Oberösterreich, 28. Jahrgang, Heft 1, 1978

Denkmalpflege Die Revitalisierung des Gmundner Kammerhofes Leopold PIringer Seit dem 14. Jahrhundert bis vor hundert Jahren war der Kammerhof als landesfürstiicher Sitz des Salzamtes wirtschaft liche Metropole des gesamten Salzkam mergutes. Von hier aus wurde verwaltet und gelenkt. Hierher, zu dieser Schalt stelle, kam auch der Kaiser des Reichs. Der Kammerhof war das dominierende Gebäude der Stadt Gmunden. Seit durch den Eisenbahnbau vor hundert Jahren die Salzwege nicht mehr über den alten Umschlagplatz Gmunden führten, verlor der Kammerhof seine einstige Be deutung, seine Funktion als repräsenta tives Verwaltungszentrum. Er ging in den Besitz der Stadtgemeinde über und wurde nach und nach, besonders in der Zeit des ersten Weltkriegs und der Nach kriegszeit, zur Aufnahme eines Lazaretts und zur Unterbringung von Wohnungen herangezogen. Jetzt war es wieder ein Verkehrsmittel, das Auto, das die letzte Veränderung des Kammerhofes auslöste. Ein ,,unglück licher Umstand" war die maßgebliche Ursache für die Revitalisierung dieses Gebäudes. Da, wo der gesamte Nord-Süd- und OstWest-Verkehr über die einzige Traunbrücke der Stadt führt, steht der mehrere Jahrhunderte alte Kammerhof mit dem Trauntor. Die höchst frequentierte Stahlbrücke aus dem Jahr 1901 erwies sich nach einer Routineprüfung 1958 als gefährdet. Der Ermüdungszustand des Materialgefüges ließ eine Reparatur wirtschaftlich nicht mehr vertretbar erscheinen. Ein Brücken neubau war zwangsläufig notwendig. Gleichzeitig bot sich mit der zu erwarten den Fahrbahnsperre die Möglichkeit, Umbauarbeiten an den Verkehrsengen im Trauntorbereich zu realisieren. Bisher er laubte diese kritische Stelle lediglich einen ampelgesteuerten Einbahnverkehr. Gehsteige gab es in jenem Engpaß keine. Der sprunghaft angestiegene Verkehr und die Prognosen zu den immer höher werdenden Motorisierungsziffern dräng ten dieses Verkehrsproblem zu einer ra schen Lösung. Im Frühjahr 1958 schrieb die Stadt gemeinde Gmunden einen Ideenwettbe werb zur Erlangung von Entwürfen für die Umgestaltung der beiden Brücken köpfe an der neu zu errichtenden Traunbrücke aus. Die Wettbewerbsprojekte sollten Lösungsvorschläge für die Ver kehrsprobleme bringen und die architek tonisch künstlerische Einfügung in die kulturhistorisch interessante Umgebung aufzeigen. Das Preisgericht sprach dem Projekt der Architekten UbI und Matuschek (September 1958) den 1. Preis zu. Das Bundesdenkmalamt stellte Bedin gungen, die auf die Erhaltung bestehen der Bauteile abzielten, deren Erfüllung nach diesen Plänen aber kaum oder nur sehr schwer möglich gewesen wäre. 1959 wurde vom östlichen Brückenkopf zum Rathausplatz eine Behelfsbrücke für den Fahrverkehr errichtet. Für die Fuß gänger verlegte man auf Baudauer den alten Gehsteig der Stahlbrücke seitlich auf Hilfsjoche. 1960 erfolgte der Abbruch der alten Traunbrücke und zweier Häu ser am östlichen Ufer (Schier und Grabsky), um die Behelfsbrückenzufahrt zu ermöglichen und die schlimmste Ver kehrsenge zu beseitigen. Um die Erhaltung des Trauntores und Kammerhofes durchzusetzen, bildete sich ein Verein mit Vertretern aus allen Be völkerungsschichten, der unter anderem eine Unterschriftenaktion organisierte. Über Betreiben des Bundesdenkmalamtes beantragte das Bundesministerium GMUNDEN TRAÜNTOR-KAMMERHOF 1 : 200 STADTBAUAMT oMUNDEN,NOVEMBER »66 SituatioHsplan GtTiunden Trauntor-Kammerhof

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