählen. Firmenpensionszuschußbezieher erhalten ebenfalls die halbe Quote zu S 100,-. 28

Weihnachts.zuwendung für Kinder Die AO legt fest, daß Dienstnehmer jährlich einmal eine Weihnachtszuwendung in der Höhe von S 100, - für jedes Kind, (vorausgesetzt daß dafür ein Kinderbeihilfebezug vorliegt, mit einer Sonderregelung für Mütter bei denen es auch genügt, wenn die Kinderermäßigung in der Lohnsteuerkarte eingetragen ist, ausbezahlt erhalten. Zuwendung bei Verehelichung, Geburt eines Kindes und Todesfall Auch hier gelang uns eine wesentliche Verbesserung der Zuschußbeträge: Heiratszuwendung: Dienstnehmer erhalten nach 1-jähriger Betriebszugehörigkeit bei Verehelichung S 500, -. Geburtszuwendung: Bei Geburt eines Kindes S 300,-. Begräbniskostenbeihilfe Bei Ableben eines Dienstnehmers während seiner aktiven Dienstzeit erhält die Witwe (Witwer), vorausgesetzt, daß diese für die Begräbniskosten aufkommen, eine einmalige Beihilfe von S 1.000, -, im Falle eines tödlichen Betriebsunfalles von S 6.000, -, dieser Betrag steigert sich bei mehr als 2 unterhaltsberechtigten Kindern auf S 8.000, -. Ist der tödlich Verunglückte ledig und ohne Kinder, haben Eltern oder Geschwister, wenn der Verstorbene maßgeblich für diese gesorgt hat Anspruch auf S 4.000, -. Die Auszahlung der Begräbniskostenbeihilfe erfolgt gegen Vorlage eines Ansuchens. Zuschuß zum Krankengeld Arbeiter, die mehr als 15 effektive Dienstjahre aufweisen, erhalten zu den KV-Bestimmungen, für den Fall, daß die Krankheit weniger als 13 Tage dauert, für die ersten drei Krankheitstage, anstelle des KV-Zuschusses von 50 % des Nettolohnes einen Zuschuß von 90 % des Nettolohnes, unter folgenden Bedingungen: a) Bei Unterbrechung des Dienstverhältnisses nur dann, wenn die Erkrankung frühestens ein halbes Jahr nach dem Wiedereintritt eingetreten ist. b) Gebührt Krankengeld bereits ab dem 1. Tag, so wird für die ersten drei Tage nur die Differenz zwischen Krankengeld und 90 % des Nettolohnes ausbezahlt. c) Die Tage, an denen der erhöhte Zuschuß gewährt wird, werden auf das für jedes Dienstjahr kollektivvertragliche Höchstausmc,ß angerechnet. Ausgleichzahlung - Soziallohn Wird ein Arbeitnehmer nach seinem 55. Lebensjahr (Frauen nach dem 50. Lebensjahr) zufolge seines Gesundheitszustandes, nach einem werksäztlichen Gutachten, zu einer leichteren bzw. weniger bezahlten Arbeit versetzt, erhält dieser - vorausgesetzt, daß er 25 effektive Dienstjahre aufweist (bei 35 effektiven Dienstjahren wird die altersmäßige Voraussetzung um 5 Jahre herabgesetzt) - wenn dieser Lohnabfall nicht durch den 29

Bezug einer Invaliditäts- bzw. Versehrtenrente wettgemacht wird, einen Lohnausgleich - Soziallohn bis zu 85 % bzw. 90 % des Altlohnes. Die Höhe der Ausgleichzulage richtet sich nach der Differenz zwischen Altlohn und Neulohn. Bei Übergang vom Akkordverdienst zum Zeitlohn wird vom Akkorddurchschnitt der letzten 3 Monate vor der Versetzung ausgegangen. Bei einer Dienstzeit von 25-30 Dienstjahren wird auf 85 % ergänzt, bei mehr als 30 Dienstjahren auf 90 % des alten Stundenlohnes. Zusatzurlaub für Invalide (ebenfalls verbessert!) Arbeiter mit 25 bis 50 %iger Invalidität (EVM) erhalten einen bezahlten Sonderurlaub von zwei Tagen pro Dienstjahr. Solche mit 50 bis weniger als 70 % drei Tage, mit 70 % EVM und mehr, vier Tage! Dieser Sonderurlaub wird zusätzlich zum Gebührenurlaub gewährt. Das Ausmaß der EVM muß nachgewiesen werden. Mutterschutz Zu den Bestimmungen des Mutterschutzes konnten wir folgende betriebliche Verbesserung erreichen: Während der Schutzfrist zahlt das Unternehmen eine freiwillige Zuwendung, diese beträgt vor der Entbindung 25 % des letzten ungekürzten Nettobezuges und nach der Entbindung für längstens 8 Wochen 50 % des letzten ungekürzten - Nettobezuges. Bei Frühgeburten wird bis zum Höchstausmaß von weiteren 4 Wochen 25 % des letzten ungekürzten Nettobezuges bezahlt. Vor Ablauf der Schutzfrist steht es weiblichen Dienstnehmern frei, um den Karenzur Iau b anzusuchen . Damit haben wir, wenn auch in verkürzter Form, alle in der Arbeitsordnung verankerten Sozial Iei stu ngen angeführt, und setzen wir unsere Aufzählung der weiteren freiwilligen im Verhandlungswege erreichten Sozialleistungen wie folgt fort: Günstigere Überstundenregelung Mit Inkrafttreten der Arbeitszeitverkürzung wurde der Überstundenzuschlag so festgelegt, daß Überstunden bis zur 45. Wochenarbeitsstunde nur mit 25 % vergütet werden. Dies war unserem Betriebsrat Anlaß ,eine innerbetriebliche Verbesserung anzustreben. Es wurde erreicht, daß bereits die 45. Überstunde mit 50 % vergütet wurde. Darüberhinaus konnte eine Regelung dahingehend getroffen werden, daß bis zur 80. Über30

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