Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema 700 Jahre Stadt Gmunden Elfriede Prililnger Von der Ansetz bis zur Wunderburg — Gmunden kulturhistorisch betrachtet 2 Dr. Alois Zauner Die Stadtwerdung Gmundens 13 Dr. Norbert Wimmer Gmundens Wirtschaft heute 21 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Die Seen sind für alle da 73 Dr. Franz Dudak Projekt eines Kongreß- und Veranstaltungszentrums auf der Toscana-Halbinsel In Gmunden Bürgermeister Kari Sandmeier Die Bedeutung von Toscana für Gmunden 78 83 Denkmalpflege Ing. Leopoid Piringer Die Revitalisierung des Gmundner Kammerhofes 27 Kulturzeitschrift Oberösterreich 28. Jahrgang, Heft 1/1978 Vierteljahreszeitschrift; Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesveriag; Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: Oö. Landesverlag Linz; sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 178.—; Einzelverkaufspreis: S 55.—. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) Kunst der Gegenwart Theo Kihs 50 Jahre Künstlergllde Salzkammergut 37 Historische Kunst Eifriede Priilinger ,,Die Statt Gemünd am Draunsee sampt der umbiigenden Gelegenheit" — Gmundner Ansichten seit 1594 45 Landeskunde Dr. Roman Moser Der Traunsee — eine naturkundliche Betrachtung 55 ümschlagblld: Burgfriedkarte von Gmunden, Michael Kefer, ca. 1808, Original im Stadtmuseum Gmunden Gestaltung: Herbert Friedl Schwerpunktthema Heft 2/1978: Alpinismus in Oberösterreich

(0)feOT Kulturzeitschrift Heft 1/1978 unserer Zeitschrift ist nicht nur im Schwerpunktthema, sondern in seinem gesamten Inhait dem 700jährigen Stadtjubiläum von Gmunden gewidmet. Die älteste Erwähnung dieser liebens würdigen Stadt am Traunsee — dem iacus feiix der Römer — ist aus etwa 1280 beurkundet. In dieser Zeit vollzog sich auch die Stadtwerdung der alten Siedlung, die sicherlich viel weiter in die Zeit zurückreicht, als schriftliche Urkun den es bezeugen. Der erfahrene Linzer Städtehistoriker Dr. Alois Zauner hat die ses Problem der „Stadtwerdung Gmun dens" in seinem Beitrag mit wissenschaft licher Genauigkeit behandelt. Es ergibt sich daraus auch die fachliche Begrün dung für das Jubiläumsjahr 1978. Gmunden ist jedoch nicht nur eine alte Stadt mit einer reichen Geschichte, son dern wird seit vielen Jahrzehnten von un zähligen Freunden des In- und Auslandes wegen seiner Lage, seiner Landschaft, seines Stadtbildes geliebt und gerühmt. Es ist zu einer österreichischen Fremden verkehrs- und Kuiturstadt ersten Ranges geworden. Viele reizvolle Zeugnisse gibt es dafür. Sie sind bekannt und werden immer wieder zitiert. In diesem Vorwort sei ein kaum bekanntes angeführt. Es stammt von Maximilian, Erzherzog von Österreich-Este. Er schrieb, als er Schloß Ebenzweier käuflich erworben hatte: „Die Wiese vor demselben mit dem fri schesten Grün bis zur Straße nach Traunkirchen, das tiefe Dunkel des romanti schen Sees, der Traunstein gegenüber dem Schlosse, kurz die ganze Gegend, ist unbeschreiblich schön, und das Volk ist so gutherzig." Diese Laudatio auf Eben zweier kann wohl auf die ganze Traunseeiandschaft übertragen werden, deren Vororteben Gmunden ist. Diesen Zauber eines Stadtbildes versucht Elfriede Priliinger in ihrem Beitrag „Von der Ansetz bis zur Wunderburg — Gmun den kulturhistorisch betrachtet" in Worte zu fassen. Die Autorin besitzt fundierte Kenntnisse und eine literarisch reife — poetische — Feder. Und sie liebt ihre Heimatstadt! So ladet sie den Leser zu einem kulturhistorischen Spaziergang durch Gmunden ein, der ihm reichen Ge winn bringen wird. Die gleiche Autorin stellt auch in der Sparte „Historische Kunst" die Bedeutung Gmundens im Rahmen der oberösterrei chischen Ortsansichten dar. Es ist dies ein sehr reizvolles Kapitel der Kunst geschichte, besonders für die Siedlungen im Saizkammergut, die ja schon sehr früh — mit Entdeckung der Natur als Motiv der bildenden Künste — Maler und Zeich ner aus nah und fern angezogen haben. Die Stadtvedute von Gmunden bildet in diesem Motivenkreis einen Schwerpunkt. Es erweist sich an diesem Thema auch, wie wichtig ein gut geführtes Stadt museum ist. Das Gmundner Museum be sitzt — tadellos geordnet — einen bedeu tenden Bestand von historischen Ansich ten. Dr. Norbert Wimmer behandelt die gegen wärtige Wirtschaftssituation von Gmun den. Wenn ein Jubiläum auch in erster Linie historisch orientiert ist, soll und darf die Gegenwart in einem derartigen Festkreis nicht fehlen. Auf dem Gebiet der Denkmaipflege in Oberösterreich hat Gmunden schon lange vor seinem Jubi läumsjahr mit der Revitalisierung des al tes Kammerhofes einen beachtenswerten städtebaulichen Beitrag geleistet. Es ist deshalb der Redaktion eine besondere Freude, daß der ehemalige Gmundner Stadtbaudirektor Ing. Leopold Piringer dieses Thema in unserer Zeitschrift dar stellen konnte. Er war federführend, als die schwierigen Renovierungs- und Re staurierungsarbeiten am Kammerhof durchgeführt wurden. Er hat aus diesem Bauauftrag ein persönliches Anliegen ge macht. Es wurde sein Lebenswerk. So er scheint er auch als berufenster Autor für dieses Kapitel Gmundner Stadtbau geschichte. Angenehmer Zufall ist es, daß die Künstlergiide Salzkammergut im Rahmen des Stadtjubiläums von Gmunden ebenfalls ein historisches Gedenken begehen kann. Sie feiert heuer ihren 50jährigen Bestand. Theo Kihs, erfahrener Kunstkritiker aus Gmunden, schildert mit großer Genauig keit den interessanten Werdegang die ser iokaien Künstiergemeinschaft, die oft mals überlokale Akzente setzen konnte. Wichtig erscheint der Redaktion die Ver bindung des kulturhistorischen Themen kreises mit der geographischen Umwelt. Diesem Vorhabendient die Studie von Dr. Roman Moser „Der Traunsee — eine naturkundliche Betrachtung". Der Autor erweist sich in dieser Abhandlung als kenntnisreicher und verantwortungsbe wußter Kulturgeograph. Auch die Sparte ,,Oberösterreich aktuell", in der jeweils über Aktivitäten der ober österreichischen Landesregierung berich tet wird, wurde inhaltlich auf das Stadt jubiläum Gmundens abgestimmt. Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck skiz ziert die Bemühungen des Landes Ober österreich zur Erhaltung unserer Seen als Erholungsflächen. Dr. Franz Dudak stellt das wichtige ,,Projekt eines Kongreß- und Veranstaitungszentrums auf der ToscanaHalbinsel in Gmunden" vor, zu dem Bür germeister Nationairat Karl Sandmeier den Standpunkt der Stadtverwaltung Gmundens offiziell mitteilt. Die Redaktion der Zeitschrift „Oberöster reich" gratuliert Gmunden zu seinem Ju biläum und hofft, daß dieses Heft einen Beitrag zum Gelingen des gesamten Festkalenders leisten kann.

