
gellum verlesen müssen. Bemerkt wird, dass Jehliu aus der Pfarre Pram-
bachkirchen allein
1200
fl. bezog. Die Beschwerden des Grafen und des Marktes
erhalten ihre Bestätigung durch den in den Pfarrschriften in Waizenkirchen
erhaltenen Bericht des Pfarrers Fchlin an das bischöfliche Ordinariat in Passau.
Er sagt ganz ungeniert, er könne nicht zugleich Meßner und Pfarrer sein und
deshalb habe er die österliche Beicht nach Prambachkirchen verlegt. (Siehe
Conrad Meindl Geschichte von Waizenkirchen Seite 07, 71 bis 72).
Die gräfliche Familie Kuefstein war streng religiös; es ist daher leicht
zu ermessen, was für ein Mann der Pfarrer Jehlin gewesen sein muss, wenn
ein Kuesstein gegen ihn aufzutreten genöthlget wurde.
m»)
26. Juni 1658 berichtete der Pfleger von Losensteinleithen an
seinen Herrn folgendes: Ein lediges Mensch, welches dem Rufe nach von
einem Geistlichen mSteyr geschwängert war, namens Margaretha Kirchbergerin
wnrde in den Pfarrhof in Wolfern geschafft, wo sie ganze 18 Wochen war,
während welcher Zeit sie sich mit den wöchentlich 2—3 mal stattfindenden
Besuchen ihres Anhanges unterhielt, tafelte und tanzte. Das wurde in der
Pfarre bekannt. Sie brachte ein Kind zur Welt, zu welchem der Pater Prior
der Dominikaner in Steyr Vater war: der Pfarrer taufte es heimlich, einer
der Pfarrhof Bediensteten stand zu Pathe. Nach drei Tagen starb das Kind
und wnrde „durch des Pfarrers kleinen Buben" im Beisein des Todtengräbers
zu Grabe getragen. Auf die Kunde von diesen Vorfällen verfügte sich der
Pfleger Johann Falzeder nach Wolfern, in dessen Pfarrhofe nun auch der
Pater Prior anwesend war. Der Pfleger forderte von Landgerichts wegen
die Herausgabe der Vettel. Der Pfarrer leugnete, dass sich selbe im Pfarrhofe
aufhalte, gebrauchte gegen den Pfleger Schmähworte und erklärte, er habe,
da sein Collator der Pfarrer von Sierning gestorben sei, niemanden zu
gehorchen. In das geistliche Hans durfte der Pfleger nicht eindringen; es blieb
ihm nichts anderes übrig, als außerhalb der Pfarrhofgründe Wachen auf
zustellen, damit das Mensch nicht enrwelchen könne. Dreimal, aber stets ver
gebens. versuchte der Pfleger den Pfarrer zur Auslieferung des Weibsbildes
zu vermögen: endlich reiste er zum Dechant nach Linz. Dieser kam nach
Sierning, berief dahin den Pfarrer, der endlich gestehen musste, dass das
Mensch im Pfarrhofe sei, nachdem er noch inzwischen versucht hatte, eine Ein
mischung der Vogteiobrigkeit: Herrschaft Steyr in Landgerichtssachen herbei-
zusühren. Der Pfarrer gab nun, wenn auch höchst ungern, dem Landgerichte
das Weibsbild heraus; von Steyr eilten zwei Dominikaner herbei und holten
den Pater Prior ab, welchen der Pfleger, wie er sagt, als Geistlichen passieren
lassen musste. Zur Schonung des Dominikanerordens, um welche der Linzer
Dechant ersucht hatte, wurde die Kirchbergerin, welche den Prior als Kindes
vater bezeichnete, noch am selben Tage aus dem Landgerichte abgeschafft. (Act
in Lad 48 des Archives in Losensteinleithen).
Die ausführliche Erzählung dieses schändlichen Vorfalles ist aus denr
Grunde nothwcndig, weil sie das Sittenbild jener Zeiten klar zeichnet.
mb) Allgemeines Reichsarchiv zu München: Passauisches Blechkasten
archiv Nr. 221,' Faszikel 120.
Deni Pfleger Karl Polito der passauischen Herrschaft Starhemberg
halten die Gerichtsdiener angezeigt, „dass Herr Pfarrer Johann Schoder in
Geboltskirchcn nicht allein im abgelaufenen Jahre 1653 seine Köchin mit
großem Leib verschickt habe, sondern dass selbe nach verrichteter Niederkunft
znrückkam und heuer (1654) abermals schwanger sein solle." Der Pfleger
ersuchte den Dechant Caspar Moß von Gafpoltshofen, „um die Geistlichkeit
nicht öffentlich zu Schanden, machen zu müssen", sich zu erkundigen und nach
befund der Sache die Köchin zum Landgerichte zu stellen, inzwischen aber sich
zu versichern, dass der Pfarrer sie nicht verschicke. Der Dechant verfügte sich
in den Pfarrhof in Geboltskirchen, befand die Köchin schwanger, verbot dem