Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Die Bedeutung von Toscana für Gmunden Karl Sandmeier Baukörpern wurde darauf Bedacht ge nommen, daß je nach Bedarf deren ge meinsame oder auch teilweise und ge trennte Nutzung erfolgen kann. Das Raumangebot der Villa wurde so ange legt, daß sie als kleinste Einheit der Ge samtanlage getrennt funktionsfähig ist. Der Villa können entsprechend den un terschiedlichen Nutzungswünschen wahl weise getrennt oder gemeinsam der Kleine und (oder) der Große Saal ange schlossen werden. Für Großveranstaltun gen, so z. B. Bälle oder Kongreßempfän ge, bei denen alle Räumlichkeiten zu gleich Verwendung finden, bietet die Ge samtanlage ausreichend Platz für mehr als 1000 Besucher. Für die Errichtung und Inbetriebnahme des Veranstaltungszentrums entspre chend dem vorstehend dargelegten Pro jekt wurde die eingangs erwähnte Stu diengesellschaft in die ,,Toscana-Kursäle Gmunden Ges. m. b. H." umgewandelt, deren alleiniger Gesellschafter das Land Oberösterreich ist. Da auch die Finanzie rung des beachtlichen Bau- und Einrich tungsaufwandes sichergestellt ist, kann mit dem Baubeginn noch in diesem Jahr und mit der Fertigstellung dieses bedeut samen Vorhabens gegen Ende des Jah res 1980 gerechnet werden. Eine wünschenswerte Ergänzung und Komplettierung des Veranstaltungszen trums sollen eine Schwimmhalle und ein Gästehaus bilden. Die Schwimmhalle, die im organisatorischen Zusammenhang mit dem Strandbad gedacht ist, soll zusätz lich Fitneß-Einrichtungen aufweisen, die besonders auch die Urlaubs- und Kur gäste ansprechen würden. Für das Gäste haus kämen die vom Bund nicht be nötigten freien Grundstücksflächen in Be tracht, die im Norden an das landes eigene Areal des Toscana-Parkes an grenzen. Über die beiden letztgenannten Vorha ben, für die noch keine konkreten Pla nungen vorliegen, sind vorbereitende Verhandlungen der Stadtgemeinde Gmunden im Gange. Links. Grundrißplan des Projektes eines Kongreß- und Veranstaltungszentrums auf der Toscana-Halbinsel in Gmunden. — Büro: Architekt Dipl.-ing. Gerhart Hinterwirth. Nur eine florierende Wirtschaft kann die Finanzkraft einer Gemeinde erhalten und heben. Durch sie können die Arbeits plätze gesichert und vermehrt werden. Daher muß es immer das Bemühen einer Gemeindevertretung sein, Gründungen von Betrieben und sonstigen wirtschaft lichen Einrichtungen zu fördern. Daß dies nicht leicht ist, hat die Vergangenheit ge zeigt. Die Ansiedlung neuer Industrien in Gmunden — dies könnte sinnvollerweise nur am Rande der Stadt geschehen — scheitert meist an vorhandenen Grund stücken. Gmunden hat ein Flächenaus maß von 63,49 km^ aber nur etwa ein Viertel davon ist nutzbar. Gmunden lebt zu einem beachtlichen Teil vom Fremdenverkehr. Dabei muß festge stellt werden, daß die daraus erzielten Einnahmen nicht nur unmittelbar den Flotel-, Gastbetrieben und Pensionen zu gute kommen, sondern mittelbar wohl allen Betrieben und nicht zuletzt den Ar beitnehmern, die dort ihre Arbeitsplätze finden. Die Statistiken zeigen, daß das traditio nelle Urlaubsverhalten der Menschen sich zum Teil geändert hat. Was man vor 15 oder 20 Jahren noch nicht geglaubt hat, ist inzwischen Wirklichkeit. Traditionelle Urlaubsgebiete, darunter auch Öster reich, haben scharfe Konkurrenz durch neue Urlaubsländer, wie etwa Tunesien, Spanien, Portugal und auch durch die Nordländer erhalten. Heute ist es große Mode, seinen Urlaub in Hammamed, Madrid, Lissabon oder Stockholm zu ver bringen. Der Urlauberstrom nach Jugo slawien, Italien und Griechenland ist im mer noch sehr groß. Das ist eine Realität und es wäre nicht gut, sich einfach damit abzufinden. Man muß nach Lösungen suchen. Deshalb wurde folgender Plan entwickelt: Um der Stagnation oder gar dem Rück gang der traditionellen Urlaubsbesucher entgegenzuwirken, erscheint es notwen dig, völlig neue Gruppen von Gästen in unsere Stadt zu bringen. Das ist möglich, wenn wir die Voraussetzung für die Ab haltung von Tagungen und Seminaren schaffen. Durch Tagungen und Seminare würde nicht nur eine größere Anzahl neuer Gäste nach Gmunden kommen, sondern auch eine wesentlich längere Saison für die Kurstadt erzielt werden. Diese Überlegung war einer von meh reren Gründen, weshalb wir uns um den Ankauf der Halbinsel TOSCANA durch das Land Oberösterreich intensiv be müht haben. Welche Bedeutung der Er werb der Halbinsel TOSCANA für einen wirtschaftlichen Aufschwung unserer Stadt haben könnte, erkannten schon vor vielen Jahrzehnten die Stadtväter Gmun dens. Bereits 1927, anläßlich der Be schlußfassung für den Bau des Strand bades in Gmunden, lesen wir im Ge meindeausschußprotokoll vom 14. 4. 1927 wörtlich: „Vizebürgermeister Holzinger Rudolf: Im Interesse des Fremdenver kehrs begrüße ich die Errichtung des Strandbades auf das herzlichste. Es ist die letzte Gelegenheit, daß Gmunden etwas tun kann, wodurch es emporblüht. Einmal hat Gmunden, als der Besitz TOSCANA verkäuflich war, eine Gelegen heit, den Kurort zu heben, leider ver säumt." So möchte ich den Ankauf der Halb insel TOSCANA im Jahre 1976 durch das Land Oberösterreich im Hinblick auf die ungeheure Bedeutung für den Fremden verkehr der ganzen Region als histo rische Tat bezeichnen. Die ganze Region, insbesondere aber die Kurstadt Gmun den, sind dem Land Oberösterreich, vor allem dem heutigen Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, der beim Ankauf von TOSCANA in seiner Eigenschaft als Landesfinanzreferent federführend war, zu Dank verpflichtet. In der Zwischenzeit wurde die Landes gesellschaft ,,TOSCANA-Kursäle Gmun den Gesellschaft m. b. H." mit der Ab sicht gegründet, dort ein Kurzentrum für die Abhaltung von Tagungen und Semi naren, aber auch für die Durchführung von gesellschaftlichen Veranstaltungen zu schaffen. Damit eröffnet sich für Gmunden und die gesamte Traunseeregion eine große wirtschaftliche Zukunft. Unsere Stadt könnte dadurch zu neuer wirtschaftlicher Blüte geführt werden. Die Vorbereitungen für dieses Gesellschafts und Tagungszentrum sind so weit ge diehen, daß mit dem Bau im Jahre 1978 begonnen werden kann. Ein schöneres Jubiläumsgeschenk könn ten wir uns gar nicht wünschen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2