Von der Ansetz bis zur Wunderburg Gmunden kulturhistorisch betrachtet Elfriede Prillinger Gmunden ist eine winzige Stadt. Sie existiert zwischen steilen Felsufern und einer natürlichen Seeiände; die Ausdeh nung reicht vom Strandbad in Ort bis Engelhof — das bedeutet gleichzeitig: von der Steinzeit bis zu den Römern —, vom Rudolfsbahnhof bis zum Laudachsee und von der Au bis Karbach. Die Stadt entstand zwischen drei mäch tigen Polen: dem Salzamt des Kaisers, dem Rathaus der Bürger und der Pfarr kirche für alle — und nun lebt sie zwi schen drei Bahnhöfen. Sie entwickelte sich als Handelsstadt und wurde zur Kurstadt, baute sich auf dem fließenden Schiffsverkehr unter der Traunbrücke auf und hat nun, nach sie benhundert Jahren, tagtäglich den flie ßenden Autoverkehr auf der Traunbrücke zu bewältigen. Alles fließt also — und niemals kann man sagen: das Ist so und jenes Ist so und dazwischen ist alles geklärt. Nein, es ist nichts geklärt. Nicht einmal der datummäßig genaue Zeitpunkt der Stadtwerdung ist eindeutig geklärt. Denn Gmunden Ist keine nur real zu be greifende Stadt - Gmunden ist ein Zustand. Es lebt zwischen so großen Widersprüchen wie der Zementfabrik und dem Franz-Josefs-Park; es erträgt zwar den harten Sichtbeton neuer Bau ten, läßt jedoch zum Trost Wasser über eine Brunnenfigur von Heinrich Natter plätschern; die Brücke erbebt im Ver kehrslärm - aber der Abendhimmel über dem Höllengebirge leuchtet In einer fast unirdischen Färbung. Ja, Gmunden ist ein Zustand zwischen den Möglichkeiten, zwischen realer Wlrtschaftsexlstenz und träumerischer Hin gabe an eine alle und alles verzaubernde Landschaft, und wegen dieser Zwiespäl tigkeit wird man es nie ganz begreifen können. Ein Zustand entsteht aus diesem und jenem — er bewegt sich zwischen sicht baren Grenzen, verdichtet sich schließlich, und dann wird etwas. Auch Gmunden war einfach ,,geworden", nachdem sich innerhaib einiger Jahr zehnte seine Eignung als Salzmautstelle erwiesen hatte. Da entstand dann ein Bruckturm, Stadtmauern und Tore be grenzten mit einem Male die Ladstatt, eine Kirche wurde gebaut: die Stadt war da und war spätestens ab dem Jahr 1278, nach der endgültigen Auseinanderset zung Kaiser Rudolfs I. mit König Ottokar von Böhmen, eindeutig österreichisch und landesfürstlich — und dem Kaiser 1^^ »ItT 'i'imhWik. • »iti'i -r •. r— ■ffl n ÄS -Jl Ii 11 & "ii H'"'* ^ ^ ■iWät » Kl 's i 3 .H ' - ^ vttl».' 1^ Seeschloß Ort, eines der historisch romantischen Wahrzeichen von Gmunden, im weiteren Sinne des gesamten Salzkammergutes

Rechts: Detail der Stadtvedute Gmunden von Michael Kefer, 1808: deutlich erkennbar die Dreipoligkeit Rathaus — Kammerhof — Pfarrkirche. — Original im Stadtmuseum Gmunden Sämtiiche Aufnahmen: H. G. Priliinger Links oben: Seeplatz in Gmunden, Lithographie von Carl Ritter, ca. 1850 Iii ^ 'X "Ml. I« 3% t— ; jrr;^ ttJi , j [JJL.-LI. .4Uiii«teii»itiuiiJs»:r*—•-"- sh^H i 14 Iii ** - iiiiimuiiwuiiw-;--?; i w.r lililife Unten: Die Ansetz — am Fuße des Traunsteins — der alte Anlegeplatz der von Ebensee kommenden Salzschiffe K'k- ■ „unsere liebe statt" mit „unsern iieben purgern". Vom Grünberg aus erkennt man dieses aite Gmunden am besten; die mitteialterliche Anlage ist so beständig, daß sie sich auch von neuen Einbauten nicht ver drängen iäßt. Auch die allmählichen Er weiterungen der Stadt durch die Vor städte, die außerhalb der ehemaligen Mauern bestanden, und die früheren Eigenherrschaften, wie „Mühlwang" und „Ort", und die Freisitze („Grueb", das heutige Bezirksgericht; „Roith", ,,Weyer", ,,Moos", ,,Mühlleiten" und „Weinberg") fügen sich deutlich erkennbar ein. Sogar die aus der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts stammenden Exilherrschaften und -höfe weisen sich auf diesem Bild entsprechend aus; die von der Königsfamiiie von Hannover und deren Nach kommen erbauten Besitzungen, die ,,Königinvilla" und das ,,Schloß Cumberland", sind trotz ihrer Zurückhaltung mar kante Punkte geworden, auf welche die Schiffsführer bei ihren Rundfahrten stolz. aber mit sehr phantasiegefärbten Erklä rungen hinweisen. Auf der Halbinsel Ort entstand das „Schloß Toscana", das Erz herzog Johann Salvator für seine Mutter, die Großherzogin Maria Antonia von Toscana, nach seinen eigenen Plänen er richten ließ; er selbst war damals Besit zer der Grafschaft und nannte sich zuletzt nach dieser Besitzung ,,Johann Ort". Wenn man so von oben nach Gmunden hineinschaut, erkennt man, daß es kein nur unbedeutendes, einfaches Landstädt chen war. Unverhülit zeigt sich im Bau körper der Altstadt die charakteristische, bestimmende Dreipoiigkeit des Mittel punktes: das Rathaus auf dem Seeplatz, ein reizvoller Renaissancebau aus zirka 1575, der Kammerhof als kaiserliches Salzamt nahe der Brücke und auf der Höhe darüber die aus dem Jahr 1300 stammende Pfarrkirche. Zwischen diesen wichtigen Machtfaktoren ereignete sich bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts das, was Leben und Werden einer Stadt ausmachte. In diesen Architekturen, Gas sen und Örtlichkeiten hat sich nun die Geschichte verdichtet, ohne die das Ge wordene unverständlich und lediglich zu fällig wäre. Natürlich haben sich inzwi schen die Gepflogenheiten gewandelt, die Umstände sind mit der Zeit gegan gen, denn wir schreiben schließlich be reits 1978 und nicht mehr 1278. Es hat sich der Rhythmus geändert und die Art der Lebensbewältigung in dieser Stadt. Aber alles geschieht im Schatten von Mauerwerk, das Jahrhunderte über dauerte; die Gassen, durch die wir gehen, und die Plätze, die wir überqueren, tra gen Namen, die der Vergangenheit ent nommen sind und die sowohl Ereignisse als auch Menschen unvergeßlich machen. welche der Stadt in irgendeiner Weise ihr Zeichen aufgedrückt haben. Von Ort aus hat man eine ungeschmälerte Aussicht auf das gesamte Ufergebiet Gmundens, das vom Strandbad bis zur Ausmündung der Traun und von da bis ,,Unter den Stein" reicht, und das heißt: bis zu den in den See hinein abfallenden Wänden des Rötheisteins. Von dort bis zum Lainaubach, der das Traunsteinmassiv von den südlicheren Bergen scheidet, gibt es nur schwer zu gängliche Gebirgssteige. Erst von der so genannten ,,Ansetz" führt der reguläre Uferweg den Traunstein und den Grün berg entlang in die Stadt hinaus. Diese Ansetz spielte im alten Gmunden eine große Rolle, denn hier legten (oder,,setz ten") die mit schönen viereckigen Segeln ausgestatteten Salzzillen, von Ebensee kommend, an. Bei ungünstigem Wind wurden sie von Pferden in die Stadt ge zogen. Für diesen Zweck mußten die Schiffhütten längs des Ufers mit ordent lichen Seiibäumen bestückt sein, die ein klagloses Darübergieiten der Zugseile er möglichten. Noch nach dem zweiten Weit krieg gab es um die Seilbäume und um den dicht am Ufer laufenden Treppeiweg diverse Reibereien. Diese ehemaligen Not wendigkeiten sind nun spurlos ver schwunden — geblieben aber ist das schöne Bild der stillen Ansetz: die künst liche Lände aus schweren, umfangreichen Pfosten an diesem steil abfallenden Ufer, dessen Wasser stets das dunkelste Grün zeigt —, unheimlich und trotzdem bezau bernd schön. Wenn der Gmundner „in die Stadt" geht, so heißt das, daß er sich in den ehemals ummauerten Bereich der Altstadt begibt. In dieser Gegend finden wir auch die

