Dr. Ferdinand Krackowizer, Ehrenbürger und Bürgermeister von Gmunden, Verfasser der dreibändigen „Geschichte der Stadt Gmunden in Oberösterreich" Man hat immer wieder versucht, eine Kontinuität der Salinen in diesem Raum zwischen urgeschichtlicher Periode und Mittelalter herzustellen. Eine solche ist aber nicht gegeben. Die älteste Saline, die für uns wichtig ist, wurde 1147 von den steirischen Otakaren in Aussee er richtet und dem Kloster Rein übergeben. Der Babenberger Leopold VI. hat sie 1211 übernommen und die Produktion erheb lich gesteigert. Im heutigen Oberösterreich läßt sich die früheste Salzgewinnung Mitte des 13. Jahrhunderts im Raum Pfandl westlich von Ischl nachweisen. Es könnte sein, daß sie auf eine Initiative König Ottokars von Böhmen zurückgeht. Dieser hatte ja 1254 die Steiermark verloren, war aber Grund- und Landesherr des oberöster reichischen Salzkammergutes geblieben. Herzog Albrecht I. (1282 bis 1298) hat dann am Ende des Jahrhunderts in der Nähe von Gösau eine Salzgewinnung Ins Leben gerufen, sie aber wegen des Widerstandes der Salzburger Erzbischöfe wieder aufgeben müssen. Eine neue Epoche beginnt mit der Eröff nung des Hallstätter Salzberges durch Elisabeth, Witwe König Albrechts I., einer Tochter Meinhards II. von Tirol. Dieser neue Zeitabschnitt läßt sich, was Organi sation, Einsatz der Mittel und Produk tionszahlen betrifft, in keiner Weise mit der vorhergehenden Zeit vergleichen. Elisabeth hat nicht nur den Ort Hallstatt angelegt, sondern auch den Bergbau, das Sieden und den Verkauf großzügig und nach dem neuesten Stand der Erfahrun gen organisiert. Diese Tat ist sicher auch für die Stadt Gmunden von ganz ent scheidender Bedeutung gewesen, obwohl sich dies urkundlich nur indirekt nach weisen läßt. Im Jahrhundert vorher, zwischen 1211 und 1311, als nur die Saline in Aussee mit verhältnismäßig ergiebiger Produktion arbeitete, war es für die Babenberger naheliegend, mit dem hier gewonnenen Salz nicht nur die Steiermark, sondern auch das viel dichter bevölkerte Herzog tum Österreich und die Hauptstadt Wien zu versorgen. Dies konnte auf bequem stem Weg durch Transporte des Salzes zu Land über den Pötschen ins obere Trauntal und per Schiff auf der Traun und dem Traunsee nach Gmunden geschehen. Da sich bei Lauffen ein gefährliches Schiff fahrtshindernis befand, wird man die Ver ladung erst unterhalb desselben vorge nommen haben, oder man mußte umla den. Dies dürfte der Grund für die Ent stehung dieses Ortes gewesen sein. Einer der Anhaltspunkte für die Annahme, Ausseer Salz sei in größerem Maß nach Norden transportiert worden, ist die Tat sache, daß auch nach 1311 noch 24.000 Fuder Salz von Aussee nach Gmunden geliefert werden mußten, ein Brauch, der nur vor diesem Jahr entstanden sein kann. Dazu kommt die Existenz des Ortes Lauffen schon vor den Maßnahmen König Albrechts I. Seine Bürger haben nämlich bereits unter Rudolf von Habsburg die selben Rechte bekommen wie die von Gmunden. Diese für Lauffen so wichtige Urkunde stellt gleichzeitig die älteste Er wähnung von Gmundner Bürgern dar und ist daher hier etwas ausführlicher zu be handeln. Im Jahre 1344 bestätigte der österreichi sche Herzog Albrecht II. den Bürgern von Lauffen ihre Freiheiten. Der Herzog be richtet nun bei diesem Anlaß, die Bürger von Lauffen hätten ihm eine Urkunde König Rudolfs I. vorgelegt, in der ihnen dieser dieselben Rechte, Gnaden und Freiheiten gewährt habe, wie sie die Bür ger von Gmunden innehätten. Diese 1344 zitierte Urkunde ist nicht mehr erhalten, muß aber zwischen 1276, dem Anfang der Regierungszeit Rudolfs in Österreich, und 1291, seinem Todesjahr, ausgestellt ge wesen sein. Die Wahrscheinlichkeit spricht dabei für den Anfang dieser Periode, weil Rudolf die Regierung in Österreich 1282 seinen beiden Söhnen übergeben hat. Aus der Tatsache, daß Lauffen diese Rechte damals nach dem Vorbild von Gmunden bekommen hat, er gibt sich weiter, daß die Gmundner Bür ger schon einige Zeit vorher im Besitz derselben gewesen sein müssen. Ande rerseits war aber auch die Verleihung dieser Rechte an die Lauffener nur sinn voll, wenn der Ort ein entsprechendes Stadium seiner Entwicklung erreicht hatte und die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine nichtagrarische Siedlung gege ben waren. Es gibt aber noch einige weitere Hin weise, die einen stärkeren Salztransport auf dieser Route schon vor 1311 wahr scheinlich machen. Da ist die Erwähnung einer Maut in Gmunden, gleichzeitig die zweite wichtige Nennung dieses Ortes. Sie steht im landesfürstlichen Urbar aus der Zeit der ersten Habsburger. Nach seinem Vertrag mit Ottokar Ende 1276 hat Rudolf von Habsburg befohlen, den landesfürstlichen Besitz einer Revision zu unterziehen. Als Grundlage für diese Arbeiten wurden die Güterverzeichnisse aus der Zeit der letzten Babenberger und König Ottokars von Böhmen benützt. In einem Verzeichnis der Regalien, das neu hinzugefügt wurde, ist auch die Maut in Gmunden angeführt. Dazu wird bemerkt, daß sie unter der Voraussetzung einer guten Konjunktur einen Jahresertrag von 1400 Pfund einbringe. Es handelt sich also hier nicht um eine Abrechnung tat sächlicher Einnahmen, sondern um eine Schätzung für die Zukunft. Eine gewisse Vergleichsmöglichkeit bieten dabei die Angaben für die Linzer Maut, bei der Einnahmen von 5000 Pfund veranschlagt wurden. Die Maut in Enns betrug unge fähr 500 Pfund, wobei aber zu bedenken ist, daß ein anderer Teil in Mauthausen kassiert wurde, und für Wels ist als Er trag von Maut und Gericht ein Betrag von 400 Pfund eingesetzt. Dieses Ver zeichnis ist zwischen 1277 und 1290 ent standen, und es liegen ihm vielleicht ebenfalls ältere Aufzeichnungen der Ba benbergerzelt zugrunde. Es läßt sich auch nachweisen, daß beim heutigen Stadl-Paura schon vor 1311 ein Salzumschlagplatz existierte. Abt Konrad von Lambach verlieh nämlich 1289 einem Heinrich Stechner auf Lebensdauer zwei Städel bei Etzling, dem heutigen Tratenfurt oberhalb der Traunbrücke In StadlHausruck bei Lambach. Er durfte sie zum Lagern von Salz verwenden, mußte aber dafür dem Kloster als Dienst jährlich 6 Pfund Wiener Pfennige und wöchent lich 4 Küferl (cuppas) Salz übergeben. Außerdem hatte er im Herbst die Fässer des Stiftes nach Krems zu bringen, ein Hinweis, daß dieser Stechner ein Salz händler und Transportunternehmer war. Sein Sohn Konrad wollte ein Erbrecht auf
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