Panoramablick auf Rathaus und Stadtplatz von Gmunden 1978 (der gleiche Blick ist bei Jakob Alt vor 150 Jahren noch vom Christofsturm rechts dahinter begrenzt) «OB' :1 1 k - ' ö I ■ « :c I Vr-kV-jfe-if ■ ältesten Straßennamen; die Traungasse, die Kirchengasse, die Badgasse. Um gleich bei dem „Bad" zu bleiben; es bestand schon im frühen Mitteialter als feststehende soziale Einrichtung, die als kaiserliches Lehen vergeben wurde. Aus dem Jahr 1499 existiert sogar eine Urkunde Maximilians I., der das Bad der Liebfrauen-Bruderschaft übertrug. Das Haus selbst — Badgasse 12 in heutiger Lesart - ging im 17. Jahrhundert in Pri vatbesitz über, doch waren seine Besitzer durchwegs Stadtbader und Wundärzte. Erst zu Ende des 18. Jahrhunderts ver schwand das Stadtbad, aber der Name blieb der Gasse trotz verschiedener Umbenennungsversuche erhalten. Die „Kirchengasse" geht ebenfalis in den Beginn der städtischen Entwicklung zu rück. Schon in den ersten Gmundner An sichten aus dem 16. und 17. Jahrhundert sieht man sie in gerader Linie vom Stadt platz zur Pfarrkirche aufsteigen — diesem schönen Bau, der trotz verschiedener Umbauten die mittelalterliche Herkunft nicht verleugnen kann. Sogar Thomas Schwanthaler beugte sich dieser Archi tektur und setzte im Jahr 1678 seinen wunderschönen Dreikönigsaltar In so subtiler Weise in den gotischen Chor, daß Bau- und Schnitzwerk eine wohl tuende Einheit bilden, die heute noch je den Betrachter erfreut. Vielleicht ist die ,,Traungasse" die ur sprünglichste dieser alten Gassen. Die steile Böschung zur Traun Ist ihr Terrain, die hohen Salzfertigerhäuser sind fast wie in Hallstatt dem Abhang aufgesetzt, und im Inneren der Gebäude finden wir gelegentlich schöne Höfe mit offenen Bö gen, mit Erkern und schönen Steinge wänden. Im ,,Fleischhauerhaus" aus dem 15. Jahrhundert gibt es einen dreiseitigen Arkadenhof von besonderer Schönheit, aber auch in dem großen Patrizierhaus, das die Traungasse mit dem Marktplatz verbindet, Ist seit kurzem ein großer, langgestreckter Hof mit einer Doppel reihe von Arkaden frei zugängiich ge macht worden. In diesen Häusern wird der Ausdruck ,,Hofstatt" verständlich, womit die alten Bürger der Stadt ihren gesicherten Be sitz nachweisen mußten, um rats- und stimmberechtigt zu sein. Fast die ganze Altstadt besteht aus solchen Hofstatten, und in vielen der Häuser sind die um bauten Höfe in der ursprünglichen Form noch vorhanden. Manche davon sind uns so bekannt, daß wir sie ohne Kommentar erieben und erst einen besonderen An stoß brauchen, um die eigenartige Schön heit und die Geschlossenheit des archi tektonischen Bildes wieder bewußt zu sehen. Denn wie oft geht man nur so gedankenlos hin, holt ein Stück Karton beim Buchbinder und denkt im Vorbei gehen höchstens; wie schön, dieser Blu menstock auf dem Mauervorsprung — ohne welter zu beachten, daß hier ein Hof aus dem 15. oder 16. Jahrhundert seine ganz besondere aparte Schönheit samt Arkaden, Säulen und reizvollem Lichteinfall bis in unsere Zeit herüber gerettet hat und nun ein ruhiges Eiland in einer lärmenden, hastigen Welt gewor den ist. Zögernd beginnen auch in Gmunden die Versuche, diese schönen innenhöfe wirt schaftlich zu nutzen, in einem der äitesten Gasthäuser, dem ehemaligen Gast hof „Zur Sonne" (heute „Sonnenhof"), ist das mit großem Gewinn geschehen, und es ist sehrzu hoffen, daß das Beispiel Schule macht und Gmunden erkennt, wie sehr der fremde Besucher gerade die Charakteristika einer gewachsenen Stadt sucht und schätzt. Auch in dem großen Viereck zwischen Kirchengasse, Traungasse und Markt platz gibt es solche Höfe und Gärten. Ein kleines Gärtchen mit romantisch um wachsener Mauer verbindet das Haus Nr. 7 der Kammerhofgasse mit der Salzkammergut-Apotheke, es ist ein liebens werter kleiner grüner Fleck inmitten der steinernen Häuserwelt; der ,,Haashof", an sich schon reizvoll mit seinen offenen Arkaden und der steilen Stiege, geht in einen verträumten, verwunschenen Gar ten über, der ehemals bis zum Marktplatz hinaufgereicht haben muß. Und im ,,Guschlhof" erlebt man staunend den unerwarteten Anblick eines neunteillgen gotischen Fensters — ähnlich wie im Kammerhof — und erfreut sich an selbst verständlichen, ungeplanten Proportio nen, deren geheime Zusammenhänge unsere Zeit erst mühsam wiederzufinden trachtet. Dann tritt man wieder heraus aus diesen

intimen Verzauberungen — und steht vor dem mächtigen Gebäude des alten Kam merhofes, der sich gegen den See und die Brücke hin öffnet. Seit dem 15. Jahr hundert repräsentierte dieser Komplex samt Trauntor und ehemaligem Mauthaus (heute Polizeigebäude) die kaiserliche Wirtschaftsmacht des Saizamtes. Am Umfang der Bauiichkeit läßt sich die ein flußreiche Stellung der damaligen Salz amtmänner ermessen, die auch dem bür gerlichen Gmunden ihre Macht manchmal spürbar entgegensetzten. Bis ins 15. Jahrhundert finden wir zwar die Funktionen des Amtmannes und des Stadtrichters verschiedentlich in einer Person vereinigt, später aber trennten sich die Machtbefugnisse; doch war die Wahl des Stadtrichters stets von der Zu stimmung des Saizamtmannes abhängig. Es ist möglich, daß dieser Umstand eine gewisse Unruhe bezüglich der Rathäuser in Gmunden bewirkte, denn Gmunden hatte deren drei. Das erste, bis ca. 1400 als solches benützt, fällt noch heute auf dem Marktplatz durch seine Behäbigkeit und schöne Form mit dem Erkerturm auf. Es steht am Eingang der Johannesgasse und gibt dieser Straßenbezeichnung einen besonderen Sinn, da es als Ge bäude aus derselben Zeit stammt, in der der berühmte Johannes von Gmunden, Mathematiker, Astronom und Begründer Johann Tagwerker, verdienter Bürgermeister von Gmunden 1851—1861; in seiner Funktionsperiode wurde u. a. die Espianade gebaut und die Gmundner Sparkasse gegründet Detaii der Stadtvedute von Gmunden von Michaei Kefer, 1808: die steiie Traungasse am Abhang zur Traun, wie sie sich auch heute noch von der Brücke aus gesehen werden kann -XA i 7-^: II i l^llf E der Universitätsbibliothek, lebte und an der Wiener Universität wirkte. Das zweite Rathaus steht am Eingang der Kirchengasse und wurde bis zum Bau des heutigen Hauses benützt; an seiner Seitenwand sind die alten Gmund ner Maße eingemauert: Elle und Klafter. Erst das dritte Rathaus wurde zum Wahr zeichen der Stadt, oft gezeichnet und ge malt. Die Burgfriedslinien der Stadt wurden bis ins 16. Jahrhundert mit behauenen, reiiefgemeißeiten Grenzsteinen markiert. Zwei der ältesten Steine sind in besonders schönen Exemplaren vorhanden. Beide zeigen das gotische dreiteilige Wappen mit Bergkuppen, Fisch und Salzküfel, ge trennt von einer angedeuteten Seeblatt ranke; jeweils darüber oder darunter ist ein stark eingeschlungenes G einge hauen. Einer dieser Steine steht noch an seinem ursprünglichen Standort in einem Garten an der Bahnhofstraße, der andere im Museum. Ein dritter Markie rungsstein mit diesem alten Wappen aus dem Jahr 1301 — das ein noch schlichte res und älteres abgelöst hatte — befindet sich in der Lannastraße. Alle drei dieser Grenzzeichen schieden früher das Gmundner von dem Altmünsterer Ge meindegebiet. in der Stadt findet sich dieses alte Wappen heute noch als Wirts hausschild über dem Eingang zum Gast hof ,,Stadt Gmunden" in der Kirchen gasse. Bis 1627 gab es im Traundorf Grenz steine zwischen Gmunden und der Graf schaft Ort, denn erst im 17. Jahrhundert wurde dieser Stadtteil eingegliedert. Auch ein solcher Grenzstein „Landgricht St. G. — Landgricht G. O." wurde — im Bereich der Georgstraße — aufgefunden. Nun allerdings ist Gmunden über alle ehemals so markant mit Steinzeichen be setzten Grenzen hinausgewachsen. Erst waren es die „Vorstädte", die allmäh lich der Stadt einverleibt wurden. Dann, als sich die Stadt durch die technischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts, vor allem durch die Eisenbahn und die Dampfschiffahrt, von einer Saizniederlassung in eine Kurstadt verwandelte, wur den neue Straßenbauten zu einem wich tigen Erfordernis. Die alte Kuferzeile im Seestadtl — 1850 bereits Erinnerung an ein überlebtes Handwerk — als einzige Straße nach Ort war nicht mehr ausreichend; so wurde unter dem verdienten Bürgermeister Jo hann Tagwerker in den Jahren zwischen 1851 und 1862 die Espianade aufgeschüt tet und ausgebaut. Durch private Initia tive [und Finanzierung) des Grundbesit zers Anton von Satori entstand eine Schichtenlinie höher die Satoristraße, noch eine Etage darüber wurde der Hochkogi durch eine weitere Straße an geschnitten, die den Namen Stelzhamers erhielt, der die Stadt in einem seiner Ge dichte sehr liebevoll folgendermaßen apostrophiert hatte: „O mein Gmunden, in der Runden von fuchzig Stunden wird nix g'funden, was dir gleicht an Herrlichkeit!..."

Als Beispiel der vielen schönen Renaissancehöfe in Gmunden der sogenannte Pepöckhof im Hause Traungasse 4. Aufnahme: Piringer r r 1 'S-%-•*:/ , ' *: t-v / JSS' i ^ ,4: ~ cummiQ - /-t I 'fia I t. i-' ^ ^ ^ »■äfftrf I ( Ijn"''" -"a ^ - •. 1/' r-1 G i L:^ ■■■■ ■;/4- -..f'/- ij' , iJ». ftä/ 4 ^.Xy>i i/udi/ie^' - ., "■■ ^fufd ... '*: t; 4 1-1'# 1 jrt,4 ^ , 't*. <* * *. '^,4 'J^J •■}. iwcs ■■ ."' • .-:'^'j^ *-. '•.lii^cs ■■ ■ .f •I •^4Äiiti ' ._ - .'ji 4. -4.4 4„4 % <^'- 0^444 ■«. ^ ir-r—,-...; .>^A. ^ I • 4. \!cLr.lif^riUfd - -t, ;%• 'f Mit diesen Straßenbenennungen des aus gehenden 19. Jahrhunderts begann eine neue Gepflogenheit, bis dahin waren es ausschließlich örtiichkeiten gewesen, die den Vierteln und Straßen ihre Namen gebeben hatten, nun wurden Menschen da mit geehrt, denen sich die Stadt in irgendeiner Weise verpflichtet fühlte. Dies geschah zum Beispiel auch bei der Kaltenbrunnerstraße, die, von der Esplanade kommend, einen ersten Versuch darstellt, den Durchgangsverkehr aus der Enge der Stadt abzuleiten. Die Straße wurde nach einem sehr ehrenhaften, ver dienten Bürgermeister benannt. In ihrem unmittelbaren Bereich erhieiten zwei Straßen, die vom Hochkogl herkommen, Namen von Feldherren aus dem Bauern krieg: die Pappenheimstraße und die Bechiergasse. Zur Zeit dieser Männer war der Hochkogl noch ein ziemlich mächtiger unverdauter Hügel. Eine An sicht aus dem Beginn des 19. Jahrhun derts zeigt ihn in seiner ursprünglichen Form und läßt erkennen, wie gefährdet die Stadt im Jahre 1626 durch das auf dieser Höhe befindliche Heerlager der aufständischen Bauern gewesen sein muß. Der Abhang ging damals in die Pinsdorfgasse über (etwa unsere heutige Bahnhofstraße), und dort, wo heute das Postamt steht, befand sich beim Haus des Stadtrichters Johann Ziepel die von diesem errichtete Gedenksäule an den Bauernkrieg. Das 19. Jahrhundert, das die Stadt anwachsen ließ und Tortürme und Mauern sprengte, konnte dieses ernste Zeichen nicht mehr an seinem angestammten Platz erhalten. 1869 wurde eine Kopie des Bildstockes angefertigt und am oberen Ende des Grabens aufgestelit, umgeben von Kastanien und schö nen Einfassungssteinen, die leider nicht mehr unversehrt sind. - - .... I.... Detailansichtaus dem Plan der Burgfriedgrenzen von Gmunden von Michael Kefer, 1808: Freisitze und Herrschaften bestimmten das Sozialgefüge der alten Stadt Gmunden; hier Mühlleiten und Mühlwang, das schon in Urkunden des 14. Jahrhunderts erwähnt wird

Rechts: Blick auf den Turm der Gmundner Pfarrkirche, im Kern gotisch, 1713—1718 von dem bekannten Linzer Baumeister Johann Michael Prunner barocklsiert Unten: Alle wichtigen Einrichtungen der Stadt hatten stets starke ,,Bewegungen" mitzumachen — Im Bild das Theater, das als darstellerische Institution ein voiles Jahrhundert brauchte, um als Gebäude entstehen zu können ??■ ■ • ■" ■' wwm ■m *S" •p-;.. ■" ■ >: 'i.Tv'Ls T" 'TJ Der Klosterplatz als ,,Hauptplatz" von Traundorf; den Reiz seiner Proportionen kann auch der moderne Verkehr nicht zerstören Von der beherrschenden Höhe des ,,Kogls" belagerten die Bauern 1626 Gmunden bis zur Entscheidungsschlacht bei Pinsdorf — Stahlstich, ca. 1820, von Beda Weinmann ■ ■■ -hz,^ ft!"-' "i" ■ ■ 'u*v 7'

' ■*- 'S- -a."^--' , • S- ^14-- Ä"»' 'k\U\- ■ '0S^\: c/- r /■ «. *':;\ ~ T/%. %/' '■ X Vi\av: ^ -i < ."".'t ^ -'. } ■ w*, /'•>" ■% ,/ \.^ >%fF ^ ^ £l i . -" \ •» •- ^ %// "■■... '■' •->:Ü m \\ XX"'> /7 k '(.^ "s^A ■; Ytv f. ^ # *- "ji. y - -\- •-\ > < U'lHI / .. \ ? r,>««'ST /»i^-'# Die Gegend rund um die Kirche hieß ursprünglich „Friedhofviertel", denn an fangs war der Kirchhof um die Pfarr kirche angelegt. Aus dieser Zeit stam men die vielen interessanten Epitaphien an der Pfarrkirche, wir finden sie sowohl innen als außen und sie sind ein Stück Kulturgeschichte besonderer Art. Hier werden die Namen der ehemals Großen und Mächtigen, der Stadtrichter und Saizamtmänner, Gegenschreiber und Salzfer tiger, wie immer sie auch geheißen ha ben, zu einfachen Menschen wie wir auch. Ob wir wollen oder nicht: diese Grab steine sagen uns, daß auch die frühere Geschichte ein Erleben von Menschen war, von einzelnen Personen, die ihr Da sein wie jeder von uns von Pflichten und Erfüllungen, Leiden, Freuden und Erfol gen oder Enttäuschungen eingekreist sa hen, bis es endete, wie alles Dasein en det, im Tod. Was bleibt, ist nur Erinne rung — als Stein, als Inschrift, als Spruch oder als Name. Solch ein Name, nur mehr als Bezeich nung, ist für Gmunden die Wunderburg. Ihre reale Existenz liegt weit zurück, schon zur Zeit der Bauernkriege kann sie kaum mehr etwas anderes als Ruine ge wesen sein. Ais „Veste auf dem Guglberg" soll sie zum Schutz des Salz wesens gegen den Salzburger Erzbischof errichtet worden sein, ihre Ent stehung könnte also etwa in die letzten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts gefallen Die „Wunderburg" war ursprünglich eine Feste auf dem Guglberg, als Ruine bald umrankt von wunderlichen Sagen und Geschichten, im 19. Jahrhundert beliebter Sommergarten der Salzamtleute. — Detail aus dem Plan der Burgfriedgrenzen von Gmunden von Michael Kefer, 1808 sein und ungefähr mit der Stadtwerdung Gmundens übereinstimmen. Die Guglburg war sodann Sitz des Burggrafen, der die Salzmanipulation zu überwachen hatte, jedoch bereits 1324 von einem be stellten Salzamtmann abgelöst wurde. Als dann im 15. Jahrhundert der Kammerhof als Amtsgebäude eingerichtet wurde, ver lor die Gugl- oder Wunderburg, die wahr scheinlich ohnehin nur eine kleine An lage gewesen war, ihre Funktion. Erst im 19. Jahrhundert erhielt sie eine neue, freundlichere Bedeutung, als nämlich auf dem Grundstück ein Gartenpavillon er richtet wurde, weil vor allem der damalige Salzoberamtmann Ritter von Schiller die Wunderburg als Stätte sommerlicher Gartenfeste bevorzugte. Wir gehen sicher nicht fehl, wenn wir Franz Schuberts musikalische Darbietungen während sei ner Gmundner Aufenthalte der Jahre 1825 und 1827 entweder in diesem Gartenpavilon oder in den Räumen des Kammerhofes vermuten, der ebenfalls in jener Zeit für gesellschaftliche Ereignisse und für die relativ häufigen kaiserlichen Besuche eingerichtet worden war. Wen wundert es, daß dieses Gmunden, als die Stadt im 19. Jahrhundert das Kur statut anstrebte, neben Persönlichkeiten von hoher Geburt vor allem auch die Größen der geistigen und künstlerischen Welt anzog. Friedrich Hebbel blieb im wahrsten Sinn des Wortes hängen: an dem Anblick des glutroten Traunsteins ■ '■ i'i. Das ,,Hebbel-Haus" um das Jahr 1850. In diesem Zustand hat es der Dichter Friedrich Hebbel 1855 gekauft. — Ölbild von Wilhelm Gärtner Im Besitz der Urenkelin des Dichters

Porträtzeichnung (Feder) Dr. Viktor von Miller-Aichholz von Ludwig Michaiek, ca. 1910; Ludwig Michaiek, langjähriger Sommergast und Freund der Stadt Gmunden, hinterließ verschiedene interessante Zeichnungen von der Gegend ,,Unterm Stein" und Porträtskizzen seiner Freunde Porträtskizze des Komponisten Kari Goldmark (1830—1915), Gipsrelief des Gmundner Bildhauers Heinrich Natter im Stadtmuseum Gmunden am Abend, an dem Spiel der Weilen, an der wundervollen Landschaft, die immer neue Gesichter zu zeigen wußte. Er, der von so vielen trüben Verhältnissen und bitteren Ärmlichkeiten Geplagte, wurde in Gmunden sogar Hausherr und schreibt dieses voll Freude nieder; Ja, wir sitzen jetzt bereits auf unsrem Eigenen, es gibt eine Tür, aus der ich nicht hin ausgeworfen werden kann ..." Wilhelm Gärtner, der Freund (von dem es übri gens ein ganz entzückendes Ölbild des kleinen Hebbelhauses gibt), schenkt dem Dichter auch einen Hausspruch für seine „Villa": „Seines Friedens heil'ge Engel stelle Gott zur treuen Hut um dieses Haus und das Auge schau' von dieser Schwelle in die Berge heimatfroh hinaus." Dieser Haussegen tat seine Wirkung, denn Friedrich Hebbel und seine Gattin, die gefeierte Burgschauspielerin Chri stine Enghaus, blieben Gmunden treu — über Generationen bis heute. Und Gmunden blieb ihnen treu — in der Heb belstraße. Auch die Musiker waren gerne in Gmun den und wurden ebenfalls geehrt — Goldmark zweimal: durch die Bezeich nung der Goldmarkstiege und mit einer schönen Erinnerungstafel an seinem Wohnhaus, in dem er viele Sommer ver brachte. Auch Brehms gelangte zur „Ehre" diverser Straßenbenennungen, es gibt sowohl eine Brahmsstraße als auch einen Brahmsstöckelweg und seit kurzem sogar eine Brahmsschule in der ehemali gen Villa Miller-Aichholz. Die Musikerfreunde, die gerne bei Doktor Miller-Aichholz, dem großherzigen Mäzen, zusammentrafen, waren nicht nur dort, sondern auch bei ,,Hof", das heißt in der Königinvilla und im Schloß Cumberland, häufig zu Gast. Die biographische Publi kation „Der fröhliche Musikant" von Emil Heß gibt interessante Aufschlüsse über das musikliebende Milieu der Hannover schen Königsfamilie und schildert höchst lebhaft das selbstverständliche Mäzena tentum dieses Hauses in der heutigen Cumberlandstraße. Es waren viele Künstler — Schauspieler, Musiker, Dichter, Maler —, die gern und oft in Gmunden weilten; nicht alle wer den in unsere Erinnerung geholt, wenn wir die verschiedenen Straßennamen le sen — aber: Gmunden wächst ja noch immer, es besteht also durchaus die Möglichkeit, auch einmal eine La-RocheStraße, einen Arnold-Schönberg-Weg, einen Peter-Altenberg-Platz und so weiter und so weiter zu finden. W iil 9A fiß Handschrift des Komponisten Johannes Brahms (1833—1897) an Dr. Viktor von Miller-Aichholz

i' Schloß Cumberland, erbaut vom Sohn der Hannoverschen Königsfamille, Ernst August Herzog von Cumberland, einst Anziehungspunkt vieler Künstler der Zelt m Manchmal allerdings ist die Voiksseeie störrisch und kümmert sich nicht um Be zeichnungen. Um die Jahrhundertwende schenkte ein Gmundner Arzt, langjähri ger Bürgermeister und Ehrenbürger, der Stadt ein wichtiges historisches Werk zum eigenen Verständnis. Er wurde zum Dank für seine Verdienste mit der feier lichen Benennung des ,,Dr.-FerdinandKrackowizer-Kais" geehrt — aber wie das schon so in Gmunden ist: diese Bezeich nung fiel ins Unwägbare. Der Kai ist nach wie vor die ,,Schiffslände", an den gro ßen Mann aber erinnert eine Gedenktafei an seinem Geburtshaus. Und seine ,,Geschichte der Stadt Gmunden". Diese grundlegende historische Betrach tung der Stadt offenbart in zahilosen Varianten das allgemeine Geheimnis der Geschichte: daß nicht Form und System das Wesentiiche sind, sondern der Mensch, der sich wandelt, verwandelt — und immer wieder sein Dasein in einem Zustand zwischen reaien Grenzen erfüiit. mlciIGlQl Quellennachweis; Krackowizer: Geschichte der Stadt Gmunden , Knittler: Die Städte Oberösterreichs " ^ Erankl: Gmunden Im Liede ■|b|||||^9BH und Chroniken und Aufschreibungen aus dem Archiv des Gmundner Museums :.iL^ » J hrg färii I I /fr?//.?//;-,; Noch einmal ein Detail der Stadtvedute Gmunden von Michael Kefer, 1808, mit Ansicht der Schiffslände In Traundorf

Der Hochaltar In der Pfarrkirche „Jungfrau Maria und Erscheinung des Herrn" mit der lebensgroßen Gruppe Anbetung der Hl. Drei Könige von Thomas Schwanthaler, 1678, zähit zu den bedeutendsten Denkmälern barocker Plastik in Oberösterreich 1

Gmunden — eine Stadt jubiliert .3 % „Es ist diese unser Ober-Österreichisch Gemünd kein gar große aber ein schöne und wohlerbaute Stadt, die des Salz wesens halber sonderlich berühmt ist", schrieb Matthäus Merian vor drei Jahr hunderten in seiner Topographie Provinciarum Austriacarum, in der er die reizvollsten Städte Mitteleuropas bildlich darstellte. „Die Lage dieser landesfürst lichen Stadt", schrieb 1846 in seiner ,,Reise in Oberösterreich und Salzburg" Mattias Koch, „ist durch den herrlichen See und die Bergreihen längst demselben außerordentlich pittoresk". Und Friedrich Hebbel aus dem Norden Deutschlands, der sich in Gmunden niederließ, pries die Schönheit der Stadt am See u. a. 1859 in einem Brief an Maria Fürstin Wittgenstein-Hohenlohe: „.. . denn dieser Fleck ist einer der schönsten, den die Erde anzuzeigen hat..." Die Reihe der Lobpreisungen läßt sich über Alexander von Humboldt und den Prinz of Wales (1881) bis zum Reiseschriftsteller unserer Tage („Gmunden — dem Behagen zugemessen") fortsetzen. Daß Gmunden seinen Platz im Tourismus, auch im inter nationalen, besitzt, nimmt nicht wunder. Die Kurstadt am Gemünde der Traun lockt Jahr für Jahr Gäste faktisch aus aller Welt an. Ehe sie aber den Status einer solchen erlangte, war sie als ,,Kammergutstadt" und ,,Kammermitglied", ja als ,,unser Salzkammerguett" (wie sie die Landes herren nannten) bekannt. Von hier aus nahm das Salz aus den Salinen in Ebensee und aus dem Ischllande seinen Weg in die nähere und weite Umgebung, bis nach Böhmen und bis ans Schwarze Meer. Die erste Graduierung aber, die der Siedlung am See, der nach ihr oder auch Traunsee genannt wurde und wird, zukam, war die einer landesfürstlichen Stadt. Als solche ist sie bereits 1301 nachgewiesen, und fehlen auch die Urkunden über die Stadterhebung, so geht man doch kaum fehl, sie mit dem Jahre 1278 anzunehmen. Dieser Jahreszahl gedenkt Gmunden mit den vielen Fest-Veranstaltungen „700 Jahre Stadt" im Jahre 1978. Erwin H. Operschal

Die Stadtwerdung Gmundens Alois Zauner .'i ^HX : m w '1 , . .,. , ». . ' ^ ^ r %>hM ^ , UlA.. 'i ' . S^ ■ A { ^ ' cJ" ' y •» Das Stadtwappen von Gmunden: „Viermal geteilt; 1. in Rot ein großes, güldenes Küfel, beiderseits begleitet von je einem kleinen; 2. in Siiber auf gewelltem Wasser eine goldene mit Köfeln beladene, verheftete Salzzllle; 3. in Blau ein silberner, llnkshin schwimmender Fisch; 4. in Gold drei grüne Seeblätter; 5. in Rot ein silberner, schroffiger Dreiberg (Beschreibung in; H. E. Baumert; Die Wappen der Städte und Märkte Oberösterreichs, 1958) Die mittelalterlichen europäischen Städte weisen zahlreiche Gemeinsamkeiten auf. Daher hat die in letzter Zeit aufblühende vergleichende Stadtgeschichtsforschung viele neue Erkenntnisse gewinnen kön nen. Trotzdem war jede Stadt des Mittel alters auch eine Einheit für sich, die ihre besonderen Züge aufwies. Aus diesem Grund wird die Darstellung der Ge schichte einzelner Städte immer genau so wichtig bleiben wie der Vergleich, wo bei allerdings die durch letzteren gewon nenen neuen Erkenntnisse stets nutzbar gemacht werden müssen. Da die alten Städte sehr komplexe Ge bilde waren, ergibt sich ein wahrheits getreues Gesamtbild oft erst durch eine Zusammenschau der Entwicklung von Wirtschaft, Verfassung, Wehraufgaben und sozialer Schichtung der Bürgerschaft. Stets wird dabei auch die Funktion einer Stadt im größeren landschaftlichen Rah men von besonderem Interesse sein. Dies gilt ganz besonders für die Periode der Stadtwerdung, weil vor allem die äuße ren Faktoren ja zuallererst die Entwick lung einer Siedlung zur Stadt mitbewirk ten oder einen Stadtherrn veranlassen mußten, seine Gründung an einer be stimmten Stelle vorzunehmen. Zu diesen Voraussetzungen gehören die geographi schen Grundlagen, Oberflächenformen, Verkehrswege, Besiedlung, wirtschaft licher Entwicklungsstand des Umlandes sowie die grund- und landesherrschaft lichen Besitzverhältnisse. Das heutige Salzkammergut war grund herrschaftlich immer verhältnismäßig ge schlossen und seine Grundherren waren zugleich auch Landesherren. Dies gilt schon von den steirischen Otakaren, die auch die Vogtei über Traunkirchen inne hatten. In Ort saßen ihre Ministerialen, die 1262 mit Flartnid VI. ausstarben, in die Rechte der Otakare traten 1192 die Babenberger ein, und nach deren Aus sterben 1246 folgte 1251 Ottokar von Böhmen. Schließlich fielen 1276 die ehe mals babenbergischen Länder und die grundherrschaftlichen Rechte an der obe ren Traun an die Habsburger. Die Entstehung der Stadt Gmunden hängt nun auf das engste mit der Entwicklung der Salzgewinnung im oberösterreichi schen und steirischen Salzkammergut zu sammen, weshalb wir kurz auf die An fänge derselben eingehen müssen.

Dr. Ferdinand Krackowizer, Ehrenbürger und Bürgermeister von Gmunden, Verfasser der dreibändigen „Geschichte der Stadt Gmunden in Oberösterreich" Man hat immer wieder versucht, eine Kontinuität der Salinen in diesem Raum zwischen urgeschichtlicher Periode und Mittelalter herzustellen. Eine solche ist aber nicht gegeben. Die älteste Saline, die für uns wichtig ist, wurde 1147 von den steirischen Otakaren in Aussee er richtet und dem Kloster Rein übergeben. Der Babenberger Leopold VI. hat sie 1211 übernommen und die Produktion erheb lich gesteigert. Im heutigen Oberösterreich läßt sich die früheste Salzgewinnung Mitte des 13. Jahrhunderts im Raum Pfandl westlich von Ischl nachweisen. Es könnte sein, daß sie auf eine Initiative König Ottokars von Böhmen zurückgeht. Dieser hatte ja 1254 die Steiermark verloren, war aber Grund- und Landesherr des oberöster reichischen Salzkammergutes geblieben. Herzog Albrecht I. (1282 bis 1298) hat dann am Ende des Jahrhunderts in der Nähe von Gösau eine Salzgewinnung Ins Leben gerufen, sie aber wegen des Widerstandes der Salzburger Erzbischöfe wieder aufgeben müssen. Eine neue Epoche beginnt mit der Eröff nung des Hallstätter Salzberges durch Elisabeth, Witwe König Albrechts I., einer Tochter Meinhards II. von Tirol. Dieser neue Zeitabschnitt läßt sich, was Organi sation, Einsatz der Mittel und Produk tionszahlen betrifft, in keiner Weise mit der vorhergehenden Zeit vergleichen. Elisabeth hat nicht nur den Ort Hallstatt angelegt, sondern auch den Bergbau, das Sieden und den Verkauf großzügig und nach dem neuesten Stand der Erfahrun gen organisiert. Diese Tat ist sicher auch für die Stadt Gmunden von ganz ent scheidender Bedeutung gewesen, obwohl sich dies urkundlich nur indirekt nach weisen läßt. Im Jahrhundert vorher, zwischen 1211 und 1311, als nur die Saline in Aussee mit verhältnismäßig ergiebiger Produktion arbeitete, war es für die Babenberger naheliegend, mit dem hier gewonnenen Salz nicht nur die Steiermark, sondern auch das viel dichter bevölkerte Herzog tum Österreich und die Hauptstadt Wien zu versorgen. Dies konnte auf bequem stem Weg durch Transporte des Salzes zu Land über den Pötschen ins obere Trauntal und per Schiff auf der Traun und dem Traunsee nach Gmunden geschehen. Da sich bei Lauffen ein gefährliches Schiff fahrtshindernis befand, wird man die Ver ladung erst unterhalb desselben vorge nommen haben, oder man mußte umla den. Dies dürfte der Grund für die Ent stehung dieses Ortes gewesen sein. Einer der Anhaltspunkte für die Annahme, Ausseer Salz sei in größerem Maß nach Norden transportiert worden, ist die Tat sache, daß auch nach 1311 noch 24.000 Fuder Salz von Aussee nach Gmunden geliefert werden mußten, ein Brauch, der nur vor diesem Jahr entstanden sein kann. Dazu kommt die Existenz des Ortes Lauffen schon vor den Maßnahmen König Albrechts I. Seine Bürger haben nämlich bereits unter Rudolf von Habsburg die selben Rechte bekommen wie die von Gmunden. Diese für Lauffen so wichtige Urkunde stellt gleichzeitig die älteste Er wähnung von Gmundner Bürgern dar und ist daher hier etwas ausführlicher zu be handeln. Im Jahre 1344 bestätigte der österreichi sche Herzog Albrecht II. den Bürgern von Lauffen ihre Freiheiten. Der Herzog be richtet nun bei diesem Anlaß, die Bürger von Lauffen hätten ihm eine Urkunde König Rudolfs I. vorgelegt, in der ihnen dieser dieselben Rechte, Gnaden und Freiheiten gewährt habe, wie sie die Bür ger von Gmunden innehätten. Diese 1344 zitierte Urkunde ist nicht mehr erhalten, muß aber zwischen 1276, dem Anfang der Regierungszeit Rudolfs in Österreich, und 1291, seinem Todesjahr, ausgestellt ge wesen sein. Die Wahrscheinlichkeit spricht dabei für den Anfang dieser Periode, weil Rudolf die Regierung in Österreich 1282 seinen beiden Söhnen übergeben hat. Aus der Tatsache, daß Lauffen diese Rechte damals nach dem Vorbild von Gmunden bekommen hat, er gibt sich weiter, daß die Gmundner Bür ger schon einige Zeit vorher im Besitz derselben gewesen sein müssen. Ande rerseits war aber auch die Verleihung dieser Rechte an die Lauffener nur sinn voll, wenn der Ort ein entsprechendes Stadium seiner Entwicklung erreicht hatte und die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine nichtagrarische Siedlung gege ben waren. Es gibt aber noch einige weitere Hin weise, die einen stärkeren Salztransport auf dieser Route schon vor 1311 wahr scheinlich machen. Da ist die Erwähnung einer Maut in Gmunden, gleichzeitig die zweite wichtige Nennung dieses Ortes. Sie steht im landesfürstlichen Urbar aus der Zeit der ersten Habsburger. Nach seinem Vertrag mit Ottokar Ende 1276 hat Rudolf von Habsburg befohlen, den landesfürstlichen Besitz einer Revision zu unterziehen. Als Grundlage für diese Arbeiten wurden die Güterverzeichnisse aus der Zeit der letzten Babenberger und König Ottokars von Böhmen benützt. In einem Verzeichnis der Regalien, das neu hinzugefügt wurde, ist auch die Maut in Gmunden angeführt. Dazu wird bemerkt, daß sie unter der Voraussetzung einer guten Konjunktur einen Jahresertrag von 1400 Pfund einbringe. Es handelt sich also hier nicht um eine Abrechnung tat sächlicher Einnahmen, sondern um eine Schätzung für die Zukunft. Eine gewisse Vergleichsmöglichkeit bieten dabei die Angaben für die Linzer Maut, bei der Einnahmen von 5000 Pfund veranschlagt wurden. Die Maut in Enns betrug unge fähr 500 Pfund, wobei aber zu bedenken ist, daß ein anderer Teil in Mauthausen kassiert wurde, und für Wels ist als Er trag von Maut und Gericht ein Betrag von 400 Pfund eingesetzt. Dieses Ver zeichnis ist zwischen 1277 und 1290 ent standen, und es liegen ihm vielleicht ebenfalls ältere Aufzeichnungen der Ba benbergerzelt zugrunde. Es läßt sich auch nachweisen, daß beim heutigen Stadl-Paura schon vor 1311 ein Salzumschlagplatz existierte. Abt Konrad von Lambach verlieh nämlich 1289 einem Heinrich Stechner auf Lebensdauer zwei Städel bei Etzling, dem heutigen Tratenfurt oberhalb der Traunbrücke In StadlHausruck bei Lambach. Er durfte sie zum Lagern von Salz verwenden, mußte aber dafür dem Kloster als Dienst jährlich 6 Pfund Wiener Pfennige und wöchent lich 4 Küferl (cuppas) Salz übergeben. Außerdem hatte er im Herbst die Fässer des Stiftes nach Krems zu bringen, ein Hinweis, daß dieser Stechner ein Salz händler und Transportunternehmer war. Sein Sohn Konrad wollte ein Erbrecht auf

„Gmunten", Kupferstich von Georg Matthaeus Vischer, 1674, in Topographia Austriae superioris modernae diese beiden Städei geitend machen, mußte sie aber 1305 dem Kioster zurück geben. Nach einer weiteren Urkunde be fand sich nur der eine Stadei in Etziing, der zweite in Niedern Stadei (datz dem niedern stadei), wo auch eine Überfuhr und bei geringem Wasserstand eine Furt bezeugt ist. Mit einem weiteren Beweis für den Saiztransport auf der Traun vor 1311 kommen wir auch schon in die zweite Periode, in die Zeit nach diesem Jahr, in erhebiichem Maß wurde nun von Haiistatt Saiz in rohen Stöcken, den Fudern, nach Gmunden geliefert und hier von den Kufnern in Hoizgefäße, die Kufen, ver packt, von denen die Stadt ja drei im Wap pen führt. Die Oberschicht der Bürger schaft bestand vorwiegend aus sogenann ten Fertigern, die diese Kufen abtranspor tieren ließen und in den Handel brachten. Dabei tritt auch die zweite Aufgabe die ser Händler hervor, nämlich die, das obere Trauntai mit Nahrungsmitteln, vor allem Getreide und Wein, zu versorgen. Eine wichtige Etappenstation war dabei Enns. Hier wurde Salz von den Gmund ner Bürgern an die verschiedensten Ab nehmer, darunter die Ennser Bürger, ver handelt und ging zu Land in alle Richtun gen weiter. Soweit es die Donau hinun tergeführt wurde, mußte man es hier auch auf größere Schiffe umladen. Zwi schen den Gmundnern und anderen Fer tigern einerseits und den Ennser Bürgern andererseits entwickelte sich nun ein Streit über die Frage, ob die Fertiger mit dem Salz die Enns hinauf bis zum Rein tal, dem Ennshafen der Stadt, fahren müßten oder nicht. Bevor der Herzog 1335 diese Streitfrage entschied, holte er die Aussagen der ältesten und besten Bürger von Wels, Steyr, Linz und Maut hausen sowie von Adeligen und Land leuten ein. Diese behaupteten, daß die Pflicht der Fertiger, die Enns hinaufzu fahren, eine alte Gewohnheit sei, wie sie dies schon von ihren Vorfahren gehört hätten. Der Herzog entschied denn auch zunächst zugunsten der Ennser. Damit kommen wir aber mit dem Salztransport der Gmundner Fertiger jedenfalls in die Zeit vor 1311 und damit bestätigt sich auch die anfangs ausgesprochene Ver mutung, daß nämlich schon vor diesem Jahr jährlich 24.000 Fuder Salz von Aus see nach Gmunden geliefert wurden. Der Herzog hat die Fertiger übrigens fünf Jahre später von dieser Last befreit und die Ennser Bürger durch eine Mautbefrei ung für diesen Einnahmenentgang ent schädigt. Gmvkten II Travn vSee '' ^ ^ ' V\-,A ... //W > / III" A, t"A ■ \v'-fr'^ ^ V V p.,;. lA I#- -4?^-, "Af J p.A r I - -- - — f ' 'S untere v/Zjueu t g;t-; I i—J -Kc 5 Q/ladi ijrnuiid^y **-^>1 ■ o.»*' ■ A Detail des Gmundner Burgfriedplanes von Michael Kefer, 1808, mit Darstellung des historischen Stadtgrundrisses

Zwischen Gmunden und Stadl stellte der Traunfall für diese Transporte anfänglich ein unüberwindliches Hindernis dar. Durch einen Streit der beiden Pfarren Schwanenstadt und Roitham um die Zu gehörigkeit des Traunfalles und der insel in diesem Fluß, die durch den künstlichen Kanal entstanden war, erfahren wir im Jahre 1396, daß dieser Kanal kurz vor her gebaut worden war. Vorher ist wohl das Salz von Gmunden auf dem Landweg weitertransportiert und erst in Stadl wieder auf Schiffe verladen worden. Nimmt man hinzu, daß von Gmunden aus Wege in alle Richtungen des Alpenvorlandes abzweigten, so ist die Wichtigkeit dieses Punktes einleuch tend. Die Konzeption der Stadtanlage setzt bereits eine Brücke über die Traun bei ihrem Ausfluß aus dem See voraus, und eine solche dürfte mindestens seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestanden haben, wenn sie auch erst ein Säkulum später urkundlich nachzuweisen ist. Die zwei ältesten Erwähnungen der Stadt haben wir bereits angeführt. Wenn Köni gin Elisabeth 1311 den Bürgern von Hailstatt dieselben Rechte verlieh, wie sie die von Gmunden und Lauften besaßen, so ist im Grund wiederholt, was wir schon aus der Zeit Rudolfs von Habsburg wis sen. Es wird aber hier ergänzend hinzu gefügt, daß es sich um Rechte handle, die die Bürger der beiden Orte und ande rer Städte ob der Enns zu Wasser und zu Lande hätten, und dies heißt wohl, daß mit diesen Rechten auch der Bürger von Gmunden in erster Linie Vorrechte zur Begünstigung des Handeisverkehrs wie Mautbefreiungen gemeint waren und nicht Selbstverwaltungsrechte der städti schen Gemeinde. Von großer Wichtigkeit ist eine andere Urkunde, deren Echtheit allerdings ange zweifelt werden muß. Als durch das Bündnis der oberösterreichischen Stände mit Böhmen und den Sieg Fer dinands II. am Weißen Berg 1620 die ständischen Freiheiten kassiert worden waren, bemühte sich unter anderem auch Gmunden um die Anerkennung und neuerliche Bestätigung seiner Privilegien. Sie wurden in eine Handschrift kopiert und diese Abschriften vom Landschreiber Georg Müllner mit den Originalen ver glichen. Dies geschah auch mit einer Ur kunde, die das Datum 4. Mai 1301 trägt, heute jedoch nicht mehr erhalten ist. Sie ist von Herzog Rudolf III. ausgestellt und an die Geschworenen und die Bürger gemeinde in Gmunden gerichtet. Der Herzog teiit darin mit, daß ihm ein Siegeitypar gezeigt worden sei, das der Form und Art nach seinen Vorstellungen ent spreche. Daher erlaube er den Bürgern von Gmunden, es nach Beschluß des größeren und besseren Teiles der Ge schworenen und Bürger zu verwenden, so gesetzmäßig und ehrenvoll, wie dies die anderen Städte ob der Enns mit ihren Siegeln täten. Wenn diese Urkunde echt ist, hat es in Gmunden bereits 1301 einen Stadtrat gegeben, der ohne Mitwirkung des Stadtrichters nur als Vertreter der Bürgergemeinde über die Verwendung des damals geschaffenen Stadtsiegels entschied. Es gibt nun einige Argumente, weiche gegen die Echtheit dieser Urkunde spre chen, obwohl der Titel Herzog Ru dolfs III. dieselbe Form aufweist wie in seinen übrigen Urkunden. Da die Ur kunde nur in einer Abschrift aus dem Jahre 1625 erhalten ist, fallen leider die äußeren Merkmale als Echtheitskriterien weg. Immerhin ist schon die Tatsache dieser späten Überlieferung auffällig. In den landesfürstlichen Privilegienbestäti gungen, die jeweiis nach dem Regie rungsantritt eines neuen Herrschers er folgten und deren Reihe für Gmunden 1404 beginnt, sind immer nur Urkunden von Herzog Albrecht II. (1330 bis 1358), Rudolf IV. (1358 bis 1364) und Aibrecht Iii. (1364 bis 1395) erwähnt. Wenn auch nicht alle im Original erhalten sind, so beginnen die Urkunden doch tatsäch lich mit Herzog Albrechts II. Privileg von 1340. Schwerwiegend ist auch, daß diese Urkunde von 1301 der erste Vorläufer von landesfürstlichen Siegel- und Wappen verleihungen wäre, deren Reihe erst im 15. Jahrhundert einsetzt. Den nächsten Fall bildet erst 1347 die Verleihung eines Siegels durch den Erzbischof Balduin von Trier an die Gemeinde in Covern. Die anderen landesfürstlichen Städte ob der Enns beginnen einfach ein Siegel zu ver wenden, ohne daß dafür eine Verleihung bekannt wäre. Für Linz, Freistadt, Enns und Wels sind schon aus dem 13. Jahr hundert Siegel erhalten, für Steyr stammt das älteste aus dem Jahre 1304. Sie alle zeigen als Wappenbild ein Stadttor und das Wappen des Stadtherren oder beide Symbole kombiniert. Das Gmundner Sie gel steht stilistisch und nach den ver wendeten Symbolen zwischen diesen älteren Stadtsiegeln und dem von Vöcklabruck, von dem wir wissen, daß es um 1360 geschaffen wurde. Damit stimmt auch überein, daß der älteste Abdruck des Gmundner Siegels an einer Urkunde Gmundner Wappen ab 1301, behauener Grenzstein von der Burgfriedgrenze gegen Altmünster In Traunleiten

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